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Der sächWe FrMer, Lageblatt für Bischofswerda/Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. SchulinspeMo» und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 22. Bt-rmedfechtzigHer S«hrg<m-. Tele-r..Adr.: Amtsblatt. Wit be« »ScheatNche» Beilagen: Jeden Mttwoch: Belletristische Beilage; jeden Freitag: Der sSchfische Landwirt; jeden Sonntag: Illustriertes EiomrtagSVlatt. Erscheint jeden Werktag Abends für dm folgenden Lag. Der B«ugsPrii» ist «lschlteßlstd der drei wschmtlichm Vrilagm bet Abholung virrteljllhrlich t SO bei Anstellung in« Haus 70 «>, bei allen Postanstaltm 1 exklusiv« Bestellgeld. - Einzelne Nummern koste» 10 «l ——— Bestellung« werden anaenommm: Kür Bischofswerda und Umgegend b« m«sere«Zett>m»s- beten, sowie in der Geschäftsstelle, Altmarkt Id, ebenso auch bei all« Postanstaltm. Nummer der Zritungsliste Sd87. Schluß der Geschäftsstelle abends S Uhr. Inserate, welch« in diesem Watte dir wetleste Verbreitung sdLrn, werdm bi» vorm. 10 Uhr anaenommm, größere und kompltzirrtr «nzetgm tag» vorher. Die viergespaltme Kor- puszme 12 di« Reklamrzril« SV «l. Geringster Ins«» ratmbetrag 40 «l- Mr Rückerstattung mwerlmgt emge. sandtrr Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr. Auf Blatt 17 des Genossenschaftsregisters, die Genossenschaftsbrauerei, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht m Bischofswerda bett., ist heute eingetragen worden: der Drogist Nttdvlph LH esset ist nicht mehr Mitglied des Vorstandes; der Brauereidirektor Heinrich Art« m Bischofswerda ist Mitglied deS Vorstandes. B i s ch o f S w e r d a , am 31. August 1910. Königliches AmtSgeei ch t. Die heutige Nummer mnsatzt 14 Setten, «ntzerde« das Illustrierte Gonntag-dlatt. DaS Neueste vom Tag« I« Bvdapest hat der im vorigen Jahre ver storbene Ingenieur Haselik sei« ganzes Vermö gen, 20 Millionen Kronen, für eine Stiftung für in Rot geratene Angehörige des Mittelstandes vermacht. Durch anhaltenden Rege« und Wolke^ßMhe stns in Bayer« und Tirol, sowie in Ungar« Mer- schwemmnngr« eingetteteu. (S. Sonderbericht.) * Die Waldbrande in Südfrankreich greifen im mer weiter um sich. Zahlreiche menschliche Woh nungen find bedroht. (Siehe Letzte Depeschen.) In England beginnt hentt eine Aussperrung aller Kesselschmiede i« Schiffsbaugrwerbe, von der hv 000 Mann betroffen werden. (Siehe Eng land und Letzte Depeschen.) Argentinien hat die Biehausfuhr verboten we. gen der bedenklichen Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche im Laude. Der seit 9 Woche» dauernde Ausstand von 7V 060 Mäntelschneidera in Rew N»rk ist zu Ende. Die Arbeitgeber haben die Forderungen de» Syn dikats erfüllt. Die Vr-eutung -es Kriegs für Vie EulwicklAstg ver «evschtzeit. Der Münchener Staatsrechtslehre Geheimer Hofrat Professor Dr. Karl Freiherr v. Stengel, der bekanntlich als Vertreter des Deutschen Rei- cheS an der ersten Friedenskonferenz vom Jahre 1899 im Haag teilnahm, hat in seinem Buche über Weltstaat und Friedensproblem auch der Bedeu tung des Krieges für die Entwicklung der Mensch heit einen Abschnitt gewidmet. Entschieden wendet sich der Verfasser gegen die Behauptung der sogenannten Friedensfreunde, daß der Krieg von jeher nur ein Hemmnis des Kulturfortschritts gewesen sei, indem er folgen des auSführt: Eher läßt sich da» Gegenteil be haupten. Betrachtet man nämlich die geschichtliche Entwicklung der Menschheit, so zeigt sich, daß der .Kulturfortschritt der gesitteten Menschheit im innigsten Zusammenhänge mit großen Kriegen stand, det die Völker zunächst entzweien, aber auch in kulturfördernde Berührung bringen. Schla gende Bttveise für diese Behauptung find die Perserkriege Alexanders des Großen und die Kreuzzüge im Mittelalter. Ebenso waren der ko- lonisatorisch« Einfluß der europäischen Staaten in Amerika, Asten, Australien und Afrika und die Ausbreitung der europäischen Kultur über die ganze Wett nur vermittelt durch eine Reihe von Kriegen, die europäische Staaten mit halbgefitte- ten und rohen Völkern geführt haben und führen mußten. Athen und Rom haben es trotz der vie len Kriege, die sie geführt haben, ja gerade infolge derselben zu hoher Kulturblüte gebracht. Auch die Bildung großer Nationalstaaten, die doch als ein Kulturfortschritt betrachtet' werden mutz, ist nur durch kriegerische Ereignisse bewirkt worden. Na- mentlich ist auch das Deutsche Reich in seiner Ent stehung schließlich doch auf den Dänischen Krieg von 1868—64, den Deutschen Krieg von 1866 und -en Deutfch-Französtschen Krieg von 1870/71 zu- rückzuführen. Ohne diese Kriege wäre die deut sche Einheit auch heute noch ein schöner Traum; denn durch Sänger- und Schützenfeste, durch pa triotische Reden und schwungvolle Zeitungsartikel und schließlich auch durch Parlamentsverhandlun- gen werden solche Umwälzungen, wie sie in der Schaffung deS italienischen Staates und des Deut schen Reiches gegeben sind, nicht durchgeführt. Auch die Behauptung, daß die für Rüstungen aufgewendeten Summen unproduktiv seien, das heißt, keinen Nutzen bringen, wird vom Freiherrn v. Stengel wirksam widerlegt: Es sind — so führt er aus — doch nicht bloß die Ausgaben für solche Einrichtungen produktiv, die jährlich ein bestimm tes Zinserträgnis abwerfen, wie die Eisenbahnen und ähnliche wirtschaftliche Unternehmungen des Staates. Auch die Aufwendungen für Rechts- pflege und Polizei, Kunst und Wissenschaft und Volkswirtschaft find produktiv, da erstere das Gut der Rechtssicherheit, die Grundlage jeder wirt schaftlichen Entwicklung, schaffen und die letzteren die Bevölkerung auch zur wirtschaftlichen Produk tion geeigneter machen. Im gleichen Sinne sind auch die Aufwendungen für kriegerische Rüstun gen produktiv; sie schaffen für Industrie und Handel die notwendige Sicherheit gegen Störun gen durch feindliche Angriffe von außen wie auch gegen gewaltsame Umwälzungen im Innern, ha ben daher in gewissem Sinne dieselbe Bedeutung, wie die Aufwendungen für Versicherungen gegen Feuers- und Hagelsgefahr usw. Die vorstehenden Ausführungen haben selbst verständlich nicht die Bedeutung, darzutun, daß die Staaten möglichst ost Krieg führen sollen, um sich die Vorteile deS Kriege« zu sichern. Der Krieg ist und bleibt immer ein Übel, und kein Vater landsfreund wird wünschen, daß sein Volk ohne die triftigsten Gründe den Gefahren und Schreck nissen eines Kriege« ausgesetzt werde. Der Krieg ist al« eine Form de« Kampfe« zu betrachten, in dem die tiefsten Gegensätze deS Volke« zum Aus druck kommen. Seine weltgeschichtliche Bedeutung liegt darin, daß er von jeher von wesentlicher Be- deutung für die Entwicklung der Menschheit ge wesen ist und bleiben wird, wenn auch in Zukunft die Kriege seltener und kürzer sein werden, al« in früheren Jahrhunderten. Politische Ueberficht. « Deutsch*« «eich. Kaiser Wilhelm wird im Laufe des Monats September zum Besuch auf Schloß Friedrichshof bei Cronberg eintreffen. Es besteht die Möglich keit, daß König Georg von England auf Schloß Friedrichshof dem Kaiser seinen Antrittsbesuch macht. Zur Emdener Spionatzrafsare. Dem Hastent- lassungsantrag der in Emden wegen Spionage verhafteten beiden Engländern ist nicht stattge- geben worden, da die bisherigen Ermittlungen den Verdacht -es Landesverrats bestätigt haben. Die Verhafteten werden Anfang kommender Woche nach Leipzig in Untersuchungshaft »berge- führt. Wechsel auf dem russischen Botschafterposten. Der russische Botschafter in Berlin, Graf von der Osten-Sacken, wird noch im Laufe dieses Herbstes seinen Berliner Posten verlassen. Mit ihm tritt der Senior der auswärtigen Diplomaten und Vertreter der fremden Mächte in Berlin in den Ruhestand. Bereits 1852 ist Graf von der Osten- Sacken in den Staatsdienst eingetreten, er hat also annähernd 60 Jahre seinem Vaterland ge dient. Den Berliner Posten übernahm er als Nachfolger des Grafen Schuwalow im Jahre 1895. Als seinen Nachfolger nennt man den Ver treter Rußlands bei einer mit Deutschland be freundeten Macht. Einweihung des neuen ReichSmilitärgrrichts- gebiiudes. In feierlicher Weise wurde am Don nerstag mittag das neue Dienstgebäude de« Reichsmilitärgerichts inCharlottenburg durch den Kaiser seiner Bestimmung übergeben. Der Feier, bei welcher der Kaiser die Schlußsteinlegung voll zog, wohnten ferner der Kronprinz und die an- deren Prinzen, sowie der Reichskanzler bei. Im Anschluß an die Schlutzsteinlcgung besichtigte der Kaiser mit den Prinzen die Haupträume des Ge bäudes. Die neue Felduniform des deutschen Heere«. In diesen Tagen ist die Probe aufs Exempel ge macht und die neue Felduniform zum ersten Male in großem Maßstab in Tragung genommen wor den. Je eine Infanterie-Division nebst den dazu- gehörigen anderen Waffengattungen, namentlich auch die Kavallerie aller Arten, beim 1. Armee korps in Königsberg und beim 17. Armeekorps in Danzig ist mit feldgrauer Bekleidung ausgerüstet. Allerdings hat man es vorgezogen, die beiden Kaiserparaden in altem Paradeglanz, also in der bisherigen Bekleidung, abzuhalten. Aber bereits die Brigade- und Divisionsmanöver werden von den genannten Truppen in der neuen Bekleidung abgehalten. Im Kaisermanöver vom 8. bi« 10. September wird man Gelegenheit haben, im Ge fecht die Vorzüge der neuen Bekleidung dadurch zu beurteilen, daß man Truppen in der neuen und alten Uniform neben-, bezw. gegeneinander fechten steht. Aber schon jetzt steht durch den