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«gen «rjMeekchEWhwchL wnr-e u»5 «Len -<in Schutzmann fette Z«igeaau»sage gegen thn machte, ritz der Antzeklagtch »in Tischler.plötzlich di» ganze Anklagebank lo» und wallte sie auf den Gerichtshof werfen. Vier Schutzleute rangen ver geblich mit dem Rasenden, den schließlich ein Gen- -arm durch einen Gurgelgriff überwältigte. Der brüllende und tobende Unhold wurde dann ge fesselt. Die im Saale anwesenden Dirnen und Zuhälter begleiteten feinen Skandal mit Schimp fen quf die Polizei und wollten ihrem Genossen zu Hilfe kommen, so datz nach dessen Verurteilung der Sitzungssaal abgesperrt und verschlossen ge halten wurde, bis der gefährliche Kerl wieder im Gefängnis untergebracht war. — Tragische» Satze eiue» Gchulausfluges. Während ein Möbelwagen auf dem Wege von Neubreisach nach Kalmar (Slsatz) durch das NeuKreisacher Festungfitor fahren wollte, ka- men, wie dem „B. L.-A." berichtet wird, von der entgegengesetzten Richtung Schulkinder mit ihrem Lehrer, die auf einem LuSflug begriffen waren. F ü nfKnaben versuchten zwischen dem Wagen und dem eisernen Tor hindurchzuschlüpfen, zweien von ihnen gelang» e- noch rechtzeitig, beiseite zu springen. Die drei anderen wurden vor den Augen des entsetzten Lehrer« zu Tode ge quetscht. . — Französische Schütze« beim Deutsche« B«n- tzeSschietze«. Dem „Journal" zufolge hat der fran zösische Gchützenverband eine Abordnung von sechs Mitgliedern zum deutschen Bundesschietzen nach Hamburg entsandt. ES ist dies da- erste Mal, "daß französische Schützen an einem deutschen Bun- -e-schießen teilnehmen. — El« gefälschte« Aünf-Millioneu-Teftameat. JmJahre 18S9 starb in Ofen-Pest der mehrfache Milliynär, Spiritusfabrikant Hermann v. Wohl, nnd hinterließ sein ganzes Vermögen im Betrage von fünf Millionen Kronen testamentarisch dem vr. Aladar Wohl, der selbst Großgrundbesitzer und Spiritusfabrikant ist und über ein Vermögen "vyn fünfzehn Millionen Kronen verfügt. Die übrigen Verwandten de- Erblassers fochten jedoch das Testament mit der Begründung an, daß es gefälscht sei. Diejenigen Teile dä Testaments, die für vr. Aladar Wohl günstig lauteten, seien quS dem echten Testament herausgeschnitten und die übrigen Teile mit ähnlicher Handschrift er gänzt worden. Die benachteiligten Erben wurden aber mit ihren Ansprüchen zurückgewiesen; sie sandten das Testament nunmehr an die Oester- reichisch-Ungarische Bank, die über Mittel verfügt, mit denxn derartige Fälschungen konstatiert werden können. Die Untersuchung des Schriftstückes er gab, daß es tatsächlich gefälscht sei. Am Sonn tag wurde nun, nach einer Meldung des „N. Wiener Tagebl/, über vr. Aladar Wohl, der zurzeit in Karlsbad weilt, die Präventivhaft verhängt. Auch gegen einige an der Fälschung beteiligte Personen wurde ein strafgerichtliches Verfahren eingeleitet. — Ein anderthalbtausendjähriges Brötchen. Gelegentlich der Untersuchung einer vorgeschicht lichen Ansiedlung in der schwedischen Provinz Oestergötländ fand man in einer Külturschicht einen kleinen, halbkugeligen, verkohlten Gegen stand, der sich als Rest eines Brotes erwies. Die ziemlich schwierige mikroskopische Untersuchung Les Fundes ergab, daß es sich um ein verkohltes Gerstenbrot handelte, bereitet aus grobgemah lenem und mit Steinsplitterchen, wahrscheinlich : des Mahlsteins, vermengtem Mehl. Dieses Resul