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1S0S. 188. Sonntag, 6. Juni. Per sächWe Zrzähker, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag und tostet einschließlich der Mittwochs und Sonnabends erschei» »«drn.Belletrisiifchrn Beilage- bei Abholung viertel- «hrlich 1 50 «t, bei Zustellung in« Hau» 1 70 bet allen Postanstaltrn I SO exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kosten IS «t. Nummer der^eilungSpretSliste 6587. K«mspr<chst-ll- Nr. 22. Bestellungen werden bei allen Postanstalten de» deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend bei unseren Zeitungsboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte» angenommen. Schluß der Geschäftsstelle Abend» 8 Uhr. Dreiriirdfechzigster Jahrgang. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bi» vorm. Ist Uhr angenommen, größere und komplizierte Anzeigen tags vorher, und kostet die viergrspaltene KorpuSzeile l2 «l, die Reklamezeile 30 Geringster Jnseratenbetrag 40 «l. Für Rückerstattung «Mgesandter Manuskript« usw. keine Gewähr. Wdatzr Mm stchch - KnstchniiU gE" Sonnabend, den 12. Juni d. I., '^7 Uhr nachmittags -HW sollen die Stöcke auf dem Holzschlage Abteilung 15 in Parzellen zum Selbstroden gegen Barzahlung versteigert werden. Fischbach, am 4. Juni 1909. Königliche Revierverwaltung. auf den „Sächsischen Erzähler", welcher IM(voe8mIWWll — täglich erscheint, — für den Monat «ksiisi werden von allen Postämtern und Landbriefträgern, sowie den Austrägern und Zeitungs boten jederzeit entgegengenommen. Ein Probe-Abonnement für diesen Monat ist besonders zu empfehlen. " — Inserate habe« großen Erfolg. — Der „Sächsische Erzähler" kostet monatlich WM" Telephon Nr. 22. Deutsche Schulden. Ein Bild der deutschen Städteschulden entwirft vr. Otto Most, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Düsseldorf, im neuesten Hefte der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Stati stik". Von den Ergebnissen seiner Untersuchung, die sich auf die neuesten wertvollen Quellenarbei ten stützt, feien die wichtigsten in folgendem kurz zusammengestellt. Der Stand des Jahres 1907 liegt der Unter suchung der Verfassung zu gründe. Während da mals die Schulden des Deutschen Reiches 3803,5 Millionen Mark, die aller deutschen Bundesstaaten 12 960,4 Millionen Mark betrugen, hatten alle deutschen Stadt- und Landgemeinden zur gleichen Zeit 6560,3 Millionen Mark Schulden, wovon 5295,3 Millionen Mark auf die Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohner entfielen. Trägt also die Menge der kleinen Gemeinden ihr redlich Teil zu den deutschen Städteschulden bei, so ruht doch deren Schwergewicht in den größeren Orten. Was aber im allgemeinen die Verschuldung für die Finanzwirtschaft der Gemeinden bedeutet, ver anschaulicht die Tatsache, daß in Preußen alle Städte und Landgemeinden mit mehr als 10000 Einwohnern fastsämtlicher Gemeindeausgaben für den Schuldendienst aufwenden mußten. Bei der Würdigung dieses Verhältnisses müs- sen die Schulden für unproduktive Zwecke von den für gewerbliche Zwecke aufgenommenen geschie den werden. Unter den preußischen Großstädten — Most betrachtet im allgemeinen die Sachlage in Preußen als typisch für das gesamte Reich — ist die Beteiligung der gewerblichen Zwecke an den städtischen Schulden am höchsten in Düssel dorf, Königsberg, Altona, Berlin und Köln; am geringsten in Schöneberg, Gelsenkirchen, Aachen, Bochum und Posen. Was die Formen der Schuldaufnahme anbe langt, so entfällt im Durchschnitt aller Städte mit mehr als 25 000 Einwohnern ein Fünftel auf die langfristigen Darlehen. Demnach ist aber der maßgebende Faktor des städtischen Anleihemark tes die Obligationenanleihc. Namentlich bei ihr geht die Entwicklung auf eine Erhöhung der ein zelnen Begebungsbeträge, während zugleich die Aufnahme von Anleihen seltener wird. Eine ge wisse Rücksichtnahme der städtischen Emissionen auf die Lage des Geldmarktes ist zwar nicht zu verkennen, aber der Parallelismus zwischen bei den ist nicht entfernt der gleiche, wie bei der An leihetätigkeit anderer Stellen. Hauptgeldgeber der Darlehen sind Landesbanken und -Versiche rungsanstalten, Provinzialhilfskassen und Spar