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Vermischtes. — Goldmünzen gefunden. In Gotha wurde in der Gartenstraße in einem der Stadt gehörigen Hause, das abgebrochen wird, im Keller vergraben ein T opf mit einer großen Anzahl Goldmünzen gefunden. In Gegenwart des Oberbürger meisters wurde der Topf geöffnet. Man fand in ihm 176 Fünstalerstücke, dann befanden sich noch 87 Zehntalerstücke und eine große Anzahl von Münzen darin, deren PrägungSbtld noch nicht festgestellt werden konnte. Der Goldwert der Münzen beläuft sich, wie abgeschäht wurde, auf 8600 -ck. Die Münzen stammen au» den Jahren von 1780 bi» 1814. ' bahnhof und Chemnih-Hauptbahnhof ein unbe- kannter Mann tot aufgefunden. Anscheinend hat er sich durch den kurz vorher verkehrenden Reichenbach—Dresdener Personenzug Nr. 1021 überfahren lassen. Leipzig. Ein mysteriöser Ueberfallhatfich am Dienstag im Connewitzer Holze zugetragen. Von zwei Männern wurde dort in früher Mor genstunde da» erst 18jährige Dienstmädchm Elise Earl in erschöpftem Zustande und mit völlig durchnäßten Kleidern aufgefunden. Nach ihrer Ueberführung in» Krankenhaus gab da» Mädchen an, sie sei von zwei Männern in unsittlicher Weise belästigt und, da sie sich ihnen nicht willfährig ge- zeigt habe, in die vorbeifließende Pleiße gewor fen worden. Auf ihr Hilfegeschrei hin hätten die Männer die Flucht ergriffen, ihr selbst fei e» dann gelungen, sich au» dem Wasser herauszuarbeiten. Der eine der Männer soll nach Aussage de» Mäd chen» etwa 18, der andere etwa 23 Jahre alt und mit einer gestreiften Fleischerjacke bekleidet ge wesen sein. Die Kriminalpolizei steht den Aus sagen des Mädchen noch ziemlich skeptisch gegen über, zumal dieses am Montag böswillig seinen Dienst in der Schenkendorfstraße verlassen und sich offenbar obdachlos umhergetrieben hat.— Eine andere Lesart lautet: Die Kunde von einer angeblichen Schreckenstat durcheilte am Mittwoch , die Stadt und ward „selbstverständlich" auch durch Sonderblatt einer Zeitung der Bürgerschaft ver kündet. Ein 16 Jahre alte» Mädchen sollte im Tonnewitzer Holz vergewaltigt und in die Pleiße .gestürzt worden sein. Tatsächlich aber handelte eS sich um eine ihren Eltern entlaufene arbeits scheue Dirne, die sich mit allerlei Strolchen schon fett acht Tagen im Wald umhertreibt und von die sen etwas mit Pleißenwasser getauft worden ist. , Das Mädchen hatte dann eine „Räubergeschichte" erzählt. Werdau. Von einem unvorsichtigen Radsatz- rer überfahren wurde eine Frau im benach barten Langenhessen. Sie erlitt dabei schwere Verletzungen, während der unbekannte Radler, der ebenfalls zum Stü^en kam, schleu nigst wieder -aS Rad bestieg und die Flucht er griff, die Frau ihrem Schicksal überlassend. Crimmitschau. Der Bierboykott, der seit ver- gangenen Sonnabend über die hiesigen Gastwirt schaften und diejenigen der Umgegend verhängt worden ist, wird vom größten Teil der Arbeiter schaft streng befolgt. Sorgen doch dafür die Flug blätter und an den Plakatsäulen angeschlagene Zettel, welche die Drohung enthalten, daß, wer trotzdem Bier oder Schnaps trinke, in das Boy- kottbüch eingezeichnet würde. Mehrere Nestau- rants haben den Ausschank des Bieres vollständig eingestellt und behelfen sich mit Limetta, Limo naden usw. Daß viele Arbeiter, die sich am Sonntag wenigstens ein Glas gönnten, nicht ge- rade erfreut sind, sich desselben und des Schnapses ganz enthalten zu müssen, davon zeugten vielfach ärgerliche Ausdrücke. Die vom Aktionskomitee in den Gastwirtschaften ausgeübte Kontrolle ist scharf: hie und da mußten sich die Kontrolleure wenig schmeichelhafte Worte sagen lasten. Es ist jedoch festzustellen, daß der Bierkonsum fast auf die Hälfte herabgesunken ist. Zwickau. Der Rat will in diesem Winter halbjahr Seefische zum Selbsttostenpreis an die ärmere Bevölkerung verkaufen lasten. Zwickau. (Eiugeständuis eine» Mordes.) Nach einer «Mitteilung der Staatsanwaltschaft in Stuttgart hat der 42 Jahre alte ledige Gürtler Paul Götze von Niederplanitz in einem außer gerichtlichen Geständnis erklärt, daß er Ende Juli 1903 einige Kilometer von Stuttgart entfernt auf ' der Landstraße bei Calw einen Radfahrer erschlagen und besten Brieftasche mit 1100 Spargeldern geraubt habe. Die Leiche begrub er auf einer abgelegenen Stelle. Mit dem Gelde sei Götz nach Leipzig zur Messe gefahren und habe es dort verbraucht. der Grenze gelegenen Dorf N ep olonice ein Feuer, da» infolge de» herrschenden Sturme» so schnell um sich griff, daß im Verlauf von wenigen Stunden die ganze Ortschaft abgebrannt war. Ueber 800 Menschen kampieren obdachlo» im Freien. Die Mutter des Wirtschafttbesttzer» Kulda, sowie besten zweijährige» Mhnchen find in den Flammen umgeksmmen. — Unaufgeklärter Ueberfall. Wie wir gestern kurz mitteilten. Würde im Kissinger Wäld chen der al» Kurgast dort wellend« Oberpoftsekre tär Aderhold au» Friedrichroda durch drei Schüsse verletzt aufgefunftn ünd nach WÜrzftrrg zur Operation gebracht. Er behauptet, von zwei Männern überfallen und angeschossen worden zu sein. Ein Dienstag in Schweinfurt verhafteter Kellner Hahn wurde dieser Lage zur Konfron tation mit dem schwerkrank im Würzburger Kran- kenhauS liegenden Oberpostsekretär Aderhold dorthin übergeführt. Er gestäüd die Lat ein und bezeichnete einen gewissen Anton Schmidt al» Helfershelfer^ Auch dieser wurde in Kisstngen ver- haftet. Aderholl» hat Hahn sofort als Täter wie- dererkannt. — Siue gefährliche Erprrssrrbaudr, die un- vorsichtige junge Frauen in schändlichster Weise auSbeutete und terrorisierte, ist in Pari» auf zahlreiche Klagen endlich ermittelt und ding fest gemacht worden. Dieser „Verband" bestand au» drei Personen, die folgendermaßen operier, ten: Ein sehr stattücher und redegewandter junger Mann, der inzwischen als der arbeitslose Kupfer stecher Franei» Penan ermittelt worden ist, machte sich in Badeorten an junge Frauen heran, wußte sich durch seine guten Manieren Und seine Schmei cheleien — er gab sich hochtönende Namen, ging hochelegant gekleidet und spielte vorzüglich den Sentimentalen — ihr Vertrauen zu gewinnen, so daß sie ihn als Freund behandelten und im Der- kehr sich etwas gehen ließen. Regelmäßig kam e» dann bei einem Spaziergang an abgelegenen Wellen zu Szenen und zu stürmischen Erklärun gen des eleganten „Vicomte", während deren plötzlich ein Feldhüter oder ein Forstbeamter auf tauchte, um Protokoll wegen angeblichen Ver gehens gegen die Sittlichkeit aufzunehmen. Im mer zeigte sich der „Vicomte" darüber sehr be unruhigt, reichte, um dem Skandal vorzubeugen, den Wächtern der öffentliche« Ordnung seine Brieftasche und veranlaßte seine Begleiterin gleichfalls, ihr Geld, Schmuckgegenstände usw. herauszugeben, um das Schweigen der „Beamten" zu erkaufen. Diese Erpressung wurde dann häu fig noch weiter fortgeführt, indem man die Da men in ihren Wohnungen aufsuchte und mit Mit teilungen an denGatten Und an Zeitungen drohte. Dieses Gelichter ist nun glücklich unschädlich ge macht. — Em Observatorium über de« Wolken. Da» höchste meteorologische und astronomische Obser vatorium in Amerika wird jetzt aüf dem Gipfel des Mount Whitney in Kalifornien, 14 000 Fuß über dem Meeresspiegel, errichtet. Die Gründung geht aus von der Smithsottian Institution, die ein Observatorium über den Wolken und frei von den Störungen durch den Dunst und Rauch bei grotzeü Städten zur Ver- fügung haben wollte. ES ist ein kleines steiner nes Gebäude mit drei Räumen, dessen Bau nütür- lich erhebliche Schwierigkeiten bereitet, da alles Material mit Mauleseln auf beschwerlichen We gen zu der großen Höhe hinqüfgeschafft werden muß. Die Arbeit ist jetzt aber bereits der Voll endung nahe, und das Ohservatorium soll dann allen Gelehrten zur Verfügung für Forschungen stehen. , Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Berlin, 24. September. In dem DiSzftli- narprozeß Schücking erkannte hevte der DiSzftli- narsruat de» Oberverwaltungsgerichts unter Auf hebung des Urteils des Bezirksau-schufle» auf Aberkennung der Berechtigung, de« Titel Bürger meister a. D. zu führe« und auf Aberkennung et waiger PeusiouSansprüche. Die Kosten de» Ver- fahrens fallen dem Beklagten zur Last. Berlin, 24. September. In einer 2. Pro zeßsache hatte vr. Schückmg bekanntlich wegen efter schriftliche« Bemerkung gegen den Landrat Rasse vom Regierungspräsidenten eine« verweis erhalte«. Dieser wurde do« Oberprisidentm der Provinz Schleswig bestätigt. Die von vr. Schückmg erhobene Klage wnrde hevte do« 1. Se nat des OberderwalttrngSgerichtS znrückgewiesm und vr. Gchückiag die Koste« de» Verfahrens auf erlegt. Der vorsttzeude erklärte iu der Urteils- 24t" Septtmber De» Gerüchten über die verhaftuug drS lmggesuchtm Raubmär- der» Sttrnickel in KahuSdorf steht di« Kriminal polizei skeptisch gegenüber. Stettin, 24^ September. Vie die »Ostsee- zeitnng" meldet, ist am DienStNg i» Stolzenhagm bei Kratzwieck der 30jährige Arbeit« Zänker un ter choleraderdichfigen Erscheinungen erkrankt «Nd am folgenden Ä»ge gestorben. Die amtliche, bakteriologische Untersuchung Hat mit Bestimmt heit asiatische Cholera al» Todesursache «gebe». Die Erkrank«»- ist wahrscheinlich «ff Genuß do» Oderwasser zurüitznfüftm. Alle Vorsichtsmaß regel« stich getmffe», ft daß kein Stund zur Eie- unruhig»«- voülegt. Worms, 2L September. I» der Unter» suchungSsache gegen dm vamtätSrat vr. Rolly ans Osthofm hat ei» Zm^ zugestaudm^ daß er aus Anstiftung des vr. Äolltz falsch geschworen habe. Ein Vtsuch AolltzS, gegen Kaution steige- lasse« zu werde», wurde in allm Instanzen ab- gelehnt. Posen, 24. September. Unter de» Vor sitz des Oberbürgermeister» fand ein« Konferenz statt, am über die im Jahre 1911 atzuhalttnde Lndustriegew«beM«SstelluUg für -au- Deutsch land Beschluß zu fasse«. Alle»st ei«, 24. September. Wie die „Menst. Ztg." meldet, hat di« bakteriologische Untersuchung bei dem »ukP Chäleraverdacht ft das Srankeuhau» do» Osterad« eftgelieserteU Ar beiter Bagger ergebe», daß Chol«» »icht vor liegt. Budapest, 24. Septembers Der deutsch« Botschafter v. Tschirschktz stattete gestern de« Mi nisterpräsidenten vr. «eckerle, dein HemdÄ-mini- strr Soffuth und de» Laudwirtschaftsmftister Daranyi Besuche ab. A» der Tafel, die der Mi- nisterpräsidmt zu Ehreu des Botschafter» twrau- stoftett, »ahme» sämtliche Minister teil. PariF, A. Vtptchuber. Die i« MariWch- Theater «mftrtteudr Tänzerin Ottro erlllt infolge Umstürzen» einer Petroleumlampe ft der Sarde- robe schwere Brandwunde«. Pari», 24. September. An« «»laß de» Tode» des Klugtechnikers Kerber sind zahlreiche veileidsknndgebnngep, besonders auch au» Deutschland, eftgcheosfm. Pari», 24. September. Au» Tettum wird «rhrrrm Blätter« HeÄHet, daß der Befehlshaber eine» spanische« Kreuzer» entgegen dm bestehen-- de» Bestimmungen die Durchsuchung de» frau- zösischeu Dampfer» „Emir" angeordnet hatte. Der Kommandant de» sran-Sfischm Schiffe» er- hob gegen diese Maßnahme Eftspruch und Klage. Pari», 24. September. Au» Chamouft wird gemeldet, daß der Architekt Grrbonr au» Rrw-N»rk bei eine« Ausflug in eine» Abgrnud stürzte und sofort tot war. C a u u e S, 24. September, von der Riviera wird gemeldet, daß die Folgen des letzte« Un wetter» ft Cauue» und Umgegend besonder» emp. findlich find. Die herrlich« Garteuanlagen find durch Hagelschläge ewpfiadlich geschädigt worden. Mehrere Personen wurden vom Blitz erschlage«, andere von dm Kftteu der über die Ufer getre tenen Klüsst fortgeschwemmt. IM Departement Gard find 12 Kraue« ertrunken. London, 24. September. KrirgSminister Haldaae gab dm ftemdherrlichm Offizierm, die dm HeereSmänödem beigewohnt hatttu, gestern abend iw Unterhan» ein Festmahl. London, 24. Septtmber. Gladstone hiett in Civderford eine Rede, in der er fagtt: Wenn das Hau» der Lord» da» Budget verwirft, so ist e» klar, daß die Krage zur unmittelbaren Ent scheidung komme« müsse. Balfour» verlange« nach einer Entscheidung durch da» Laad soll er füllt werden. Wen» diese -eravsfordemng an uns herantritt, werden wir sie sofort aunehme« und vn» an da» Land wende«. Konstantinopel, 24. Septtmber. Rach Telegrammen, die du» hiesige armenische Patri archat erhalten hat, sind 2000 an» Adana «ach Cypem geflüchtete Armenier zur griechisch-ortho doxen Kirche übergrtreten. Madrid, 24. Septtmber. Rach eine« amt- lichm Berichte au» Melilla über die Stellung der spanische« Truppen hat Gmeml Sotomatzor Snk Beni Sikar besetzt. General Marina «ißt die Be setzung diese» Marktplatzes, der der feindliche« Harka al» Sammelplatz dimtt, große Bedmttftg bei, weil dadurch bedmtende Telle de» dortigen Stamme» nbgeschnittm seien. Madrid, 24. Septtmber. Rach amtliche« Reldungm au» Melilla betrngm die verftste der