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! W'Ä- Deutsches Reich. Im Fortgang der diesjährigen Winterfestlich, keiten am kaiserlichen Hof fand am Dienstag das Fest des Schwarzen Adler-Ordens im Berliner Residenzschloß in der herkömmlichen Weise statt. Zunächst nahm der erlauchte Ordensmeister, der Kaiser, mit den kapitelfähigen Rittern den Auf- nahmeakt vor und hielt das Kapitel ab. Anwesend waren der Kronprinz, die Prinzen des Königlichen Hauses, die fürstlichen Ordensritter und die an- deren kapitelfähigen Ritter. In üblicher Weise fand die feierliche Einsetzung der Ritter statt ; die diesmal zu je drei vorgenommen wurde; zuerst die des Prinzen von Rumänien und der Prinzen Friedrich Sigismund von Preußen und Georg von Bayern, danach die des Herzogs von Sachsen- Altenburg, deS Erbprinzen Heinrich XXVH. von Neuß j. L. und des Herzogs Adolph Friedrich von Mecklenburg. Bei diesen fungierten Prinz Friedrich Leopold und Prinz Oskar als Paten. Die letzten drei Ritter, Generale von Einem, v. Moltke und v. Bülow, wurden von General- oberst von Wessen und Generaladjutant v. Kessel als Paten geleitet. Im Kapitelsaal hielt der Kaiser ein Ordenskapitel in Gegenwart von 49 Rittern ab. Bon einer Reise des Kronprinzen zur Eröff nung der deutschen Abteilung der Weltausstellung in Brüssel ist an den zuständigen Stellen nichts bekannt. Der Seniorenkonvent des Reichstags versuchte am Dienstag, sich über eine Ungewißheit der Verhandlungen über den Etat des Reichsamts des Innern zu verständigen; er wird deshalb noch einmal zusammentreten. Die neulich aufgewor fene Streitfrage über die Handhabung der Red nerliste bei der Besprechung von Interpellationen führte zu einer Verständigung dahin, daß jeden falls die interpellierende Partei noch einmal zu Wort kommen solle. Der Reichstag verhandelte am Dienstag über die vom Abgeordneten Sachse begründete Inter pellation der sozialdemokratischen Fraktion be treffs des Bergmannsstreiks im Mansfelder Re vier. In etwa zweistündiger Rede behandelte der Redner durchaus vom sozialdemokratischen Stand punkt aus das Thema. Er wandte sich nament- lich scharf gegen die Entsendung von Militär in das Ausstandsgebiet und brachte eine Reihe von Beschwerden der Bergarbeiter vor, sich hierbei in heftigen Angriffen auf die Mansfelder Gruben- Verwaltung ergehend. Auch das Verhalten des Truppenkommandos kritisierte der sozialdemokra- tische Sprecher sehr abfällig. In seiner Erwide rung wies der Staatssekretär des Reichsamts des Innern, Delbrück, nach, daß die Entsendung von Militär in das Mansfelder Streikgebiet durchaus gesetzlich gewesen sei. Im übrigen ging Herr Delbrück auf die Interpellation nicht weiter ein. Nach dem Staatssekretär ließ sich der preußische Kriegsminister, General von Heeringen, verneh men. Er wies die abfällige Kritik des sozialdemo kratischen Redners an dem Verhalten des Militärs im Mansfelder Streikgebiet als unberechtigt zu rück und bezeichnete die Mitführung von Maschi nengewehren bei den Truppen als vollkommen zu- lässig. Weiter verbreitete sich der Kriegsminister, öfters durch lärmende Zurufe seitens der Sozial- demokraten unterbrochen, über verschiedene Ein zelheiten beim Auftreten des Militärs gegenüber den Streikenden. In der Diskussion über die Interpellation schilderte Abg. Arend (ReichSp.), der Vertreter des Mansfelder Reichstagswahlkrei ses, seine auf persönlichen Studien beruhenden Eindrücke von der Stimmung im Streikgebiet und billigte durchaus die Heranziehung des Militärs. Abg. Fleischer vom Zentrum trat gegenüber der Sozialdemokratie für den katholischen Teil der Mansfelder Bergleute ein und kritisierte die Agi tation der sozialdemokratischen Emissäre unter den Streikenden sehr abfällig. Auch die Abgeord- »Meratr. welch« tu diesem Blatt« die wettest« «erbnituust Mr«. werd« bi» von». IO Uhr angenommen, größer, «nd komplizierte Adrigen tag» vorher, und kostet di, viergespalten« schlossenes Auftreten mehr Einfluß zu erzielen und einen größeren Eindruck machen, als dies bei der bisherigen Zersplitterung des parlamentarischen Linksliberalismus in drei Gruppen der Fall sein konnte, zumal, da diese Gruppen häufig gesondert vorgingen, ja, nicht selten einander in dieser und jener Frage bekämpften. Dies fällt nun mit ihrer Verschmelzung hinweg, sie repräsentieren jetzt ein ein heitliches und gutorganisiertes Ganzes, und wenn die neue Fortschrittspartei einsichtsvoll und ver ständnisvoll geleitet wird, so kann dies nur zur Befestigung ihrer Stellung im Parlament wie im Lande dienen. Was die anläßlich der Verschmelzung der links liberalen Gruppen hie und da in der Presse er örterte alteFrage derGründung einer einzigen großen liberalen Partei in Deutschland, zu der also auch die Rechtsliberalen, die Nationalliberalen gehören würden, anbelangt, so ist der Zeitpunkt für eine Verwirklichung dieses Projekts offenbar noch lange nicht gekommen. Bestehen doch nach wie vor so manchen mehr oder weniger wichtigen Problemen gegenüber erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den Linksliberalen und der national liberalen Partei, so daß für absehbare Zeit noch an keine Verschmelzung der beiden liberalen Richtungen zu denken ist. Möglich ist es aller dings, daß die neue Fortschrittspartei in ein ge wisses freundschaftliches Verhältnis zur national liberalen Partei tritt und von einem solchen könnten gewiß alle beiden Parteien profitieren. Die neue Fortschrittspartei. Seit Jahren schon datieren die Bestrebungen, die verschiedenen Arten des deutschen Liberalismus unter einen Hut zu bringen. Stets aber ver eitelte die berühmte deutsche Eigenbrödelei diese Bemühungen, jä>e der liberalen Fraktionen hielt eben ihr besonderes Programm aufrecht. Jetzt endlich ist durch gegenseitiges Nachgeben wenigstens das eine erreicht, daß die drei linksliberalen Parteigruppen, also die freisinnige Volkspartei, die freisinnige Bereinigung und die süddeutsche Bolkspartei, sich zu einer einheitlich organisierten Partei zusammengeschlossen haben. Es ist dies durch den Beschluß des soeben in Berlin ver sammelt gewesenen Gesamtausschusses der frei sinnigen Bolkspartei geschehen, wonach die Anträge des Biererausschusses der freisinnigen Fraktions gemeinschaft des Reichstags betreffs der Ver schmelzung der drei linksliberalen Gruppen einstimmig gebilligt worden sind. Die Vereinigungen hatten schon die vorher stattgefundenen Parteitage der freisinnigen Vereinigung in Berlin und der süd deutschen Volkspartei in Stuttgart zugestimmt, es bleibt nur noch die formelle Zustimmung des auf den 5. März nach Berlin einberufenen all gemeinen Delegiertentags der freisinnigen Bolks partei übrig, und diese Zustimmung ist zweifellos. Am 6. März findet sodann gleichfalls in Berlin der erste konstituierende Parteitag der neuen liberalen Partei statt, die hierbei, wie ebenfalls schon feststeht, offiziell den Namen „Fortschritts partei" erhalten wird. Sicherlich ist die Begründung i>er neuen Fort schrittspartei von dem Standpunkt aus, daß das Parteiwesen in Deutschland an großer Zer splitterung krankt, nur mit Befriedigung zu be grüßen, es sind wenigstens jetzt zwei Parteien weniger vorhanden. Eme andere Frage ist es, welchen Einfluß und welche Bedeutung die neue liberale Partei im politischen Leben «nd vor allem in der Gesetzgebung Deutschlands erlangen wird. Im Reichstag repräsentieren die Vertreter der neuen Partei ungefähr 50 Köpfe, das ist also etwa ein Achtel der gesamten Volksvertretung, und da muß man allerdings sagen, daß diese Ziffer gerade nicht imponierend ist. Indessen, im politischen Leben ist ja die nackte Zahl durchaus keineswegs immer ausschlaggebend, es kommt viel darauf an, daß eine Partei, auch wenn sie an Mitgliederzahl nicht gerade besonders groß ist, bedeutende Führer und überhaupt hervorragende Persönlichkeiten in ihrer Mitte aufweist, und daß die neue Fortschrittspartei deS Reichstags der artige geistige Kapazitäten eine ganze Anzahl be sitzt, erprobte Parlamentarier und Politiker, das ist ja hinlänglich bekannt. Mindesten- wird aber die neue Partei imstande sein, durch ihr ge- D»««er-t«g, de« S7. Jamterr 1910, mittags 12 Uhr, soll in Lber«r«iktrch 1 grüner Syenitsteirr (De«kmala«fsah) gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Lehimrrm- Nestanratto«. Bischofswerda, am 19. Januar 1910. Der Gerichtsvollzieher de- Königliche« Amtsgerichts. M IS «I, di« Rellamezeile 30 Jnseratenbetrag 40 «I. ; etngefandter Manuskript« us«. kein« SewShr. Auf Blatt 367 des hiesigen Handelsregisters ist heute die am 18. Januar 1910 mit dem Sitze in Bischofswerda errichtete offene Handel gesellschaft unter der Firma Aldi« Meier L Ls. eingetragen worden. Gesellschafter sind der Kaufmann Aldi« Meier in Cunnersdorf bei Medingen, der Kaufmann Max RiÜher in Bischofswerda und der Privatmann Max Pilz daselbst. Zur Vertretung der Gesellschaft sind nur je zwei Gesellschafter in Gemeinschaft berechtigt. Angegebener Geschäftszweig: Betrieb ei«er Möbelfabrik. Bischofswerda, am 19. Januar 1910. . SSuiglicheS Amtsgericht. K«r«fprechfteil< Ar.«. Bestellungen werden bei «Leu Postanstalten de» deutsch« Mich«», für Bischof»»«»« und Umgegend bei unser« Zritungdboten, sowie iu der «eschiiftrstelle diese» Blatte» «genommen. Schluß der Seschüft»stttle Abend» » Uhr. Jahr-««-. Per sächsische Frzähker, Lagevlatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsstlstk der Sgl. Amtshauptmamrschaft, der Kgl. Schultnspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda.