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I»L. Auswärtigen Amte zu Berlin der Staatssekretär des Auswärtigen v. Schoen und der französische Geschäftsträger Baron von Berckheim das Proto koll unterzeichnet, in welchem die deutsche und die französische Regierung ihr Bedauern über das ihren Angestellten in Casablanca im Haager Schiedsgerichtsspruche zum Vorwurfe gemachte Verhalten aussprechen. Der Tschechenführer Kramarz ist, wie seine Stammesgcnossen, bekanntlich ein deutschfeind licher Gegner des Dreibundes. Der edle Herr, der jetzt zum Slawenkongretz in Petersburg weilt, hat seine Abneigung gegen den Dreibund gegen über einem Redakteur der „Nowoje Wremja" in unverhülltcr Weise Ausdruck gegeben. Nach einem Bericht des „B. L.-A." sagte er u. a.: „Deutsch land kann sich überhaupt damit brüsten, datz es sich so zu stellen verstanden hat, datz alle seine Wünscl)« in der letzten Zeit unstreitig kampflos erfüllt wurden. Es diktiert sozusagen sein Pro gramm und niemand wehrt sich dagegen. Jnwie- weit dies für Rußland vorteilhaft sei, darüber bilde er sich kein Urteil. Er glaube jedoch, datz die deutschen Politiker vor allem ihre eigenen, d. h. die deutschen Interessen verfolgen und die russi schen Aufgaben absolut ignorieren. Eine Annähe rung Oesterreichs und Rußlands wäre für Deutschland ein bedeutender Schlag, um Oester- reich aus dessen eisernen Händen herauszureißen. Eine solche durch ein strenges und striktes Pro gramm ausgearbeitete Politik hätte die Stellung der österreichischen Slawen stärken können, welche dann eine Stütze für die slawische Politik und eine ernste Garantie gegenüber Deutschland gebildet hätten. Im gegebenen Moment ist dank den gro ßen Fehlern eine solche Politik undurchführbar und von einer russisch-österreichischen Annähe- rung zu sprechen unmöglich. Oesterreich ist an Deutschland angeschmiedet und ich sehe keine Mög- lichkeit, diese starken Fäden zu zerreißen. Das Bündnis Oesterreichs und Deutschlands ist so stark, wie nie zuvor und dabei noch denken und wissen müssen, daß diese folgenschwere Einigung von Rußland und England herbeigeführt worden ist! Das letztere hat auf die jungtürkische Bewe gung gebaut, die Türken haben sich jedoch mit Oesterreich verständigt, und alle Pläne Englands waren von Grund auf vernichtet. Die Kurzsichtig keit der englischen Politiker hat sich in aller Form gezeigt, und Rußland ist leider den Spuren des Kabinetts von St. James gefolgt." Frankreich. Aus Nancy wird gemeldet, daß dort in ähn licher Weise wie in Paris die Telegraphendrähte in der Umgegend zerschnitten worden sind. Die Organisation der Anarchisten zu Paris hat eine Anzahl Anarchisten der Tat aus der Provinz auf gefordert, in der Nacht vom Montag zum Diens tag und die folgenden Nächte derartige Zerstö- rnngswerke auszuführen, sie empfahl aber, nur die staatlichen Leitungen zu beschädigen und die Leitungen der Eisenbahngesellschaften nicht an zutasten, um nicht die öffentliche Meinung gegen sich zu erregen. Auf die Täter wird eifrig ge fahndet. Italien. In der italienischen Deputiertenkammer gab der Minister Tittoni am Montag infolge einer Anfrage des Abgeordneten Cabrini Erklärungen über den deutschen Gesetzentwurf einer allgemei nen Arbeitcrversichcrung, betreffend die Zusam menlegung und Neugestaltung der drei bis- herigen Gesetze über die Kranken-, Jnvaliditäts- und Unfallversicherung. Der Minister verbreitete sich besonders über die von