kassen, Privatversicherungsgesellschaften, Knapp schaftsvereine und Einzelbanken, während Bank konsortien hier fast gar nicht vertreten sind. Bei den Obligationen dagegen herrschen die Bank konsortien niit mehr als aller Emissionen vor; Bankkonsortien und Einzelbanken zusammen ha ben fast "/io aller Emissionen in Händen. Deutsches Reich. Der Kaiser traf am Donnerstag vormittag 9^/j Uhr in Posen ein und verfügte sich nach dem Empfange auf dem Bahnhofe nach dem neuerbau ten Schlosse. Er unterzog dessen gesamten Bau einer eingehenden Besichtigung und äußerte sich sehr anerkennend über ihn. Hierauf nahm der Monarch einen Vorbeimarsch der Truppen der Garnison vor dem Schlosse ab und frühstückte dann im Offizierskasino des Regiments der KL- nigsjäger zu Pferde. Gegen 8 Uhr abends er folgte die Wiederankunft des Kaisers von diesem Ausfluge im Neuen Palais bei Potsdam. Der Kaiser hatte sich Freitag mittag l Uhr bei den« Reichskanzler und der Fürstin v. Bülow zum Frühstück angesagt. Hierzu waren eingeladen: Staatssekretär v. Bcthmann-Hollweg, Staats sekretär v. Schön, der Chef des Zivilkabinetts Wirklicher Geheimer Rat von Valentini, der Staatssekretär Stcmrich, der diensttuende Gene ral L la 3uite Sr. Majestät des Kaisers General major Freiherr Marschall, Flügeladjutant Major Freiherr v. Senden, der Direktor des Seminars für osteuropäische Geschichte und Landeskunde Prof. vr. Schumann, Unterstaatssekretär v. Lö- bell und Hauptmann v. Schwarzkoppen. Ueber Zeit und Ort der angekündigten Be gegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren Nikolaus verlautet einstweilen noch nichts wei teres, als was hierüber schon bekannt ist, man weiß also vorläufig nur, daß die Entrevue Mitte Juni und in der nördlichen Ostsee stattfinden soll, doch können auch diese Angaben noch nicht als be stimmt betrachtet werden. Sicher scheint zu sein, daß die Anregung dieser Zusammenkunft vom Zaren ausgegangen ist, demnach scheint der russi sche Herrscher das Bedürfnis einer erneuten per sönlichen Aussprache mit dem deutschen Kaiser zu empfinden. Sollte es wahr sein, was verschiedent lich versichert wird, daß bei der Begegnung der beiden Monarchen der Reichskanzler Fürst Bülow, sowie der russische Ministerpräsident Stolypin und der russische Minister des Auswärtigen, Iswolski, zugegen sein werden, so würde hieraus ohne wei teres die hohe politische Bedeutung des Ereig nisses erhellen. In Wiener politischen Kreisen allerdings hält man das neueste Rendezvous der Kaiser Wilhelm und Nikolaus nrehr für einen Höflichkeitsakt, immerhin erhofft man dort von der Aussprache der zwei Herrscher eine gewisse Abschwächung der latenten Gegensätze zwischen der deutschen und der russischen Politik. Die Aeuße- rungen der Pariser und Londoner Presse zu die ser Monarchenentrevue klingen vorerst noch reser viert. Die in der Wiener „Neuen Fr. Pr." veröffent lichte, auf dcu Fürsten Bülow zurückgeführte Ber liner Auslassung, betreffs der Reichsfinanzreform, ist in den Reihen des deutschen Liberalismus fast allgemein als eine Drohung gegen die liberalen Reichstagsparteien für den Fall, daß sie die Wei terarbeit bei der Fiuanzreform im Hinblick auf die Beschlüsse der Finanzrumpfkommissio» des Reichstages versage» sollten, aufgefaßt worden. In den maßgebenden Berliner Regierungskreisen scheint man nun diese Auffassung unangenehm zu empfinden, den» eine weitere Berliner Mit- teilung in dem Wiener Blatte bestreitet, daß es sich um eine Drohnote gegen die Liberalen handle, und versichert zugleich, die Reichsregierung sei nach wie vor entschlossen, die Finanzreform mit der: Liberalen zu machen. Weiter wird erklärt, die ausgesprochene Mahnung richte sich sowohl an die Liberalen, als auch an die Konservativen. Zu letzt heißt es, die Reichsrcgierung sei entschlossen, einem Teile der Beschlüsse der Rumpfkommission ihre Zustimmung zu versagen, besonders, was die Kcticrungsstcuer auf Wertpapiere anbelnnge. Ob die Negierung sich wirklich zu einem solchen erstmaligen männlichen Entschluß aufgerafft hat, das muß sich ja bald zeigen. Ucbrigens verlau tet weiter, daß man regierungsseitig auch die Be schlüsse der Numpfkommission betreffs der Müh-