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DK Ezechen in Böhmen. s« ist «Ke 'tzchtdeztt verblßfftnd« Erscheinung, Haß hi« brutale Vergewaltigung der Deutschen iu köhttka^mv Ungarn znfachmenfällt mit den herr lichsten Verletzungen »wischen den Gtaatsmänarrn Oesterreich» und denjenigen de» deutschen Reiche». Mmal» war die Freundschaft »wischen den beiden Höfen inniger und virmal» die Feindschaft »wischen deck Nationalitäten grimütiger. Anstatt eine mora lische und politische Kräftigung, hat da» deutsche Element in Oesterreich dem slavischeu und magyarischen gegenüber durch Gründung de» deutschen Reiche oder vielmedr durch die Freundschaft diese« Reiche» zu dem Wiener Hofe scheinbar und für den Augen blick eine Schwäche erfahren. Wäre den Deutschen in London, Peter»burg und Pari- passirt, wa- den Deutschen tagtäglich an Brutalitäten in Pest, Prag und Hermannstadt widerfährt, so würde ganz ohne Zweifel der berühmte „kalte Wasserstrahl" nicht lange auf sich warten lassen. Wir wissen dabei wohl, daß die Deutschen in Oesterreich officiell keine „Deutschen", sondern einfach „Oesterreicher" sind, doch ist die- kein Unterschied, dm die russische Diplomatie auf der Balkanhalbinsel keine-weg» respectirte, wenn rS sich darum handelte, die interessanten vulgaren al« stammverwandte Slaven gegen die Türkei in Schutz zu nehmen, ob wohl sich die Bulgaren gewiß nicht mehr Verdienste um die Türkei erwarben al« die Deutschen um die Staat«- und Eulturentwickelung Oesterreich». Doch sei diesem Allen wie ihm wolle, Ein» steht jedenfalls außer Frage, daß da« politische Bünvniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn moralisch un möglich wird, wenn die österreichische Krone nicht stark genug ist, die Deutschen in Böhmen und Un garn gegen czechische und magyarische Nichtswürdig keiten kräftiger als seither zu schützen. Indem wir diese Thatsache hiermit bezeugen, wollen wir in dem Gedächtniß unserer LeAr gleichzeitig die deutsch feindliche Rolle auffrischnn, welche die Ezechen auch in der achtundvicrziger Bewegung den deutschen Einheitsbestrebungen gegenüber spielten. Weil die österreichische Regierung diesen letzteren Bestrebungen ebenfalls feindlich gesinnt war, benutzte sie die Ezechen al« Bundesgenossen gegen die Deutschen. In der CrisiS aber sah die Wiener Regierung, wie ein ge fährlicher Bundesgenosse da« Ezechenthum ist; sie mußte e« schließlich mit Kartätschen zur Raison bringen. Ein besonders fataler Gedanke war eS 1848 den Ezechen, daß das damals in Frankfurt geplante neue deutsche Reich die deutschen Elemente Oester reichs stärken und die nichtdeutschen absorbiren könnte. Daher ihr Bestreben, die Herstellung der deutschen Einheit und die Verbindung Oesterreichs mit Deutsch land zu Hintertreiben, daher ihre Opposition gegen Frankfurt und die Verweigerung der Wahlen zum dortigen Parlament, daher ihre Agitation für die Erhaltung de« alten Oesterreich und Palackh'S Wort: „Wenn Oesterreich nicht existirte, so müßte es er funden werden." Eine Deputation, die der Frank furter Fünfziger-Ausschuß Ende April zur Beförderung de« Wahlzeschäft« nach Böhmen schickte, traf ganz Prag unter Waffen. Die Frage über da« Berhält- niß Böhmens und Oesterreich« zu Deutschland hatte die Gemüther erhitzt. Die Slaven hatten ihre Lache mit derjenigen Oesterreich« zusammengeworfen; Böhmen, sagten sie, gehöre nicht zu Deutschland, ebenso wenig zum deutschen Bunde, der aufgelöst sei und nicht mehr existire. Nur mit Oesterreich wollten sie mit dem Deutschland der Zukunft, welche« die Frankfurter Versammlung stiften möge, in einen völkerrechtlichen Bund treten; zuvor aber müsse und werde Oesterreich di« slavischen Völker zu einem großen Reich verbinden und selbst ein slavische» Kaiserreich werden. Die Ezechen hatten den demo kratischen Grundsatz, daß die Majoritäten herrschen sollen, zu ihren Gunsten ausgenommen und von der Ansicht ausgehend, daß die Slaven in Oesterreich die Majorität seien, sich da« Phantom eine« Kaiser staat« entworfen, in welchem der Habsburger nur dadurch, daß er ein Slave werde, sich erhalten könne. Von den Deutschen Böhmen« wurde ein „kon stitutioneller Verein" gegründet mit einem GlaubenS- bekenntniß, an dessen Spitze neben der Anerkennung der Gleichberechtigung der Nationalitäten der Grund satz stand, daß nur die innigste Vereinigung Oester reich« mit dem übrige» Deutschland die errungene 'Freiheit, die politische Macht, den Wohlstand sowie de«'Fortbestand de» österreichischen Gesammtstaat» verbürgen könne. Im Sommer 1848 bildeten sich Zweigvereioe diese» deutsch«« vertzn», und »«gab »ur wenige Städte Böhmen»» die keinen coostitutio« nrürn Verein hatten, Die ktserliche Regierung zu - Wien benutzte Anfang« yie Opposition der Ezechen -egen Frankfurt, um sich geßen letztere» freie Hand zu erhalten. Ebenso willkommen war ihr da» Wach»thum de» böhmischen Terrori»«u» gegen die Deutschen. Al» aber die Opposition gegen Frank- fmt zum Prager Slaven - Eooareß iu der ersten Hälfte de» Juni führte und die slavischen Deputieren au» Oesterreich einen Föderativstaat unter slavischrr Oberherrschaft machen wollten, schritt die Regierung durch die Kanonen de» Fürsten Windischgrätz vom 1b. bi» 17. Juui ein und da« Phantom einer slavischeu Demokratie an der Stelle Oesterreich« war verpflegen. Doch hielten die Ezechen diesen Gedanken fest und versuchten ihn im Wiener Reichstag bei Berathung der Verfassung (1849) zu verwirklichen. Den Ezechen wär' e» nach dem Zugeständniß ihre» Redner» Rieger darum ru thun, im 8 1 den Grund satz der Volkssouveränität, d. h. da« alte Princip der Wahlmonarchie zu erneuern und so, wie er sich au-drückte, „da« erst in neuerer Zeit in Vergessenheit gerathenr Bertrag»verhältniß der Habsburgischen Fürsten zu den einzelnen Kronländern" wieder zur Geltung zu bringen. Die Versammlung jedoch widerstand. Palacky entschleierte die slavischen Hintergedanken im März 1849 sehr deutlich durch folgende Worte: „Wir sind für da« Eine und ungetheilte Oesterreich nur so lange, bi« der Bruch zwischen Deutschland und Oesterreich erfolgt und die Deutschen vereinzelt neben un« stehen. Im Herzen sind wir gut födera listisch und wenn Oesterreich darüber zu Gtunee geht, was thut e«? Slaven sind seine Erben und so bleibt da« Areal immer in der Familie." Auf diesem verwegenen Standpunkte stehen die Ezechen noch heute, wie besonder« ihre Beziehungen zu der Panslavistenpartei Moskau« rc. handgreiflich bewiesen haben. Ist der von Palacky 1849 herbei gesehnte staatliche Bruch zwischen Oesterreich und Deutschland doch inzwischen erfolgt. Die Deutschen stehen jetzt wirklich „vereinzelt", d. h. schutzlos neben den Ezechen. Der Föderalismus, d. h. die Souve ränität der nichtdeutschen Elemente kann also beginnen, „auch wenn Oesterreich darüber zu Grunde geht. Das Areal bleibt ja immer in der panslavistischen Familie." Und wie verhält sich zu diesen kecken «eußerungen des slavischen der deutsche Familiensinn? Hat nicht auch er den Wunsch und die Hoffnung, daß „das Areal" in der deutschen Familie bleibt? Man blicke doch auf die Landkarte und man wird finden, daß Böhmen schon aus geographischen Gründen kein feindlicher Dorn im deutschen Fleische bleiben, kein Kleinrußland im geographischen Herzen de« Deutschthum« werden darf! Derselbe Blick auf die Landkarte wird aber auch der Krone Oesterreichs darthun, daß die Fortsetzung der jetzigen Czechen- bewegung auf die Dauer unverträglich ist mit einem deutsch-österreichischen Bündnisse. Deutsches Reich. Die Heilung de« Armbruch- der Frau Prin zessin Georg ist' im günstigsten Fortschreiten. Ihre Söhne, Prinzen Johann Georg und Max, find am Montag zu längerem Curaufemhalt nach Bad Schandau a. v. Elbe übergesiedelt. Bischofswerda, 14. Juli. Herr Bürger meister Ritter rc. Sinz tritt von Sonnabend ab einen 3 wöchigen Urlaub an. Während seiner Ab wesenheit führt die Amtsgeschäfte Herr Stadtrath Johann Gottfried Kletzsch. — 14. Juli. Da« ForsthauS Pickau ist, nachdem die Subhastation desselben am Montag resultatlo« verlaufen war, nunmehr von Herrn Carl Walther in GeißmannSdorf für den Preis von 6000 Mark käuflich erworben worden. — 15. Juli. Vergangene Nacht gegen 1 Uhr röthete sich in östlicher Richtung der Himmel in ge waltiger Weise, wie Wirerfahren, ist in Schmölln da« Schaafstallgebäude des alten Rittergutshofe« ab gebrannt und soll namentlich viel Heu mit ver brannt sein. Dank der Windstille und den herbei geeilten Spritzen ist e« gelungen, die verheerende Flamme auf diese« Gebäude zu beschränken. Die Entstehungrursache ist zur Zeit noch unbekannt. — Die Generalversammlung des ge« sammten Gebirgsverein« für die sächs.-böhmische Schweiz wird nicht am 25. Sept, sondern schon Sonntag den 18. September in hiesiger Stadt ab gehalten werden. Grundstück«eigenthümer, deren Grund stücke an öffentlichen Flüssen angrenzen und that- sächlich dadurch zahlreiche vortheile: Luft, Licht, freie Eommunicatioa mit dem Strome, genießen, erlangen nach einem Erkeontniß de« Reichsgericht«, II. Hilf«senat, vom 9. Mai d. I., kein Privatrecht an dem Strome, dem Strombett und dem darüber befindlichen Raum, und sie können, fall« der Staat Dispositionen über den Strom und da« Strombett für angemessen hält, mit denen die Fortdauer jene» Genüsse« unvereinbar ist, auf diese Entziehung der bisherigen vortheile keine Entschädigungsansprüche gegen den Staat gründen. U Umschau la der Lausitz, 14. Juli. Durch Feuer wurde« verckichftt" Am 9. die Gebäude de» KlelngutSbefitztt» Hultsch iv Blitzschlag eutzündel); die Gebäude der «artkuschen« und Lofert'schen Besitzungen zu Plötze» bei Hochkirch. — Zu Ruppersdorf ist da« 4—5 jähr. Mädchem der unverehkl. Aua. Wunder im Mühlgraben er trunken. — Am 10. d. verschied zu Zittau Herr Archidiaconu« Pescheck im Alter von 66 Jahren. — Der an der Eber-bacher Schule beamtete Lehrer Herr Hubrig feierte am 9. ds«. Mt». sein 40 jähr. Amtsjubiläum und wurden ihm dabei vielfache Be weise von Anerkennung, Achtung und Liebe zu Theil. Bon 80 Kammermandaten waren die«mal 3l> neu zu besetzen. Nach den bisher vorliegenden Resultaten sind nach einer Meldung der .Chemnitzer Zeitung" gewählt: 14 konservative, 6 national liberale, 6 fortschrittliche Eandidaten, 1 Anhänger der sogenannten Gewerbepartei und 1 Socialdemokrar (Bebel im Leipziger Lanvbezirk). In Dippoldiswalde ist Stichwahl zwischen zwei Conservativen nothwenvig- AuSgeschieden waren 12 konservative, 9 national liberale und 8 fortschrittliche Abgeordnete. Die Wahlbetheiligung war eine äußerst gering«. Nächst dem Wahlresultat au« dem fünfte» Dresdner Bezirke, welche» die Erwählung de- Rechtsanwalt vr. Rob. Schmidt constatirte, sowie die Wahl in Pirna, Sebnitz