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Dienstag. 15. Juni » « K-r«lpr-chft-a< Rr. L2. Bestellungen wrrdm bei alle« Postanstalten de« deutsche» Reicher, für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZeittmgSbotm, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte angenommen. Schluß der Geschäftsstelle Abend» S Uhr. Dreirurdsechzigfter Jahrgang. Ivos er sächsische Lrzähker Montag, den 21. d. M., von vormittags "/»IO Uhr ab, MntG dkll ZI. 8m M Aehmlkk III Pischl>sMttk. TL Neben der wichtigen Reichsfinanzreform harren indessen selbst jetzt noch eine ganze Reihe anderer gesetzgeberischer Beratungsstoffe ihrer Erledigung seitens der deutschen Volksvertretung, wie die Be° amtenbesoldnngsvorlagen, der Gesetzentwurf über die Arbeitskammern, die hauptsächlich von der Regelung der Rechtsverhältnisse der Werkmeister, Maschinenmeister und Techniker handelnde No velle zur Gewerbeordnung, die Vorlage über die Hilfskassen, der Gesetzentwurf zur Abänderung des Maischbottichsteuergesetzes, die aus dem Hause beantragten Gesetzentwürfe über Ministerverant wortlichkeit und noch andere verschiedene Sachen. Wollte der Reichstag außer der Reichsfinanz reform auch noch über alle diese restierenden Vor lagen definitiv beschließen, so müßte er wohl noch den ganzen Sommer hindurch tagen, was jedoch völlig ausgeschlossen erscheint. Es dürften also von den erwähnten weiteren Beratungsstoffen nur noch die wichtigsten verabschiedet werden, was in erster Linie zweifellos von den allerdings sehr dringlichen Beamtenbesoldungsvorlagen gilt. Die alles andere weit überragende Hauptfrage bleibt indessen natürlich die, wann und wie das Reichs parlament mit der Reichsfinanzreform fertig wer den und ob es hierbei den Steuerplänen der Regie rung oder aber den Beschlüssen der konservativ klerikalen Kommissionsmehrheit zustimmen wird. Ob vielleicht noch ein Kompromiß zwischen beiden Richtungen zustande kommt, wie optimistische Stim men andeuten, das muß noch durchaus dahinge stellt bleiben. Jedenfalls birgt die nachpfingst liche Tagungsperiode des Reichstages mit der definitiven Beschlußfassung in Sachen der Reichs finanzreform eine ernste und unter Umständen folgenschwere Entscheidung in sich — möge sie zum Heile des deutschen Volkes und des deutschen Va terlandes ausschlagen! Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm richtete an die Offiziere seines , englischen Dragoner-Regiments, der Royal-Dra- goner, zu ihrem am 9. d. M. im Ritz-Hotel zu Lon don abgehaltenen alljährlichen Festmahl ein Be- grützungstelegramm, in welchem der erlauchte Regimentschef die besten Wünsche für die Königs- dragoner ausspricht. Aufsälligerweise ist eine Ant- wort des Offizierkorps des genannten Regiments bis jetzt nicht bekannt geworden. Angesichts dieser Kaiserdepesche frischen die „Hamb. N. Nachr." die Erinnerung daran wieder auf, daß das jetzt be glückwünschte Offizierskorps zu Anfang des Iah- reS 1896 seine skandalösen Demonstrationen gegen das im Offizierskasino hängende Bild des hohen Regimentschef beging, als das Kaisertelegramm an dm Präsidenten Krüger bekannt geworden war. Der Kaiser empfing am Sonntag mittag im Berliner Residenzschlosse die in Berlin eingetrof fene türkische Sondermission und nahm von ihren: Führer, dem früheren Großvezier Tewfik Pascha, dis offizielle Mitteilung von der Thronbesteigung des Sultans Mohammed V. entgegen. Der Audi enz wohnte der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Schoen bei. Die türkischen Herren wur den dann zur kaiserlichen Frühstückstafel heran gezogen. Abends gab Staatssekretär v. Schoen ihnen zu Ehren ein Diner. Der Reichskanzler hatte die türkische Sondergesandtschaft bereits an: Sonnabend empfangen. Der Zeitpunkt der angekündigten Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren ist nunmehr herangekommen. Der Kaiser reist zu diesem Zweck am 14. Juni abends von Berlin resp. von Pots dam nach Neufahrwasser bei Danzig ab, wo er sich an Bord der Nacht „Hohenzollern" begibt, mit der er dann am 15. abends die Fahrt nach den finnischen Schären antritt; der kleine Kreuzer „Hamburg" und das Torpedoboot „Sleipner" be- gleiten die kaiserliche Nacht. Die Ankunft in den Schären soll am 17. Juni nachmittags erfolgen, wobei allerdings günstiges Wetter Voraussetzung ist. Dort trifft zur selben Zeit auch Zar Niko laus mit seiner Familie an Bord der Nacht „Stan- dart" ein. Am 19. Juni verläßt Kaiser Wilhelm die Schären und dampft mit der „Hohenzollern" Heimwärts, während der Zar mit seiner Familie zunächst eine Erholungstour durch die finnischen Gewässer antritt, um dann dem königlichen Hofe in Stockholm einen Besuch abzustatten. — Die Kaiserentrevue in den finnischen Schären hat schon vor ihrem Eintritt zahlreiche Kommentare in der deutschen wie in der ausländischen Presse hervorgerufen, ein Beweis, daß nian