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D 's kann man wohl diese Feier als eine der größten Kundgebungen der Freundschaft zwischen den '' Großmächten und den übrigen Staaten betrachten, und man darf erwarten, daß für die Praxis des Völkerverkehrs auch bald ein Gewinn dadurch - erlangt wird. Es fügte sich an diesem Tage auch ' noch sehr glücklich, daß der Vertreter Oesterreich- Ungarns auf derHudson-Fulton-Feier die glänzend -- bewährte Bundestreue Deutschlands rühmen konnte, und daß zum Schluß des Banketts der frühere Bürgermeister" von New Jork, Mr. Low, mit - ' beredten Worten ausführte, daß, wenn die germanischen Staaten Deutschland, England und Amerika zusammenhielten, der Friede für die ganze Welt gesichert sei. Der wirkliche Gang der Dinge und die harten Jnteressenkämpfe machen ja durch manchen schönen Friedensgedanken leider sehr ost und rasch einen scharfen Strich, aber soviel ist doch durch die erwähnten Kundgebungen der Welt ge zeigt worden, daß die Friedensliebe der Regie rungen und Völker in der Neuzeit einer der mäch tigsten Faktoren des internationalen BölkerlebenS ist, und daß der Gedanke von dem freundschaft lichen Wettbewerb der Völker kein leerer Wahn zu sein braucht, sondern sich mit der Wahrneh mung der besten Interessen auf allen Gebieten sehr wohl vereinbaren läßt. Freundschaftlicher internationaler Wettbewerb. In den letzten Tagen der großartigen Hudson- Fulton-Feier in New Jork, zu welcher alle Groß- .. Mächte Vertreter gesandt haben, hat der englische 5 Admiral Seymour eine Rede gehalten und zwar h Nach einer Ansprache, welche kurz vorher der deutsche Großadmiral von Köster gegenüber dem L Bürgermeister von New Jork kundgegeben, und man kann wohl sagen, daß in der Rede des Admirals > Seymour einige Kundgebungen enthalten sind, A Welche in der Zeit der so häufig wiederkehrenden Spannungen in den Beziehungen zwischen Eng- k land und Deutschland sehr beachtenswert erscheinen. F Der Admiral Seymour hat nämlich in seiner - Rede auSgeführt, daß die Engländer mit Be- > wunderung auf die deutsche Marine blicken, und c die Engländer fühlten auch, daß die deutschen Blicke mit gleicher Bewunderung auf die englische 7 Marine gerichtet seien, aber das geschehe in freund- schaftlichem Wettbewerb und nickt aus Feindschaft, und die Freundschaft zwischen den englischen und deutschen Seeleuten möge immerdar fortbestehen. ES ist unverkennbar in dieser Rede des englischen - Admirals Seymour ein Ton in bezug auf den - freundschaftlichen Wettbewerb zwischen England und Deutschland angeschlagen worden, der einmal I die große Entwicklung Deutschlands auf allen ! - Gebieten in einem anderen Lichte zeigt, als wie es sonst so viele Engländer in hervorragender Stellung getan haben. Admiral Seymour hat in seiner Rede genau das ausgesprochen, was L man in Deutschland über den Wettbewerb mit England denkt, diese Konkurrenzkämpfe auf allen c Gebieten zwischen den beiden mächtigen Staaten >; sollen nur ein friedlicher Wettbewerb sein, der doch auch das Gute hat, die besten Leistungen und die größten Fortschritte auf allen Gebieten .. zu fördern. In diese Art des friedlichen Wett- s bewerbes ohne gehässige Ausfälle und blusige Feindseligkeiten kann überhaupt der ganze Verkehr zwischen den Völkern nach und nach seine harmonische Auflösung finden. Die Hudson-Fulton-Feier in New Jork scheint überhaupt zu den friedlichen f Rebeneinanderarbeiten Nord - Amerikas, Englands und Deutschlands viel beigetragen zu haben, denn ? der Bürgermeister von New Jork, vr. Clellan, hat auf dem Festbankett zu Ehren der aus wärtigen Vertreter die Friedensliebe des deutscben Kaisers ganz besonders gefeiert, und wenn der Bürgermeister in seiner Rede schließlich auch nicht nur auf den deutschen Kaiser, sondern auch auf die Oberhäupter aller zur Hudson - Fulton - Feier vertretenen Staaten einen Toast ausbrachte, so muß doch noch besonders erwähnt werden, daß der Bürgermeister von New Jork in seiner eng lisch gehaltenen Rede plötzlich einige Sätze in - deutscher Sprache einschob, in welcherlei: auf die Verbrüderung der ganzen germanischen Welt und insbesondere für die Freundschaft Nord-Amerikas, Englands und Deutschlands ebenfalls trank. So Deutsche» Reich. Der Kaiser weilt nach Beendigung seines