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gelangt ivikr«, s»«v j>r»r»»r» »vv«»««. VH^ ^»»»«» furchtbare Angst und Qualen au-gestande«, die Miauten wuchsen ihnen zu Ewigkeiten «ad e» wäre kein Wunder, wenn die Verzweiflung zu Irrsinns fällen geführt hätte, allein endlich wurden doch Alle diese gerettet. Doch wer in der Dunkelheit seine« Weg verfehlte, oder wer nicht über die Treppe hinab konnte, war verloren. Die Finsterniß und dann die gräßliche Panique, die ein Entleeren der obere» Räume nicht möglich machte, sie sind e-, die vor . . l»- und so trifft denn Jene die größte Beantwortung, welche die Vorschriften nicht erfüllt oder ihre Aus führung nicht überwacht haben. E- genügt nicht, Anordnungen zu erlassen, ihre Ausführung muß auich überwacht werden, und insoforit die« nicht geschehen ist, muß ein dirrctes oder indirektes Verschulten angenommen werden. ES war auch Niemand im Hause, der für eine rasche Jnscenirung einer Fackelbeleuchtuug hätte sorgen können. Und so blieben die Armen auf den Treppen und Treppenabsätzen und geriethen in einen Knäuel, der ihnen den Tod brachte, w»il keiner die Trepp- sah, über die sich vielleicht Alle hätten retten können! » Thatsache ist'S, daß unmittelbar, im vierten Stocke neben der Thüre zur Nothireppe fünfund zwanzig Personen erstickten und verbrannten, weil sie in der Dunkelheit die Thüre nicht hatten sehen können. Man sand diese fünfundzwanzig Leichen auf einem Haufen. Das sind himmelschreiende Thalsachen. Es war auch kein Aufsichtsorgan vorhanden, das den Leuten nur einen Rath gegeben hätte, wie sie langsam, aber sicher hätten hcrabgelassen w recn kö.inen. Kurzum, es fehlte die Aussicht. «»geordnet ist sie nicht, aber man muß sie für selbstverständlich halten und jetzt wird man es lhum Man hat ein furchtbares Lehrgeld gezahlt. In das allgemeine Krankenhaus sind im Ganzen 235 Leichen gebracht worden, von denen bis Freitag Abend 116 aznoscirt (richtig erkannt) worden sind. Weitere AgnoScirungen haben bis j tzt nicht statt gefunden. Am Freitag haben unter specieller Aufsicht die Untersuchungen im Ringiheater zur Auffindung von Werthsachen begonnen. Feuerwehrmänner und Sicherheit-Wachmänner arbeiteten mit unermüdlichem Eifer an diesem Werke. Bisher wurde eine große Zahl von Opernguckern, Brillanten , Uhren, Ketten und Ringen gefunden. Man wird da neue Anhalts punkte für die Agnoscirungen finden. Sonntag Vormittag haben die Beisetzungen in der israelitischen Abteilung des Centralfriedhofe« begonnen und Nachmittags werden sie in der katho lischen Abiheilung fortgesetzt werden. Für die überaus große Menge der erkannten Leichen, deren jede einen eigenen Sarg erhält, wird ein ganzes Feld gewidmet sein. Das gemeinsame Grab der NichtagnoScirten wird zu einem eigenen Grabe für alle Zeiten erklärt, dessen Erhaltung von der Commune übernommen wird. Sonnabend Mittags 1 Uhr ist die große Treppe des Ringtheaters eingestürzt. Wien, 11. December. Im Laufe des gestrigen Nachmittags sind weitere vier verkohlte Leichen au« dem Schutte des Rinztheater« hervorgezogen worden- Der Raum, auf welchem sich früher die Bühnt und de^ Zuschaueraum befanden, ist jetzt wüst und öde, eingeschlossen von vier von Rauch geschwärzten Mauern, an welchen stellenweise ausgebrannte Logen haften. Aus der glimmenden Tiefe' steigt ei» welch« die unglückliche Bauart d«- Theater« kannten; vor un» da« Chaos, hinter üa« die züngelnden Flamme« und der von Miaute zu Minute zunehmende Rauch Berzwtiflung«gtschrri erfüllte di« Luft und vermehrte die sich unausgesetzt, steigernde Verwirrung. Niemand wußte, wohin er ^en Fuß setzte, Niemand, ob er im nächsten Momente noch aufrechistehea oder von der in wahnsinniger Hast nachdrängevden Menge die Trepp« hinabgestürzt od«r am Fuße dersrlben zertreten werden würde. Plötzlich stürzte ich, und rin Schmerzensruf in meiner Nähe ließ mich ahnen, daß meiner Tochter da« gleiche Schicksal Widerfahrn war. Mir schwauden die Sinne, ich hatte da« Gefühl, al« ob Menschen über mich hinwegtrrten würden. Ob ich, halb bewußtlos, mich selbst auf raffte oder ob meine Nachbarn mich emporzogen — ich weiß es nicht mehr. Erst am Ausgange athmete ich wieder auf; außerhalb de» Theater« traf ich auch meine Tochter wieder, die gleichfalls gerettet wurde und mit einer leichten Verletzung am Fuße davonkam. Von einem Besucher der Galerie erhält da« „N. Wr. Tgbl." nachstehende Darstellung seiner Erlebnisse: Ich befand mich auf der vierten Galerie. Der Vorhang war ein wenig gehoben und einige Arbeiter nag-lten und richteten noch etwa« zum Gaudium des Publikums. Die Musiker saßen bereits im Orchester; man sah nun durch die kleine Spalte einmal finster, dann wieder grelle« elektrisches Licht. Die Galerien waren sehr gut besucht. Auf einmal hebt sich die Courtine ins Parterre hinein. Man sah Feuer. Alle schrien Feuer. Die Besonnenen auf der vierten Galerie rufen: „Sitzen bleiben!" Ich war in der Nähe de« RolhauSgangeS. Auf einmal wurde Alles finster. Ich tappte zu dem Ausgang. Man schrie und jammerte. Ich lief bis trauert. Die Politik, die Börse, die Geschäfte — in die dritte Galerie. Da lief schon ein Haufen Alle« stockt. Das große Unglück erfüllt alle Gemüther. Leute herauf und schrie: „Unten brennt'«, nicht hinunter!" Verwegen« zertrümmerten die Fenster scheiben. Ich blieb vielleicht 10 Sekunden auf der dritten Galerie, nicht wissend, was ich machen sollte, da faßte ich den Entschluß, lieber durch da« Feuer zu laufen, al» oben bei der schreienden, tobenden Menge, die nicht wußte, was sie machen solle, und wo man sich gegenseitig nicht sehen konnte, weil keine Petroleumlampen angezündet waren, zu ver bleiben. Ich tappte mit vielleicht noch zwei bis drei jungen Leuten, welche mir aber vorgestürzt sind, langsam die rauchige Treppe hinunter. Ich brauchte circa eine Minute. Unten angekommen, kannte ich mich nicht aus; ich war bei dem Thore in der Heß- gasse. ES waren dort circa 20 Leute, meist feine« Publikum, Herren und Damen, welche um „Hilfe," „Aufmachen" schrien, weil das Thor versperrt war. Iw Vestibüle gab e« aber Licht. Nach circa einer Minute, als ich herunterkaw, wurde die Thür durch einen Theatcrdiener aufgemacht und wir waren im Freien. Alle, welche dem Tode entronnen sind, sagen au«, daß sie erst in dem Augenblicke die ent setzlichste Todesangst erfaßte, als die Gasflammen abgedreht wurden, und Derjenige, der dies gethan oder befohlen, hat die größte Verantwortung auf sich geladen. Trotzdem die Gasleitung für Bühne und Zuschauerraum von einander getrennt sind, also der Zuschauerraum und die Treppen beleuchtet