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Mitglieder nach dem Mittelndorfer Staatsforst. revier und besichtigten von der FelsenmüHle aus einen Teil desselben. Nachmittag- nach I Uhr treffen die Teilnehmer am Äuhstall ein, verweilen daselbst bis 4 Uhr und fahren nach Schandau zurück, um sich dann zu verabschieden. Freiberg. Unter höchst eigenartigen Umstän den ums Leben gekommenist in der Nacht zum Sonntag auf dem hiesigen Rangierbahnhofe die 23 Jahre alte Tochter des Pastors Selbmann aus dem nahen Lichtenberg. Das Mädchen hatte seine Anstellung als Lehrerin an der höheren Mädchenschule in Glauchau erhalten und war am Sonnabend abend von Leipzig nach Freiberg ge fahren, um sich dann zu den Eltern zu begeben und ihnen die Nachricht von ihrer Anstellung zu überbringen. Früh wurde das Mädchen als ver stümmelte Leiche auf den Bahnschienen gefunden. Kopf und Beine waren vom Rumpfe getrennt. Auf welche Weise dieses Unglück zustande kam, ist noch nicht aufgeklärt. Leipzig, 23. Juni. Gestern nachmittag «wurde die in ihrer Wohnung in der Haydnstraße allein anwesende Frau Walther von dem 15jährigen Dienstmädchen Helene Sodann überfallen und am Hinterkopfe mit einem Messer schwer ver letzt. Das Mädchen wurde verhaftet und ver weigert jede Auskunft. Meerane. Der Aufnahme einer An leihe von 1500000 -4t stimmten die Stadtver ordneten in ihrer letzten Sitzung zu. Die Summe soll Verwendung finden für den Ankauf der Gas- anstatt bezw. zur Tilgung des bei der Sparkasse aus diesem Anlaß geliehenen Kapitals in Höhe von 710000 -4k, ferner sollen 40 000 -4t für den Ausbau der Gasanstalt, 104 000 -4t für beschlos sene und bereits in Angriff genommene Schul- anbauten, 30 000 -6t für das Elektrizitätswerk, 24000 -4t für das Wasserwerk verwendet werden; der Rest soll vorläufig als erste Rate für ein neu zu erbauendes Rathaus eingesetzt werden. Die Anleihe soll mit 4 Prozent verzinst und in 40 Jahren getilgt werden. Reicheubach i. B. Im Beruf verunglückt ist am Montag nachmittag auf dem oberen Bahnhof hier der Rangiervormann Paul Meyer. Er ge riet beim Rangieren unter die Räder und wurde so schwer verletzt, daß er im Kreiskrankenstift Zwickau starb. Meyer war 32 Jahre alt, aus Beiersdorf gebürtig und in CunSdorf wohnhaft. Er hinterläßt Frau und vier Kinder. Plaue«, 23.Juni. Unter der Firma „Spitzen- Appretur Plauen, Aktiengesellschaft würde hier, wie der „Bogtl. Anz." berichtet, in den Räumen der Plauener Bank eine neue Aktien gesellschaft mit einem Aktienkapital von 650000 Mk. gegründet, die sich mit der Ausrüstung von Spitzen, Stickereien und Tüllen befassen wird. Zum Vor stand des neuen Unternehmens wurde Diplom- Ingenieur A. Schmidt in Charlottenburg bestellt. Vermischtes. — Ein Scherz unseres Kaisers. Bei einem Besuch des Hagenbeck'schen Tierparkes in Stel lingen wandte sich der Kaiser an seine Umgebung mit der Frage, ob jemand wisse, womit Löwen ge waschen würden. Die verschiedensten Waschmittel wurden angegeben, alles stimmte nicht, schließlich sagte es der Kaiser selbst: „Meine Herren — mit Lebensgefahr!" — Ein sympathischer Zug unserer Kaiserin offenbarte sich in der niedlichen Episode, die sich kürzlich im Schlotzpark am Neuen Palais abspielte. Schulkinder aus der Umgebung Berlins hatten einen Ausflug nach Potsdam unternommen, auf dem sie auch Wildpark passierten. Es ging sogleich zum Neuen Palais. Als man aber am Schlosse angekommen war, war der Park abgesperrt und auf aller Gesichter malte sich herbe Enttäuschung. Schon wollte man umkehren, als die Kaiserin, von einem Spazierritt zurückkehrend, die Kinderschar bemerkte. Sobald sie erfahren hatte, was die Kinder hergeführt hatte, gab sie den Befehl, den Park zu öffnen. Fröhliche Lieder, stimmfrisch und hell vorgetragen, war der Dank der Kleinen an die hohe Frau, die lächelnd längere Zeit unter der Schar weilte. Aber nicht genug damit, sie ließ durch einen Adjutanten 50 -4t zu Erfrischungs zwecken für die Kinder an die Lehrer übermit teln, und alsbald entwickelte sich in einem nahe gelegenen Restaurant ein fröhliches Schmausen in Kaffee, Kuchen und Limonaden. — Ein Buchdrucker al« Einjahrig-Freiwilliger. Zum ersten Male hat in B e r l i n ein Buchdrucker auf Grund hervorragender gewerblicher Leistungen die Vergünstigung des 8 89 der Wehrordnung (Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst) errungen. Es ist nach dem „Korrespondent" der Maschinenmeister Walter Hertel, Sohn des Buchdruckereibesitzers R. Hertel in Berlin, der im Februar d. I. die Gehilfenprüfung mit „Recht gut" bestanden hatte. Er suchte bei der Berliner Handwerkskammer um Zulassung zu der vorge schriebenen einjährig-freiwilligen Prüfung nach. Diese gab dem Anträge statt und setzte eine Kom mission ein, um eine weitere mündliche und prak tische Prüfung vorzunehmen. In der mündlichen Prüfung wurden Fragen gestellt, welche sonst nur bei einer Meisterprüfung zu beantworten wären. In der mündlichen Prüfung erhielt der Prüfling die Zensur „Recht gut", während dasGesamtresul- tat der praktischen und mündlichen Prüfung mit „Vorzüglich" bewertet wurde. — „Auf Grund böser Ersahrrmgrn". Im An zeigenteil einer Berliner Zeitung konnte man jetzt folgende ausgeschriebene Stellung finden: „Für ein Privatbureau wird eine perfekte Stenotypistin gesucht. Reflektiert wird auf Grund böser Erfahrungen nur auf eine junge Dame, die keine seidene Bl»sen und dito Iup 0 ns trägt, die kein Manicure-Etui bereit hält, möglichst nur ein Armband und keinen Ring trägt und nicht nach Moschus oder Patschuli duftet. Totschick ist durchaus nicht Bedingung. Dafür ist anderseits der Dienst kein anstrengender und langer, er wird auch sehr gut bezahlt." — Muß der Mann aber gelitten haben! — Zeppelin im schwäbischen BolkSmuad. Eine große Menschenmenge belagerte die Expedition einer Stuttgarter Tageszeitung, um daS Neueste über Zeppelins Heimfahrt zu verneh men. Da standen einige Bürger und Weingärt ner der Residenz dabei, die sich über die Sache unterhielten. Von diesen meinte einer, den gro ßen Landsmann bewundernd: „Ja, dös mueß mer sage, onser Zeppelin ischt ebe a Kerle — der läßt, wenn's sei mueß, da Kopf dahente und fahrt mit'm — Hentertoil davo." — Lo« schamlose« Orgien zwischen Schau spielern und Schülerinnen der höheren Töchter schule in Hagen hatte jüngst ein sozialdemokratisches - Blatt berichtet. Jetzt mußte die Zeitung einge stehen, daß sie das Opfer einer Irreführung ge worden. Sie nahm alle ihre Anschuldigungen zurück. Der Oberbürgermeister der Stadt, dessen eigene Tochter man mit der angeblichen Skandal affäre in Beziehung gebracht, richtet angesichts der Verbreitung der üblen Gerüchte durch ganz Deutschland hin jetzt an jeden Ehrliebenden die dringende Bitte, ihm beim Aufspüren der scham losen Ehrabschneider, von denen die schimpfliche Nachrede ausgegangen, behilflich zu sein. — Z« lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte das Schwurgericht in Solothurn nach drei tägiger Verhandlung den früheren Metzgermeister Heirsbrunner aus Burgsdorf wegen eines an einem fünfjährigen Mädchen verübten Lustmordes. — Grauenhafter Mord. In der Nacht zum Dienstag ist in einem Hause des Schützenhofes in Iscrl 0 hn ein Lustmord verübt worden. Ein 22jähriger Schieferdecker hatte sich nachmittags in das Schlafzimmer des Dienstmädchens Ottilie - »>>> - D»/' erste« Äerzte behandelt und gepflegt wird: Nach der Zusammenkunft mit dem Kaiser unternahm das KönigSpaar eine Automobilfahrt in die Um gegend. In der Nähe eines Leuchtturmes wurde Halt gemacht. Die Königin sah einen ver krüppelten Knaben, der sich mühsam mit zwei schlecht gearbeiteten Krücken am Weg dahin schleppte. Sie näherte sich dem Knaben. DaS unglückliche Kind ahnte nicht, daß es der König und die Königin waren, die mit ihm sprachen. Als Königin Elena einige tröstende Worte an den Knaben richtete, antwortete daS Kind melancho lisch, daß es nichts anderes wünsche, als ein bal diges Ende seines Lebens, das ihm nur Leid und Schmerzen auferlegt. Die pessimistischen Worte ini Munde eines KindeS machten auf die Königin einen tiefen Eindruck: der Knabe erzählte, daß er allein mit seinem Vater lebe, dem Leuchtturm wächter: die Mutter war vor einigen Jahren mit einem Liebhaber entflohen. Die Königin nahm das Kind bei der Hand und versprach ihm, für Pflege durch einen geschickten Arzt zu sorgen. Der jugendliche Krüppel lauschte still diesen mut- terlichen Tröstungen, die ihm nie vordem ge spendet worden waren; seine Augen füllten sich mit Tränen und in einer Aufwallung von schmerz licher Dankbarkeit küßte er unablässig die Hand der fremden Frau und nannte sie mit den zärt lichsten Worten, die die italienische Sprache kennt, während der König sich abwandte, um seine Rührung zu verbergen. Einige Tage später wurde das Kind im Auftrag der Königin und mit Ge- nehmigung des überraschten Vaters nach Rom ge bracht, wo es jetzt von einem berühmten Spezia- listen behandelt wird und ost den Besuch seiner besorgten königlichen Pflegemutter empfängt. — Statistik über die Entwicklung MessirraS nach dem Erdbeben. Die Präfektur in Messina veröffentlicht eine Statistik über die Entwicklung der Stadt nach dem Erdbeben. Unter Baracken leben innerhalb der asten Stadt 40000, in der nächsten Umgebung der Stadt 57000 Per sonen. Im Monat Mai zählte man Geburten 89, Todesfälle 49, Eheschließungen 44. Aus den Ruinen wurden bisher 31000 Leichen ausgegra ben. Die Abtragung der Ruinen wird ungefähr zwei Jahre dauern, worauf der Wiederaufbau der Stadt nach dem neuen Baugesetz für die Erd bebengebiete beginnen wird. — Zu dem Ballonunglück bei Petersburg, über das wir bereits berichtet haben, wird dem „Berl. L.