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MdeSGta- «MM tvärts auf den sogenannten „Leinpfad«»"^ di« n«ch heute dicht an der Slbe sich hinzichen als Erin nerung an jene primitive Art der Schleppschiff fahrt! — - SW. Vermischtes. — Wie der deutsche Kaiser km Manöver ver- pflegt wird. Für die Hofhaltung des Kaisers bricht mit dem Beginn der großen Herbstübungen eine unruhige und ost mühevolle Zett an. In dem ständigen Quartier des Kaisers, zu dem in diesem Jahre das württembergische Badeörtchen Mergentheim ausersehen ist, wird die kai serliche Küche etabliert, Kochmaschinen werden eingebaut, Kühl- und Lagerräume geschaffen. Gerade im Kaisermanöver versammelt der Mo narch zahlreiche Gäste um sich. Bei den Mahl zeiten am Standort des Kaisers mutz alles genau so „klappen" wie in den Schlössern von Berlin und Potsdam. Das Frühstück nimmt Kaiser Wilhelm fast regelmätzig auf dem Manöver- selb ein. Morgens gegen 8 Uhr — der Kaiser ist dann schon 3—4 Stunden im Auto oder Sat tel — sieht man die dunkelrot lackierten Küchen- wagen des kaiserl. Marstalles austauchen und an geschütztem OrteeinS „Bereitschastsstellung" einneh- men. Die Stallmeister, von denen die wohlge füllten Küchentrains geführt werden, reiten dann als Erkundigungspatrouillen vorwärts und suchen ihren Chef, den Oberstallmeister Freiherrn von Reischach, zu entdecken, um zu erfahren, wo gefrühstückt werden soll. Ist ein geeigneter Platz verabredet, so werden die Wagen auf ihn diri giert und alle Vorbereitungen gestoffen. Das Frühstück besteht neben verschiedenen Delikatessen, die aus Berlin mitgeführt werden, hauptsächlich aus einem kräftigen warmen Gericht, Haus mannskost, die der Kaiser so sehr bevorzugt. Dazu werden Wein und Bier gereicht, durch gute „per sönliche Beziehungen" ist es auch nicht schwer, ein Schnäpschep zu erhalten. Die Zeit für. diesen Imbiß ist nur kurz bemessens er dauert etwa Stunden. Der Kaiser ladet im Vorbeireiten die- sen oder jenen seiner Bekannten oder der fremd ländischen Gäste zu dem Frühstück ein, so daß sich immer eine interessante Gesellschaft zusam menfindet. Der schlechtem Wetter wird daS As besthaus des Kaisers, wenn eS in erreichbarer Nähe liegt, zum Frühstück benützt. Sind Hunger und Dürst gestillt, so fahren die Autos vor, und in wenigen Minuten sind der Kaiser Und seine Gäste wieder mitten in der Schlacht. — Ein Schaufenster-Wettbewerb für das Fleischer- und Wurstmachergewerbe wird von der Allgemeinen Fleischerzeitung, Aktiengesellschaft in Berlin, in den Hauptstädten Deutschlands inS Leben gerufen. Zunächst wird in Großberlin am 16. und 17. September d.J. ein solcher Wettbewerb stctttfinden. — 15V Rinder verbrannt. Auf dem Ritter gute Charlottenhof bei Allenstein hat ein großes Feuer gewütet. 