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trug seinen Namen durch alle Räume; von dem kleinen Frauchen nahm man kaum Notiz. Aber das Frauchen krämte sich deshalb nicht. Als ihr Mann von seinen Ruhmmachern umgeben war, schlich sie sich heimlich fort aus dem lärm vollen Kreise und besah sich die Bilder ihres Man nes aus der Entfernung. Lange stand sie davor und sah auf die „Schmarren". „Schrecklich!" sagte sie ganz leise und wie ein tiefer Schmerz, wie eine glühende Sehnsucht huschte es über ihr Gesicht. Plötzlich hörte sie ihren Namen nennen. Sie sah sich um. Zwei Herren standen neben ihr, aber man beachtete sie nicht, man kannte sie also nicht. Atemlos stand sie da und belauschte die Unterhaltung der beiden. „Es ist erbärmlich, daß die Jury so einen Schmarren durchläßt", sagte der eine und deutete, auf das große Porträt, das Konrad Waldmann ausgestellt hatte. „Aber was willst du, der Kerl ist berühmt ge worden und hat die ganze Geldsippe hinter sich", lächelte der andere. „Schreckliche Zustände!" begann der erste wie der. „Was ist denn übrigens aus der Frau ge worden?" „Nun, sie ist noch seine Frau, die Mutter sei nes Kindes." „Sie malt nicht mehr?" „Bewahre! Das hat der Herr Gemahl wohl nicht gelitten, er hat wohl ihre Konkurrenz ge fürchtet." „Und mit Recht! Sie war eine Künstlerin! Aus der wäre etwas Großes geworden!" „Ja, wenn sie frei hätte schaffen können, dann gewiß, so aber — schade darum!" Dann gingen die beiden weiter. Und Frau Dora Waldmann war auf eine Bank gesunken und starrte auf das Bild da drü ben, aber nichts sah sie; denn in ihren Augen schwammen Tränen und durch ihre Adern fieberte das Blut. Ihre ganze Leidensgeschichte, das, was jähre Regiment duna der ewirkt rine ämmerung. ie Sonnen- en Norden Rand zeigt haben wir rd am 25. wkeit ist es rkur bleibt rdstern nur gegen Mit- Mitte des n Himmel z des Juni ährend der ! Fixstern- der Sonne : Winters- i Himmels rtsteigt im geht durch krischen and führt len, kreuz- erkennen . Man in der chtigunq. lmmluug der Ge er diese te selber ahnt alle, Vegwerfen Zigarren- z zu sein. Vald und ichtsamkeit itere An« m Lehrer jubrinaen, bst reser- nchin nur >lgt durch des Sich- . Septbr. e Tages licht ge- !. 2.Ber- n Punkte ! Bezirks- 3. Be ses nach sion für ich denen Verse die m Bibel- und die !) herab- sauptver- , die in Thema: erer Be- zur Be- ver beiMmle Mann. Erzählung von Paul Blitz. Der Porträtmaler Konrad Waldmann war ein vielbeschäftigter Mann, und seine Einnahmen wa- ren bedeutend. Das sagten seine Freunde wie seine Feinde. Er war der Maler der Geldaristo kratie. Die Auftraggeber seiner Bilder verlang ten vor allem, daß so ein Porträt vornehm aus sah ; bei den Damen mußten die Toiletten als kost bar zu erkennen sein, den Schmuck und die Dia manten mutzte man bewundern können, und das Gesicht — wenn es hübsch war — nur recht ähn lich, war es aber ein gewöhnliches Gesicht, dann sollte es weniger ähnlich, aber um so mehr inter essant erscheinen. So die Damenkundschaft. Die Herren dagegen, die sich malen ließen, wollten einen bedeutenden Zug, eine Linie im Gesicht ha ben, die sie als geistig hervorragend erkennen ließ, und dann vor allem mußten ihre Orden gut und deutlich gemalt sein, je größer desto besser. Und Herr Konrad Waldmann war von jener erstaunlichen Begabung, es allen seinen vorneh men Auftraggebern recht und nach Wunsch zu machen; nicht wie er wollte, sondern wie sein Be- steiler es wollte, so malte er das Bild. Auf