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«6 z»r Abwanderung in dir großen Städte nicht inchr erhielten, hier und da sogar Arbeiter auf das Land zurückkehrten und Arbeit suchten: aber cS handelte sich hierbei meist um für die Land wirtschaft wenig brauchbare Hilfskräfte, und die Lohnforderungen gingen infolge dieser Verhältnisse nicht zurück, vielmehr erfuhren sie vielfach eine weitere Erhöhung, welche bewilligt werden mußte, um. die für die ordnungsmäßige Durchführung deS Betriebes erforderlichen Leute zu gewinnen. Diese auch im Betrieb zu erhalten, ist trotz der Bewilligung höherer Löhne nicht allenthalben ge lungen. Vielmehr wird darüber geklagt, daß die Neigung zum Vertragsbruch, insbesondere auch bei den ausländischen Arbeitern, trotz der in dankenswerter Weise seitens der königlichen Staats regierung eingeführten strengeren Kontrolle über einen Teil der ausländischen Arbeiter und trotz der Anordnung, daß der betreffende Arbeiter im Falle des Vertragsbruches auszuweisen sei, eine Verminderung nicht erfahren habe. Eine weitere Verschärfung der Beaufsichtigung der ausländischen Arbeitskräfte ist daher von vielen Seiten als dringend erwünscht bezeichnet worden, Hoffentlich führen die inzwischen auf Anregung des Landes kulturrats in der gedachten Richtung getroffenen Maßnahmen eine Besserung herbei. Die Lage iu Portugal. Die provisorische Regierung hat nunmehr fast allen fremden Negierungen die Proklamation der portugiesischen Republik angezeigt. Eine Aner kennung konnte durch die Mächte natürlich bis jetzt noch nicht erfolgen, da die neue Regierung nur provisorisch ist und die fremden Regierungen erst eine in aller Form von den dazuberufenen Or ganen proklamierte Republik anerkennen werden. I», übrigen haben die neuen Männer inzwischen Dekrete und Amnestien erlassen und Bestimmungen über das Vermögen des königlichen Hauses. Die Unruhen gegen den Klerus gewinnen an Ausdeh nung- - Lissabon, 9. Oktober. Die Regierung wird noch vor Montag außer dem bereits angekündig- ten Dekret über die Freilassung von Personen, die wegen Zugehörigkeit zu geheimen Gesellschaf ten verhaftet sind, Verfügung erlassen über: eine Amnestie für wegen Preßvergehcn, politischer und gemeiner Vergehen Verurteilte: Wiederherstellung des Pressegesetzes des früheren Ministers Barjona Freitas: Änderung der Eidesformel bei der Über nahme eines Amtes; Ersetzung des Wortes könig lich durch republikanisch in den Protokollen: so wie durch Verlängerung zurzeit schwebender Pro zesse um zehn Tage. Lissabon, 9. Oktober. Nach den vorliegenden Meldungen ist das Land längs der Eisenbahnen allenthalben ruhig, der Durchgangsverkehr an der Grenze vollzieht sich wieder ohne Umsteigen. Auf den Stationen sammelt sich die Bevölkerung, wel- L«r sttchststste «erMter. «et« » che die Republik begeistert begrüßt unb Fahnen schwenken. Lissabon, 10. Oktober. Die Ausweisung der Mönche und der Ordensfrauen hat allerorten be gonnen. Tie in den klösterlichen Erziehungsanstal- tcn untergebrachten Kinder sind den Eltern zurück- gegeben worden. Unter den Ausgewiesenen befin det sich Kardinal Netto, ein Franziskaner. Der Erzbischof von Bcja hat bereits das Land verlas sen. Nur wenige Kirchen in Lissabon waren gestern geöffnet. Politische Uebersicht. Deutsche» Reich. über den Zeitpunkt der nächsten Reichstags wahlen wird in der Presse gestritten, die sozialde mokratische Presse will von den Neuwahlen im Sommer wisse». Wie man an maßgebender Stelle mitteilt, sind Beschlüsse über diesen Zeit punkt nicht gefaßt worden, es besteht aber kein Grund, anzunchmcn, daß die Neuwahlen bereits im Sommer stattfinden sollten. Die Reichsregie rung legt Wert auf die Verabschiedung der großen versicherungspolitischen und juristischen Gesetze vor den Neuwahlen, so daß vor Mai der Reichstag nicht imstande sein wird, seine Arbeiten abzuschlie ßen. Ein Wiedcrzusammentritt des Reichstags würde 1911 erst Ende November notwendig wer den, um den Etat für 1912 zu beraten. Die Neu wahlen sind demgemäß für den Oktober 1911 zu erwarten, nachdem der jetzige Reichstag, dessen Legislaturperiode erst im Januar 1912 abläuft, aus formellen Gründen vorher in seinen-Sommer- ferien aufgelöst ist. Gestaltung der Reichszuwachssteuer. Die Er örterungen, welche im Reichsschatzamt mit Sach verständigen über die gegenwärtige Gestaltung des Entwurfs eines Zuwachssteucrgesetzes gepflo gen werden, werden noch fortgesetzt. Es sind bis jetzt iysbesondere Vertreter aus Bank- und Han- delskreiscn, darunter namentlich aus dem Grund stuckshandel, ferner Vertreter der Landwirtschaft, der Kommunalverwaltungen und Männer der Wissenschaft gehört worden. Die Handelskam mern werden bei den bevorstehenden Beratungen im Handelstag sich nochmals zu äußern Gelegen heit haben. Die Handwerks- und Gewerbekam- mcrn sollen besonders gehört werden. Beihilfen an hilfsbedürftige Kriegsteilneh mer. Bekanntlich ist im Etat des Rcichsschatzamts für 1910 ein Fonds von 23,6 Millionen Mark ausgeworfcn, welcher den Bundesstaaten zur Ge währung von Beihilfen an hilfsbedürftige Kriegs teilnehmer aus dem Feldzug 1870/71 und aus den von deutschen Bundesstaaten vor 1870 geführten Kriegen überwiesen wird. Der Fonds hat alljähr lich eine erhebliche Erhöhung erfahren. Auch im Rechnungsjahr 1911 wird er, wie die „Neue poli tische Korrespondenz" hört, zu verstärken sein, da die Ansprüche an ihn wiederum nicht unbeträcht lich gestiegen sind. Das Königsschlost in Lissabon, aus dem die königliche Familie vertrieben wurde. Die großen Massenversammlungen der So- zialdemakratie, die am Sonntag mittag 12 Uhr in 13 Lokalen Berlins abgehalten worden sind, waren trotz der verschiedenen, Aufrufe im „Vor wärts" und der Flugblattverteilung am Morgen nur von insgesamt etwa 20 000 Personen besucht. Die Versammlungen, in denen die Vorkommnisse in Moabit von bekannten sozialdemokratischen Führern besprochen wurden, waren meist schon nach 30 bis 45 Minuten beendet. Die Besucher entfernten sich dann ohne jede Demonstration,, nachdem überall eine gleichlautende Resolution angenommen worden war. Auch die in den Vor orten Berlins abgehaltenen 8 Versammlungen haben einen ruhigen Verlauf genommen. Oesterreich Dir Konferenz der mitteleuropäischen Wirt schaftsvereine (Budapest) beriet am Freitag über die Organisation des inländischen Arbeitsnach weises in Deutschland, Österreich und Ungarn und über die Zweckmäßigkeit und die Mittel, einen Zusammenhang der verschiedenen Nachweisstellen zur Beobachtung des internationalen Arbeits- Marktes herzustellen. Ganz besonders lebhaft ge staltete sich die Erörterung der Frage, ob und in welchem Umfang ein gesetzliches Verbot von Agen turen für die Vermittlung von Arbeitern nach dem Ausland erwünscht und durchführbar sei. Don den deutschen Delegierten beteiligten sich an den Debatten Professor Julius Bueck, Dr. Doltz, Tr. Hager und Freiherr von dem Bussche. Amerika. Angriffe auf die Ausländer in Honduras. Nach einer Depesche der „New Jork Sun" aus Guatemala sind in Amapala in Honduras die dort lebenden Ausländer aus der Stadt geflohen, nach dem der Stadtkommandant Befehl gegeben hatte, alle Engländer und Amerikaner festzunehmen und ihr Eigentum zu konfiszieren. Der englische Kon sul entkam nur mit genauer Not unter einem Ku- gelregen der Soldaten des Kommandanten. Die ser wollte auch den englischen Geschäftsträger ver haften lassen, den er beschuldigt, die Bevölkerung zrjr Revolution aufzureizen. Der Kommandant droht, beim Eintreffen eines englischen Kriegs schiffes die Stadt niederbrennen zu lassen. Aus Stadt and Umgebung. Bischofswerda, 10. Oktober, Obstausstellung. Füx Aussteller s?i bemerkt, daß die Beteiligung des einzelnen Ausstellers an den verschiedensten Aufgaben sehr erwünscht ist und besonders bewer tet wird. Vor allem ist darauf zu achten, daß alle Früchte möglichst gleichmäßig sind, die einen Korb füllen: man stelle also nicht etwa 4 mittlere und oben darauf einen besonders großen Apfel aus. Die Körbchen stellt die Leitung zur Verfügung. Nichtmitglieder haben die erforderliche Platzmiete — 1—2 pro Him — vor der Eröffnung zu ent richten. Das Füllen der Körbchen hat der Aus steller selbst zu besorgen. Nur in Ausnahmefällen wird es von der Leitung besorgt. Der Stiel muß an der Frucht wegen der Sortenbestimmung vor handen fein. In den Ausstellungsräumen ist das Rauchen nicht gestattet, da Obst bekanntlich scharfe Gerüche sofort anzieht und die schöne Ware sehr entwertet werden würde. Das Mitbringen von Hunden ist selbstverständlich verboten wie ebenso jedwedes Berühren der Früchte. Schulen und Vereine erhalten nach vorheriger Anmeldung auf Wunsch Vorzugspreise. G Bischofswerda, 10. Oktober. Der Kavallerie- Verein zu Bischofswerda und Umgegend hielt am Sonnabend, den 8. d. M., seine gutbesuchte Mo nats-Versammlung im Vereinslokal ab. Hierbei wurden zunächst die laufenden Arbeiten und Anträge erledigt und beschlossen, das nächste Stiftungsfest am 22. Januar 1911 im Hotel „König Albert" unter Mitwirkung einer bisher hier noch nicht aufgetretenen Kavallerie-Kapelle stattfinden zu lassen. Gleichzeitig wurde die Ein ladung sämtlicher Brudervereine beschlossen und dankend Kenntnis genommen von der dem Ver ein zugegangenen Einladung des hies. König!. Sächs. Militärvereins anläßlich der Feier seines 50jährigen Jubiläums. Zu diesem Fest forderte der stellvertretende Vorstand Kamerad Halke sämtliche Mitglieder zu regster Beteiligung auf. Nach Schluß der Versammlung fand noch ein ge mütliches Beisammensein statt. H! Bischofswerda, 10. Oktbr. Gestern fand in Dömitz-Thumitz die letzte diesjährige Be- zirks-Borturnerstunde statt. BezirkSturnwart Börner (Bischofswerda) begrüßte die Erschiene- nen mit einem „Gut Heil", ebenso der Vorstand Zschiedrich vom Tv. Demih-Thumitz. Die hierauf vom stellv. Turnwart Thamm (Domih) geleiteten Freiübungen, boten ein schöne- Bild. Es folgte hierauf Riegenturnen in 3 Riegen an: