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ten mit jeder Minute den Frohsinn der Gesell schaft. Endlich, zu weit vergerückter Stunde, be gab sich alles zur Ruhe, nachdem unter freund- schaftlichen Umarmungen die Hoffnung ausge sprochen worden war, am nächsten Morgen die Freuden des vergangenen TageS fortzusUen. Auch der junge Chevalier zog sich auf sein Zimmer zurück, von seinem Erzieher begleitet. Dieser nahm seiner Gewohnheit gemäß vorn» Schlafengehen sein Brevier zur Hand und setzte sich damit zu dem lustig flackernden Kaminfeuer, das jeden Abend angezündet wurde. Die Sep tembernächte begannen schon recht frisch zu wer den, was sich besonders in den weiten Gemächern des Schlosses fühlbar machte. Indessen hatte der junge Chevalier nach kur- zem Nachtgebet angefangen, sich zu entkleiden. Plötzlich zerbricht mit fürchterlichem Getöse eine der großen Scheiben des Mittelfensters und die Scherben fallen klirrend auf daS Parkett. Der alte Lehrer ist vor Schreck halb versteinert. Mit weitgeöffneten Augen starrt er inS Leere, un fähig, einen Laut hervorzubringen. Eilig wirft der Chevalier seinen Rock wieder über, greift nach seinem Degen und stürzt an das zerbrochene Fenster, aus dessen Richtung der zit ternde Greis bald darauf Waffengeklirr ver nimmt. „Wer du auch sein mögest, ob Mensch oder, Teufel; eS wird dir nicht gelingen, mich zu er schrecken l" ruft der Chevalier. Nicht lange, und der Lärm verstummte. Der junge Mann kam zurück und setzte sich zum Feuer. Er war bewegt, aber seine Haltung ver riet unerschütterliche Festigkeit. „Was haben Sie gesehen?" stotterte der AbbS noch ganz fassungslos. „Ich weiß nicht, was eS ist. Wenn sich ein Spaßvogel den schlechten Scherz macht, mir Furcht einlagen zu wollen, so soll er an di« richtige Adresse glommen sein." proWoche auf volle sechs iru-g<^M^^ Kirsch««. Der Staatsanwaltschaft in Bautzen selbst gestellt hat sich am Montag vormittag der Kontorist E. Schaffhirt von hier. Der Genannte hat in feiner bis vor kurzem bei der Ffrma Gebrüder Friese innegehabten Stellung innerhalb der letzten zwei Jahre durch betrüge- rische Manipulation zirka 11000 -6 veruntreut. Gohland a. d. Spree. Billiges Bier wurde am Sonntag nachmittag von den Insassen eine» Lastautomobils der Reißewitzer Brauerei in DreSden-Löbtau hier kredenzt. Das Personal der Brauerei hatte einen AuSflug nach der Laufitz unternommen und befand sich auf der Rückreise nach Dresden. Auf der Kreuzstraße hielt eS hier an und steckte ein Fünfzigliterfaß Lagerbier an, das dem Publikum unentgeltlich dargeboten wurde, worauf natürlich ein hübscher Menschen auflauf entstand. Zittau. Herr Kreishauptmann v. CrauS- haar traf Montag vormittag in Zittau ein und begab sich mit den Herren -Oberbürgermeister Oertel und Forstmeister Kotseltindie hie sigen Wälder zur Besichtigung des durch die Nonnen angerichteten-Schadens. Vermutlich ist, so schreiben die „ZittNachr.", der Besuch des Herrn Kreishauptmann auf die wiederholten Ein gaben des Rats an die Regierung um eine StaatSbeihilfe zu den Kosten der Nonnen- bekämpfung zurückzuführen. -^ Verschwun den ist mit einem Handwagen, den er sich hier am 