diese Weise wurde er, der jahrelang — bevor er be rühmt wurde — am Hungertuche genagt hatte, mit einem Schlage bekannt und viel genannt, und in seinem Atelier versammelte sich bald die reichste Gesellschaft von Berlin. Die große Kunstausstellung war eben eröffnet worden. Herr Konrad Waldmann schritt mit sei nem Frauchen durch die großen Säle und suchte nach den von ihm ausgestellten Porträts. Natür lich waren es wieder Damen in glänzenden Toilet ten, und Herren mit ordenbesäter Brust. Dor einigen dieser Bilder fand er auchdieOriginale, die sich ihre Porträts glückstrahlend stolz ansahen. Der berühmte Mann bekam endlose Schmeichel worte zu hören, man nannte ihn „teurer Meister", man überschüttete ihn mit Lob und Ruhm und viel ge- icharlach, !e Reso- gewissen Schriften - 8 300 icht ent- ! macht- chlechts- :rankheit - Wir : Mann rankheil eht und !s Weib e Leben reffende jnungen nfluffen Unglück, Aerzte en Un werden efunden hweige- ich die Eltern der Braut, bez. diese selber vor solchen betrübenden und schrecklichen Erfahrungen schützen, indem sie kurz vor der Verheiratung das Gesund heitszeugnis eines anerkannten Arztes verlangen. Sie haben dazu nicht bloß das Recht, sondern die Pflicht. — Der Sächsische Ftschereivereiu hält aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens den 14. Juni im Sitzungssaale der Zweiten Kammer der Stände versammlung zu Dresden eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab. Herr Or. Banck- Dresden wird hierbei über das Thema: „Deutscher Fischzoll" sprechen. — Die 2. Landesversammlung Sächsischer Bege- tarier findet am 5. und 6. Juni 1909 in Chem nitz statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Vorträge: a. Der Vegetarismus, ein Weg zur Gesundheit und Gesittung (0r. mecl. Bohn), b. Selbsterziehung zu Kraft und Ausdauer (Wilhelm Kaiser-Leipzig), c. Die Vorteile zielbe- wußter Haus- und Volkswirtschaft (Oskar Gru ner-Leipzig). Mit dem Kongreß ist eine vege tarische Ausstellung verbunden, die von Sonn abend mittag 2 Uhr bis Sonntag mittag 1 Uhr dauert. — LLK. Armen Waisenkindern eine bessere Erziehung und Verpflegung angedeihen zu lassen, ist der Hauptzweck der Fürstlich-Schönburg-Wal- denburgischen Waisenanstalt „Marien- und Al fred-Stiftung." Fürst Otto Viktor von Schön burg-Waldenburg, dessen fünfzigjähriger Todes tag am 16. Februar gewesen ist, hat die Stif tung mit echt fürstlicher Freigebigkeit und aus einem christlichen, liebevollen Herzen heraus ge gründet. Eine Eigentümlichkeit der Stiftung ist es, daß sie von Anstaltserziehung absieht und die Pfleglinge in passenden Familien unterbringt. Der Erfolg spricht sehr für dieses System. Zur zeit wird für 9 noch nicht schulpflichttge und für 110 schulpflichtige Kinder, außerdem für 32 Lehr linge und 10 der Schule entwachsene Mädchen, welche nicht Dienstmädchen sind, gesorgt. Durch eine Anzahl von Freistellen ist auch dafür ge sorgt, daß schwer zu erziehende Kinder in Anstal ten bez. kranke Pfleglinge in Krankenhäusern un tergebracht werden können. Von besonderem so zialen Werte ist es, daß die Stiftung ihre kon firmierten Zöglinge unter möglicher Berücksich tigung ihrer Wünsche ein Handwerk lernen läßt. Der Verwaltungsbericht über die Jahre 1904 bis 1908 sagt hierüber: „Recht gute Erfahrungen hat die Stiftsverwaltung mit den im Handwerke und anderen Berufen untergebrachten Zöglingen machen können. Sind doch in den Berichtsjahren 54 Zöglinge vorhanden gewesen, die ihre Lehrzeit Der