150 Rinder verbrannten dabei in den Ställen, ehe es noch möglich war, die sich wie wahnsinnig gebärdenden Tiere zu befreien. — Bon einem Wespenschwarm überfallen und arg zugerichtet wurde die Witwe Münker in Drei-Tiefenbach bei Weidenau, so daß ihr Zustand bedenklich ist. Wie durch den Arzt fest gestellt wurde, hat die Frau 61 Stiche erhalten. — Wegen haarsträubender Unregelmäßigkeiten in seiner Verwaltung ist der Kabinettschef des Zaren plötzlich entlassen worden. Es war der Fürst Obolenski, ein Jugendgespiele und Dutzfreund des Zaren, lieber die Affäre, die in der russischen Hauptstadt viel Staub aufwirbelte, erfährt das „B. T." folgendes Nähere: Obolenski, war von Hause aus arm, jedoch erblickst man in ihm fine in jeder Beziehung anständige Persön lichkeit. Fürst Obolenski hatte nun dem Zaren . geraten, seine sibirischen Goldbergwerke zur He- bung der Einnahmen in andere Verwaltung zu geben. Der Zar gab seine Zustimmung. Wirk lich stiegen die Einnahmen des Kabinetts, doch ging dem Zaren eines Tages ein ausführlicher Bericht eines früheren Beamten zu, daß nach Ein führung der Verwaltung nach dem System des Fürsten Obolenski die Einnahmen des Kabinetts wohl gestiegen seien, das Kabinett jedoch im Laufe eines Jahres um 40 Millionen Rubel Geld be stohlen worden sei. Fürst Obolenski bestreitet, sich in auch nur geringster Weise strafbar gemacht zu haben, und führte sogar bei der Kaiserin-Wit- we Klage über seine sofortige Entlassung. Der Einfluß dieser seiner Protektorin reichte jedoch nicht aus, um Fürst Obolenski als rehabilitiert erscheinen zu lassen. — Von der sattsam bekann ten russischen Ehrlichkeit haben wir kürzlich im eigenen Lande ein Pröbchen zu kosten bekommen. Wen MatetiakS aufgestellkfind. In eiüem jüntzst' veröffentlichten Bericht hat die staatliche Forsche- Hörde von Connecticut genauere Angaben über das Verhältnis von Erzeugung und Verbrauch in nerhalb ihres Gebietes gemacht, die einen tieferen Einblick in die traurige Sachlage gewähren und? zeigen, in welch unglaublicher Weise durch Raub bau an dem Ruin der Waldungen gearbeitet wird«. Nach den Aufstellungen, die für jedes einzelne Stadtgebiet gesondert vorgenommen wurden, wur den im Jahre 1S07 insgesamt 12000V Klaftern: auf den Markt gebracht, während alle Arten von Waldungen einschließlich der vereinzelt stehendem Bäume nur 70000 Klaftern ergaben, so daß sich-- ein Minus von 50 000 Klaftern herausstellt. Da bei ist damit zu rechnen, daß, die Produktion mit jedem kommenden Jahre um 50000 Klaftern herabgeht, was gegenüber den vorhandenen auf' 1200000 Klaftern geschätzten Beständen ergibt^ daß in zwanzig Jahren bei Fortsetzung der gegen» wärtigen Wirtschaft überhaupt kein nutzbarer- Wald mehr vorhanden sein wird. Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Friedrichshafen, S. September. Der- gestrige Aufstieg des Luftschiffes „Zeppelin HI"' dauerte 1Z4 Stunden. Die Versuche mit der Kun» kentelegrqphie ergaben em befriedigendes Resul tat und werden in den nächsten Tagen fortgesetzt werden. Friedrichshafen, 9. Septbr. König; Friedrich August von Sachsen, den gestern abend bei seiner Ankunft ans dem Bahn hof umsHlI Uhr von dem Grafen Zeppelin nütz- den SMea der Behörden empfangen Word« war, hak sich heute morgen in Begleitung de^ Grafe« mit dem Motorboot „Württemberg" vachs der Reichsballonhalle in Manzell begeben, um an dem Aufstieg des „Zeppelin HI" teilzunehmem. Friedrichshafen, 9. September. DaS^ Luftschiff „Zeppelin III" mit dem K ö «igv v m Sachsen und Gefolge, sowie Graf Zeppelin am Bord, ist um 8 Uhr 45 Minuten avfgestiegeu- Prächtiges Wetter begünstigte die Fahrt, welche