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Bischofswerda, de« SV. August 1V0V Die Nim«ie»itf«hr »doch Mw ÄVNmtkUkiit lll. WWLiltttiis t vock er nach Leipzig, wo er die Uni- um Theologie zu studieren. Nach wurde er bereits Magister und . Den Kindern mehrerer Pro- r Unterricht. — Den strebsamen jn der Universität erhalten, aber 3, zurzeit deS Falterfluges (Mitte Juli und August) mit einzelnen oder allen Schulkindern der oberen Schulklassen Besichtigungen der Ritter guts- und bäuerlichen Fluren unter Umständen unter zweckentsprechender Benutzung des Stun den- und des Lehrplanes für den naturkundlichen Unterricht vorzunehmen; 4. für den Fall, dah sich die Nonnenfalter in größerer Anzahl finden sollten, telegraphisch oder telephonisch bei der Königlichen Bezirksschulinspek tion um Erteilung von „Nonnenferien" Nachzusuchen." Was man befürchtete, ist zur Wirklichkeit ge worden. Vom Winde getrieben, ist der Nonnen falter in der Nacht zum 10. August aus dem Sach- sen-Weimarischen Staatsforstrevier zwischen Wei da und Auma über Elsterberg, Plauen und Oels- nitz in die sächsisch-böhmischen Waldungen einge fallen. Der erste Einflug bestand zum größten Teil aus Weibchen (70 bis 80 Prozent), die zu Tausenden eingesammelt und durch Töten und Verbrennen in Oefen unschädlich gemacht worden sind. Das Faltersammeln in den den Herren Oberförstern Schröder-Untertriebel und Schuster- Adorf unterstellten Waldungen wird bis auf Wei- teres durch hierzu instruierte erwachsene Personen, Schulkinder, Waldbesitzer und deren Familienan gehörige eifrig fortgesetzt. Die Vernichtungsmaß nahmen des Schädlings erstrecken sich nicht bloß auf das Wegfangen und Verbrennen desselben, sondern auch auf eine möglichst wirksame Zer störung der von den Weibchen in Häufchen von etwa 20 Stück abgesetzten? erst rosenrot und später graubraun gefärbten und glashart werdenden Eier mittels Zerreiben mit den am Ende der Fangsiangen befindlichen und befestigten Stoff- ballen; denn ohne ihre Entwicklungsfähigkeit zu verlieren, trotzen diese Eier jeder Unbill des Win ters und entlassen zwischen dem 9. und 26. Mai des folgenden Jahres sechzehnfüßige und schwarz köpfige Räupchen. Hauptsache ist und bleibt, daß diese „Spiegel" von -en jetzigen Faltersammlern im Friihjahr 1910 aufgesucht und vernichtet wer den. Wenn auch in der Natur der Kampf ums Dasein, überall wütet, bei der Ausrottung der Nonne kommen denr Menschen nur die Tachinen, Schlupfwespen, Larven des Buntkäfers, der Bunt spechte und Finken zu Hilfe. »UVV iooou ivdvo Unter allen Superintendenten der Stadt Bischofswerda dürste vr. Michael CalertuS der be rühmteste sein; Er war der Nachfolger des dl. Pau lus Meinus und stand im Rufe großer Gelehr samkeit. Seine Geburtsstadt ist Zeitz, wo er 1603 geboren wurde. Sein Vater war daselbst Rats kämmerer, desc den gutbeanlagten Knaben stüh zeitig znm Besuche der Schule anhielt. Die Fort schritte, die der Knabe hier machte, waren geradezu auffallend. Der damalige Superintendent in Zeitz gab dem Ratskämmerer CalertuS den Rat, den so geistig geweckten Knaben studieren zu las- sen. — Die Lateinschule seiner Vaterstadt besuchte Michael CalertuS mit vorzüglichem Erfolge. Gut vorbereitet kam versität besuchte, wenigen Jahrer hielt nun als sol her Privatvorlesungen über Logik und Rednerkunft festoren erteilte e Mann wollte mo CalertuS wünschte, Prediger zu werden. Wegen seiner großen Gelehrsamkeit wurde ihm nun in einem Alter von 30 Jahren 1633 das Rektorat der Fürstenschule Sankt Afra in Meißen übertragen. Drei Jahre hindurch verwaltete er dieses Amt mit Eifer und Auszeichnung. Am 17. Juli 1635 wurde vr. Michael CalertuS durch das Oberkonsistorium in Dresden als Superintendent nach Bischofs werda berufen. Die Probepredigt hielt er am 9. Sonntag nach Trinitatis und wurde am 30. August in der Kreuzkirche zu Dresden ordiniert. Am 4. Advent 1635 predigte Sup. vr. CalertuS zum ersten Male in Bischofswerda. Seine Predigten wirkten Wunder. Das Gotteshaus vermochte oft mals die Zahl der Zuhörer nicht zu fassen. — Seine Amtsführung war eine höchst gewissenhafte. „Treu, Umsicht und peinlichste Gewissenhaftigkeit" zeichnetest diesen gelehrten Manit aus. In einem Briefe an den Stadtrat zu Bischofswerda schreibt am 24. Juli 1635 der Sup. und Domprediger vr. Hieronymus Nymann in Meißen, der früher Sup. in Bischofswerda gewesen war, folgendes: „Ca- lertus ist ein rechter gelehrter, von Gott mit vie len Gaben gezierter, stiller, demütiger, sanftmü tiger Mann, daß ihr kaum hättet besser versehen werden könnest. Darum habt ihn lieb, tut ihm alles Gute, erweiset ihm Ehre, denn er ist es wert; damit er lange bei euch sein und bleiben möge, und was ihr ihm auch für Liebes und Gu- AuS dem Vogtland schreibt man: Nach den ungeheueren Wind- und Schnee brüchen in den Jahren 1868 bis 1870 richtete von den kleinen Feinden des Waldes aus der Käfer welt, besonders der Borkenkäfer (Lostriokus stpograpkuZ), der sich von den Alpen bis zu den nördlichen Grenzen Deutschlands ausbreitet, in den Sachsen benachbarten böhmischen Waldungen, wie auch nicht minder inSachsen, Bayern, Thü ringen usw- ungewöhnliche Verheerungen an. Im Böhmerwalde ist man seiner bis zu diesem Augen blick noch nicht Herr geworden. 1783 hat dieser gefürchtete Verderber der Nadelholzkulturen, -er aber auch-Birken rind' sogar Obstbäume befällt, am Harze zwei Millionen Stämme vernichtet. Seitdem die Bedeutung deS Waldes im großen Haushalte der Natur und in der Hauswirtschaft der Menschen mehr und mehr zur Geltung ge- langt, seitdem steigert sich auch das Interesse für dessen Erhaltung. In den preußischen Regierungs bezirken Königsberg und Gumbinnen hätte man in den Jahren 1845 bis 1869 nicht Millionen Ku bikmeter Holz von vernichteten Nadelholzbäumen einschlagen müssen, wenn die Regierung, wie dies in Sachsen durch die AmtShauptmanschasten ge schehen ist, die Bevölkerung vorher üher das We sen, die Bedeutung des gefürchteten Nonnen falt e r S von berufener Seite aufgeklärt und zu gemeinsamer, energischer Arbeit gegen diesen bösen Gast aufgefordert hätte. Schon Mitte Juni die se» Jahres erging von den drei vogtländischen Amtshauptmannschaften, Plauen, OelSnitz und Auerbach durch die Kgl. Bezirksschulinspektion fol gende Zuschrift an die BolkSschullehrer: - „Wenn auch die Kgl. BezirksschulinfpektioN keineswegs gewillt ist, die Herren Volksschullehrer ihrem verantwortungsvollen Amte zu entziehen, so möchte sie doch nicht verfehlen, ihre Aufmerksam keit auf die Bekämpfung deS Nonnenfalters zu richten, die die drei vogtländischen Amtshaupt- mannschasten in die Wege geleitet haben. Ist die Nonnenkalamität auch glücklicherweise im Vogtlande noch eine geringe, so kayn das Ge genteil -och sehr schnell eintreten, weswegen schon jetzt Vorbeugungsmatzregeln getroffen werden. Zu diesen gehört die Austeilung deS Bezirks unter forstwirtschaftliche Sachverständige — OelSnitz neun —, die die Aufgabe haben, das Absuchen -er Ritterguts, un- bäuerlichen Wälder nach die sem Schädling zu leiten. Da aber jedem eine größere Anzahl Gemeinden zugeteilt ist, können sie ihre Aufgabe nicht erfüllen, wenn sie nicht in jeder Gemeinde durch einzelne Personen eine tat kräftige Unterstützung finden. Daß zu dieser die Herren Volksschullehrer besonders befähigt sind, dürste keinem Zweifel unterliegen. Die Kgl. Be- zirksschulinspektion legt daher nahe: 1. Zu den Borträgen, die in den nächsten Ta- gen und Wochen von den Herren forstwirtschaft lichen Sachverständigen gehalten werden, nach Möglichkeit zu «scheinen; 2. wenn angängig, die Funktionen sog. „sicherer' Leute" zu übernehmen; Die Leitung des Vereins sächsischer VolkSheilstätten ist infolge Erkrankung seines ver dienstvollen Gründers und I. Vorsitzenden, Herrn San.-Rat vr. Meinert-Dresden, dem bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn vr. meä. Stegmann-Dresden, Moscinskystraße 18 pt., übertragen worden. Anfragen betr. die Unter bringung von Alkoholkranker in der vom Verein betriebenen I. Polksheilstätte „Seefrieden" bei Moritzburg, Bezirk Dresden, sind an ihn oder an die Verwaltung von „Seefrieden" direkt zu richten. Die Heilstätte war in den letzten Monaten voll besetzt, doch werden zum 1. September infolge Entlassung einiger geheilter Pfleglinge wieder mehrere Plätze frei. — 8VX. „Bier ist ein Volksnahrungsmittel. Bier ist ein flüssiges Brot. Lasset dem Volke als sein billigstes Genußmittel das Bier. Kein Fanatiker soll uns irre machen." So stand jüngst wieder einmal an den Plakatsäulen der Großstadt in auffälligen Lettern zu lesen. — Man kann es verstehen, wenn gegen gewisse Uebertreibungen und Entgleisungen, wie sie die Abstinenzbewegung mitunter zeitigt, Einsprache erhoben wird. Aber daß eine solch unwahre Verherrlichung des Alko hols, wie in den angeführten Sätzen sich in unserer aufgeklärten Zeit an dieOeffentlichkeit wagt, sollte man kaum für möglich halten. Das Bier Genuß mittel. Das ist wahr. Ob es das billigste ist, darüber wird der Schnapstrinker, der für seinen Fusel 5 L bezahlt, schon anders urteilen. Aber die beiden ersten Sätze sind doch eine schamlose Verlogenheit. Daß Bier nicht Nahrungsmittel, nicht flüssig^ Brot ist, das haben nicht Fana tiker, sondern das haben ernste wissenschaftlich« Forscher endgültig nachgewiesen. Vergl. das Al koholmerkblatt des Kaiser!. Gesundheitsamtes. den das Phöbus-Institut hier veranstaltet hat, nicht genug empfohlen werden. Es wird dort eine einfache und natürliche Methode angewandt, daß selbst bei starken Stotterern schon nach einigen Unterrichtsstunden wesentliche Erfolge zu bemerken sind. Während bei den anderen Methoden durch übermäßiges Dehnen der Vokale eine unnatürliche Sprache erreicht wird, erzielt das System „Phöbus" ein frei fließendes, natürliches Sprechen." Persön liche Anmeldungen werden nur am Sonntag, den 29. August, von 10—2 Uhr mittags und Mon tag, den 30. August, von 3—8 Uhr nachmittags in Bautzen, Holzmarkt 23, I, entgegengenommen. Schriftliche Anmeldungen an die Geschäftsstelle des „Sächsischen Erzählers" unter R. 8. 24. (Näheres siehe Inserat). LL-Z ' Ein Lebensbild. (Nachdruck verboten.) Sachsen. Bischostwerda, 28. August. Für Stotterer. Einen Kursus für Sprachleidende will, wie in einer Anzeige in unserer Zeitung angekündigt wird, die bekannte Sprachanstalt „PhöbuS" in Bautzen eröffnen. Für allen Erfolg wird, wo ein solcher überhaupt noch möglich ist, bei Erwachsenen und Kindern von der Direktton garantiert. Wie sehr das Uebel im Leben hinderlich ist, wird jedermann bekannt sein. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, daß eS sich nicht um den Verkauf eines Apparates, sondern um eine eigene Methode handelt, mit der daS Institut dauernd glückliche Erfolge erzielte. Eine auswärtige Zeitung schreibt hierüber folgen des: „Wie unS ein Abonnent unseres Blattes mitteilt, kann der Sprachheilkursus für Stotternde, — Aerztliche Mission. Der Missionsarzt der Leipziger Mission, vr. Jttameier, hat von seinem Bestimmungsorte Madschame in Deutsch-Ostafrikä aus die ärztliche Tätigkeit in den Landschaften am Kilimandscharo und Meru und auf dem Pare- gebirge ausgenommen. Damit ist ein Anfang mit der für das ausgedehnte Gebiet dringend nötigen ärztlichen Hilfeleistung gemacht. Zur Unter stützung der ärztlichen Mission hat die Deutsche Kolonialgesellschast dem Missionsärztlichen Ver ein Leipzig in Anerkennung seiner Bedeutung für die gesundheitliche Hebung der deutschen Kolfmitz tes werdet erweisen, will ich annehmen, als wäre es mir selbst widerfahren von denen, als meinen vordessen gewesenen herzlich liebsten Pfarrkin dern." (Siehe Stern, Leben der Bischofswerdaer Geistlichen, st. 85!") — Sup. vr. Michael CalertuS war von schwachem Körperbau, aber sein fester Wille besiegte jedes körperliche Leiden. Ihn konnte nichts hindern an der Ausübung seiner Pflichten als Oberhirt seiner Gemeinde. Der Ruf seiner Pflichttreue und Gelehrsamkeit drang weithin. Im Jahre 1643 wurde ihm die Superintendent»! im Stifte Merseburg, ein sehr einträgliches Amt, an getragen, aber zur Freude der Bischofswerdaer schlug er diesen Antrag ab. Später kommt er als Superintendent nach Weißenfels. Am 23. Sonn tag nach Trinitatis 1645 hielt er in Bischofswerda seine Abschiedspredigt, bei der alle Zuhörer in Weinen ausbrachen. Der Abschied fiel auch dem treuen Seelenhirten schwer. Dort in Weißen fels hat vr. Michael CalertuS bis zu seinem Tode segensreich gewirkt. Er starb daselbst am 10. Mai 1655 und wurde am 14. Mai in der Stadtkirche zu Weißenfels beigesetzt. — Die Drangsale des 30- jährigen Krieges hat Sup. vr. CalertuS mit durch lebt. Es waren Schrecken über Schrecken. Ueber diese seine Erlebnisse während jener Zeiten er zählt er in seiner Predigt, die er am Friedensfeste 1650 in der Stadtkirche, zu Weißenfels gehalten hat. Wörtlich heißt es da: „Was Krieg sei, lieben