sächsische ErzShler. Veite ». gut ausgehalten haben und nach abgelegter Ge sellenprüfung meist ihrem Berufe treu geblieben sind. Es ist ohne jeden Zweifel, daß die meisten von ihnen dem Handwerke verloren gegangen wären, wenn die Stiftung nicht ihre Unterbrin- gung besorgt und die nicht unbedeutenden Kosten der Ausbildung übernommen hätte." Von Inter- esse ist auch folgendes: „Auch mit den konfirmier ten Mädchen, die in guten Diensten untergebracht waren, hat man befriedigende Erfahrungen ge macht. Meist halten sie noch ein zweites Jahr in den ihnen von der Stiftung besorgten Diensten aus. Von den konfirmierten Mädchen hat unter '.lebernahme des Ausbildungs-Honorars 1 die Damcnschneiderei, 1 die Weißnäherei und 1 bei des erlernt." — Möge die Stiftung weiter in Se gen ihres Amtes walten. — Die Brüderanstalt mit Rettungshaus Moritzburg versendet ihren Bericht auf das Jahr 1908. Das Brüderhaus ist eine Bildungsstätte für Berufsarbeiter der Innern Mission (Diako nen). Diese werden nach erfolgter Ausbildung, Erprobung und Bewährung den Anstalten, Ver einen und Kirchgemeinden zum Dienst auf den verschiedensten Gebieten der inneren Missidn zu gewiesen. Die Zahl der in der Ausbildung stehen den jungen Männer beläuft sich zurzeit auf 15 bis 20, die gesamte zum Hause gehörende Brüderschaft am Ende des Jahres 1908 auf 116 Diakonen. Diese arbeiten auf 76 Stationen in Knabenhorten, Waisen- und Rettungshäusern, in der Jugend- und Gemeindepflege, in der Stadtmission, in Herbergen zur Heimat und Arbeiterkolonien, in der Kranken-, Krüppel-, Siechen- und Altenpflege. — Im Rettungshause werden gefährdete, ver irrte und schwer zu erziehende schulpflichtige Kin der aus allen Gegenden Sachsens ausgenommen. Das Rettungshaus bietet Unterkunft für 65 Kna ben und 35 Mädchen. Diese sind nach dem Vor bild des durch Herrn Wichern gegründeten Rau hen Hauses bei Hamburg in sechs Familien (Le bensgemeinschaften) eingeteilt. Die Erziehung geschieht unter Leitung eines der Anstaltsgeist lichen. Bis zum Ende des Berichtsjahres wur den seit Begriindung der Anstalt 841 Kinder, nämlich 576 Knaben und 265 Mädchen, ausge nommen. Die Bitten um Aufnahme von Kindern waren so zahlreich, daß bei weitem nicht allen ent sprochen werden konnte. Der Bericht gibt einen Einblick in die schwere Erziehungsarbeit des Ret tungshauses und zeigt, wie auch die christlichen Erziehungsanstalten in sozialer und hygienischer Hinsicht ihre Aufgaben erkannt haben und daß sie mit Verständnis den Psychisch defekten und mo ralisch minderwertigen Sorgenkindern gerecht zu werden suchen. Leider standen die Einnahmen nicht in dem gewünschten Verhältnis zu den Aus gaben, so daß der Wunsch, dem Brüderhause eine Pflegeanstalt anzugliedern, noch nicht verwirklicht werden kann. Möchte der Kreis von Freunden, auf dessen hilfreiche Liebe die Anstalt angewiesen ist, sich immer mehr erweitern, damit sie ihren wichtigen Aufgaben gerecht werden kann. — Dresdener Sänger beim Grafen Zeppelin. Friedrichshafen, 4. Juni. Gestern nachmittag brachte die Dresdener Liedertafel dem Grafen Zeppelin eine Huldigung dar. Der Vorsitzende des Vereins hielt eine Ansprache, in der er der Begeisterung, die in ganz Deutschland und beson ders auch in Dresden für den kühnen Bezwinger der Liifte herrsche, Ausdruck verlieh. Graf Zeppe lin betonte in seiner Antwort, daß die Huldigung der Dresdener Sänger ihn besonders gefreut habe. Die Mitglieder der Dresdener Liedertafel wurden sodann vom Grafen Zeppelin zu einen: Erfri schungstrunk eingeladen. G Großharthau, 4. Juni. Am Sonntag, den 13. Juni, wird hier der Kreissängertag abgehal ten werden. Morgens 9—'/«II Uhr werden zu nächst am Bahnhofe die auswärtigen Sänger empfangen, um von da aus im Festzuge nach den Parkanlagen Sr. Durchlaucht zu gehen. An der Spitze des Festzuges cherden eine Reiterschar und mehrere Musikkorps stehen. Nach dem Besuche im Schloßparke werden sich die Sänger zur Haupt probe vereinigen. Darauf wird von der Sänger schar Sr. Durchlaucht eine Huldigung dargebracht werden. Sodann werden alle zu gemeinsamen Mittagessen zusammenkommen. Nachm. 4 Uhr beginnt das Konzert, an dem sich zirka 800 Sänger beteiligen werden. Das Konzert soll stattfinden in der geräumigen Prinzlichen Reithalle, wo gegen 2000 Sitzplätze für die Zuhörer bereitet sind. Nach dem Konzert wird ein Kommers die Sänger zusammenhalten. Auch für die Tanzlustigen ist in jeder Weise gesorgt. Auf zwei großen Tanz sälen werden die lockenden Melodien lieblicher Tänze gewiß großen Anklang finden. Es ist wohl aller Wunsch, daß es den Gästen Großhar thaus hier recht gut gefälltund daß der Kreissänger tag einen recht fröhlichen Verlauf nimmt. Möge daher jeder an seinem Teile dafür sorgen, daß den Gästen eine recht freundliche Aufnahme ge boten wird. Die Bewohner Großharthaus wer den es sich angelegen sein lassen, ihre Häuser durch Flaggen zu schmücken, damit dem Orte ein recht festliches Gepräge gegeben wird. Wir können uns um so mehr des Festes freuen, da die Sänger sich bemühen werden, ihr Bestes uns zu bieten. Darum Großharthau „Lied hoch!" lang mit Zentnerlasten sie gedrückt hatte, eben hatte sie's von den beiden fremden Männern mit wenig Worten sagen hören. Ja, es ist wahr! sie hatte nicht mehr malen dürfen, er, ihr Mann, hatte es ihr verboten — „sie könne ja doch nichts" — und so ließ sie es denn — sie liebte den Knaben, den sie ihm geboren hatte — das Weib, die Mutter in ihr war stärker gewesen als die Künstlerin — und so ließ sie es denn — jahrelang hatte sie es ertragen, heimlich es immer wieder unterdrückt, wenn's von neuem wieder hervorbrechen wollte, jahrelang ist sie mit dieser Last herumgegangen, und nun, nun eben war die alte Wunde in ihr aufgerissen worden — ihr Ehrgeiz war geweckt, und nun flammte die alte Glut wieder auf, genährt durch den langen Schlummer, nun brach sie hervor mit elementarer Gewalt. Als ihr Mann zu ihr zurückkam, bemerkte er die Veränderung an ihr gar nicht, er war so voll von all den Lobhudeleien seiner Freunde, daß er für seine Fra» kein Interesse hatte. Sie bezwang sich, ruhig nahm sie seinen Arm, ruhig ging sie weiter, und geduldig hörte sie von neuem all' dieselben überschwenglichen Lobesworte an, die ihrem Manne gespendet wurden, aber plötzlich — lvie sie ihn so stolz und selbstbewußt lächeln sah, kam ein neues Gefühl über sie; sie be- mitleidete ihren Mann, sie fühlte mit einem Male, daß sie innerlich größer war, als er, sie fühlte, wie ihre Liebe, ihre Hochachtung für ihn entschwanden, fremd war sie ihm geworden, fremd in diesem Augenblicke. Nach einigen Wochen überraschte sie ihr Mann. Sie hatte doch wieder angefangen zu malen, trotz seines Verbotes. Er Ivar mehr erstaunt als erzürnt, zuerst we nigstens — mit glühendem Gesicht, niit erregten Augen stand er vor dem Bilde. Es war ein Sti»- dienkopf, mit wenig Strichen hingemalt, flott, aber genial, mit gottbegnadeter Kunst. Er konnte den Blick nicht abwcnden. Es lag