tat stimmt zu der Tatsache, daß die Gerste von altersher und bis tief in Las 15. Jahrhundert hin ein das einzige in Schweden angebaute Getreide war, während Roggen und Weizen noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Schweden als neue und ungewöhnliche Getreideavt be- . zeichnet wurden. Nach der Fundschicht stammt das Brot aus dem 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. — Bei der Rückkehr von einer Wallfahrt ist in der Nähe von Chioggia (Italien) eine mit 12 Personen besetzte Barke auf dem Fluß Bachig- lione umgeschlagen. Fünf Mädchen fanden den Tod in den Wellen. Die Pilger sollen sämtlich angetrunken gewesen sein und währen- der Ueber- fahrt gescherzt haben. — Napoleons Heer a« der Beresina. Eine der furchtbarsten Episoden der Napoleonischen Kriege ist die Katastrophe an der Beresina, wo da- französische Heer, das sich auf dem Rückzug von Moskau befand, fast vollständig aufgerieven wurde. An diese Katastrophe erinnern die in der „Revue hebdomadaire" veröffentlichten Memoiren des Generals GrioiS, der zur Zeit des verhängnis vollen Rückzuges Artillerieoberst war. Beim Uebergang über dm Fluß drängte sich da» voll ständig aufgelöste Heer zu den Brückenköpfen mit - einer solchen wilden Wucht, daß viele Soldaten Vom ihren Kameraden zerdrückt wurden. GrioiS brauchte einen halb« Tag, «n unter dem wilden Haufen der Flüchtlinge etwa hundert Meter zurückzu legen. Da- Wasser reichte fast bi» zum Brückensteg, und dieLeichen der ertrunkenen Soldaten häuften sich an dm Geländern Mu einer wahren Barriere auf; läng» der ganzen großen Brücke sab man aus dem Wasser die Köpft laut wiehernder Pferde herauSraam. Als von dm umliegenden Hügeln die Kugeln der russischen Kanonen nieder- sausten, spielten sich Szenen des Grauen- und des Entsetzens ab. Einem jungen Hauptmann war e» gelungen dm Fluß zu durch- schwimmen, al- er aber dann im Biwak die Uniform au-zog, um sie am Feuer trocknen zu lassm, wurde ihm alle-, waS er besaß, gestohlen, so daß er sich beim Weitermarsch in eine Pferdedecke hüllen mußte; einige Stunden später erlag er der grimmigen Kälte. Tausende von Flüchtlingen fanden ihren Tod bei dem Brande der Hütten, in welchen sie während der Nacht Zuflucht gefunden hatten; sie waren von den Strapazen so ermüdet, daß sie nicht die Kraft hatten, wachzubleiben, um die durch die Funken de- BiwakfeuerS verursachten Brände zu löschen. Unbeschreiblicher Schmutz und ekel hafte Insekten machten die Leiden noch größer. Um sich gegen die Kälte zu schützen, bedeckten die Soldaten sich mit alten Lumpen, die sie den Bauern gestohlen hatten; ein Oberst trug als Kopfbedeckung ein Paar Hosen, die unter dem Kinn zugeknöpft waren. Der Weg war besät mit Leichen von solchen, die die Strapazen nicht hatten aushalten können. — Die Bombe im Speisesaal. In der Nähe von Navia in der Provinz Oviedo in Spanien wurde ein furchtbares Bombenatten tat verübt. Der Großgrundbesitzer Morgador gab am Sonntag abend in seinem Schlosse mehre ren Gästen ein Diner. Plötzlich flog eine Bombe, durch das Fenster, die auf den Tisch des Speise- saaleS niederfiel, wo sie explodierte. Die Decke stürzte ein, der Schloßbesitzer, seine Frau und seine Tochter, sowie drei der Gäste wurden ge tötet, vier andere wurden so verwundet, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Man glaubt, an einen politischen Racheakt. — Interessante