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-en Berliner LaHdtagsWUhl! D»s «tgehais der am S1. ds. Mts. smitsindenden Wahl eine» «-geordneten zur II. Kammer der StSndeversammlung im II. ländlichen Wahl- merksamkeit widmen, angeblich, weil man ihre Ergebnisse für die geplante Landtagswahlreform in Preußen zu verwerten gedenkt. Einstweilen ist indessen diese Wahlreform zweifellos wohl noch in weitem Felde, so daß die jetzigen Landtags wahlen in Sachsen in dieser Beziehung kaum vorbildlich werden dürsten. Die Einsegnung der Prinzessin Viktoria Luise fand am Montag vormittag in der Friedenskirchs zu Potsdam statt. Die Feier begann um II Uhr in Anwesenheit des Kaiserpaares, der kaiserlichen Familie, der fürstlichen Gäste, des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg nebst Gemahlin, der Ober hofstaaten, Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, sowie der Gemeinde usw. Die Kaiserin mit der Prinzessin Luise, die weiß gekleidet war, betrat zuerst die Kirche. Es folgte der Kaiser. Die Prinzessin nahm allein am Altar Platz, weiter der Kaiser zwischen der Kaiserin und der Groß herzogin Luise von Baden, hinter den Majestäten die übrigen Fürstlichkeiten, darunter der Grobher zog von Oldenburg, der Kronprinz, der Prinz und die Prinzessin Ettel Friedrich, der Herzog Jo hann Albrecht von Mecklenburg, Erbprinz und Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen. Die Feier begann mit dem Gesang des Domchors „Komm heiliger Geist" und mit dem Gemeindegesang „Ach bleib mit deiner Gnade"'. Hierauf hielt Oberhof prediger Dryander eine Ansprache auf Grund des Ev. Luk. X, 42 und hob hervor: Die Prinzessin befinde sich zwar in bevorzugter Stellung, um geben von einer Liebe und Fürsorge,' die jede rauhe Berührung fernhalten möchte. Dennoch werde auch sie in den Kampf treten müssen. Sie werde merken, wie die Welt eine furchtbare Macht sei und wie die Dinge die Menschen beherrschten, anstatt umgekehrt. Kraft zü diesem Kampfe gebe« die Stunden zu Jesu Füßen. Das sei es, was Not tue. Auch das Leben der Prinzessin könne sich nicht in eigenen Bahnen bewegen. Nicht nur die Familie verlange nach ihr, sondern auch das Vaterland, die evangelische Kirche und die Well mit ihrem Elend, das die Prinzessin lindern helfen solle. Nachdem der Domchor „Der Herr ist mein getreuer Hirte" gesungen hatte, verlas Prinzessin Viktoria Luise, allem Hohenzollernbrauche folgend, der Gemeinde zugewandt, klar und ausdrucksvoll ein von ihr selbst verfaßtes Glaubensbekenntnis, dem sie da» Evangelium Johannes VI, 61 bis 69 zugrunde gelegt hatte. Auf die ihr vom Oberhof- Prediger vorgelegten Fragen, ob sie dem apostoli» scheu Glaubensbekenntnisse gemäß al» Lhristin leben wolle, gelobte sie laut: Ja, mit Gotte» einer Stimme, dann aber auch Wähler mit zwei Stimmen, drei Stimmen, und sogar vier Stim- mm, waS freilich auch nicht das Ideal eines wirk lich zeitgemäßen Wahlrechts ist. Immerhin kann da» neue sächsische Wahlrecht im Gegensatz zu dem bisherigen Wahlgesetz, welche» namentlich den un. bemittelten BevölkerustgSklasten große Schwierig, keilen in dem Bestreben, sich eine parlamentarische Vertretung zu erringen, entgegensetzte, als ein Fortschritt bezekhnet werden, denn es bietet der Arbeiterbevölkerung Sachsens die Möglichkeit, eine mehr oder weniger große Anzahl ihrer Kan- didaten durchzubringen, und andererseits kann eS auch eine liberale Zusammensetzung des sächsischen Landtags ermöglichen. Ob nun aber das Pluralstimmensystem eine wesentliche Aenderung in der politischen Zusam mensetzung der Zweiten Kammer des Königreichs Sachsen bewirken wird, das ist noch völlig unge wiß. Es läßt sich eben