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G L ch s e «. -l- Bischoftwerd« IS. Oktober. Das Jahr ISO» hat dem hiesigen Turuvrrei», der am 18. Septem- der 1948 gegründet tvurde, manch« Jubiläum ge bracht, jedoch istnur in schlichter Weise da» 60jLH- rigr Kahueujubiläum gefeiert worden. SS wird aber füt mawchen alten Turner von Interesse sein, noch kurz etwa- über das Jahr 1849 zu hören. Nachdem der Berein 1848 gegründet, so war es auch zu Anfang noch wie heute, « wurde Veld gebraucht, die 4 Neugrvschen reichten nicht aus, große Anschaffungen zu machen und so wurde be- schloffen, den 11. Februar 184S dm ersten Ball abzuhalten, der in dem Saale des Hotels zur gol denen Sdnne abgchalten wurde. Recht fühlbar machte sich im BereinSturnen der Mangel ein« Sommerturnplatz« geltend, -em aber durch das Entgegenkommen der städtischen Kollegien rasch Abhilfe geschaffen wurde; denn bereits am 24. Juni MS konnte die Weihe des Platz« am Schützenhaus, im Birkenwäldchen gelegen, festlich begangen werden. 8 von 15 geladenen Vereinen warm dazu mit iso Turnern erschienen. Den Zug «Höfftiete eine Riege erwachsener Turner, dann fotzten die Knaben und Mädchen, die im Verein Turnunterricht nahmen, darauf kamen die eingeladenen Mitglieder d« StadtratS, des Stadtgerichts, der Stadtterordneten und Schul- kollegium, -imn ftlgten die fremden Turner, den Schluß unser Turnverein bildend. Wehende Fah nen, worunter, mehrere von schönen Händen kunst reich gestickt, belebten daS Bild. Unserer Turner schar mangelte noch eine dergleichen, »«- eine zur Lurnfahne erwählle, schwarz-rot-gelbe Flagge mutzte dieselbe ersetzen» > Auf dem Turnplatz an gelangt, ordnete sich der Zug im Viereck, um eine in Mitte angebrachte mit Kränzen geschmückte SbMerbMhne, von welcher Herr Buchdruckereibe fitzer Friedrich May al« 1. Turnrat in passenden Btzrfm dse Turner und Gäste willkommen hietz. Hierauf turntm die Kleinen. Dieselben zeigten in mannigfaltigen Bewegungen und Stellungen den praktischen Nutzen d« TMrnenS auf Ausbildung d« Körper« für Schönheit und Gewandtheit. JntOWanter 4ür die ZMfchmrex Uuuwn allerdings die mannigfachen Uebungen der Erwachsenen auf Reck Md Barren, am Kletterseil und Stangen. Nach dM Turnen zogen die Turner in die Stadt zurück, -«selbst die Bewohner dieselben freundlich bewirteten. Ein Ball schlotz diese erste tumerische Feier. Zum Schluß berichtete der damalige Vor- sitzende Friedrich May. Kein Mitzklang störte die Harmonie d« Fest«. Sein Charakter war harmlose Fröhlichkeit, und « ficht fest, zu glau ben, Mb « -er Turnerei nur Freunde erworben, die BerlMmder -«selben aber zum Schweigen gebracht hat. Ämn die Jugend früherer Zeit ihre MUsestundm im ' Rausche, mit Kartm, schmutzig«» Rchen und Liedern, Torheiten ayer Art «»-füllte, so benutzte der Turner dieselben zur Ausbildung sein« Körpers und erwächst in edlem Wetteifer zu einem mit Anstand, Freimut, und OrdnungMrm ausgestatteten Mann, in dessen gesundem Körper auch ein gesunder Geist wohnt. Unter dem 20. Juli 1849 stellte eine Anzahl Mit glieder den Antrag, eine Hauptversammlung ein- zuberufey, um in dem Berein eine Lösch- und RettungSschar zu bilden, was auch endlich perfekt wurde. Bekanntlich entstand 1866 im Verein die jetzige freiwillige Feuerwehr.»