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zerischen Gut Liersberg zu begeben. Er plant aber wohl keinen längeren Aufenthalt in Liers berg, denn er hat die Mitglieder des Bundesrates auf den 3. September zur Besichtigung des Lust schiffes „Zeppelin III" und der Werftanlagen in Manzell nach Friedrichshafen eingeladen. Am 4. September erscheinen dann auch die Reichs tagsabgeordneten zu gleichem Zweck in Friedrichs hafen. — Uebrigens geht in den Zeitungen die Rede von neuen „Zeppelin-Unstimmigkeiten"; we nigstens erregt es ein gewisses Aufsehen, daß die preußische Militärverwaltung das bekanntlich nunmehr in Köln stationierte Luftschiff „Zeppe lin II" bis jetzt hat völlig brach liegen lassen. Angeblich geschieht dies wegen Mangels an ge schultem Personal, doch glaubt man in unterrich teten Kreisen nicht recht an diese Begründung, so daß der Gedanke an neue unerquickliche Unstim migkeiten aufgetaucht ist. Hoffentlich ist das preu ßische Kriegsministerium in der Lage, diesen Ge rüchten durch eine Erklärung baldigst entgegen treten zu können. In Detmold nahmen am Sonnabend die Fest lichkeiten anläßlich der Neunzehnhundertjahrfeier der berühmten Schlacht im Teuteburger Walde mit einer allgemeinen Illumination der Stadt und einem Riesenkommers ihren Anfang. Der Andrang zu der seltenen Jubelfeier ist sehr groß, aus ganz Deutschland und selbst ans dem Aus lande sind die Festgäste in der kleinen lippischen Residenzstadt eingetroffen. Der Sonntag zeitigte den eigentlichen Glanzpunkt der auf eine Woche berechneten Jubiläumsfestlichkeiten, den mittags ausgeführten großen historischen Festzug, der die Sitten, Gebräuche und das gesamte Leben und Treiben der alten Germanen zur Darstellung brachte. Sonntag nachmittag fand ein Fest auf der Grotenburg beim Hermanns-Denkmal statt. Vor dem Fürstenzelte, worin der Fürst und die Fürstin zur Lippe Platz genommen hatten, hielten altgermanische Krieger die Wache. Nachdem Wag ners Kaisermarsch verklungen war, bestieg Ober- bürgermeister Wittje die Rednertribüne, um ein Hoch auf den Kaiser, den Fürsten zur Lippe, die deutschen Bundesfürsten und die Freien Städte auszubringen. Nach ihm betrat Prof. vr. HanS Delbrück-Berlin im Professorentalar die Denk malsstufen und hielt die Festrede. Er nannte den Reichtum seiner Geschichte das kostbarste Stück auS der Schatzkammer eines Volkes und gab eine ge schichtswissenschaftliche Darstellung der Hermanns schlacht, deren dritter Tag einige 1000 Schritt vom Denkmal entfernt vor 1900 Jahren unten in der Döhren-Schlucht durchgekämpft worden sei. Del brück schloß mit einem Hoch auf das deutsche Va terland. Die Versammlung stimmte „Deutsch land, Deutschland über alles" an. Im Namen der Großloge der Hermannssöhne in Texas brachte Herr Fabian ein Hoch auf die deutsche Einigkeit aus. Herr Schmidt überbrachte die Grüße von 2^ Millionen Mitgliedern des deutsch-amerikani schen Nationalbundes. An die Feier vor dem Denkmal schloß sich die Darstellung des Festspiels „Hermann der Cherusker" von A. Weweler in der uralten Umwallung des Hunnenringes. Die Berliner „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" schreibt: Die Diamantenrrgie des südwest» afrikanischen Schutzgebiets hat ihre Tätigkeit im Deutsches Reich. Der Kaiser besuchte am Sonnabend vormittag gegen 11 Uhr, wie aus Kassel berichtet wird, die zurzeit im dortigen Kunsthause veranstalte Kollektiv ausstellung französischer Bildhauer und Maler, worauf der Monarch auch dem neuen Rathaus einen Besuch abstattete. Er besichtigte die Haupt sehenswürdigkeiten des Rathauses, sowie den Restaurationsbetrieb, schrieb sich ins goldene Buch der Stadt Kassel ein und nahm in der Ratstrink stube ein improvisiertes Frühstück ein. Hierauf be gab sich der Kaiser im Automobil nach Schloß Wil- helmShöhe zurück. Vormittags hatte der Kaiser im Schlosse den neuen Kriegsminister General v. Heeringen in Audienz empfangen. Der König vo» Sachsen richtete an den zurück getretenen preußischen Kriegsminister General der Kavallerie v. Einem ein in sehr gnädigen Worten gehaltenes Handschreiben, in welchem der König dem General v. Einem für das warme Interesse, welches er der sächsischen Armee stets entgegenge bracht habe, seinen Dank ausspricht. Prinz Leopold von Bayern, der zweite Sohn des Prinz-Regenten Luitpold, ist von der länge ren Reise, die er am 31. März d. I. in Begleitung seines ältesten Sohnes, des Prinzen Georg, zum Besuch der deutschen Kolonien in Afrika antrat, im besten Wohlsein wieder in München einge troffen. Graf Zeppelin scheint durch die an ihm im Konstanzer Krankenhaus vorgenommene Opera tion zur Entfernung eines schmerzhaften Akzesses am Hals doch mehr angegriffen worden zu sein, als bis jetzt angenommen wurde. Denn wenn er auch die Operation verhältnismäßig gut über standen hat, so konnte er doch das Krankenhaus noch immer nicht verlassen, er wird vielmehr, wie neuerdings verlautet, daselbst etwa noch eine Woche verbleiben müssen. Dann gedenkt sich der Graf zur Erholung zunächst nach seinem schwei- braucht, Konstantinopel erobern kann. Die Dar- danellenstraße und das angrenzende Marmarameer umschließen die türkische Hauptstadt Konstantinopel eben in einer Weise, daß von diesen Meeres straßen aus Konstantinopel mit Leichtigkeit in Grund und Boden geschossen werden kann, zumal die türkischen Festungen auf beiden Seiten der Dardanellenstraße schon lange keinen genügenden Schutz gegen feindliche Schiffe mehr bieten, was auch durch die englische Admiralität schon längst festgestellt worden ist. Diese ganze Sachlage in bezug auf eine Eroberung Konstantinopels durch eine feindliche Flotte hat schon im Jahre 1841 zu einem Vertrag der Großmächte geführt, daß Kriegsschiffe die Dardanellenstraße nicht passieren dürfen, und dieser Vertrag ist im wesentlichen durch den Pariser Vertrag von 1856 auch be stätigt worden. Rußlands Hoffnung, daß sein neuerpolitifcherFceund^England in die Aufhebung di^es Vertrags willigen werde, hat sich inzwischen aber auch nicht bestätigt, und man sieht daraus, daß die Bäume der englisch-russischen Freund schaft so leicht nicht in den Himmel wachsen werden, und daß die Gegensätze, die nun einmal zwischen England und Rußland im Orient und m Asien bestehen, sich auch künftig fühlbar machen werden. Die russisch-englische Freundschaft im Licht der Dardanellenftage. Für die große politisch« Welt ist die An- Näherung zwischen Rußland und England seit etwa zwei Jahren wirklich ein großes Ereignis gewesen, denn fast ein Jahrhundert hindurch haben sich England und Rußland im Orient Md in Asim als unerbittliche Nebenbuhler und Gegner -egenübergestanden, überall, wo der länder- Menge Engländer im Orient oder in Asien seine Macht auSzubrriten suchte oder Einfluß zur Geltung zu bringen unternahm, stieß er auf den Henso eroberungslustigen Russen, und man glaubte in der politischen Welt lange Zeit, daß es wegen dieses gewaltiytn Gegensatzes einmal zu einem furchtbaren Kneg zwischen England und Rußland kommen müsse. Die freundschaftliche Annäherung Misch«-England und Rußland hat der alten Spannung nunmehr wohl ein Ende bereitet, aber wenn man daraus nun folgern wollte, daß die sich gewaltig, denn in bezug auf den russischen Liebungswunsch, die Durchfahrt durch die Dar- danellenstraße für Kriegsschiffe endlich frei zu bekommen, hat Rußland von der englischen Regie- nmg> «ine scharfe Absage bekommen. Die übrigen " ^te und zumal Frankreich wären ja gar ibgeneigt, für eine Aufhebung des Ver- : den Kriegsschiffen die Durchfahrt durch die "Dardanellenstraße verbietet, zu stimmen und der Türkei andere Zusicherungen zu geben. russische Minister des Auswärtigen, Herr Iswolski, l. " 7 ' ' „ 7 ' . ' I " 7 ' seine Zustimmung zur Aufhebung des Dardanellen vertrags geben möge, und man hat sogar an genommen, daß der Besuch des Zaren in England die betreffende Vereinbarung zum raschen Ab schluß bringen werde. Diese ganze Annahme ent- jetzt erfährt, hat" sich die ermlische Regierung im Verkehr mit dem russischen Minister Iswolski auf gar keine Verhandlungen in bezug auf die Dar- ' i. Rußlands Lieblings- die Meerfährt durch die Dardanellenstraße st frei zu bekommen, ist also stntpolitik gescheitert. Der sächsische Frzähker, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend A«tSbI»tt der Kgl. Amtshauptmmmschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Großmäch nicht so a! trags, der der Türkei andere Zusicherungen zu geben. Der russische Minister des Auswärtigen, Herr Iswolski, hatte auch offenbar daran geglaubt, daß England Vertrags geben möge, und man hat i. . ' I ' ' ' 5 die betreffende Vereinbarung zum raschen Ab schluß bringen werde. Diese ganze Annahme ent- hält aber einen gewaltigen Irrtum, denn wie man jetzt erfährt, hat sich die ermlische Regierung im Verkchr mit dem russischen Minisi Ranellenfrage eingelassen. Wunsch, l' für seine an Englands zielbewußter Örü Und England erblickt nach wie vor in Rüßland seinen größten Gegner sin der Beherrschung des Orients und der Machtstellung am Goldenen Horn. Für Rußland ist diese Sache natürlich kränkend und ärgerlich, denn es hat durch das Festhalten Englands an den Dardanellen vertrag nach wie vor keine Bewegungsfreiheit für seine Kriegsschiffe auf dem Schwarzen Meer. Indirekt wird durch diese Haltung Englands aber auch zu verstehen gegeben, daß England nach wie vor mit dem Argwohn rechnet, daß Rußland einen Handstreich gegen Konstantinopel unter nehmen könne, wenn die Durchfahrt für Krims schiffe durch die Dardanellenstraße frei gegeben würde. Mit dieser Möglichkeit muß man aller dings rechnen, denn ein Gutachten der englischen Admiralität hat bereits vor langen Jahren fest gestellt, daß eine feindliche Kriegsflotte, die nur aus etwa acht grHen Krimsschiffen und einer Anzahl TorpedoboN und Brander zu bestehen »achestttich« Verktagadrnd» für dm folgenden Leg und Wirt «inschsteblich der Mittwochs und Sormabend» erschein NWdm.vrlletrtpischr« Beilag«* btt Abholung viertel- jährlich 1 LS btt LnMkmg tu» Hm» I u» 70 bttan« Postanstaltm 1 u» SO eMrfiv« Bestellgeld. Ginzttne Nummern kosten 10 Sdttwner der ZttttwgiiprttSliste S587. Kersrfprechftelk Mr. «r. Bestellungen werd« bei allen Postanstaltm de» deutschen Rache», für Bischofswerda mw Umgegend bei unser« ArttungSboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte« - angenommen, Schlad der Geschäftsstelle Abend» S Uhr. DrriRt»«§rGi1g«rr JuHrgMSK» Inserat«, welch« in diesem Blatt« die weiteste Verbreitung fkldm, werd« bi» vorm. 10 Uhr angenommen, größer« und komplizierte Anzeigen tag» vorher, und kostet di« virrgespaltene KorpuSzeilr 12 die Reklamrzeile SS Geringster Jnseratenbetrm 40 Mr Rückerstattung «tngesandter Manuskripte usw. keine Gewähr. ' —' ' «US Anlaß des am 19. August 1909 stattfindenden «chttlfefteS ist das Vletche« auf den Meichwt-s-n am Schütz-uhatise am 1». und 1«. IE rrntersngt. . Bischofswerda am IS. August 1909. DerStaotrat.