Beobachtungen an Ameisen be- richtet Rev. George Henslow im Journal of thc Royal Horticuttural Society. Einige Termiten arten in Ceylon erweisen sich als wahre Pilz gärtner. Sie schneiden Blätter, Blumen und Früchte ab, tragen sie in ihre Nester, zerkleinern sie hier zu ganz kleinen Stückchen, die sie derartig kneten, daß nur selten eine Zelle uuzerquetscht bleibt. Diese Masse wird bald von Mykelium- fäden durchzogen, welche runde, weißliche Knötchen, die sogenannten Kohlrabiknötchen, hervorbringen. Diese nun dienen den Ameisen zur Nahrung. Auch schon früher haben Gelehrte diese Eigenschaft an Termiten verschiedener Tropengegenden beobach tet, und jetzt hat Herr Petch, der Mykolog der eng lischen Regierung, in den königlichen Gärten zu Peradeniya alle diese Beobachtungen zu einer kri tischen Abhandlung zusammengefaßt. — Die Hochzeitsreise im Luftballon. Reisen um die Welt, Fahrten im Automobil durch das wilde Afrika sind als Hochzeitsreisen nichts Neues mehr. Dem amerikanischen Schriftsteller R. N Burnham war es Vorbehalten, eine neue Art der Hochzeitsreisen aufzubringen, indem er im Luftballon in das Land der Flitterwochen fuhr. Damit sich aber auch diese Ballonfahrt noch von ähnlichen Unternehmen unterschied, trat er, wie der „Nordd. Allgem. Zeitung" von einem nord amerikanischen Berichterstatter gemeldet wird, die sonderbare Hochzeitsreise mit seiner jungen Frau pünktlich nachts 12 Uhr an. Tausende der Be wohner von Pittsfield wohnten der Abfahrt des Ballons bei, der eine Strecke von fast 300 km durchflog und in der Nähe von Boston landete. — Probeflüge der Gebrüder Wright. New- Aork steht seit Dienstag unter dem Zeichen der Luftschiffahrt. Die Gebrüder Wright be gannen in Erfüllung der von der amerikanischen Regierung festgesetzten Prüfungsbedingungen in Anwesenheit von Regierungsvertretern ihre Probeflüge am Fort Myer. Die Bedin gungen lauten 350 Pfund Personenbelastung, Feuerungsmaterial für 125 Meilen Reise und 40 Meilen Stundengeschwindigkeit. Dreimal miß lang der Aufstieg, da der Motor nicht richtig funk tionierte. erst bei Einbruch der Dunkelheit gelang eS Orville Wright, allein daS Paradefeld zu um kreisen. Allerdings hielt er sich nur 50 Sekunden in einer Flughöhe von 15 bis 20 Fuß. Die Probe- flüge werden fortgesetzt. Die Spannung ist groß. — Schauderhafte Zustände in amerikanischen Schlachthäusern schildert ein BundeSfleischinspek- tor Harm» in einem Schreiben an den Acker- bauftkretär Wilson in Washington, dem er darin gleichzeitig seinen Rücktritt vom Amte ankündigt. DaS veröffentlichte Material stammt au- seinen Erfahrungen in den „Rattonalviehhöfen" in East St. LouiSim Staate Illinois. In dem Briefe heißt eS unter anderem: Die Schlachthausbesitzer bekommen gegenwärtig Vieh, da- zu 60 bis 80 Prozent zurückgewiesen und vernich tet werden sollte Ich habe gesehen, wie Tiere, die am Verenden waren, in die Schläch terei gezerrt und deren Fleisch nachttäglich „ll. 8. (United 8tates) Inspeeted and kassed" markiert wurde.... Ungereinigte Einge weide werden für Wurst gebraucht und unge reinigte Schweinemagen werden als Wursthülle benutzt, ganz zu schweigen, datz man Fleischstücke, die auf den Boden gefallen sind, auf- hebt und ohne irgend eine Reinigung für Würste verwendet. Diese Dinge werden sämtlich von den Aufsehern gestattet .... Als ich eines Morgens sehr zeitig den