Volltext Seite (XML)
erda, de« S. Setzte«ber IVOS Ä Ä Sachsen. Bischofswerda, 4. September. — Der Herbst macht sich in der Natur schon überall bemerkbar. Das Laub an dm Bäumen ist dürr und gelb geworden, und massenhaft haben es-die Stürme der letzten Zeit von den Zweigen zur Erde geweht. Auch den Obstbäumen haben diese Stürme geschadet, denn große Mengen von Fallobst sieht man unter den Bäumen liegen. Mit den Sommerblumen geht es zu Ende, sie haben bereits den Herbstblumen Plütz gemacht, denn Astern, Georginen und Dahlien stehen schon seit einiger Zeit in voller Blüte. Auch auf den städti schen Schmuckplätzen, die jetzt hinsichtlich ihrer Ausschmückung der Jahreszeit folgen, hat man be reits mit dem Einsetzen von Herbstblumen be gonnen. Dazu kommt noch die vollständig herbst lich kühle Witterung, die den Menschen schleunigst zum Ueberzieher greifen läßt. 8. Dresden, 4. September. „Ein konservativer Renegat." Vor dem Schöffengericht Oschatz spielte sich am Mittwoch ein interessanter politi- DaS Nahen -es Halleyschen Kometen. Die Astronomen freuen sich auf die Wiederkehr Les Hasteyphen Kometen wie auf den Besuch eines alten Bekannten, und das ist er auch wirklich, stein Kochet, nicht einmal weit strahlendere Er scheinungen unter dieser Art von Gestirnen, kann mit diesem an Berühmtheit wetteifern. Knüpft sich doch ün diesen Kometen die erste Bahnbestim mung und damit überhaupt der Beginn der Auf klärung über diese merkwürdigen Himmelskörper. Edmünd Halley, nach dem er den Namen trägt, hatte im Jahre 1708 die Bahn der auffallend den Kometen -erahnet, die in den Jahren 168L, 1607 und 1581 beobachtet worden waren. Er er kannte alsbald die Ähnlichkeit der Bahnen dieser drei Kometen und zog daraus dm Schluß, daß cs sich überhmlpt nicht um drei verschiedene Gestirne, sondern um die dreimalige Wiederkehr dessel ben KörHerS handelte. Es war dann eine fast selbstverständliche weitere Folgerung, daß der Ko met im Jahre 1759 wi^erkehren würde. Hälley hätte das Alter von 100 Jahren überschreiten müssen, um Liesen Zeitpunkt selbst zu erleben, und da er somit darauf nicht rechnen konnte, so for derte er -im der Rachwelt, sie solle wenigstens nicht vergessen, daß diese Tat von einem Engländer vollbracht worden sei. Die Prophezeiung Halleys ging pünktlich in Erfüllung, und der Komet wurde fortan nach ihm genannt, damit seiner stolzen Forderung genüge geschhe. Es ist nun die Frage, was mir von der Wiederkehr -eS Halleyschen Ko- meten zu erwarten haben. Man kann wohl sagen, datz Lie Menschheit, so wett sie nicht entweder ganz gleichgüÄig oder in Aberglauben befangen ist, nach der Erscheinung eines großen Kometen hun gert, denn eS Ihm heute nur, verhältnismäßig wenige, die einen solchen gesehen haben. Diq, letzten Jahrzehnte find auffällig arm daran ge» - wesep,.Znd Was als für dqS bloße Auge sichtbaren Rometek be»erchnet und tatsächlich beobachtet wor- den ist, wat so geringfügig, daß man eS ebenso wohl für ein kleines leuchtendes Dunstwölkchen hätte haltey können. WaS wir uns wünschen, ist ein solcher Komet, wie er noch vom Jahre 1000 in LH Chronik und Sagq fortlebt,, der als „Schutzrute" Gottes einen großen Teil des Him mels bedeckte und mit seinem rötlichen Licht die Nacht erhellte, vr. Hind stellte schon vor mehr als einem halben Jahrhundert die früheren Er scheinungen des Halleyschen Kometen bis zum Jahre 12 v. Ehr. Geburt fest, und spätere Nach- forschungen haben seine Ergebnisse im allgemeinen nur bestätigen könNen, aber eine noch frühere Er scheinung im Jahre 240 v. Chr. hinzugefügt. Die Umlaufszeit ist in diesen zwei Jahrtausenden nicht immer die gleiche gewesen, sondern hat infolge der von den Planeten auSgeübten Störungen zwischen etwa 75 und fast 79^4 Jahren geschwankt. Auch die Ansehnlichkeit -es Kometen ist sehr verschieden gewesen. Wenn wir die Nachrichten rückwärts ver- folgen, wurde im Jahre 1682 der Komet am Abend des 15. August zuerst in Greenwich entdeckt, und zwar sofort als ein deutlich sichtbarer Himmels körper mit einem langen Schweif, der sich aber von Nacht zu Nacht veränderte. Im Jahre 1607 soll er einem flammenden Schwerte von 7 Grad Lange geglichen haben. Im Jahre 1456 maß der Schweif nach der Ueberlieferung volle 60 Him- melSgrade, bedeckte also ein volles Drittel der Himmelshalbkugel. Wetter zurück besagen die Aufzeichnungen folgendes: Im Jahre 1301 ein großer Komet mit Hellem und ausgedehnten SöAreif; 1145 ein schr großer Komet mit einem Schweif von mühr als 10 Graden; 1066 ein sehr schöner Komet mit einem Schweif von wunder voller Länge; 760 ein großer glänzender Banm, der 80 Tage lang beobachtet wurde: 530 ein gro ßer Komet am westlichen Himmel; 218 ein „fürch- terlicher Stern" mit einem von West nach Ost reichenden Schweif; im Jahre 11 v. Chr. ein gro ßer Komet, der gleich einem flammenden Schwert mehrere Wochen lang über Rom hing und den Tod des Agrippa ankündigte. DaS klingt ja nun alles recht großartig, eS ist aber in dieser Liste zweierlei nicht zu überschen, wa» die Erwartungen schon etwas herabzustimmen geeignet ist. Zunächst sind Lücken zwischen den genannten Zahlen, die man sich wohl doch nur dadurch erklären kann, daß manche Wiederkehr des Kometen nicht besonders erwähnenswert aus gefallen ist. Außerdem klingen auch die Nachrich ten nicht immer gleich bedeutsam und lasten auf erhebliche Unterschiede in dem Glanz der Erschei nung schließen. Der hervorragende Astronom Pro- kestor Denning hat sich jetzt in einem für die Wochenschrift „English Mechanik" verfaßten Aufsatz mit jener Frage beschäftigt, was für diesmal vom Halleyschen Kometen zu erwarten sein möchte. Er nähert sich jetzt der Erde täglich um etwa 4 Mil lionen Kilometer, und damit nimmt die Wahr scheinlichkeit seiner Wiederentdeckung schnell zu, da sich seine Helligkeit in der Verringerung seines Abstandes von der Sonne steigern muß. Außer dem sind die Hilfswittel des Astronomen seit dem letzten Besuch des Kometen derart vervollkommnet worden, daß seine Auffindung auch dadurch weit leichter sein wird als damals. Nun haben aber die Kometen Launen wie kein anderer Himmels körper und sind unzuverlässig wie alleBagabunden, zu denen sie von Rechts wegen gerechnet werden. Eine genaue Voraussage ihrer Wiederkehr ist da- her auch nicht möglich, und Halley hatte trotz seiner genialen Leistung außerdem noch ziemliches Glück, daß ihm sein Komet den Gefallen tat, seine Pro phezeiung so pünktlich zu rechtfertigen. Man sollte allerdings annehmen, daß er schon im September möglicherweise oder im Oktober sehr Wahlschein- lich wieder aufgefunden wird, denn seine Entfer nung wird Anfang September nur noch 550 und Ende Oktober gar nur noch 290 Millionen Kilometer betragen. Die Asttonomen zweifeln auch kaum daran, daß er kommen und daß er für daS Jahr 1910 die Haupterscheinung der Himmels kunde wird. Zwar wird er wohl auch einige Ne benbuhler haben, aber es gibt eben nur einen Halleyschen Kometen, und schon um seiner Be rühmtheit und Ehrwürdigkeit halber wird es sich kein Astronom nehmen lassen, ihm einen größeren oder geringeren Grad von Aufmerksamkeit zuzu- wenden. Außerdem könnte es ja wohl auch ge schehen, Laß ihnen ein «krasser Outsider" zuvor käme wie im Jahre 1758, als am Weihnachts abend ein Liebhaber, Georg Palitsch in Dresden, einen Kometen aufgriff, nach dem die zünftigen Astronomen schon längere Zeit gefahndet hatten. Professor Denning, dieser kundige Gelehrte, hält eS für wohl möglich, daß gleichzeitig mit dem Halleyschen Kometen auch ein Palitsch im 20. Jahr- hundert seine Wiedergeburt feiern könnte. Also auf, ihr Amateurei Immerhin ist es wahrscheinlich, daß derKomet noch früher auf einer photographischen Platte als auf direktem Wege vor das menschliche Auge ge langen wird. Mit Fernrohren, die weniger als 30 Zentimeter Oeffnung haben, nach dem Kometen suchen zu wollen, würde jedenfalls nutzlos sein. Ob der Komet ein wirklich glänzendes Schauspiel darbieten wird oder nicht, darüber erlaubt sich Professor Denning kein Urteil, sondern er sagt einfach: Abwarten! — In der Zeit seiner größten Helligkeit wird seine Stellung gerade für die nörd liche Halbkugel leider recht ungünstig sein. Wird er dann etwas aus dem Banne der Sonne heraus gelangt sein, so muß seine Helligkeit wieder rasch abnehmen. Für einige Nächte aber wird er viel leicht doch eine «Attraktion" werden, und einige Leute werden wohl auch noch am Leben sein, die ihn im Jahre 1835 als Kinder schon bewundert hatten und nun ein Wiedersehen mit ihm feiern können. Ts liwen auch Anzeichen dafür vor, daß derKomet im Sterben begriffen ist, das heißt, sich mehr und mehr in einen Ring von Meteoren auf löst. Da aber die Meteore, die dieser Zersetzung zugeschrieben werden, in den letzten Jahren keine Zunahme gezeigt haben, scheint der Komet einen langsamen Tod zu erleiden. scherBeleidigungsprozeßab. Das frei sinnige „Oschatzer Tageblatt" brachte vor längerer Zeit unter der Ueberschrist „Ein konservati- ver Renegat" einen Artikel, in dem die Agitationsweise der konservativen Partei in Oschatz in einer Woche geschildert war, durch die sich der Vorsitzende des konservati ven Vereins, Herr Horst von Byern, beleidigt fühlte und gegen den verantwortlichen Redakteur Dyck Strafantrag stellte. Der Artikel stützte sich im wesentlichen auf die Angaben des Bruders des Klägers, der aber inzwischen wegen Geisteskrank heit entmündigt und in der Heilanstalt Coswig untergebracht worden ist. In der jetzigen Ver handlung wurde von klägerischer Seite ein Ver- gleichsvorschlag abgelehnt. Der Vertreter deS Redakteurs Dyck, Rechtsanwalt vr. Gottschalk- Leipzig, erklärte, sein Mandant habe in voller Gutgläubigkeit gehandelt und als Führer der frei sinnigen Volkspartei lediglich berechtigte Inter essen gewahrt. Er habe sich im Interesse der Partei verpflichtet gefühlt, einzugreifen, vr. Gott schalk ging auf das Verhältnis der konservativen Partei zu den Liberalen ein und zitierte die be kannten Ausführungen des Abg. v. Heydebrand. Dieser Führer der Konservativen habe erklärt, die konservative Weltanschauung stehe in diametra lem Gegensatz zur liberalen. Dieser Gegensatz sei unüberbrückbar. Die Vergangenheit der konserva tiven Partei beweise, daß sie die Rechtsgleichheit nicht haben wolle. So habe sie im Jahre 1896 leider in Gemeinschaft mit der nationalliberalen Partei einen großen Teil des sächsischen VolkeS eines wichtigen Rechtes beraubt. Die konservative Partei sei es wiederum gewesen, die gerade jetzt in der Steuerfrage eine Haltung eingenommen habe, die in der ganzen Welt Befremden hervorge rufen habe. Dafür, daß die konservative Partei oft Wahlbeeinflussung ausgeübt habe, könne der geschichtliche Beweis erbracht werden. Habe doch Kaiser Friedrich sich veranlaßt gesehen, den Mini ster v. Puttkamer abzusetzen, weil unter ihm in der Ladifundien von Pommern ein Wahlterroris mus schlimmster Art geherrscht habe. Wer die Verhältnisse kenne, wisse ganz genau, was es be deute, wenn der Inspektor eines Gutsbesitzers eine große Anzahl von Zeitungen verteile. (Der Kläger, Herr Horst v. Byern, hatte'in der Zeit deS letzten Reichstagswahlkampfes auf seine Kosten das konservative „Strehlaer Wochenblatt" an an geblich von ihm abhängige Leute verteilen lassen, um nach Ansicht des Beklagten das freis. „Oschatzer Tageblatt" zu verdrängen.) Der Arbeiter erblicke, so fuhr vr. Gottschalk fort, darin den klar auSge- sprochenen Willen des Großgrundbesitzers: LieS diese Zeitung und bekenne dich zu der darin ver tretenen Richtung. Weiter führte der Redner auS, aus dem Umstand, daß der Bruder deS Klägers entmündigt sei, folge noch keineswegs so ohne wei teres die Unrichttgkeit seiner Angaben. Denn daS Verfahren der Entmündigung sei nicht immer ein wandfrei, das habe sich auch bei der Prinzessin Luise von Koburg gezeigt, die in derselben Anstq.lt wegen angeblicher Geisteskrankheit festgehalten worden sei, obwohl sich nachträglich herausstellte, daß sie geistig normal war. Das Gericht verur teilte den freisinnigen Redakteur zu 100 Mark Geldstrafe. Die Behauptungen, die in dem Artikel enthalten seien, habe das Gericht nicht als erweislich wahr angesehen. Sie seien aber geeig net, den Kläger in der öffentlichen Meinung herabzusetzen. Dresden. Die Dresden er Rammer und Steinsetzer befinden sich bekanntlich seit längerer Zeit im Streik, und vor einigen Tagen hat sich das Einigungsamt des städtischen Gewerbegerichts mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Es hatte einen Schiedsspruch gefällt, nach dem der Stunden lohn für Steinsetzer auf 80 bis 85 Pf. und für Rammer auf 65 bis 70 Pf. festgesetzt,wurde. Die Arbeitgeber erklärten sich mit diesem Schieds spruch einverstanden, während die Arbeitnehmer am letzten Sonnabend eine Versammlung ab hielten, um hierzu Stellung zu nehmen. Nach einer längeren Debatte wurde der Schiedsspruch des Einigungsamts mit allen gegen drei Stimmen abgelehnt, so daß also der Streik weiter fort gesetzt wird. Plaue«. Eine hiesige Handwerkersfrau hatte Pfandsiegelmarken von chren Möbeln entfernt, die der Gerichtsvollzieher an etwas ausfälliger , Stelle angebracht hatte. Die Frau hatte sie auf die Rückseite der Möbel geklebt. Das Schöffen gericht ahndete die Eigenmächtigkeit mit drei Tagen Gefängnis. » September kest fee und Suche« »erde. I WHp an: IHschM »blichst em um L«m»Or. Ivlmsklorf. t>. 5. Septbr.: Uhr an: Mchullk. «st ein »UbsSK. . 5. Septbr.: «c-ssesl neu Kuchen- lichst ein «mR S-m» i Pohla. September: KII-IilM 3 Uhr an: nchen entgegen- WlWM ptember 1909,, Ullwlimg. «es. uch ladet eim nnklktn. lfltag, nachm. 3 Uhr.