werden können, selbst wenn die Bühne und der Lustre ver finstert sind, so ist doch auch der GaShahn für Hau» und Treppe abgedreyt worden, ohne daß die Vor schrift eingehalten worden wäre, daß die Ersatz- Petroleum- oder -Oellampen angezündet worden wären. Fürchterlich sind die einzelnen Scenen gewesen, die sich, auf den Galerien und auf den Treppen und in den Corridoren abspielten. Alle« will den Aus gang gewinnen, einige Personen stürzen, man läßt sie liegen und eilt über ihre Körper hinweg. Man flieht-und flieht weiter, endlich bleibt man stehen, die Gänge und Tyüren find zu klein. Alle« kann nicht hinaus. Nun folgt die Catastrophe. Viele wollen einen anderen Rettung-Weg einschlagen ; sie eilen durch di« Lorridore und Bühnenräume, ver irren sich und finden keinen Ausweg. Diese Un glücklichen, sowie jene Personen, die im Zuschauer raum bleiben mußten, weil die AusgangSthüren von Fliehenden verbarricadirt waren, scheinen nicht ge rettet zu sein. Unter ihnen befinden sich Viele, welch« von ihren Angehörigen, die sich noch retten konnten, vermißt werden. Ein Trupp von Besuchern au« der vierten Galerie hatte durch einen offenen Gang dir Flucht ergriffen, und war in rin Zimmer gelangt, dessen Fenster nach dem Schottenring zu gelegen sind. E« war 10 Minuten vor 7 Uhr, al« von diesem Fenster au« ein markerschütternder Schrei ertönte. Die Leute sahen ein, daß sie nur durch diese« Fenster gerettet werden können, denn hinter Hände und jammerten um Leitern, allein — mau hatte kein« Leiter zur Hand. Wohl waren schon Lvschtrain« am Platze, aber die Confufion der Re«tung«organe war «ine so allgemeine, daß man aofang« nicht« zur Rettung that. Inzwischen mehrte sich dir Zahl Jener, welche sich nicht retten konnten und auf den Balconen, sowie an den Fenstern er-' schienet»» Personen, welche verzweifelnd um Hilf« flehten. Ein entsetzliche«, erschütternde» Bild! Bon Glück konnten aber Alle die sagen, welche Allem da« schauerliche Unglück herbeigeführt haben, den Balcon erreicht hatten, denn durch Leiter und Springtuch wurde ihnen Rettung, während Alle, welche in der Finsterniß den Weg nicht finden konnten oder eingekeilt waren, indessen den Erstickungs tod starben. < Ueber die Zahl der Umgekommenen ist noch nicht« Bestimmte« zu sagen, da noch viele Leichen unter den Trümmern liegen. Die Zahl der al« vermißt Gemeldeten beläuft sich jetzt auf 1120, doch glaubt man, daß viel« Namen doppelt von Verwandten gemeldet wnrden. Auch sollen Viele, um Zutritt zur Besichtigung der Leichen zu erhalten, fingirte Namen als vermißte Angehörige angegeben haben. Man fürchtet trotzdem, daß die Zahl der Opfer 600 übersteigt. Da« ganze Theater ist ein Schutthaufen, nur die äußeren Wände und va« Stiegenhau« stehen noch. Im Schutte werden unausgesetzt verbrannte und verkohlte Knochen gefunden. — Für die Vorstellung waren 900 Billet« für die Galerien ausgegeben, nahezu die Hälfte der Anwesenden scheint den Tod gefunden zu haben. Die offiziellen Ziffern über die Zahl der Aus- gegrabenen sind 144 Erstickte, 81 Verbrannte, 40 völlig zur Unkenntlichkeit Entstellte. Ganz Wien Detail- bekannt, welche beweisen, wie rasend schnell das Feuer um sich griff und wie ein momentane» Zurückbleiben genügte, die Zurückgedrängten dem Tode zu weihen. Wie sich die Flüchtenden