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Laudtagsabgeordueter Dürr Am Sonntag morgen ist der freikonservative Landtagsabgeordnete, Verlagsbuchhändler Johan- nes Friedrich Dürr in Gaschwitz bei Leipzig plötz lich verstorben. In unterrichteten Kreisen war es schon längere Zeit bekannt, daß -er allseitig geach tete Mann seit Jahren an hochgradiger Nervosität litt. Die aufreibende Tätigkeit in geschäftlicher und politischer Beziehung war an ihm nicht spur los vorübergegangen, um so weniger, als er sich trotz der Bitten seiner Angehörigen nicht die so dringend nötige Erholung und Schonung in aus reichendem Maße gönnte. In der letzten Zeit hat sich dieser bedauerliche Zustand nervöser überrei- zung derartig verschlimmert, daß Dürr am Sonn tag morgen in seiner Villa in Gaschwitz seinem Leben selbst ein Ende bereitete. In weiten Krei sen wird das rasche, plötzliche Ende Dürrs lebhaf tes Bedauern auslösen, und allgemeine Teilnah me ist den schwergeprüften Hinterbliebenen sicher. Dürr hat nur ein Alter von 43 Jahren erreicht und gehörte der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages seit 1905 als Vertreter deS 23. länd lichen Wahlkreises an. Im Landtag war Dürr I Das Neueste vom Tage. Der freikonservative Landtagsabgeordnete Verlagsbuchhändler Dürr in Gaschwitz bei Leip zig ist gestern vormittag in einem Anfall von Schwermut freiwillig aus dem Leben geschieden. (Siehe Artikel.) Die großen Massenversammlungen, welche die Sozialdemokratie gestern mittag in Berlin einbe rufen hatte, waren schwach besucht und haben einen ruhigen Verlauf genommen. (Siehe Deut sches Reich.) * Das Luftschiff „Parseval 6" hat heute vormit tag z^-10 Uhr eine Fahrt von München nach Ber lin angetreten, mit Zwischenlandungen in Plauen und Bitterfeld. In Lissabon hat der Pöbel im Verein mit Sol baten mehrere Klöster geplündert. (Siehe Letzte Depeschen.) * Im zentralamerikanischen Staat Honduras herrscht völlige Anarchie. Das Leben aller Aus länder ist gefährdet. (Siehe Politische Übersicht.) * Im Staate Minnesota in Nordamerika wüten wieder heftige Waldbrände, denen mehrere Ort schaften und viele Menschenleben zum Opfer ge falle» sind. (Siehe Sonderbericht.) 1»10 Nehmkt in Wofsmk: Mntaz, i>e« 1?. Moder M bei allen Fraktionen als liebenswürdige Persön lichkeit und als rastloser, gewissenhafter Ar beiter geschätzt. Der Wünsche seines Wahlkreises nahm er sich mit Eifer an und vertrat sie mit allein Nachdruck. Die von ihm verfahten Deputationsbe richte zeichneten sich durch Klarheit und Übersicht lichkeit in der Darstellung aus. Mit ganz besonderer Vorliebe beschäftigte sich der Verstorbene mit Schulfragen. Bereits im vorletzten Landtag trat er bei Beratung der auf die Reform der Volksschul gesetzgebung abzielenden Anträge Hettner und Günther hervor, und der damals vom früheren Abg. Dr. Schill verfaßte Deputations bericht läßt gut erkennen, daß Dürr nach einer wirklich freiheitlichen Umgestaltung unseres Volks schulgesetzes mit aller Kraft strebte. Die politische Tätigeit Dürrs, die sich übrigens auch über den Landtag hinaus erstreckte, war von kurzer Dauer, äußerst vielseitig und von gutem Erfolg begleitet. Von den Staatsbürgern, die am öffentlichen Leben regen Anteil nehmen, wird der Name Johann Friedrich Dürr nicht leicht ver gessen werden, und alle, die dem Verstorbenen per sönlich näher getreten waren, werden ihm darüber hinaus auch wegen seiner sympathischen Charak tereigenschaften ein dauerndes Gedächtnis be wahren. isrrate, welche in diesem Blatte die weiteste Berbreitmig Len, werden bi» vorm. 10 Uhr angenommen, größere und npltzierte Anzeigen tag» vorher. Die viergespaltene Kor- -zelle 12 «0, dir Reklamezeile 30 «1. Geringster Jnse- tmbetrag 40 «1. Für Rückerstattung unverlangt emge- sandter Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr. Erscheint jeden Werktag Abend« für den folgenden Tag. Der Bezugspreis ist ««schließlich der drei wöchentlichen Beilagen bei Abholmig vierteljährlich 1 uk SV «ß, bei Zustellung in» Hau» 1 7V <!, bei allen Postanstalten 1 SO «Z exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kosten 10 Bestellungen werden angenommen: Für Bischofswerda und Umgegend b« unsere« Zettmegs- vvte«, sowie in der Geschäftsstelle, Altmarkt IS, ebenso auch bei allen Postanstalten. Nummer der Zeitungsliste SSS7. Schluß der Geschäftsstelle abend» 8 Uhr. Allgemeine Lage der Landwirtschaft in Sachsen. Der soeben erschienene Jahresbericht über die Landwirtschaft im Königreich Sachsen für das Jahr 1909, den der Landeskulturrat herausgibt (Dresden 1910, Kommissionsverlag von Johannes Päßler, Dresden - N.), spricht sich hierzu wie folgt aus: Zu Beginn des Berichtsjahres und auch noch bis in den Sommer hinein waren die Aussichten für die Landwirtschaft recht wenig günstig. Bei der lange andauernden Trockenheit während des Herbstes 1908 hatten sich die Herbstsaaten nur gering entwickelt, die späten Saaten waren ent weder gar nicht gekeimt oder hatten sich doch nur ganz mangelhaft bestockt. Sie waren den Anfang Oktober eintretenden harten Frösten, ohne durch eine Schneedecke geschützt zu sein, ausgesetzt ge wesen. Dies hatte zur Folge, daß ein großer Teil der Weizensaaten und der späten Roggen saaten schwach in den Winter kam. Die schwachen Weizensaaten hatten den Unbilden des Winters genügenden Widerstand nicht entgegenzusetzen ver mocht. In der Oberlausitz und im Leipziger Kreise mußte etwa der dritte Teil der mit Weizen be stellten Felder, hier und da auch noch mehr, um gepflügt werden. Nur der Roggen war ziemlich unversehrt durch den Winter gekommen. Die im allgemeinen ungünstige Witterung in Frühjahre, Mangel an Niederschlägen und Wärme, hatte zur Folge, daß die Vegetation allgemein erheblich ver zögert wurde. Auch die Sommersaaten, der Klee und die Wiesen litten unter der kühlen Witterung, wozu im Mai und zum Teil auch noch im Juni Mangel an Niederschlägen kam. Unter solchen Umständen war die Hoffnung auf eine befriedigende Ernte gering, und die Be fürchtung, daß das Jahr 1909 für einen großen Teil der sächsischen Landwirte schwere wirtschaft liche Verluste bringen werde, erschien begründet. Glücklicherweise ist jene Befürchtung nicht in vollem Umfange eingetroffen. Die im Juni ein tretenden Niederschläge übten vielfach eine sehr günstige Einwirkung auf die Vegetation aus, zu mal es auch an der nötigen Wärme nicht mangelte. Trotz des verspäteten Witterungsumschwunges wurde auch das in feiner Entwicklung in den tieferen Lagen schon weiter fortgeschrittene Winter getreide noch günstig beeinflußt, dessen Erträge sich infolgedessen im allgemeinen noch recht be friedigend gestalteten. Das gleiche gilt auch für das Sommergetreide. Das Gesamtergebnis wurde indessen nicht unerheblich durch die, namentlich in den höheren Lagen, ungünstige Witterung während der Erntezeit beeinträchtigt. Immerhin kann es noch als befriedigend be zeichnet werden Die Einnahmen aus dem Ge treideverkauf wären noch besser gewesen, wenn nicht der Preis des Roggens so erheblich gesunken wäre. Dagegen ließ das finanzielle Ergebnis bei der Viehhaltung zu wünschen übrig. Ganz abge sehen davon, daß die Rindviehpreise in manchen Bezirken infolge der Notwendigkeit, wegen der ge ringen Futterernte einen Teil der Rinderbestände abzustoßen, stark zurückgingen, hatten der Futter mangel im Frühjahr und der geringere Vorrat an Wintersutter zur Folge, daß für das fehlende Heu in größerem Umfang als sonst Kraftfutter mittel zugekauft werden mußten, die im Preise sehr erheblich gestiegen waren. Die Erhaltung der Viehbestände erforderte daher ungewöhnliche Opfer, wodurch das finanzielle Gesamtergebnis des Wirtschaftsbetriebes nicht unerheblich geschmä lert wurde. Die gesteigerten Preise für andere landwirtschaftliche Bedarfsartikel und für Ge- brauchsgegenstänoe aller Art (Maschinen und Ge räte) übten einen Einfluß in gleicher Richtung aus. Auch die höheren Arbeitslöhne nahmen hieran teil. Zwar war das Angebot von Arbeitskräften, namentlich von Wanderbeitern im Berichtsjahre etwas größer, und verschiedene Arbeitsstockungen in manchen Industriezweigen hatten zur Folge, daß die ländlichen Arbeiter verstärkte Anregung Erledigt hat sich die auf den 15. d. M. nachm. 2 Uhr in Demitz-Th. anberaumte Versteigerung von 20 Paar Herrenschaftstiefel und 1 Damenuhr. Bischofswerda, am 10. Oktober 1910. Der Gerichtsvollzieher des Mnigttche« Amtsgerichts. Der sächsische LrMer, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 22. Aü«ftr«dseckfzigfter Jahrgang. Telegr.-Adr.: Amtsblatt. Mit de« wöchentlichen Vellage«: Jeden Mittwoch: Belletristische Beilage; jeden Freitag: Der sächsische Laadwirt jeden Sonntag: Illustriertes SomrtagSblatt. MM