über den Wahlausgang nicht die geringste irgendwie begründete Behaup tung aufstellen, er ist vielmehr durchaus unbe rechenbar, so daß die diesmaligen Landtagswahlen tatsächlich einen wahren Sprung ins Dunkle be deuten. Da das Pluralstimmensystem eine abso lute Neuerung, nicht nur für Sachsen allein, son dern überhaupt für da» ganze Deutsche Reich dar stellt, so besitzt der Ausfall dieses wahlpolitischen Experiment» in Sachsen natürlich auch für daS übrige Deutschland ein erhebliches Interests, und man blickt darum allenthalben mit Spannung auf die sächsischen Bahlen. Daran allerdings, daß sie vielleicht einen gewaltigen Sieg der sozial- demokratischen Partei ergeben, ihr wohl gar zur künftig«» Mehrheit im Landtag verhelfen könnten, ist im Ernste sticht zu denken. Aber Ueberraschun- gen find in dieser Beziehung doch nicht ausge schlossen, äußert man ja selbst in konservativen Kteisen Sachsens die Besorgnis, es würden mög licherweise 20 bi» 2K Sozialdemokraten gewählt werden, wa» also beinahe ein Drittel aller Mit glieder de»- neuen Landtages sein würde. Der sächsische Landtag wie» zuletzt nur noch ein ein zige» sozialdemokratisches Mitglied auf, den un- terdesten verstorbenen Abgeordneten Goldstein; es würde demnach immerhin einen großen Triumph der sächsischen Sozialdemokratie bedeuten, wenn e» ihr gelänge, bei den jetzigen Wahlen eine große Anzahl von Vertretern in den Landtag zu ent senden. Wie sich die MaadatSverteilung zwischen den Konservativen, den Rationalliberalen und den Freisinnigen vollziehen wird, die» ist ebenfalls noch durchau» Ungewiß, und so muß man einfach abwarten, wa» in Sachs«» der große „Sprung in» Dunkle"' am -1. Oktober eigentlich bringen wird. In den Perliner Negierung»kreisen soll man den sWsiß-en LarwtagSwahleneiae besou-er« Auf- Welchen fortgesetzt von unserer Expedition, Altmarkt Iv. von sämtlichen Postämtern, den Briefträgern, sowie unserenZeitung», < bpttn enchegM gtuounuen. Der .Gächftsch« «Wähler*, Amtsblatt, welcher du 64. Jahrgange stcht, ist «rr Zot eine außerordentlich vielgeleseur Zeitung de» Kgl. AmtS- gerichtzlbqM», fo daß auch Inserate m dersttben dm besten Erfolg hab«. Die LandtagSwqhjön in Sachsen. «m A. Oktober finden im Königreich Sachsen allgemeine Neuwahlen zum Landtag statt, deren Ausfall man auch außerhalb der Grenzen dieses Bundesstaates mit Interests entgegenblicken darf. Denn sie vollziehen sich zum ersten Male auf Grund d«S neuen Wahlgesetz«, welches nach lan gen Mühevollen und ungemein verwickelten par- lamentarischeu Debatten im vorigen sächsischen Landtag zustande kam. Die Wahlreform, welche hiermit perfekt wurde, räumte mit dem bisheri gen Modus der indirekten Drei-Klasten-Wahl auf und führte statt ihrer da» Pluralstimmensystem rin, welchüt neben der Grund- oder allgemeinen Wähkerstimme noch eine wettere Stimme, die vom Nachweis einer grwiflen wissenschaftlichen Bil dung <Einjährig-FreÜoilligen-Z«tgniS) abhängig gemacht »vir-, sowie eine dritte Wählerstimme, welch« der Besitz eine» bestimmten Einkommen» ttr Sebuitz ermittelt und verkünd« werden. , kevrs Wahlkreises haben zur Vermeidung eigener Verantwortlichkeit die Wahlttttter- , » —»..Lumt stach Beendigung de» Wahlgeschäfts, js^erAVS sa zeMä anden komnriyar «nzureichen, doch die Schriftstücke späiefteus tu» Laufe des dritte« Tages nach dem Wahltage, also allerfpät^tens gelangen. Ed ist jedoch Arittgeud erwünscht, daß der Eingang der Wahlunterlagen sobald als möglich, am i r n a, am 18. Oktober 1909. Der Wahllommisiar für den 11. ländlichen Wahlkreis. W» Zschimmer, RegierungSamtmann. i. »Uchr tu Ms« «atte tte wUt-str »rrbrrwoq «8«« lkorpMtzrlle 12 die «cklmnrzrll« so r-,;' l