auf de» Stiegen festkeilten, dafür zeugt, daß viele Leichen buchstäblich zerquetscht gefunden worden sind. Im Laufe de« Nachmittag« sind 2 weitere weibliche Leicht« agnoScirt worden. Da noch Tage vergehen dürste«, bi« die im Schutte de- Parterres ruhenden Leichen reste gehoben sein werden, hat da» Stadtphhsikat die sofortig« Derivficirung der stattgefundrnen Leichenreste angeordnet, «m gestrigen Bormtttaz besichtigten die Erzherzöge Albrecht und Johan- Salvator die Brandstätte. Kronprinz Rudolf trifft heute Abend hier ein. — Vormittag« begann die Beerdigung der bei dem Brande Verunglückt«. Vom frühen Morgen ab bewegten sich die Trauer züge nach dem Eentralfriedhofe. Die Bevölkerung begleitete j-denLeichenzug in Mafien. Die israelitisch» Die Todten und Vermißten recrutiren sich aus allen Schichten der Gesellschaft. Von der Fruchtbörse wird gemeldet, daß circa 20 Fruchthändler vermißt werden. Im Operntheater, Burgtheatcr und Wiedner Theater, in welchen gestern wieder Vorstellungen stattfanden, waren die Galerien nahezu leer. Im Stadttheater waren kaum 60 Personen. Im Wiedner Theater, da« schon vor 3 Tagen für die gestrige Vorstellung ausverkauft war, sind massenhafte Parterre- und Galeriesperrsitze un benutzt geblieben. Da« Gerücht, daß der Director des Ringtheaters, Jauner, sich erschossen habe, be stätigt sich nicht. Ueberblickt man noch einmal, schreibt die »Presse', die Umstände, welche zusammenwirken mußten, um da« namenlose Elend heraufzubeschwören, so ergiebt sich Folgende»: 1) ES wurde da« Feuer auf der Bühne bemerkt und die Wasserwechsel wurden doch nicht in Thätiz- keit gesetzt. Die Löschmänner de« Theaters waren da, liefen aber davon, al« sie dir ungeheure Flamme sahen. 2) Der eiserne Vorhang wurde nicht herabgelassen. Die zwei Kurbeln, mittelst deren dieser Apparat in Thätigkeit gesetzt wird, befinde» sich nämlich nicht auf der Bühne, sondern auf dem gefährlichsten Punkte, auf dem Schnürboden. Als nun dieser in Flammen stand, liefen die beiden Löschmänner des Theater«, um ihr Lebe« zu retten, davon. Diese Courtine wird in den anderen Theatern binnen 2 Minuten herabgelassen, aber selbst eine Minute Aufenthalt war auf dem Schnürboden todtbringend und die Leute suchten ihr Leben zu retten — daß da» von hundert Anderen gefährdet ist, überdachten sie in diesem Augenblicke schwerlich. 3) Die Gasflammen wurden abzedreht. _ . _ 4) Die Oellampen waren in den Gängen nicht widriger Geruch verbrannten Fleisches auf. Von angezündct. den Geretteten werben fortgesetzt neue haarsträubende -5) Die Noththüren waren nicht geöffnet. 6) Die Feuermeldung an die Polizei wurde ver spätet gegeben. Da» sind Unterlassungen von Personen innerhalb de« Theater». Hierzu kamen aber noch einige Unterlassungen von auswärt«. 1) Die Feuerwehr kam im ersten Augenblicke ohne die vollständigen Apparate — Sprungtuch und Streckleitern kamen um 10 bi« 20 Minuten zu spät. Wohl wurden alle Personen gerettet, die auf Fenstern und Balconen standen, aber über da- hinau« war kein Rrttung-iverk vorbereitet. E« herrschte voll ständige Verwirrung bei größter tode-muthiger, per sönlicher Aufopferung der Feuerwehren. 2) Die Feuerwehr in Wien dat nur ei« Sprungtuch und nur eine Streck- und Schubleitrr war I» Action. Diesen zwei Uaterlaffungeu, so sehr man sie