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Bischofswerda, den 8. Februar 1V1V »«II ZiuNer » «lolN ikenthal 11k sn »oflieferant. ert reiner Mee Zungen. ilichst emladet «hmam». — Fleischversorgung in der Oberlausitz. Im vierten Vierteljahr 1909 sind in der Kreishaupt- mannschaft Bautzen von den Fleischbeschauern untersucht worden: 522 Pferde, 362 Ochsen, 855 Bullen, 4602 Kühe, 524 Jungrinder, 9403 Kälber. vjvrnstterve Björnson. Zu seiner schweren Erkrankung. 29 299 Schweine, 2924 Schafe, 12 254 Ziegen und 238 Hunde. Ausgenommen in Schweinen, bei denen sich ein Minus von 17 000 Stück (Gesamt summe 338 820 Stück) ergibt, haben in ganz Sach sen im Jahre 1910 alle Schlachtungen eine Stei gerung erfahren. — Der Verband Sächsischer Industrieller hält am 16. Februar ini großen Konzertsaal des Aus stellungspalastes zu Dresden seiM.8. ordent liche Generalversammlung ab. Almi5. Februar findet ein gemeinschaftlicher Besuch des Opern hauses und darauf folgender Begrüßungsabend statt. Für den 16. Februar ist die Mitglieder versammlung anberaumt, in welcher der Syndi kus des Verbandes, Herr Reichstagsabgeordneter 0r. Stresemann, den Geschäftsbericht erstat ten und Geheimer Rat B u s l ey - Berlin über die geplante Internationale Ausstellung in Turin sprechen wird. In der für Nachmittag geplanten allgemeinen Versammlung wird Herr Reichstags, abgeordneter vr. Stresemann über „Indu strie und Gesetzgebung" sprechen und Herr Prof. Kübler an der Technischen Hochschule Dresden einen Vortrag über „Die Elektrizität als Faktor im modernen Wirtschaftsleben" unter Vorführung von Lichtbildern halten. Björnstjerne Björnson, der große norwegische Dichter und Patriot, ringt mit dem Tod. Vor mehreren Wochen erkrankte er in Paris, und schon damals fürchtete man um sein Leben. BjörnsonS eiserne Natur trug dann aber anschei nend den Sieg davon. Neuerdings ist nun wie der eine ernste Wendung eingetreten, die das Schlimmste befürchten läßt. Der große Drama tiker und Erzähler hat am 8. Dezember v. I. sei nen 77. Geburtstag gefeiert. Er entstammt einer Pfarrerfamilie in Kvikne (Oesterdalen). Nach Vollendung seiner Studien war er zwei Jahre lang Direktor des Theaters in Bergen, dann Journalist. In den Jahren 1860—1863 lebte Björnson auf Reisen, dann kehrte er wieder heim und übernahm die Leitung des Nationaltheaters zu Christiania, die später fein Sohn Björn inne hatte. Dann hat Björnson abwechselnd in der Heimat und im Ausland gelebt. Wie sein Freund Ibsen hat er nicht nur für sein heißgeliebtes Va terland gewirkt und geschaffen; seine Werke haben sich in allen Literaturen ihr Heimatsrecht errungen. Besonders viel verdankt ihm das deut sche GeisteSkben. Seine Bauernnovellen, beson ders die köstliche Novelle: „Arne", sein Roman: „Sytknöve Solbakken", seine zahlreichen Dramen aus der norwegischen Geschichte und dem moder nen Leben des Nordens, besonders aber die gewal tige Tragödie: „Ueber unsere Kraft" haben Björnstferne Björnson zu einem der größten Ver treter unserer zeitgenössischen Kunst gemacht. Er war aber auch einer der führenden Politiker sei nes Heimatlandes. Die Trennung Norwegens von Schweden und die Einsetzung der neuen Dy nastie ist größtenteils sein Werk. Die Oekonomische Gesellschaft im König reich Sachsen hielt am Freitag nachmittag unter dem Vorsitz des Herrn Oekonomierats Sachße (Merschwitz) in Dresden eine Gesellschaftsver sammlung ab, in der Herr vr. v. Kahlden über die Landarbeiterfrage sprach. Der Vor tragende wies zunächst auf den stetig zunehmen den Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern hin und zeigte, wie durch die ungeahnte indu strielle Entwicklung Deutschlands die sogenannte Landflucht entstanden ist. Als Gründe für den Weggang vom Lande seien die wachsende Abnei gung, landwirtschaftliche Arbeit zu verrichten, die Vorstellung, in nicht landwirtschaftlicher Tätigkeit eine bessere Verwertung der Arbeitskraft zu fin den, und der Zug nach der Großstadt zu nennen. Redner führte alsdann aus, daß in den Ergeb nissen der Berufszählung, die eine fortlaufende Abnahme der Zahl der landwirtschaftlichen Arbei ter zeigen, der Arbeitermangel nur