Aufenthalte» in Romintey und Hrdinen seit Sonnabend stütz im Jagdschloß HubertuSstock. E» ist noch unbekannt, wie lange sein Jagdbesuch in HubertuSstock währen wird. - »66. An» derGesellschast. Prinz Eitel Fried- rich von Preußen hat, wie die „N. G. C." meldet, Patenstelle bei dem kürzlich geborenen ersten Söhnchen des Hauptmann» und Kompagniechefs im 1. Garde-Regiment zu Fuß von Versen an genommen und wird der demnächst in Potsdam zu feiernden Taufe selbst beiwohnen. Hauptmann Leopold von Versen ist ein Neffe de» 1898 ver storbenen Generals der Kavallerie und General adjutanten Maximilian von Versen, der einer der ausgezeichnetsten Reiterführer de» deutschen Heeres war und zuletzt da» 3. — brandenburgische — Armeekorps kommandierte. Die Gemahlin des Hauptmanns von Versen und Mutter des kleinen Täuflings, Aräu Edith von Versen, ist eine Engländerin; sie hieß mit ihrem Mädchennamen Miß Carlisle Und entstammt einer irländischen, in Belfast ansässigen Familie, die eS durch den Schiffbau zu Ansehen und Einfluß gebracht hat. Ueber den Zeitpunkt der Einberufung des Reichstags zu seiner neuen Session laufen allerlei Angaben durch die Tagespresse. Offenbar hat man sich aber an maßgebender Berliner Stelle über einen bestimmten Termin für den Wiederzu sammentritt des Reichsparlamentes noch nicht schlüssig gemacht, vermutlich, weil sich der Stand der Vorarbeiten zu der bevorstehenden neuen Ses sion noch nicht genau übersehen läßt. Zunächst dürfte die Entschließung der Regierung über die Einberufung des Reichstags von dem Fortgang der Arbeiten im Bundesrat abhängen, wächer am 14. Oktober seine regelmäßige Plenarsitzungen nach Ablauf seiner sommerlichen Ferienpause wie der aufnimmt. . Eine der ersten Folgen des neuen Tabaksteuer gesetzes hat sich in der Entlastung zahlreicher Ar beiter der deutschen Tabakindustrie geäußert. ES sind nun im Hinblick hierauf Erhebungen über die gegenwärtige Lage der Tabakindustrie bei maß- gebenden süd- und ostdeutschen, sowie Hamburger und BreMer Tabakinteressenten vqrgenommen worden. Im westfälischen Industriegebiet sollen in den nächsten Tagen örtliche Ermittlungen durch Vertreter der zumeist beteiligten Verwaltungs behörden deS Reiches und Preußen» folgen. Die Mitteilungen der Fabriken, die nur in einem den derzeitigen Bestellungseingängen entsprechenden Umfang die Zigarrenherstellung betreiben und da rum Verkürzung der Arbeitszeit und zeitweilige Betriebseinschränkungen eintreten ließen, haben ergeben, daß, falls nicht wider Erwarten eine wirtschaftliche Depression allgemeiner Art eintritt, die Zahl der Arbeiter bei voller Beschäftigung wie der Ende des Jahres , auf der alten Höhe ange langt sein dürfte. Die Ansicht besonders vor sichtiger Gutachter innerhalb der Tabakindustrie geht dahin, daß eine Absatzbeschränkung, gleich viel welchen Grundes, über die Osterzeit hinaus als ausgeschlossen gelten kann. Das Deutsche Reich «nd die Eholrragefahr. Die „Neue pol. Korr." schreibt: Die Cholera, die auf dem Seewege über Rotterdam auch nach den Niederlanden eingeschleppt war, ist zwar in dieser Hafenstadt seit einiger Zeit erloschen, tritt aber im Lande doch noch stets in einzelnen neuen Fällen auf. Wenn daher die gegen die aus Rotterdam kommenden Seeschiffe angeordnete gesundheitliche Kontrolle in den deutschen Hastnplätzen inzwischen hat aufgehoben werden können, so gebietet doch bei der starken Ausbildung des Wasserstraßenverkehrs in den Niederlanden die Vorsicht, die zur Ueber- wachung des Binnenschiffsverkehrs in Emmerich am Rhein errichtete Kontrollstatton einstweilen noch in Tätigkeit zu lasten. Auch die Vorsichts maßregeln im Eisenbahnverkehr bleiben vorläufig noch aufrechterhalten. In Petersburg ist in letzter Zeit ein Nachlassen der Seuche zu konstatieren. Den vereinzelten im Osten deS Reichsgebiets bei uns eingeschleppten ErkrankungSfäÜen find neue letzthin nicht mehr gefolgt. Religion ist Prtvatsoch«. Wieder liegen Bei spiele vor für di« geradezu brutale Unduwsamkeit, mit der die Sozialdemokratie Aeußerungen religiösen Lebens verfolgt. Wie die „Deutsche Reich-post* berichtet, lag m Stuttgart in ihrem Zimmer eine arme, kranke Witwe allein und verlassen. Eine Diakonissin und der zuständig« Geistliche besuchten sie täglich. Da» war dem sozialdemokratischen Hausbesitzer zuwider; er kündigte der kranken Frau die Wohnung, mit der Begründung, er dulde kettle Diakonissin und keinen Pfarrer in seinem Hause. An anderer Fall passierte in Breslau. Dort heiratete, wie die „Schief. Bolksztg.* berichtet, ein Gewerkschaftsbeamter P. und ließ sich, obwohl Dissident, kirchlich trauen. Wegen dieses Ver brechens wurde bfim Gewerkschaftskartell der An trag gestellt, dem Genossen zu kündigen. Da» . Urteil wartete P. dann nicht erst ab; er legte sein Amt nieder. I« der bayerische« Abgeordnetenkammer ist noch immer die Generaldebatte über die Steuer reform im Gange.. Bis jetzt hat sich von den Gene ralrednern der einzelnen Parteien nur der sozial- demokratische Abgeordnete Freiherr von Haller namen» seiner Partei unbedingt ahhchnend gegen sämtliche Steuerreformvorlagen der Regierung ausgesprochen, weil sie ängeblich nur eine einsei tige Interessenvertretung darstellen. Große» Aufsehen erregt in Bayern die Nach richt vom Austritt de» Pater B«tno Auracher, Generaldefiniter de» " Kapuzinerordens in Rom, au» der Kirche. Pater Benno, ein berühmter Kanzelredner und ein hochgebildeter Mann, legte auS noch unbekannten Gründen seine genannte hohe geistliche Würde nieder und reiste dann von Rom in» Ausland ab, so daßDiuM bezweifel wer den kann, daß er nicht nur^aS OrdpnSkleid der Kapuziner ausgezogen hat, sondern, daß er auch zugleich au» der katholischen Kirche ausgetreten ist. Pater Benno Auracher ist au» der bayerischen OrdenSprovinz der Kapuziner hervorgegangen und erstellte sich in Bayern großer Popularität. »66. Eulenburg gibt seine Berliner Woh nung auf! Fürst Eulenburg hat, wie die „N. G. C." mitteilt, die möblierte Wohnung, die er bis her im Erdgeschosse deS Hauses Königin Augusta- Straße 42 in Berlin inne hatte, zum 1. Januar gekündigt. Man entsinnt sich, daß Fürst Eulen bürg sich von dort auS täglich zu den Verhand lungen deS zweiten gegen ihn gerichtet«? Straf prozesses begab und daß während dieser Zett die Kriminalpolizei das HauS Königin Augustastraße 42 auf eine etwas originelle Weise, bewachst, in dem ein Neunter vor d«n Eingang aist Wache stand, mehrere andere Beamte heimlich lm Keller untergebracht wurden (was selbstverständlich so fort im ganzen Hause bekannt war) und daß an der nächsten Straßenecke eine tagweise gemietete Automobildroschke bereitstand, um dem Angeklag ten nachzujagen, fall» er einen Fluchtversuch un ternommen hätte. Indem er sein Berliner Quar tier aufgibt, bekundet der Schloßherr von Lieben berg offenbar die Ueberzeugung, daß er nie wie der in die einigermaßen peinliche Lage kommen wird, die Reichshauptstadt aufjuchen und sich vor den Geschworenen für die Taten verantworten zu müssen, die.ihm zur Last gelegt werden, — und die jedem vernünftigen Menschen längst al» unwi derleglich erwiesen gelten. 1 Oesterreich-Ungarn. An» dem tschechischen Prag. Wie die „Narodni Listi" meldet, beschloß der Prager Siadtrat, alle deutschen Aufschriften an den der Stadtgemeinde gehörenden Häusern von den Mietsparteien ent fernen zu lassen. Im Falle der Weigerung soll den Parteien gekündigt werden. Frankreich. Ministerpräsident Briand hielt am Sonntag in Perigueux die angekündigte Rede, die mit großem Beifall ausgenommen wurde uiw in der er er klärte, er wolle in der gegenwärtigen Periode der Ruhe die Republik hoch über die Parteien er heben. Der Minister führte weiter au», daß die unmittelbar notwendige Reform da» Gesetz betr. die Altersversicherung der Arbeiter und der Bauern sei. Die republikanische Parsti müsse sich von örtlichen Interessen steimachen, damit da» Herz von ganz Frankreich in ihr schlage. Die Regierung werde die Macht nicht behalten, wenn sie nicht imstande sein wird, der republikanischen Partei ein neue» Leben zu geben. Briand be rührte sodann die soziale Frage und erklärte, er werde die Organisation der Arbeiter fördern und für ihren Anstil an den Vorteilen der Industrie wirken. Alle aufrichtigen Republikaner müßt« sich um die Regierung scharen, um die Reform durchzuführen. Die Angriffe der extremen Par teien von der Rechten und der Linken könnten ihn nicht verwirren. Wen« aber der Versuch ge macht werden sollst, diesen Angriffen Laten stl- gen zu lasten, werde er da sein, um ihnen den Weg zu sperre«. Der begeisterte Empfang, den