Fleischabfall-Kühlraum betrat, merkte ich, datz die Ratten dort während der Nacht ihr Unwesen getrieben und schreckliche Spu ren hinterlassen hatten. Daraufhin hing ich etwa zwanzig Zettel „v. 8. Uedained" (von der Inspek tion zurückgehalten) an die Fleischprodukte, aber die Doktoren gaben fast alle Produkte den „Packern" frei und der größte Teil davon wurde zu Wurst'verarbeitet. Erst kürzlich schrieb der Sachverständige der englischen medizinischen Zeit- schrift „Lancet", daß trotz aller Gesetze, trotz aller Beschwerden und trotz aller Aufregung in der Oeffentlichkeit bis heute nur ein einziges Pocking House (Etablissement zur Zubereitung des Flei sches für den Versand) gebaut worden ist, das mo dernen sanitären Anforderungen entspricht. An derwärts besteht die alte Schlamperei. — Reiche Goldfunde sind in der Provinz Sas katchewan, 200 Meilen nördlich von Prince Al bert gemacht worden. Das Ergebnis der bis herigen Entdeckungen schwankt zwischen 5000 und 20 000 Dollars Goldwert auf die Tonne. — Die Hitze in Amerika hat noch nicht nachge lassen. Die Temperatur hält sich auf etwa 48 Grad im Schatten. Trotz der heftigen Gewitter tritt keine Abkühlung ein. Das Reichsluftschiff „Zeppelin I" auf der Fahrt «ach Metz. Mittelbiberach, 30. Juni, 7 Uhr abends. DaS Wetter wird immer ungünstiger. Zwar hat der Wind an Stärke nicht mehr zugenommen, aber es vergeht kaum eine Stunde, ohne daß neue Re- gengüsse niedergehen. Unter diesen Umstände« ist an eine Fortsetzung der Fahrt nach Metz auch in dieser Nacht nicht zu denken. Nach den meteoro- logischen Meldungen ist es sogar zweifelhaft, ob der Aufstieg schon morgen vormittag erfolgen kann, zumal Major Sperling wiederholt erklärt hat, er wolle wirklich gutes Wetter abwarten. DaS Luftschiff ist gut verankert und hat den zeit weilig sehr heftigen Böen ausgezeichnet standge- halten. Die militärische Bewachung ist heute nach, mittag durch die Ulmer Greuochirre abgelöst wor den. Für die nochmalige Nachfüllung ist eiue neue Sendung Gasflaschen aus Friedrichshafen angelangt. Mittelbiberach, 1. Juli. Seit gestern abend 7 Uhr ist keine nennenswerte Veränderung in der Lage eingetreten. Die Ulmer Grenadiere halten noch fernerhin Wacht. Die Regengüsse setzten häufig mit großer Heftigkeit ein, ließen dann aber nach, doch war eine merkliche Besserung des Wetters bis zum Tagesgrauen nicht zu konsta- tieren. Der Wind blies aus fortwährend wech- selnder Richtung und zuweilen mit starken Stö ßen, so daß die Verankerung des Luftschiffe mehrere Male gewechselt werden muhte. Major Sperling verbrachte den größten Teil dieser Nacht in einem Hotel in Biberach. An einen Aufstieg ist vorläufig noch immer nicht zu denken. Biberach, 1. Juli, 8 Uhr vormittags. Ueber den Verlauf des gestrigen Tages ist noch nachzu tragen, daß abends, nachdem das GaS nachge- füllt worden war, eine größere Anzahl bayerischer Offiziere aus Neu-Ulm an der Landungsstelle in Mittelbiberach eintraf. Heute früh wurde da» Wetter wieder plötzlich stürmisch, und heftige Böe« machten eS notwendig, daß die gesamte Mann schaft, im ganzen 200 Mann, das Luftschiff hiel ten, um eS seinem Ankerplätze zu sichern. Rach- dem dann das Wetter einige Zeit lang trocken ge blieben war, trat um 7'/, Uhr morgen» erneut Regen eia, aber der Wind nahm an Stärke ab. Die Wetterausfichten werden fortgesetzt al» uu- günstig bezeichnet.