teilweise zum Ausdruck komme, daß man vielmehr, um ihn in seiner ganzen Schärfe und Tragweite zu ver stehen, berücksichtigen müsse, daß die Landwirt- schäft in den letzten 25 Jahren an Ausdehnung gewonnen, den Betrieb intensiver gestaltet und besonders auch die Viehzucht ganz wesentlich ge steigert habe. So seien im Deutschen Reiche im Jahre 1883 15,7 Million^ Rinder und 9,2 Mil lionen Schweine, im Jahre 1907 hingegen 20,5 Millionen Rinder und 22 Millionen Schweine ge zählt worden. Der Bedarf an Arbeitern sei in folgedessen in der Landwirtschaft bedeutend ge stiegen, und zur Deckung müßten schon seit länge rer Zeit ausländische Saisonarbeiter herangezo gen werden. Im Jahre 1908 seien in Deutschland etwa 1 Million ausländische Arbeiter beschäftigt worden, wovon allerdings der bei weitem größte Teil auf die Industrie entfalle. Diese wachsende Abhängigkeit vom Ausland habe deshalb große Bedenken, weil im Falle eines Krieges die Aus länder wahrscheinlich plötzlich auf den, Arbeits markte fehlen würden und ein Ersatz nicht be schafft werden könne. Eine besonders unerfreu liche Begleiterscheinung der Verwendung auslän discher Arbeiter sei die ständig zunehmende Nei gung zum Kontraktbruch, die dahin geführt habe, daß fast in allen Bundesstaaten eine Legitimie rung der ausländischen Arbeiter habe eingeführt werden müssen. Mit der vermehrten Beschäfti gung von Ausländern hingen auch die Uebelständc zusammen, die sich durch gewerbsmäßige Vermitt ler herausgebikdet und veranlaßt hätten, daß die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen die Heranziehung von ausländischen Arbeitern selbst in die Hand genommen haben. Um dem Uebel zu begegnen, müsse der inländische Arbeitsniarkt besser organisiert und ein Ausgleich zwischen An gebot und Nachfrage geschaffen werden. Die in nere Kolonisation, die Verwendung landwirt schaftlicher Maschinen, die vermehrte Anwendung der Akkordarbeit und die Benutzung zweckmäßig ausgestatteten Handgeräts würden ebenfalls zu einer Verminderung des Arbeitsbedarfes beitra gen. Zur Hebung des Arbeiterangebotes sei es vor allem wichtig, der Landentfremdung entge genzuarbeiten, die indirekt durch die Armee be wirkt werde. Letzteres könne dadurch geschehen, daß den Soldaten landwirtschaftlicher Unterricht erteilt werde, und daß auf die zur Entlassung kommenden Mannschaften, soweit sie vom Lande stammen, eingewirkt werde, daß sic wieder auf das Land zurückkehren. Eine Maßnahme von noch größerer Tragweite sei die Seßhaftmachung von Landarbeitern, die Verleihung eigenen Grund besitzes an sie, der Einkauf von landwirtschaft lichen Arbeitern in eine Lebensversicherung, die Anlegung von Sparfonds und die gesamte länd liche Wohlfahrtspflege. Als Maßnahmen, die unter Inanspruchnahme der Gesetzgebung eine Milderung der Arbciternot herbeizuführen ge eignet seien, nannte der Vortragende die Aus dehnung des Schutzes jugendlicher gewerblicher Arbeiter und eine Einschränkung des Zuges in die Großstadt. Zum Schluß wurde darauf hingewie sen, daß die Arbeiternot nur allmählich beseitigt werden könne, daß aber nicht nur die zunächst Beteiligten, die Landwirte, sondern ebensosehr die Allgemeinheit ein Interesse habe, daß es ge linge, wieder bessere Zustände herbeizuführcn. — Den mit großem Beifall aufgenommenen Aus führungen folgte eine lebhafte Debatte. sr I.öwv »mrer-tag, frbruar: Sachsen. Bifchpfsvwrd«, 7. Februar. Am Ende der S«isy»r Vorüber sind nun bald die Feste des Winters. Manches haben sie gebracht: Gutes und Böses. Erwünschtes und Unerhofftes. Manche vergnügte Stunde haben wir in heiterer Gesell schaft verlebt. Interessante Menschen kennen ge lernt. Geistvolle Männer und schöne Frauen. Neue Verbindungen wurden angeknüpft. Besuche empfangen und erwidert. Einladungen ausge- saiü)t und angenommen. Aber die Kosten! Die vielen Toilette», und was an dem' festlichen Treiben sonst drum und dran hängt! Und doch, warum bereuen, was man den» Frohsinn geopfert? Man ist nur einmal jung. Noch klingen die Walzermelodien der Saison in unseren Ohren, wir summen sie und träumen dabei von diesem und jenem lieben Mädchen, das in unserem Arn» geschmiegt war bei jenem Tanz. Wer die ge funden hat, mit der er vereint durchs Leben tanzen will, für den hat die Saison ihren Zweck erfüllt. Es ist zwar noch nicht so weit, daß die Ver- lobpngsanzeigen in die weite Welt flattern dürfen, doch wir wissen, unsere Neigung wird erwidert, und das macht uns zu dem viel gerühmten Glücklichsten der Sterblichen. Anderen brachte die Saison arge Enttäuschungen. Dort, wo sie bestimmt darauf gerechnet hatten, wurden sie nicht eingeladen. Als sie sich das heißersehnte Jawort holen wollten, begegneten sie etwas verlegenem Lächeln und einem deutlichen Korb. Man stirbt indessen nicht an einem solchen Mißgeschick. Wenn eS auch die Dichter sagen. Der nächste Fasching bringt andere Hoffnungen und Wünsche. Die Kotillonorden und Schleifen hängen an der Wand. Die Buketts und Tanzkarten träumen in der Truhe. Doch zuweilen erzählen sie uns in stillen Stunden manch kleine niedliche Geschichte. ch bittet muw» mne. i Mr an — Die Gründung eines Sächsischen Staatsbe- amtenbundes ist in diesen Tagen in Dresden zum Abschluß gebracht worden. Der Sächsische Staats beamtenbund hat sich gebildet durch den Zusammen tritt von Verbänden, Vereinen und Einzelmitgliedern. Der Jahresbeitrag für letztere beträgt eine Mark. Nicht nur reine Berufsvereine von Mittel- und Unterbeamten sind zurzeit angeschlossen, sondern auch mehrere große Vereinigungen, deren Mitglieder allen Kreisen des Beamtentums angehören. Es ist zu hoffen, daß sich im Laufe der Zeit die Oberbeamten in noch größerer Zahl mindestens als Einzelmitglieder entschließen werden. Mit der Mehrzahl derjenigen Vereine, die sich vor kurzem zu einem Sächsischen Mittelbeamtenkartell ver einigt haben, hofft man schon jetzt gedeihlich zusammenarbeiten zu können, wenn auch durch die Gründung dieser Vereinigung, die sich hauptsächlich die Hebung und die bestimmte Abgrenzung des »mittleren Beamtenstandes" nach unten und oben zum Ziel gesetzt hat, eine Anzahl mittlerer Beamtenvereine vorläufig dem Gedanken eines allgemeinen Staatsbeamtenbundes, an dem ihre Vertreter seit über Jahresfrist mitgearbeitet haben, entfremdet worden sind. Die Mitgliederzahl der dem Sächsischen Staatsbeamtenbund angeschlossenen Vereine beträgt jetzt ungefähr 27000. Der Sächsische Staatsbeamtenbund will zur Vertretung des Staatsbeamtenstandes in allgemeiner wirt schaftlicher und kultureller Hinsicht, sowie zur Mit wirkung an der gedeihlichen Weiterentwicklung der gesamten öffentlichen Verhältnisse dienen. Aus diesem Grund wird sich auch der Staatsbeamten bund solcher Maßnahmen enthalten, durch welche die übrigen Erwerbsständr in ihren berechtigten Interessen geschädigt werden können. Ein be sonderes Programm hat der Staatsbeamtenbund nicht ausgestellt, er wird aber bestrebt sein, durch möglichst unparteiische Klärung aller den Staats beamtenstand berührenden Fragen eine ersprieß liche Tätigkeit zu entfalten. Den Vorsitz hat Herr Bau-Obersekretär Tänzler, Dresden-N. 30, Kronenstraße 31, II, übernommen, an den alle Anfragen zu richten sind. — Die Königlich sächsische Vereinigung Schles wig-Holsteiner Veteranen vom Jahre 1849 hat dem Präsidium des Königlich sächsischen Mili tärvereinsbundes angezeigt, daß sie sich nunmehr aufgelöst habe. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder dieser ehrwürdigen Vereinigung be trug nur noch 7 und einige der alten Herren sind bereits über 80 Jahre alt. Infolgedessen wurde Ende Januar eine außerordentliche Hauptver sammlung einberufcn, in der die Auflösung be- schlossen wurde. Der Antrag wurde von den alten Herren einstimmig und mit großer Wehmut an genommen. Die alten Veteranen konnten be kanntlich am 13. April 1909 den 60jährigen Ge denktag der Erstürmung der Düppeler Schanzen begehen. Es besteht gegenwärtig nun noch eine freie Vereinigung der alten Schleswig-Holsteiner Veteranen. Die Vereinigung hielt kürzlich in Großenhain im Restaurant „Zum goldenen Apfel" eine Jahresversammlung ab, an der über 60 Herren teilnahmen. Im bevorstehenden Som mer soll eine größere Versammlung nach Dresden einberufen werden. In Sachsen dürften gegen wärtig noch zirka ll)O dieser alten Soldaten am Leben sein.