10. d. M. lieh, der Arbeitet Joh. August H e i - nick aus Gödv bei Bautzen. Löbau. Der Sängerbund der sächsische« Ober lausitz, der zurzeit 94 Vereine mit 3082 singen den Mitgliedern zählt (gegen 2985 im Vorjahre) hielt am vergangenen Sonntag seinen Bertre- tertag in OberkunnerSdorf ab. Nach Begrüßung der Erschienenen durch den BundeS- vorfitzenden, Selektenlehrer Werner in Großschö nau, gedachte dieser zunächst des vor 100 Jahren geborenen großen Komponisten Mendelssohn und des im August d.J, Heimgegangenenvolkstümlichen Liederdichters Gottfried Angerer. Durch den Bundesschriftführer Möckel wurde dann der Jah resbericht vorgelese'n und durch den Kassierer Hans Hübler der Kassenbericht gegeben. Der Ein nahme von 1103,77 -6 stand eine Ausgabe von 838,21 -6 gegenüber, s-> -aß ein Kassenhestand voü 250F6 -6 verblieb. Der Sängerhallengrund stock ist auf 6434,77 °6 angewachsen. Als wich tigster Punkt der Tagesordnung stand der abzu ändernde Wahlmodus, die Wahl deS Bundesvor standes betreffend, zur Verhandlung. Beschlossen wurde, in Zukunft die BundeSvorstandsmftglieder persönlich in der Bertreterversammlung zu wäh- „Aber iH hörte doch Säbelgeklirr?" hauchte der Abbe nnt furchtsamen Blicken nach dem -er brochenen Fenster, durch das der Nachtwin- -en unheimlichen Ruf eines Käuzchens hineintrug. „Ja, ein sehr langer Degen wurde mir vyn einem riesigen, nackten, mit Blut besudelten Arm entgegengehalten." Kaum hatte er das gesagt, als zum zweiten Male lautes Klirren die stille Nacht durchhallte, und die dem Kamin gegenüberliegende Fenster scheibe in tausend Scherben inS Zimmer fiel. Dies mal sah.der Abb« auch den riesenhaften Arm, der ein langes Schwert inS Gemach hineinstreckte, als wolle er den Chevalier herausfordern. „Das muß ein Ende nehmen!" rief dieser un stürzte mit blankgezogenem Degen nach dem Fenster. Dort stieß er das drohende Schwert mit -em seinigen beiseite, drückte den unheimlichen Arm mit der linken Hand fest gegen den Rahmen deS zerbrochenen Fensters und führte mit seinem De- gen durch die leere Oeffnung einen heftigen Stoß nach außen. Darauf zog sich der Arm, den er loSließ, von selbst zurück und ließ das Schwert inS Zimmer fallen. Dann erscholl ein langer Seufzer, dem tiefes Schweigen folgte. Wankend schleppte sich der Chevalier zum Kamin und fiel dort bewußt los in einen Sessel. Der Abbe wollte ihm sofort zu Hilfe eilen, da pfiff der Wind wieder so heftig durch die zerbro chenen Scheiben ins Zimmer, daß er das Licht zu verlöschen drohte. Mit zitternden Händen zog der geängstigte Mann alle Vorhänge zu, was er sonst erst beim Schlafengehen zu tun pflegte. Die geschlossenen Sardinen schienen ihm wie ein Schutz gegen dtzn nächtlichen Spuk zu sein; er gewann genug Fassung wieder, um dein Ohnmächtigen zu helfen. Seine Bemühungen hatten bald Erfolg. Verwirrt schlug der junge Mann die Augen auf und sah sich mit unsteten Blicken um. Der Abb« sagte etwas zu ihm, aber er hatte nicht die Kraft, zu antworten. Ganz langsam kehrte ihm erst die Erinnerung zurück und er fragte mit düsterer Stimme: . „Haben Sie nichts gehört?" „Ein wehes Seufzen", antwortete der Abb«. „Ach, dies Seufzen bedrückt mir das Herz. Was für einen Stoß habe ich geführt? In westen Brust ist mein Degen gedrungen?" „WaS? Sie glauben jemand verwundet zu haben?" „Ich fürchte sehr. Ich stieß nicht in leere Luft, sondern fühlte mein Eisen in etwas eindringen, daS ihm Widerstand entgegensetzte. Da schien mfie das Herz stillzustehen. Ich hatte kaum die Krafts mich zu dem Sessel zu schleppen, wo mir die Sinne schwanden." Der Abb« hob den Degen auf, den der junge Mann hatte fallen lasten, und bemerkte mit Erft- setzen, daß er ganz blutig war. Er konnte ihm diese fürchterliche Entdeckung nicht verberget», rmd fast, wäre der Chevalier gleich wieder in Ohm» macht gefallen. An Schlafengehen dachten beide nicht mehr. Der Chevalier entschloß sich, den Niest der Nacht an» Kaminfeuer zuzubringen, und sein Lehrer leistete ihm Gesellschaft. Non Zett zu Zett suchte dieser ein Gespräch anzubahnen: aber da-er keine Antwort erhielt, schwieg er schließlich. Ab und zu erhob er sich mühsam, nahm den Degen, starrte auf das Blut, warf ihn dann wie der weit von sich, ging mit großen Schritten in dem weiten Gemache umher: unverständliche Worte murmelnd. Einmal nur stöhnte er ver nehmbar auf: „Große Götter! Där'S möglich! Diese ent- setzliche Ahnung! ES wäre mein Tod!" Go brachten sie die fürchterliche Nacht zu, der ein noch viel schlimmerer Tag folgte. ort ernannt und dieser au» seinen singenden! Pfit- gliedern den Bundesvorstand wählte. Der nächste Vertretertag findet im Herbst 1910 in O lb e r S - darf statt. Dresden. Staatsminister Exzellenz Graf Vitzthum v.Eckstädt, der seit seiner Anwe senheit in Dresden im Hotel Belläme Wohnung genommen hatte, bezog am Montag sein neues Heim im Ministerpalais. Dresden. Zum Rektor deS Wettiner Gym nasiums wurde als Nachfolger des verstorbenen Oberstudienrats Prof. vr. Meltzer der bisherige Konrektor dieser Anstalt Prof. Vr. Poland er nannt. — In den Nachmittagsstunden am Diens tag wurde hier in einem Schneider-Atelier in der Marschallstraße ein verwegener Einbruch verübt, bei dem den Dieben außer einer großen Summe GttdeS für 800 Mk.' Kleiderstoffe und außerdem viele fertige Herrenanzüge in die Hände sielen. Dresde». Die Sächsische Kirchliche Konferenz hält ihre diesjährig« Herbstversammlung am 29. September in Chemnitz im Saale der Frei maurerloge ab. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Vorträge deS OberpfyrrerS Naumann- HubertuSburg über die Jesusj ge und des Kirchenrates 0. Katzer über die KatechismuSfrage. Dresdeu. Ein Selbstmordversuch un- ter eigenartigen Umständen ereignete sich am Dienstag früh im Hause Waisenhausstraße Nr. 5. AuS dem Treppenflurfenster -eS ersten Stock werks stürzte sich «in 19 Jahre altes Dienstmäd chen kopfüber in den gepflasterten Hofraum hinab, nachdem eS sich die Röcke unterhalb der Knie mit Bindfaden fest -usammengeschnürt hatte. Bewußt los blieb die Unglückliche liegen, aus deren Mund Blut auoll. Der Arzt stellte eine Rückgratver- letzung und Armverstomchungen fest. Die anschei nend auch innerlich Schwerverletzte wuxde sosiwt nach dem Krankenhaus gebracht. Ueber den Grund zu der Tat verlautet folgendes: Das Mäd chen stand erst seit dem 1. September d. I. bei der Herrschaft Kr. in Dienst, deren Personal im Laufe der letzten Jahre häufig gewechselt hat. DaS aus Oesterreich stammende Mädchen hatte vor wenigen Tagen an seine -ort lebende Mutter einen Brief geschrieben, mit -er Bitte, die Mutter möchte «S doch wieder aus dem Dienst nehmen. Als Antwort war ihr der Bescheid geworden, ein Jrchr wenig stens auszuhalten? Dieser Brief hat das Mäd chen mutlos gemacht. Dazu kam, daß sich am Montag abend wieder «in heftiger Auftritt in der Wohnung -er Herrschaft ereignete, »veil das Mädchen, das die fünf kleinen Kinder versorgen mußte, angeblich einen GaShahn nicht völlig ab- > Ausstände von Krediten am Jahresschluss« _ . gen 1146,8 Millionen Mark. Die gesamten Be triebsmittel bezifferten sich auf 1264 Millionen - Mark, wovon 277 Millionen Mark in eigenem Vermögen und 987 Millionen Mark in fremden Geldern bestehen. Der Reingewinn beträgt 19H Millionen Mark, die Verlustziffer 1,8 Millionen Mark. Ouantitativer Durchschnittssatz der Divi dende 0,27 v. H. Umsatz in allen Geschäftszweigen z 11 Milliarden 823 Millionen Mark. Bei Eintei- !s lung der Mitglieder in Berufsklassen wird fest- h gestellt, daß die selbständigen Landwirte und - Handwerker die Hälfte aller Mitglieder umfassen. ; Von den Konsumvereinen deS Allgemeinen Verbandes reichten 266 mit 257082 Mitgliedern ihre Abschlüsse ein. Der Verkaufserlös betrug 65,2 Millionen Mark bei einem Gesanttbetriebs- kapital von 12 Millionen Mark, das sich auS 7,9 Millionen Mark eigenem Vermögen und 4,1 Mil- ' lionen Mark fremden Geldern zusammensetzt. Aus dem Reingewinn von 7,1 Millionen Mark wurden den Mitgliedern 6,7 Millionen Mark hauptsächlich als Einkaufsdividende zurückge währt und u. a. zu gemeinnützigen und wohl tätigen Zwecken 63 713 -6 verwendet. Von 154 Baugenossenschaften wurden seit deren Bestehen 4914 Häuser mit einem Kostenaufwand von 97,3 Millionen Mark errichtet. Von den Rohstoffgenossenschaften des Verban des erzielten 23 im Jahre 1908 einen Verkaufser lös von 7,9 Millionen Mark. Es folgen Angaben über kleinere Gruppen gewerblicher Genossen schaften, sowie Zusammenstellungen über die Tä- tigkeit der Genossenschaften der meisten bestehen- den Verbände, woraus hervorgeht, daß die Ge- nossenschaften des Allgemeinen Verbandes, soweit beteiligt, teils absolut, teils verhältnismäßig hohen und höchsten Anteil an dieser Gesamttätig keit. haben. Gaußig. Bei dem heftigen Gewitter, wel ches am Sonntag über die hiesige Gegend zog, hat ein kalter Blitzschlag das der Gutsherrschaft gehörige Schäfereigebäude getroffen und verschie- dentlichen Schaden angerichtet. Ein Strahl hat in eine neben der Schäferei stehende Linde ge schlagen und ist von hier aus durch einen Tor pfeiler und das Tor gefahren, worauf er nach Be schädigung eines neben dem Tore stehenden Wa gens in den Brunnen gefahren ist. Kamenz. In Großgrabe-Waldhof ist die 3 Jahre alte Anna Mikulzak in ein Lehmloch ge fallen und ertrunken. Bautzen. Ausgehobene Betriebsein schränkung. Bei der hiesigen Firma Gebrüder Weigang wurde seit dem 12. Juni infolge schlechten Geschäftsganges nur an vier Tagen der Woche gearbeitet. Diese Einschränkung wird nunmehr