den ausländischen Ar beitern handelnden Bestimmungen des neuen Ge setzentwurfs, welche gerade in Italien vielfach Be denken hervorgerufen haben, da man dort glaubt, daß die deutsche Reichsversicherungsordnung die Interessen der zahlreichen italienischen Arbeiter in Deutschland schädige. Signor Tittoni suchte diese Bedenken zu zerstreuen und erklärte schließ lich, er betrachte den wirksamen Schutz der italieni schen Arbeiter in Deutschland als eine seiner vor nehmsten Aufgaben. Türkei. Das energische Auftreten der jungtürkischen Regierung gegen die reaktionären Fana- tiker in dem kleinasiatischen Vilajet Adana hat endlich den erwünschten Erfolg gezeitigt. Im ge- samten Vilajet herrscht jetzt nach Telegrammen, die im türkischen Ministerium des Innern cinge- laufcn sind, andauernd Ruhe. Es sind bis jetzt 246 Mohammedaner und 93 Armenier wegen Teilnahme an den Unruhen verhaftet worden. Die von der türkischen Deputiertenkammer abge sandte Untersuchungskommission ist in Adana ein getroffen. D-r fstchfische «rzithler. «ette ». Bulgarien. Der neue deutsche Gesandte am Hofe von Sofia, Freiherr v. Romberg, überreichte dieser Tage dem König Ferdinand sein Beglaubigungs schreiben, in seiner Ansprache die Freundschafts gefühle Kaiser Wilhelms für König Ferdinand und die lebhaften Sympathien Deutschlands für das neue Königreich Bulgarien ausdrückend. In seiner Erwiderung wies der bulgarische Monarch darauf hin, wie ihn die gleichen Gefühle gegen den deutschen Kaiser beseelten und erklärte, er werde stets mit Befriedigung die Aufrechterhaltung und Entwicklung der Beziehungen guten Einverneh mens zwischen Deutschland und Bulgarien sehen. Rußland. Der russische Minister des Aeußern, Iswolski, ist von seiner längeren Auslandsreise jetzt wieder nach Petersburg zurückgekehrt. Die Gerüchte über den angeblich nächstens bevorstehenden Rücktritt Iswolskis eilen offenbar den Ereignissen bedeu tend voraus. Zwar gilt es als ziemlich sicher, daß Herr Iswolski noch im Laufe des gegenwärtigen Jahres von seinem Posten scheiden wird, heute und morgen indessen ist dieses Ereignis noch nicht zu erwarten. Persien. Die russischen Truppen in Täbris treten dort immer ungenierter als die Herren auf. Die Na tionalisten in Täbris beklagen sich bitter über die von den Russen vorgenommenen Verhaftungen und andere Uebergriffe, die sich die Zivilbehörden zu Schulden kommen ließen. Sattar Khan und die übrigen Führer, die fürchteten, ebenfalls ver haftet zu werden, haben im türkischen Konsulat Zuflucht gesucht, nachdem das englische Konsulat ihnen den Schutz verweigert hatte. Die Russen beschaffen sich bereits Material, um unverzüglich den Bau der Bahn von Dschulfa nach Täbris zu beginnen. Neben den Russen nisten sich auch die Türken immer mehr in Persien ein. So besetzte eine, türkische Truppenabteilung in der Stärke von 2500 Mann die Stadt Maragha. Amerika. Im Senat zu Washington spinnt sich die Debatte über den neuen Zolltarif noch immer von einer Woche in die andere fort. Ihr Ende ist vorläufig noch gar nicht abzusehen. In Peru ist ein Aufstand ausgebrochen. Ein Trupp Aufständischer unter Führung Pierolas griff das Regierungsgebäude in Lima an und be mächtigte sich der Person des Präsidenten der Re- publik, Leguia, um ihn zur Abdankung zu zwingen. Die der Regierung ergebenen Truppen befreiten Leguia und feuerten auf die Aufständi schen, von denen über 40 getötet wurden. Nach neueren Nachrichten ist indessen