— Fleißigen Jung- fraueNhäuden, die da« Fehlen einer Fahne bei der LurnpwGveihe bemerkt, war es in kurzer Zett ge- lungen, eine Fahne selbst zu sticken und dem Ver ein afS Geschenk am 7. Oktober 184S zu über geben Md gleichzeitig die Weih« mit zu vollziehen. ISVertzine waren dazu geladen, jchoch -er erst statt- gefundenen Turnplatzweihe wegen wenige erschie- nep. Im Schützenhau« versammelten sich die Fest- jungfrauen, Turner und Gäste,von -a ging der Zug direkt nach dem Turnplatz; im Halbkreis aufge- sE>? überreichte Frl. Ida Großmann, Mutter des jetzigen Herrn Stadttat Huste, dem Verein die Fahne, wofür 1. Turnxat Friedrich M a y herzlich dankte; ein Weihlied, vom 1. Turn- rat gewidmet, wurde von sämüichen Teilnehmern gesungen und somit die Weihe beendet. Ein Schau- turne» Würzte noch da« Fest. Ueber die Fahne selbst wollen wir kurz berichten. ES ist wohl die einzige Fahne in unserer Stadt, die die hiesigen Jungfrauen selbst gestickt haben und wohl außer den Schützenfahnen die älteste aller Vereine. Die eine Seit« ttägt daS Gtadtwappen mit dm Aufschrift: „Gewidmetvon den Jungfrauen"'. Die andereSeite ttägt eine Eichenranke mit -« Inschrift: „Heil gM' -DWe. deutsche Turn«, namentlich zu deut mitgemacht und im Festzuge getragen worden ist, wundern sich über diesen Gruß. Der Gruß selbst hat in dem Radeberger Kreise 1846—50 al« Tur- nergruß gegolten. Friedrich Ludwig Jahn emp fahl „Gut Heil" und auch viele Vereine, wiePirna, Neustadt usw. hatten bereits den Ruf „Gut Heil' im Verein ausgenommen. Im Jahre 1850 nahmen die Deutschen, die Vertreter unter Jahn« Leitung, den Ruf „Gut Heil", der heute noch besteht, in Chemnitz an. Somit dürste wohl unsere alte Turnerfahne die einzige in der deutschen Turner schaft sein, die diesen Ruf auf die Fahne geschrie ben und für un« eine alte historische Fahne somit geworden ist. JmJahre 1851 war derVerein trotz aller Bemühungen bi« auf 18 Mitglieder gesun ken und somit beschloß die damalige Hauptver sammlung am 13. Oktober den Berein aufzulösen, die Kahne und Gerate dem Stadtrat zu über geben, den praktischen Turnern aber die Geräte zur Benutzung weiter zu überlassen. Geturnt ist immer geworden, bi« 1860 der Berein auf« neue ins Leben kam und heute bereits ein groß« Blatt auf dem Eichenbaume der deutschen Turnerschaft geworden ist. Somit würde in kurzen Züge»» noch einmal auf da« Jahr 1849 hingewiesen, für unseren Turnverein aber da« Jahr 1909 ein vierfache« 60jährig« Jubiläum sein. „Gut Heil" auf ferner« Wachsen, Blühen und Gedeihen des alten Turnvereins von 1848! 8t. Bischofswerda, 19. Oktober. Am Sonntag wurde von einem hiesigen Schulknaben im Walde d« Rüdenberg« ein Riesen-Champignon gefun den. Derselbe war 21 Zentimeter hoch und 630 Gramm schwer. Sein Hutumfang betrug 81 Zenti meter. :: Bischoftwerda, 19. Oktober. Weichenwärter 2. Kl. Korsch in Dresden-N. ist als Schirr meister nach hier versetzt worden; Bahnwärter Kjlare von G.-D. 12a aft Stationswärter in WeickerS-orf. Eine Geldbelohnung nach. 35jähriger Dienstzeit erhielt Hilfsweichenwärter Bauer von hier. 8. Dresden, 19. Oktober. Eine bedeutsame Kundgebrurg de« StaatSminiftrr« Grafen Vitz thum von Eckstadt. Der neue Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt hielt im Kreise der Ministerialdirektoren, der Kreis- und Amtshaupt leute d« Land« am Montag eine außerordent lich wichtige Besprechung ab, in der er sich über die den Verwaltungsbeamten obliegenden Auf- gaben aussprach. Die Verwaltzmg müsse, so führte der Minister aus, von einem einheitlichen Geiste durchdrungen sein, für dessen Wahrung der Minister dem Lande verantwortlich sei. Der Mi nister forderte, indem er betonte, die Regierung werde sich Besserungsvorschlägen ebensowenig wie einer ernsten und sachlichen Kritik verschließen, die Verwaltungsbehörden auf, Gedanken und Vorschläge zu notwendigen Vereinfachungen im Geschäftsverkehr auf Grund der in der Praxis ge wonnenen Erfahrungen bis zum 1. April n. I. zu sammeln und in Konferenzen als Material für das Ministerium zu besprechen. Ferner führte der Minister aus, wie er nicht die jedem Beamten drohende Gefahr, in Bureaukratismus zu verfal len, verkenne, jedoch die Zuversicht hege, daß durch die Rücksichtnahme auf das gesteigerte Selbstbe- wußtsein des einzelnen im Verkehr mit der Be hörde, durch persönliche Fühlung und Gehör be währter Interessentenkreise daS Vertrauen in den Verwaltungsbehörden wachsen und dann die ihnen gegenüber geübte Kritik zurücktteten werde. Am sichersten werde dies« Vertrauen durch Gediegen heit der Arbeit, Verständnis für die Bedürfnisse des Publikums und den Willen, nur der Sache zu dienen, erhalten und durch die Ueberzeügung des einzelnen, daß eine Handlung der Behörde von sachlicher Notwendigkeit diktiert fti, gestärkt wer den. Sehnlich liege die Sache gegenüber den Ge meinden, deren Autonomie in umfassender Weise bestehe und gefördert werden soll. Bei den An griffen auf die nebenher gehende Staatsaufsicht müsse die Notwendigkeit, den Jnteressenkreis der Allgemeinheit in ihren Beziehungen zum Staate, den Bezirken, den Nachbargemeinden und öffentlichen Korporationen als auch den Inter- essenkreis d« einzelnen Gemeindeglieds gegenüber seiner Gemeindeverwaltung zu schützen, ebenso be- tont werden, wie der Schutz der zukünftigen Gene- rationen gegenüber -«lebenden. Auch in Wider streit dieser Interessen sei die wohlwollende Hand- habung der Staatsaufsicht wie die Verständigung ein erzieherisches Mittel -um besten des Ganzen. — Zur Handhabung d« ReichSvereinSgesetz« das Recht zur Entsendung von Beauftragten inH alle öffentlichen Versammlungen nach oberverwalM tungSgerichtlicher Entscheidung besitze, von diesmW Rechte in allen Fällen Gebrauch zu machen, je-M -och nicht gehalten sei. Wenn di« in wichtigerwM Fällen geboten erscheine, sei doch jede ErschwerungU zu vermeiden. — Ferner empfahl der Minister dieH sorgfältige Ermittlung der Ansprüche auf Unttr-M stützung geschädigter Tabakarbeiter und die Be-H schleunigung der gestellten Anträge, ungeachtet der-vH aus dem Reichsgesetz sich ergebenden Auslegung-? H schwierigkeiten und der aus der Eigenart der viel-H fach in Heimarbeit bettiebenen sächsischen Jndu- H strie folgenden Schwierigketten. Z 82L. Dresden, 19. Oktober. Hedwig Mangel. H Ueber die Ermittelung der Berliner Schauspielerin Ä Hedwig Mangel in dem kleinen 8000 Einwohner H zählenden erzgebirgischen Städtchen Lichtenstein, erfährt die „Sächs. Zentral-Korresp." in Dresden ' folgende interessante Einzelheiten: Am Donners tag wurde Hevwig Mangel in Lichtenstein er mittelt. Sie hatte sich hier am 2. Oktober polizeilich angemeldet und in der abseits gelegenen Angergaffe mit einem Dienstmädchen Namens Marie Salomon aus Klein-Sttellin Wohnung genommen. In ihrer Begleitung befand sich der 24 Jahre alte, in Erfurt geborene Photograph Karl Leonhard Heß, entlassener Offizier der Heift- armee. Alle drei gaben bei ihrer Polizeilichen Anmeldung an, sich auf einer Reise zu befinden und überall für Jesu Christi wirken zu wollen. Dem mit der Angelegenheit betrauten Kriminal beamten Hartman^-Berlin gelang « unter schwierigen Verhältnissen, den Aufenchalt der Ge suchten zu ermitteln. Kurz vor der Abreise des Kriminalbeamten nach Lichtenstein traf auch ein Brief der Hedwig Mangel an deren Eltern ein, worin sie Viesen mitteilte, daß sie die Ehe mitH ihrem Begleiter Heß eingehen wolle und sich dazu V den elterlichen Segen erbitte. Vater und Mutters möchten zu einer bestimmten Zeit in Chemnitz H eintteffen und sich im Wartesaal erster Klasse d« Hauptbahnhofs einfinden. Statt einer Antwort^ aus den Brief traf Donnerstag der Vater mit^ dem Kriminalbeamten Hartmann in LichtensteirW ein. Letzterer fand be» seinem Eintteffen, daßH die Lichtensteiner Schutzmannschaft auf jene dreLH Personen schon aufmerksam geworden war. WährendW sich nun der greise Vater der Hebung Mangel ' einstweilen zurückzog, betrat Stadtwachtmeister Baumann mit dem Kriminalbeamten die Wohnung der Gesuchten und schritt zur Sistierung der selben, die sämtlich auf der Diele lagen. Heß, welcher wegen mehrfacher Vergehen (darunter Unterschlagung und Heiratsschwindel) gesucht wird, wurde festgenommen, Hedwig Mangel und deren Begleiterin Marie Salomon aber nach eingehender Vernehmung wieder entlassen. Der Festgenommene gab an, die Hedwig Mangel zur Heilsarmee be kehrt, sie zum Verlassen der Bühne bewegt zu haben und ihr bei der Flucht behilflich gewesen zu sein. Seit dem Bekanntwerden mit der ' Künstlerin sei er von dieser vollständig unter halten worden. Ein gleich« Opfer hat Heß bereits in Berlin zurückgelassen. Es war dies eine frühere Braut, mit «er er ebenfalls in der Heilsarmee tätig war. Auch dieser hat er das Geld bis auf den letzten Nickel entlockt und bis dahin die Heirat versprochen. Als nach beendeter Vernehmung der Vater der Hedwig Mangel ein trat, wurde er von dieser kühl begrüßt, gerade als ob unter den Fängen der Heilsarmee in dem Herzen der Tochter jeder Funke von kindlicher Liebe gewichen sei. Freitag vormittagjerfolgte der Transport d« Verführers nach Berlin. Hedwig Mangel nebst Dienstmädchen, die beide den Ein druck machten, als wenn sie von religiösem Wahn befallen, ließen sich bewegen, nach Berlin mit zu folgen und dort Wohnung zu nehmen. Riesa. Durch eine furchtbare Erschütterung wurden die Einwohner d« benachbarten Gröba Sonntag nachmittag gegen 5 Uhr erschreckt. Dio Ursache war eine Explosion des großen GaSkanälS des alten Martinwerk« unweit d« Gießereige- bäudes. DaS Feuer machte sich Lust, indem « da- Gewölbe hoch emporschleuderte, wodurch die Decke zusammenbrach, ferner wurden durch die Wucht der Explosion die großen Gasventile auS ihren Festen gerissen und schließlich der sich vom Gas im Hauptkanal ansammelnde Teer entzündet, der -em Feuer reiche Nahrung gab, von dessen Herd die mächtigen Rauchwolken weithin sichtbar waren. In dem ExplosionSraume befanden sich außer einigen Herren Ingenieuren zwei Schmel zer und drei Arbeiter, die mit knapper Not dem