-Anz." noch gemeldet: Am Freitag stie gen im Petersburger Lustschifferpark zwei Bal lons auf, ein Militärballon und einer vom Aero- Klub. Nachdem ersterer mit vier Offizieren ab gefahren war, erhob sich der zweite, in dessen Gon del der Herausgeber des „Journals für Luftschiff- fahrt" Kapitän Hermann, der Bauingenieur Palizyn nebst Frau und GrafRostow- zew Platz nahmen. Der Ballon schlug die Rich tung nach Moskau ein. Als die Insassen über die Newa flogen, bemerkten sie zu ihrem Schrecken, daß das Ventil des Ballons schadhaft gewor- Chikowski geschlichen. Gegen Mitternacht hörten die Hausbewohner Schüsse. Man fand das Mädchen in seinem Blute schwimmend vor. Der Mörder hatte seinem Opfer den Hals durchge- schnitten und den Leib aufgeschlitzt und 18 Messer stiche und einen Revolverschuß beigebracht. Der Mörder verwundete sich dann selbst durch einen Schuß in den Hinterkopf. Die Leiche des Mäd chens wurde in die Leichenhalle übergeführt. Der Mörder wurde ins Krankenhaus gebracht. — Unerhörte Tierquälereien. Auf einer Alin bei Sachrang im Chiemgau wurden drei Kühe in bedauerlicherweise zu Tode gequält. Den Tieren waren die Mäuler mit Stricken verbunden: einem derselben war das Euter abgeschnitten, den beiden anderen waren Pfähle in den Leib getrieben. — Verhängnisvolle Feuersbrunst. Im Orte Turje (Ungarn) brach ein Großfeuer auS, wobei 34 Bauerngehöste eingeäschert wurden. Drei Per sonen sind in den Flammen umgekommen. — Schlagende Wetter. In den Kohlengruben des Vnlkons in Diemrich (Ungarn) sind durch eine Explosion schlagender Wetter siebe» Berg leute getötet und acht verletzt worden. — Vollblntneger als Advokat. Die Pariser Anwaltskammer ist um ein interessantes Mitglied vermehrt worden: Der 24 Jahre alte Mktor MoliSre Liber, ein Bollblutneger au» Guadeloupe, ist in die Pariser Advokatenliste eingetragen worden. — Königin Elena «ad der Krüppel. Don ihrer Reise nach Brindisi, wohin die Königin von Italien ihren Gemahl zur Zusammenkunft mit dem Kaiser begleitet hatte, hat Königin Elena einen neuen Schützling mitgebracht, der jetzt in Rom in ihrem Auftrag von einem der den war. Graf Rostowzew kletterte schnell am Netz zum Ventil hinauf, während der Ballon aus der Höhe von 900 Meter schon rapid zur Erde stürzte. Bei dem Sturze wurde Ingenieur Pali- zin total zerschmettert, seine Frau schwerverwundet.Hermann erlitt einen Beinbruch. Nur Graf Rostowzew kam mit leichten Verletzungen davon. Die Katastrophe er eignete sich am rechten Newa-Ufer beim Orte Weseli Poselok. Die Verunglückten wurden sofort in das Krankenhaus der Fabrik Thornton ge schafft. — Anderen Nachrichten zufolge war auch der Ballon schadhaft: beim Füllen sollen verschie- dene Risse in den Hüllen entstanden sein. - Die Cholera beginnt nunmehr auch in der Umgebung von Petersburg in verstärktem Maße aufzutreten. Am Montag waren 70 neue Erkrankungen zu verzeichnen. — Feldarbeit im Maschinenzeitatter. Der „Franks. Ztg." wird aus Amerika geschrieben: Auf vielen Aeckern im Nordwesten wird jetzt Tag und Nacht gearbeitet. Die Zeit, da der Säemann mit der sinkenden Sonne seine Tätigkeit einstellte, ist vorüber, die moderne Landwirtschaft wird sozu sagen fabrikmäßig betrieben. Auf den end losen Weizenfeldern sieht man allnächtlich Licht punkte sich langsam voranbewegen, eS find die Lichter der Dampfpflüge, man hört die Kom mandos der Arbeitsleiter, man sieht die Mann schaften schichtweise vom Felde kommen. Im Staate Süd-Dakota find nicht weniger als tau send solcher Dampfpflüge in beständigem Ge brauch. Aber nicht dem Farmer gehören sie, son dern Unternehmern, die> Maschinen und Bedie nung stÄlen. Sie pflügen einen Acre (40 Ar) in zehn Minuten um. Druck und vrrlag von Friedrich May, reagiert murr Brrautworilichketr von Lmll May M Gh^ofsmrrda.