der Aufstand wieder niedergeworfen worden. Präsident Gomez von Venezuela erließ eine Botschaft an den Kongreß in Caracas. In ihr zählt er verschiedene Reformen auf, welche für daS Land wohltätig gewirkt hätten und verbreitet sich dann weiter über die auswärtigen Beziehungen Venezuelas. Hierbei erklärte er, daß das freund schaftliche Verhältnis zwischen Venezuela und dem Deutschen Reiche beständig wachse. Aegypten. Aus Aegypten kommen Nachrichten, denen zu folge die aus Konstantinopel geflüchteten Reak tionäre in jenem Lande eine rege Propaganda für das alte Regime entfalten, die nicht ohne Er folg sein soll. Den Mittelpunkt dieser Bewegung bildet Alexandria; als ihre Führer werden die früheren Vertrauten des Exsultans Abdul Ha mid, nämlich Izzet Pascha, Faik Bei und Selim Melhame, genannt. Es wird versichert, daß die alttllrkischen Flüchtlinge in regen Beziehungen zum Khedive stünden. Diese Behauptung erhält einen Anstrich von Glaubwürdigkeit durch Aus lassungen des dem Khedive nahestehenden BlatteS „Wadi Nil", in denen die Idee verteidigt wird, daß das Kalifat dem Herrscher Aegyptens zu komme. Sollte sich Abbas Pascha wirklich mit dem ehrgeizigen Gedanken tragen, dem Sultan die Würde des Kalifen entreißen zu können? Sachsen. Bischofswerda, 2. Juni. Wie schon in voriger Nummer dieses Blattes mitgeteilt, verlief das hiesige Pfingstschießen infolge der ausgezeichneten Witterung in vorzüglicher Weise und war zahlreich von auswärtigen Gästen besucht, so daß die Budcninhaber und Schankzelte eine gute Einnahme erzielten. Die Königswürde aus der Adlerscheibe erschoß Herr Goldarbeiter Ernst Bauer sen., die Marschallswürde Herr Klempnermeister Lange. - IVOS Auf der zweiten KünigSscheibe erhielt Herr Bäcker meister Kurze die Königs- und Herr Buchdrucker«, besitzer Emil May die Marschallswürde. Abends fand der solenne Einzug des Schützenkorps, in- mitten die Könige und Marschälle, statt. Der Aus- und Einzug des zur Zeit ziemlich starken und schmucken Schützenkorps machte einen im- ponierenden Eindruck. "Bischofswerda, 2. Juni. Sonderzug nach Zittau! Zum 200jährigen Jubiläum des 3. Jnf.-Rgt. Nr. 102, 13. bis 15. Juni, verkehrt, auf Antrag des Kgl. Sächs. Militärvereins 3. Jnf.-Rgt. Nr. 102 in Dresden, Sonntag, den 13. Juni, ein geschmückter Sonderzug nach Zittau. Nichtmitglieder können den Zug, welcher vormittags 8,50 den Hauptbahnhof, 8,55 den Wettinerbahn hof und 9,01 Dresden-Neustadt verläßt, auch mit benützen. Die Fahrkarten, Mk. 1,95 3. Kl. und Mk. 2,80 2. Kl. sind, auch für die unten ange gebenen Zwischenstationen, bis 11. Juni beim Kassierer des Vereins, Kamerad Paul Engler, Rudolph-Str. 12b, II zu entnehmen. Der Sonder zug hält auf folgenden Zwischenstationen und ver kehrt zu den nachstehenden Fahrplan und zu den dabei angegebenen Preisen. Radeberg vorn». 9,27, Mk. 1,55 3. Kl., Arnsdorf vorm. 9,34, Mk. 1,45 3. Kl., Bischofswerda vorm. 10,02, Mk. 1,25 3. Kl., Wilthen vorm. 10,27 Mk. 0,90 3. Kl. Ankunft in Zsttau erfolgt vorm. 11,30 Uhr und werden die Teilnehmer mit der Regimentsmusik nach der Stadt gebracht. — Briefe nach den Bereinigten Staaten von Nordamerika werden zu dem Zehnpfennigtarif am 3., 10. und 17. Juni ab Kuxhaven, sowie am 8., 15., 22., 26. und 29. Juni ab Bremerhaven befördert. In Bischofswerda sind derartige Briefe an den Tagen zuvor und zwar bis späte stens 12*/, Uhr mittags beim Postamt aufzugeben. Es empfiehlt sich indessen, die Briefausgabe nicht bis auf die letzte Minute zu verschieben, da durch Zugverspätungen unliebsame Verzögerungen in der Beförderung eintreten können. Rammenau. Sonnabend nacht ist die mit Stroh gedeckte Scheune des Wirtschaftsbesitzers Friedrich Alwin Steglich total niedergebrannt. Da das Feuer nachts gegen 12 Uhr auskam, kann wohl sicher Brandstiftung angenommen werden. Die Spritzen von Rammenau, Geißmannsdorf (1. Prämie), Hauswalde (2. Prämie), Frankenthal und Burkau waren zur Hilfeleistung am Brand herde eingetroffen und tätig. b. Bautzen, 2. Juni. Der Ehrenbürger der Stadt Bautzen, Herr Kommerzienrat Otto Weigang, Mitinhaber der Weltfirma Gebr. Weigang, be ging vorgestern sein 50jähriges Geschäftsjubiläum. Der Jubilar hat aus diesem Anlaß dem Personal feiner Firma ein Geschenk von 10000 Mk. über weisen lassen, wovon 5000 Mk. sofort zur Ver teilung gelangten, indem jede in der Fabrik be schäftigte Person 5 Mk. erhalten hat; die anderen 5000 Mk. wurden der Fabrik-Pensionskasse über wiesen. DaS Gesamtpersonal erfreute den Jubilar mit einem Ehrengeschenk in Gestalt eines Pracht- voll geschnitzten Elfenbein-Briefbeschwerers. b. Bautzen, 2. Juni. Der Schutzmann Sch lieb en ist vorgestern beim Tanz im Schützen hause gefallen und hat dabei einen schweren Bein bruch erlitten. Dresden. Se. Mas. der König schenkte der Schützengesellschaft zu Lommatzsch eine neue Fahne, die gestern Dienstag ihre Weihe erhielt. — Die alte Fahne, die eine vielhundertjährige Vergangen heit hinter sich hat, und eine der ältesten Fahnen Sachsens ist, spendete seinerzeit König Friedrich August II. von Polen, Kurfürst von Sachsen. Diese ist nunmehr dem Dresdener Arsenal über wiesen worden. Dresden. Ende voriger Woche wurde in der Nähe des „Hellers" auf dem Bahnkörper die Leiche eines Mädchens, dem von einem Eisenbahn zuge der Kopf abgefahren worden war, aufge funden. In der Toten wurde die ledige Ver käuferin Gertrud Wetzler, 1886 geboren und Tharandter Straße 32 wohnhaft gewesen, erkannt und festgestellt. Radebeul. Am Montag badeten in einem mit Wasser gefüllten Steinbruch an der Straße von Boxdorf nach Volkersdorf der 13jähr. Schul knabe Schneider aus Boxdorf und der gleich altrige Knabe Mehlich aus Neu-Reichenberg. Plötzlich verschwanden beide Knaben und ertranken. Am Dienstag früh erst konnten beide Leichen ge borgen werden. Großenhain. Ein herbe» Pfingstfest wurde der hier wohnhaften Familie Ienschke beschie- den. Diese war am Freitag vor Pfingsten auf einer Reise von hier nach Kotschanowitz in Ober schlesien begriffen, um dort wohnende Verwandte zu besuchen. Auf der Reise dahin stürzH der vier; Jahre alte i dabei den I meine Teiln Leipzig. Jubiläum r möchte noch Teilnahme a Gelegenheit Kreise alter können, der endgültige den 15. Ju nochmals au! daß nur du erhalten, di Besitze einer karte) sind. Eintritt zu Palmengarte berechtigt, N mation aus, großen Festl schriftlichen Köster, Leipz feiten derer, ration sind, schränkte Ar Herren überl auswärtigen einer Wohn» umgehend ai läumskommif rat . Prof. I 100, wenden 8. Leipzi würde au Fi der Leipziger ordnung erl April 1909 gungen wie? erlangen kön Die S 1 Heber di« die begleiten berichtet: Schemmei nachdem die Uhr 40 Mir Heimreise ar Friedrich! „Zeppelin II' 60 Kilomete folgte glatt i folgen wegen unvermeidlicl Material dor nung. Laupheim lin II" bewe Richtung ent ES befand siä Hof von Lau Biberach, auf dem We; mehr weit vi richshafen if dert worden, soll. Man f