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A'" Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Riesa, IS. August. Bau dem 4*H Uhr früh von Rödera« eiufahreudeu Zug 3432 eut» gleiste die Lokomotive uud eiu Personenwagt» durch Anfahre« einer Raugirrmaschine. 2 Rei» sende sind leicht und der Reserveführer schwer ver- letzt. Berlin, 19. August. Das Militärwochen" blatt meldet aus Wilhelm-Höhe vom 1k. d. M.r Fürst zur Lippe, bisher L I» suite der Armeen wurde L la suite de« 1. Gardr Ulanrnrrgimrutg gestellt. B e r l r u, IS. Augusts Auf dem Gelinde diF „Jmperial"-Ga«gesellschaft in Schöneberg stürzt» ein eiserner Turm i« dem Augenblick em, eil« ei» Ringbahnzug vorbeifuhr. Die Trümmer de» Turmes stürzten auf deu Zug, wodurch «ine grö» Here Anzahl Passagiere verletzt wurden. Naher» Einzelheiten fehle« »och. Berlin, 19. August. Der Einsturz des Tur* mes der englischen Gasanstalt in Schöneberg er« folgte gegen 12 Uhr. Der Turm ist 85 Meter hoch und war zum Ausrichter, von Material fü» einen nennt Gasbehälter bestimmt. Er fiel auf einen vorbrifahreaden Zug und zertrümmerte da» letzte Wagenabteil. Eine Persou ist schwer «u» vier sind leicht verletzt worden. Der Verkehr ist! wieder hergestellt. Kassel, 19. August. Der Kaiser und Prinz. Oskar sind gestern abend 11 Uhr 29 Minuten nach Mainz abgereist. Hagen, 19. August. Einem Grohfeuer sie« len auher sämtlichen Hausvorräten uud fertige« Warrn der Bau- und Möbeltischlerei Lösse, die drei benachbarten Wohuhäuser zum Opfer. 1A Familien sind obdachlos «ad haben fast ihre ganz» Habe verloren. Erfurt, 19. August. Die grohev Lagerbe» stände der Geschäftshäuser der Buchhändlerfirm» Breitenbach L Menkhof wurden durch eine Feuersbrunst vernichtet. Köln, 19. August. Der Lehrling eines Bankhauses, der 10999 in einem Wertbriefe auf das Postamt auflirferu sollte, lieh sich de« Brief vom Schalterbeamte« zurückgeben, ver tauschte ihn mit einem mit Papier gefüllte» und flüchtete, nachdem er das Postbuch im Geschäft.ab- geliefert hatte, ins Ausland. Als der Briefemp fänger den Schwindel entdeckte, war der Dieb be reits verschwunden. Mainz, 19. August. Heirte morgen 8 Uhr fanden sich bei der besonderen Haltestelle der Li nie Mainz—Alzey nach dem Grossen Sande ein der Grotzherzog von Hessen, die Grohherzogin von Hessen in der Uniform de« Jnf.-Leibregiment» „Grohherzogin" (3. grossherz. hessische») Nr. 117, Prinz Friedrich Karl von Hessen und seine Ge mahlin, diese in der Uniform ihre« Füfilierregi- ment» „v. Gersdorff" (kurhessisches) Nr. 89, die Kronprinzessin von Griechenland mit ihren L eine Hutnadel von Men riesigesi Dimensionen, wie sie unsere elegante Damenwelt gegenwärtig zur Befestigung der Wunderwerke mondäner Modistenkunst auf den mit-üppigem Surrogat« aelock garnierten Köpfen benutzt. Auch Frau v. L. hatte ihr Riesenezxemplar von Kopfbedeckung mit mehreren langstieligen Hutnadeln befestigt. Sie hatte mit ihrem Gatten auf einer Bank des elektrischen WagmS Platz genommen und machte während ihrer eifrigen Konversation eine lebhaftere Kopfbewegung, wobei sie das Unglück hatte, einen rückwärts sitzenden Fahrgast mit einer aus ihrem Hute hinausragenden Nadel im Gesicht zu stechen. Natürlich sprang der Leichtverletzte „wie von einer Tarantel gestochen" auf, und in dem ersten Augen blick des Schmerzes war er gerade nicht wählerisch in der Wahl seiner Ausdrücke. Der Gatte der Dame blieb nun ebenfalls nicht ruhig. Ein Wort gab das andere. Kartenwechsel unter all gemeiner Aufregung der Mitfahrenden. Zwei Ehrenbeleidigungsklagen dürften nach den Gerichts ferien das Wiener Bezirksgericht beschäftigen, wenn es nicht vorher zu einer außergerichtlichen Schlichtung des Streites wmmt. Am schlimmsten aber dürfte die Dame selbst vor dem Gericht abschneiden, weil sie Wh i gäM zweifellos eines Vergehens gegen die Höporliche Sicherheit schuldig gemacht hat. Möge'M Veröffentlichung dieses Vorfalles unserer eleganten Damenwelt eine Warnung sein, damit sie sorgsamer bei der Befestigung ihrer Hüte mit langen Hutnadeln umgeht. — Im Anschluß hieran sei folgende Nachricht aus Paris wieder gegeben: Die durch die modernen riesenhaften Hutnadeln der Damen verursachten Unfälle haben sich in der letzten Zeit so gehäuft, daß M. Löpine, der Pariser Polizeipräfekt, an Maßregeln denkt, um die Bürger gegerr die Gefahren dieser Mode torheit zu schützen. In der Polizeipräfektur ist eine Sammlung von Radeln angelegt, durch die in den letzten Wochen blutige Verletzungen hervor gerufen wurden. Einige der Nadeln sind über 18 Zosi lang. Bor kurzem wurde ein Mann im OmnWU - durch «ne solche Hutnadel erstochen; der OmMus * hielt plötzlich an, der Mann fiel gegen die elegante Nachbarin und die Hutnadel drang ihm durch das rechte Auge tief ins Gehirn. Ein Ladenmädchen hat das Augenlicht verloren durch eine Kundin, die sich zu hastig umdrehte. Der Polizeipräfekt sicht in diesen Hutnadeln eine Gefährdung des öffenllichen Verkehrs. Raubmord. Aus Tetschen a. Elbe wird telegraphiert: In einer Höhle nächst Jungbunzlau wurde die verweste Leiche des Agenten emer Teplitzer Firma, Johann Folcht, aufgesunden. Es liegt Raubmord vor. — Ein entsetzliche» Ereignis, bei welchem ein Bergarbeiter vor den Augen zahlreicher Passanten auf offener Straße rettungslos in die Tiefe sank, spielte M in Tausch bei Brüx ab. Auf einem Fußweg« welchen gerade zahlreiche Bergleute pas sierten, Öffneten sich plötzlich mehrere Erdspalten des Annaschachtes. Der Berg mann Dond, der gerade eine solche Pingelstelle passierte, s ank vor den Augen der anderen in die Tiefe. Das Unglück spielte sich so schnell ab, daß die Kameraden nicht einmal einen Schrei oder eine Bewegung des förmlich von der Erde Ver schlungenen wahrnehmen konnten. Die sofort ein geleiteten Rettungsarbeiten mutzte« alsbald als zu gefährlich eingestellt werden, da die Gefahr be steht, daß sich weitere Pingel öffnen. — Ihren Bruder erdrosselt. In einem Dorfe bei Chalon sur Saone erdrosselte ein Ikjähriges Mädchen, Leontine Convert, die ihren 3 Monate alten Bruderzu hüten hatte, das Kind, weil es zu sehr schrie. Sie wurde verhaftet und legte in unbefangener, ja zynischer Weise ein Geständnis ihrer Tat ab. — Da« schöne Madihen ans Sachse«. Bei einer Schönheitskonkurrenz rn Florenz hat ein aus Dresden stammendes Fräulein Grete Spü- ring die goldene Medaille erhalten. Frl. Spü- ring befindet sich auf einer Tournee durch Ita lien und erhielt die Medaille bei einer Konkurrenz im Apollo-Theater zu Florenz. — Pootiiunglück auf dem Gardasee. Aus Salü werd geschrieben: Fünf Ausflügler, welche Abends von hier in einem Nachbarort heimkehren wollten, mieteten eine Segelbarke, die von einem jungen Fischer geführt wurde. Auf dem See kippte die Barke um und sämtliche Insassen fielen ins Wasser. Der Fischer erreichte schwimmend das Ufer und veranlaßte andere Barkenführer, so fort nach der Unfallstelle zu rudern, es gelang ihnen aber nur noch, eine Frau zu retten, die vier anderen Ausflügler waren ertrunken. — Eine Feversbraaft in der Jngramstraße in Glasgow hat mehrere mit wertvollen Gütern, - ........ »0900 deutsche Bauern mit Weib und Kind in den preußischen Ostmarken angesiedelt worden. Das ist eine erkleckliche Zahl. Das mit zuge wanderten Deutschen besiedelte Gebiet kommt in der Größe dem des GrohherzogtumS Mecklen- burg-Strelitz gleich. Wer die Geschichte inneren Kolonisation im Schicksal der einzelnen vorurteilsfrei studiert, mutz zugeben, daß fast allen, wenn auch nach heitzer Arbeit und manchen Enttäuschungen, das Los, das sie erwarteten, zuge fallen ist. Der Geschäftsbericht der Ansiedlungs kommission über das Jahr 1908 bringt in seinen Ziffern die Beweise für die anhaltend günstige wirtschaftliche Entwicklung der Ansiedler. Von r 4„S5 Millionen Mark JahreSrenten und Pachtzin sen des Rechnungsjahres 1907 blieb Ende Dezem- ber 1908 nur ein auf begründete Anträge kurz fristig gestundeter Rest von 21310 — 0,47 v. H. Die wirtschaftlichen Fortschritte der einzelnen Dörfer springen besonders da in die Augen, wo der Genossenschaftsgedanke verständnisvoll und sorgfältig angewendet wurde. — Eine Wilderertragödie hat sich im Rangs dorfer Forst bei Berlin abgespielt. Dort wurde der anr Tegeler Weg in Charlottenburg wohnende Gastwirt Karl PerieS vom Förster beim Wil dern ertappt und in der Notwehr erschossen, während die Mitschuldigen durch die Flucht ent kamen. — Wege« weiterer Ausdehnung der Tollwut in Kaiserslautern hat die Regierung die Tötung sämtlicher freiumherlaufender Katzen angeordnet, die Nun massenhaft vergiftet werden. — Pilzvergiftung. In PöSling (Bayern) ist eine Bauernfamilie von sechs Köpfen durch Ge nuß giftiger Schwämme erkrankt. Der Vater und ein kjähriges Mädchen sind bereits gestorben. — Vom Schnellzug erfasst. Bei Pfraun dorf (Bayern) ist dec 32jährige Elektrotechniker Darsam vor den Augen seiner entsetzten Frau beim Ueberschreiten der Bahngleise vom Schnell zug erfaßt, SO Meter weit in großem Bogen in einen Acker geschleudert und durch den Sturz ge tötet worden. ' — Eine weite Reise, um die ihn manches große Luftschiff beneiden kann, hat ein kleiner, nur etwa , ein Meter hoher Ballon gemacht, den der Eisenbahngesangverein „Harmonie" in Göt ti n g e n bei einem Sommerausflug am 1. August abends 6 Uhr in Rosdorf hat auf steigen lassen. Mit dem Poststempel Danzig ist dem Verein eine aus SaatowkS bei Thorn an der russischen Grenze vom 4. August datierte Postkarte folgenden Inhalts zugegangen: „Hab sich gefun den das Pallong hihr. Daß sich das Pallong nicht weiter gefliecht sein, ist sich gekommen dadurch, daß sich hatt gestost zweih Grosses Logg ihn tie Saiden. Vreintliches KrusS fändet Stanislaus Swablinowski." — Von zweiter Hand ist noch hin zugefügt, wahrscheinlich von dem Postvorsteher des Dorfes: „Js sich das Pallong vor lauter Harmo nie vergeplatzt." — Eine nene Kartoffelkrankheft. Aus Elber feld berichtet man dem „B. L.-A.": Im vorigen Jahr trat in der Nachbargemeinde Cronenberg eine bisher in Deutschland nicht beobachtete Kartoffelkrankheit auf. Die Knollen wurden von dem Pilz völlig zerstört, und es bildeten sich Wucherungen, die den Knollen ein häßliches An sehen gaben. In diesem Jahre tritt die Krankheit in hohem Maße auch im Elberfelder Land bezirk auf. Die davon betroffenen Felder ergeben nicht die geringste Ernte. Die Kaiserl. biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem sandte einen Regierungsrat ab, um die Krankheit an Ort und Stelle zu studieren. — Vom Loetschbergtnnnel wird berichtet: In dem großen Tunnel, der die Nordschweiz mit der Simplonbahn verbinden und eine Länge von 14527 Meter haben wird, ist man im Laufe des Monats Juli wieder um 465 Meter vorwärts gekommen. Die Zahl der Arbeiter beträgt gegen wärtig 3250. Die Temperatur 27 Grad Celsius. Auf der Nordseite entströmen dem Tunnel 382 Liter Wasser in der Sekunde, auf der Südseite 70 Liter. — We-e« einer Hutnadel. Unter dieser Spitzmarke berichtet die „Wiener Allgemeine Zeitung": In einem Straßenbahnwagen, der auf der Favoritner Hauptstraße verkehrt, ist es am 6. August zwischen zwei Herren, die beide der sogenannten guten Gesellschaft angehören, zu einem Zusammenstoß wegen einer — Hutnadel gekommen. Da es nicht unwahrscheinlich ist, daß die bedauerliche Angelegenheit demnächst das Ge richt beschäftigen dürfte, so verdient sie, zur öffentlichen Kenntnis gebracht zu werden. Die Ursache des Zusammenstoßes war, wie erwähnt, namentuch mit Musselin und KurzvEn voll speicherte Gebäude vernichtet. Der Schaden be trägt 5 Millionen Mark. — Hitze überall! InChina herrscht furcht bare Hitze, die viele Menschenopfer for dert. — Le« Untergang »«rettbar geweiht zu sein, scheint die Stadt Dera Ghazi Khan im Punjab (Asien), weil der Indus unaufhörlich breite Streifen Landes, mit denen täglich Häuser,. Hütten und Moscheen in den Strom sinken, weg- sihwemmt. — Der gute To« bei der Tafel. Eine wohl habende, aber schlichte Familie auf dem Lande hat sich den Luxus geleistet, ihr Töchterchen in ein städtisches Pensionat zu schicken, wo Fräulein Gänschen den feinen Taft und die höhere Bil-' düng eingetrichtert bekommt. Schon beim ersten Ferienaufenthalt weiß das junge Mädchen durch' edlen Anstand bei Tische Bewunderung zu erregen. Es gibt zum Abendbrot marinierte Heringe, pr»< Person einen ganzen. Lange malträtiert sie das blaue MeereStier mit Gabelstichen und will mit einem Stückchen Brot dessen Teilung bewirken, Die ganze Familie schaut lächelnd und kopfschüt telnd zu. Als aber der Hering aus dem Bade Voitze Essig, Oel und Sauce dem Mädchen , auf d«ck Schoß hüpft und das neue Grünkarierte zum Teufel ist, da ruft der Vater zornig: „Dumme Gans! Warum nimmst du denn kein Messch?^ Heulend erhebt sich das gekränkte Töchterchen mch schluchzt: „Na ja, das haben wir doch in der Pen sion so gelernt! Fisch ißt man nur mit de» Gabel."