quer über den See ging. Um 9 Uhr 40 Miu- erfolgte die Landung, worauf eine Besichtigung, der Werftanlägen in der Bucht vyn Mpnzell «ck» dann eine Wagenfährt vom Gelände der Lnft- schiffahrtsgesellschaft im Riedlepark vorgenom- men wurde. Berliu, 9. September. Bei dem gestrigem Flugversuche» auf dem Tempelhofer Felde machte Orvillr Wright zwei glücklich verlaufene Auf» stiege. Beim ersten Fluge bei günstigsten Wind verhältnisse» erreichte Wright eine Höhe vo» mehr als 80 Metern und eine Flugdauer von W- Minuten 52 Sekunden. Rach ungefähr halb stündiger Pause stieg der Aeroplan abermals mit Hauptmann Hildebrand als Passagier auf. Rachs» 17 Minuten landete der Apparat. Unter stürmi schen Kundgebungen geleitete die begeisterte Men schenmenge Wright zum Automobil. Berlin, 9. September. Vor 4 Wochen lieK der Kaufmann Kubiak ans Pofen in einem Om nibus Gchmucksache« und Wertpapiere im Betrag, von 120 000 liegen. Acht Tage später erschieM bei eine« Geldinstitut des Westens ein elegant gekleideter Herr, um Papiere im Werte von 20000 zu lombardieren und 10000 «ät darauf zu erhalten. Kaum hatte der Herr das Geschäfts lokal verlassen, als der Kassierer die Identität d« Papiere mit de« von Kubiak verlorenen feststellte. Der Kriminalpolizei gelang die Ermittlung nutz» Verhaftung de« Lombardier««, sowie seines Komplizen. Bon den verlorenen Wertsachen wur den, abgesehen von den 20000 alles vorge- fnnden. Beide Kind« entstammen angesehene» Berliner Familien, welche den Bettag sofort er setzten. Bern, 9. September. Auf dem Schlitt- kuchrngletscher oberhalb Engelberg wurde der Luzerner Bergsteiger Gtierli erfroren aufgefun- den. Derselbe war vor 3 Tagen mit 2 Freun den zur Besteigung de« Wellenstocks aufgebrochea. Wege« de« schlechten Wetters kehrten feine beide» Kameraden um, während « den Weg allein fort- sehte. Offenbar hatte er sich im Rebel und Schnee sturm verirrt. Er hinterläßt eine Witwe und 6 Kind«. Rom, 9. September. 200 Met« vom Ufer, unweit Amalfi, wurden die Leichen eine« Touri- stenpaares, welches angeblich aus Deutschland stammen soll, gefunden. , Bukarest, 9. September. Die ersten Mel dungen über das Unglück in Konstanza beim Einsturz einer Scheune infolge des Unwetters flsche Kriegsschiff« gebaut. pellaufS nicht mehr ferne war, «schienen bei der Werftdirektion zwei höhere russische Offiziere, die für 40 Prozent Gewinnbeteiligung ihre Vermitt lung bei der Abnahme der Schiffe durch die russi sche Regierung versprachen. Die Direktton er suchte die Russen, gefälligst das Zimm« zu ver lassen, und teilte den Vorfall d« vorgesetzten Be- Hörde der beiden Offiziere mit. Diese versuchte die Affäre zu vertuschen, wa« ab« nicht gelang, da daS Handelsministerium energisch ein Eingrei- fen verlangte. Nun wurden die beiden Offi ziere entlasten. — Heiteres vom Wetzlar« Bierkrieg. Man schreibt der „F. Z." aus Wetzlar: In unser« ehe- maligen freien Reichsstadt ist der Kampf zwi schen Brauern und Wirten einerseits und Konsu menten anderseits um den Bierpreis besonders heftig entbrannt. Sogar die Dichtkunst muß hel fen, die Konsumenten von den Bierlokalen fernzu- halten- So konnte man dies« Tage an einer Plakatsäule nachstehende „poetische" Boy- ko tt au fforderung lesen: Laßt Euch alle nun belehren, — Bier, daS kann man ganz entbehren. Trinkt Wasser wie das liebe Vieh, Sauft keine „Dividendenhrüh". Betreibt nun Sport nach allen Regeln, Durch Turnen, Schwimmen, Laufen, Kegeln, Wenn auch der „Bierbauch" etwas schmächtig, Ihr werdet dann gesund und kräftig I Besorgt Euch eine Heimsparkasse, Denn Marken spart Ihr nun in Masse! Den Brauern aber raten wir: Schickt hin zum Reichstag Euer Bier! — Einen Zeppielm-Kalau« tritt die „Tägl. Rdsch." mit: Ein lustiger Studio fragt ein nied liches Mädchen an sein« Sette: „Wissen Sie auch, gnßt-igeS Fraulein, weshalb gerade Zeppelin so tadellos "schwebt?" Eine Antwort wurde ver sucht, glückte aber vorbei. „Na, ich will'S Ihnen sagen — weil der Graf ein Schwäbele ist!" — Au! — Menschenfresser ans bayerische« Volksfeste». Auf dem Volksfest in Nürnberg hat eine Schau bude großes Auffeh«: «regt, üb« der in großen Buchstaben das Wort: „Menschenfresser" prangte. Den massenhaft zuströmenden Neugie rigen wurde drinnm: Mit) größter Wichtigkeit ein — Krokodil gezeigt. Drohender Holzmangel in der ganzen Welt. In Deutschland und auch in Oesterreich, wo eine umsichtige und wohlgeordnete Forstwirtschaft getrieben wird, merkt man von einem unmittel- ba«n Holzmangel noch nichts, aber in Frank- . reich, Italien und sogar in Schweden haben un- vMüünstige Waldverwüstungen und enorm« Holz- verbrauch schon wiederholt das Gespenst des Holz mangels gezeigt und die Industrie und,daS Bau gewerbe in Verlegenheit gebracht. Neuerdings ist es aber auch Nord-Amerika, wo in vielen Staa ten üb« Holzmangel geklagt wird. Und was ist in Nord-Amerika, in England und in Schweden d« Hauptgrund -« Klagen üb« den Holzmyn- gel? Es wird einfach die Tatsache zahlenmäßig angeführt, daß die riesig angewachsene Papi«- fabrikation, bezw. die Verarbeitung des Holzes zu Holzstoff und Papier die Wälder jährlich zu Hunderten verschlinge. So dürste die Zeit nicht mehr so fern sein, wo es sich lohnen dürste, in dm Urwäldern Afrikas, Brasiliens und Australiens Holzschleifereim und Papierfabriken anzulegen, denn in Europa und Nord-Amerika droht die Pa pierfabrikation die Wälder zu vernichtm. Ganz besonders schlimm scheint eS in dies« Hinsicht in Nord-Amerika auszusehm, wo der Verbrauch an Zeitungspapier unheimlich angewachsm ist und die Forstwirtschaft vielfach noch als Raubbau be- trieben wird. Der Verbrauch an Holz in dm Ver einigten Staaten, der namentlich durch dm unge heueren Bedarf an ZeitungSpapi« einen stetigen Zuwachs erfährt, übersteigt die Erzeugung deS Holzes in so erschreckender Weise, daß sich die Re- gierung zu dm schärfsten Vorbeugungsmaßregeln gedrängt sieht, um einer in absehbarer Zeit zu ge wärtigenden völligen Verwüstung d« Wäld« vor> zubeugm. Trotzdem lauten die Nachrichten über die „Holzfrage" in Amerika nach wie vor höchst ungünstig. Die Wochenschrift „Science" gibt eine Schätzung wieder, wonach sich der Holzverbrauch in der ganzen Union auf 23 Billionen Kubikfuß jährlich beläuft, während -« Nachwuchs lediglich 7 Billionen Kubikfuß beträgt. DaS heißt soviel, als: die Amerikaner verbrauchen dreimal soviel Holz, als sie haben. An der Richtigkeit d« Zis-