rc., welche für de» Rechtsanwalt Schreck au-gefaüen, liegen noch folgende Nachrichten über die Landtagswahlen vor. In Leipzig ist im ersten Wahlkreis Stadtrath Döllinger und im dritten Wahlkreis l)r. Heine gewählt. Im Leipziger LandSkreiS schlug Bebel Heine (Plagwitz) mit bedeutender Majorität, doch ist, wie das „Leipz. Tgbl." schreibt, diese Wahl ungüliig, da Bebel, wie amtlich constatirt ist, nicht 30 Mk. directe StaatS- steuern zahlt. Bebel war seither nur mit 17 Mk. veranlagt und auch hiergegen hat er reclamirt, er besitzt demnach nicht den zur Ausübung de« Abge- ordneten-Mantat« erforderlichen CensuS. Sonach ist Herr vr. Heine auch in Leipzig-Land gewählt. In DreSden-Land wurde dagegen Herr Bebel vor» Herrn Rittergutsbesitzer Käferstein (cons) geschlagen. Als gewählt sind ferner zu betrachten: AmtShaupt- mann Bosse-Meißen (cons.), Stadtrath Müller- Freiberg (nat.-lib), Bürgermeister Härtwig-Oschatz (cons.), Gutsbesitzer Uhlemann-LeiSnig-Mügeln (cons.), Gutsbesitzer Kökert-Rötha rc. (cons.), Holzhändler Grimm-Mylau rc. (nat.-lib.), Fabrikbesitzer Lange 86n., Eibenstock-Schneeberg rc. (cons.), Baumeister Uhlmann - Stollberg rc. (fortschr.), Fabrikbesitzer Müller-Meerane rc. (nat.-lib.), Oberbürgermeister Streit-Zwickau (fortschr ), Amtshauptmann v. Polenz- Auerbach rc. (cons.). Die Wahl Bebel'S in Leipzig-Land hat entgegen den ersten Mittheilungen nun doch Giltigkeit behalten. Die „Zittauer Morgenzeitung" schreibt: Die vom .Leipziger Tageblatte" verbreitete Mittheilung, daß Bebel'S Wahl ungiltig sei, weil derselbe nicht den erforderlichen CensuS an directen Steuern zahle, ist mit Bezug auf tz 5 de» sächsischen Wahlgesetze« von 1868 al« unrichtig zu erklären, da die Steuer» der Ehefrau dem Ehemanne zuzählen. Die Generalversammlung des Allgemeinen sächsischen Lehrervereins (früher sächsische Lehrer versammlung genannt), die in der Regel aller zwei Jahre stattfindet, wird in diesem Jahre am 25> 26. und 27. September inPirna abgehalten werden. Theilnehmer können nur solche Lehrer sein, die einem Bezirksschullehrervereine, der sich dem allge meinen sächsischen Lehrervereine angeschlossen hat, angehören. (Demnach können z. B. Lehrer au» dem BezirkSlehrerverein DreSven-Land nicht zuge lassen werden, weil dieser Verein im Jahre 1878 aus dem Allgemeinen sächsischen Lehrerverein aus getreten ist.) Die Theilnehmer haben sich laut Bekanntmachung de« Ortsausschusses in Pirna bei den Vorstehern der Bezirksvereine baldmöglichst an- zumelden. bis Schlußtermin für da« Abgeben der Liste in Pirna ist der 7. Sept, festgestellt worden. Sine namentlich für die ländlichen Standes beamten beachtrnswerthe Entscheidung wurde voa dervautzner Strafkammer gefällt. Der Standes beamte Walde in Ralbitz hatte in 23 Fällen voa Anzeigen über Geburten und Sterbefälle in da» Hauptregister eingetragen, er habe da« betr. Protoeoll den die Anzeige Erstattenden vorgelesen und diese hätten r» geaehmigt und unterschrieben. Da« vmr nun nicht der Fall gewesen, entweder hatte der Standesbeamte oder hatten die Anzeigenden angeb lich keine Zeit gehabt, die gesetzlichen Formalitäte» zu erfüllen, Der Gerichtshof fand nun, daß jene Einträge rechtlich erhebliche und wissentlich gefälschte seien und verurtheilte den Standesbeamten wegen falscher Beurkundung zu 3 Monaten Gefängniß. Da» ,Dr. Journ." veröffentlicht eine königlich« Verordnung, betreffend die Errichtung eine» gar Förderung der Interessen de» öffentlichen Verkehr« auf den Eisenbahnen bestimmten, der Geaeraldirrctiock der StaatSeisenbahaen brtzuordarodea Eisrnba'"