dem Ereig nisse überall politische Wichtigkeit beimißt. In dessen sind von der persönlichen Aussprache zwi schen den beiden Kaisern schwerlich besondere Ab machungen irgendwelcher Art zu erwarten, die Bedeutung des Vorganges dürfte vielmehr in dex Richtung zu suchen sein, daß er das freundnach barliche Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland aufs neue befestigt, womit diese jüngste Monarchenzusammenkunft sich immerhin als ein schätzenswertes Friedenssymptom darstellen würde. Der „Pester Lloyd" widmet dem Prinzen Hein rich von Preußen einen Begrüßungsartikel, in dem es heißt: Es ist ein Vorrecht und Vorzug der Prinzen vom Hause der Hohenzollern, daß sie stets an der Tete marschieren, wo es ein Interesse zu wahren gilt, das dem deutschen Volke wirtschaftlich oder politisch frommt. Dem Bruder des Deutschen Kaisers, der auch schon über den Ozean gezogen ist, uni in der neuen Welt Sympathien für daS Deutsche Reich zu wecken, sei auch aus diesem durchaus unpolitischen Anlaß die Versicherung ausgesprochen, daß er hier in allen Schichten der Gesellschaft, bei den oberen Zehntausend wie in den breiten Massen des ungarischen Volkes, der herzlichsten Aufnahme sicher sein kann. 3 SÄ'» K <§8 <,33- 3' 3»Z Der nachpfingstliche Abschnitt der Reichstagssession. Der Reichstag nimmt an diesem Dienstag seine durch die parlamentarische Pfingstpause unterbro chen gewesenen Verhandlungen nochmals auf, uni nun die bereits am 4. November 1908 begonnene Tagung ihrem Ausgang zuzuführen. Dieser nach pfingstliche Abschnitt der Reichstagssession wird selbstverständlich fast völlig im Zeichen der Bera tung der Reichsfinanzreform stehen, denn nach dem die Finanzkommission des Reichstages ihre vielmonatigen Arbeiten mit der Redigierung ihrer gefaßten Beschlüsse zum vorläufigen Abschlüsse gebracht hat, wird nunmehr das Plenum Stellung zu denselben zu nehmen haben. Es naht somit endlich die Entscheidung in der ebenso schwierigen und verwickelten wie hochbedeutsamen Frage der Neugestaltung der Finanzverhältnisse des Reiches heran, nachdem sie lange Monate hindurch die heftigsten parlamentarischen Kämpfe im Schooße der Finanzkommission gezeitigt und die seltsamsten Wandlungen durchgemacht hat. Wie diese Ent scheidung ausfallen wird, das ist freilich zurstunde noch immer völlig ungewiß, erst im Verlaufe der zweiten Plenarlesung der Reichsfinanzreform wird es sich zeigen, inwieweit die verbündeten Regierungen für ihre Steuerpläne auf eine Mehr heit im Reichstage zu rechnen habe oder nicht, bis dahin bleibt also die bestehende Krisis in der Schwebe. Immerhin konnte gerade noch kurz vor dem Wiederbeginne der Reichstagsverhandlungen we nigstens insofern eine Klärung der verwickelten finanzpolitischen Lage verzeichnet werden, als die vergangene Woche in Berlin abgehaltene Finanz ministerkonferenz bis zu einem gewissen Grade Aufschluß über die steuerpolitischen Entschlie ßungen der verbündeten Regierungen gebracht hat. In der erwähnten Konferenz wurden die vom Reichsschatzamte ausgearbeiteten neuen Entwürfe betreffs der Erbanfallsteuer und der Aenderung des Stempelsteuergesetzes (Börsensteuer) geneh migt, dagegen die Beschlüsse der konservativ-kleri kalen Mehrheit der Finanzkommission hinsichtlich der Besteuerung der Wertpapiere (Kotierungs steuer) und der Reichswertzuwachssteuer auf Im mobilien abgelehnt. Was die sonstigen Kommis sionsbeschlüsse — Steuern auf Parfümerien, Zündhölzer, Glühkörper usw. — anbelangt, so will da die Regierung die Ansicht des Reichs- tagSplenums abwarten, sie soll aber für alle Fälle auch in dieser Richtung neue Entwürfe auSgear- beitet haben. Der Reichstag hat sich also in seiner nachpfingstlichen Tagung nicht nur mit der Reichs finanzreformvorlage in der Fassung der Kommis sion, sondern auch mit den ganz neuen Steuervor lagen der verbündeten Regierungen zu beschäf tigen, womit er auf Wochen hinaus noch überreich mit Arbeit versorgt ist. Inserate, welche <n diesem Blatte dir wettest« Verbreitung widm, werden bi» von». 10 Uhr angenommen, größer« und kompliziert« Anzeigen tag» vorher, und kostet di« virrgrspaltm« KorpuSzell« 12 «I, die Rellamezeil« 30 Geringster Jnseratmbetrag 40 «1. Mir Rückerstattung eingesandter Manuskripte us«. keine Gewähr. Bautzen, den 12. Juni 1S0S. Königliche Amtshauptnrannschaft. »T^3« s.» 3» I Erscheint jeden »«Vag abend» für dm folgenden Lag und I loikt einschließlich der Mittwoch» und Sonnabend» erschei- I I «udm.Belletristischrnvetlag«" bet Abholung viertel- ItwN 1 uk 50 «», bei Zustellung in« Hau» 1 70 »2,1 btt alle» Postanstaltm 1 50 «I exklusive Bestellgeld. I Einzelne Nummern kost« 10 , I Nummer der Ztttung»prtt»list« 6587. «.38 i N Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend ' Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmmmschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda.