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* D«- sLchftfch- «rzichler. «kette«. tag beschlossen, die Regierung zu ersuchen, bei ihrem ablehnenden Standpunkte gegenüber den Schiff, sahrtsabgaben zu verharren. — In Karlsbad, wo er Erholung suchte, ist Herr Felix Seidel, Direktor der Sächsisch-Böhmischen Portland-Zement-Fabrik, im Alter von 60 Jahrei« gestorben. Dresden. Uebergriffe bei der Reitenden Ab teilung in Königsbrück. 1) Wegen einer ganzen Anzahl Uebergriffe Rekruten gegenüber stand am Freitag der Gefreite Arno Richter von der 2. Batterie der 1. Reitenden Abteilung des 12. Feld- artillerie-Regiments zu Königsbrück unter An klage. Im Vorjahre ließ Richter eine ihm zu kommende Arbeit im Stalle von zwei Rekruten ausführen und versetzte den Leuten, als sie nicht sofort kamen, ein paar Ohrfeigen. Ein zweites Mal befahl er zwei Rekruten, Streu für ihn zu schütten; auch bei dieser Gelegenheit ohrfeigte der Gefreite die Leute. Dann soll er im Schlafsaal wegen einer Kleinigkeit einem Rekruten 7 Ohr feigen versetzt haben. Einem anderen Rekruten verbot Richter das Tragen eigener Schuhe auf den« Schlafsaal und verabreichte ihm gleichzeitig eine Ohrfeige. Dann verbot er einmal zwei Re kruten das gegenseitige Kaffeeholen, wobei es abermals Ohrfeigen setzte. Als ihn einmal ein Rekrut melden wollte, applizierte Richter ihm eine ganze Portion Ohrfeigen. Strafantrag we gen einfacher Körperverletzung hat keiner der Ge schlagenen gestellt; da aber ein Batteriebefehl das Schlagen von Rekruten verbietet, kommt Ungehor sam gegen einen Befehl in Dienstsachen in Frage. Auch das unerlaubte Anstellen der Rekruten zu irgend einer Arbeit registriert ebenfalls unter dieses Delikt. Der Angeklagte ist bereits wegen Schlagens der Rekruten disziplinarisch mit stren gem Arrest bestraft worden. Der öffentliche An kläger bezeichnete die Handlungsweise Richters als einen der vielen Fälle vom Terrorismus der alten Leute den Rekruten gegenüber. Die Ge schlagenen hätten aus Angst keine Strafanträge gestellt, wodurch sich leider der Terrorismus der Gewalt des Gerichts entziehe. Das Urteil lau tete auf 6 Wochen Miltelarrest wegen Ungehor sams und Anmaßung einer Befehlsgewalt. — 2) Eines Abends beim Stalldienst stritt sich der Ka nonier Kupke von der 1. Reitenden Abteilung des 12. Artillerie-Regiments zu Königsbrück mit eini gen Kameraden wegen eines abhanden gekom menen Besens herum. Der Sergeant Friedrich Curt Weißke hörte Kupke's Stimme und befahl ihm, mit den Worten: „Ich soll nicht eegal die große Gusche (Mund) haben!" durch die Stall gasse zu rennen. Bei dieser Gelegenheit schlu gen die alten Leute mit den Deckgurten auf Kupke ein und der Fahrer Strauß versetzte ihm mit einem Besenstiel einen Schlag in die Kniekehlen, daß der Getroffene aufschrie und kaum noch laufen konnte. Als der weinende Rekrut dem Serge- anten auf seine Frage, ob er geschlagen worden sei, in bejahendem Sinne antwortete, meinte Weißke, es sei nicht so schlimm und erstattete keine Meldung. Die Beweisaufnahine bewegte sich auch nach der Richtung, ob der Sergeant durch seinen sonderbaren Befehl das Signal zum Schlagen des Rekruten gegeben hat. Der öffentliche Ankläger bezeichnete ihn als einen der Unteroffiziere, die durch ihre Pflichtlosigkeit den Terrorismus der alten Leute erst großgezogen hätten. Weißke wurde wegen vorschriftswidriger Behandlung und Nichterstattung einer Meldung zu 7 Tagen Mit telarrest und Strauß wegen gemeinschaftlicher gefährlichen Körperverletzung zu 14 Tagen Ge fängnis verurteilt. — 3) Im Juli v. I. stritt sich der Rekrut Ziegner, ebenfalls von der Königs brücker Reitenden Abteilung, im Schlafsaale ii« Zeithain mit einigen Kameraden. Ein Unter offizier hatte seine Sachen revidiert und aus Aerger darüber machten die alten Leute dem Re kruten Vorhaltungen. Bei dieser Gelegenheit soll der Fahrer Gustav Palme mit einer Reit- peitsche auf Ziegner eingeschlagen und ihn dann zur Tür hinausgeworfen haben. Während der Verhandlung stellte es sich heraus, daß der eben erst abgeurteilte Richter sich ebenfalls am Schlagen des Rekruten beteiligt hat. Ziegner soll bei den Uebergriffen gerufen haben: „Schlagt mich nur lieber gleich ganz tot!" Draußen vor der Tür traf er auf den Sergeanten Oswald Paul Müller und erzählte ihm weinend, daß man ihn totschla gen wolle. Müller hat von dieser Mißhandlung nichts gemeldet. Am anderen Tage hat Palme nochmals auf Ziegner mit der Peitsche eingeschla gen, weil er dem Sergeanten etwas von der Miß handlung erzählt hatte. Der Rekrut trug von dieser Behandlung blaue Flecke davon. Als ihn einmal sein Bruder gelegentlich eines Besuches weinend antraf und ihn nach der Ursache seiner Tränen fragte, hat er erwidert, daß eS ihm schlecht gehe; er möge aber nichts sagen, sonst gehe eS verfolgte den Weg nach dem Ilsenburger Bahnhof' wo er sich eine Fahrkarte zu dem um 5 Uhr 14 Minuten nach Wernigerode abfahrenden Zuge löste, den er auch benutzte. Das unglückliche Opfer war inzwischen von Schülern des Hildesheimer Gym nasiums aufgefunden worden. Mehrere Schüler eilten sofort ins Hotel. Inzwischen hatte Frau Friedrich einen Herrn getroffen, der ebenfalls im Abstieg begriffen war, und hatte auch ihn ver anlaßt, Hilfe zu holen. Als diese Hilfe nahte, fand man den Ueberfallenen bewußtlos und transportierte ihn zunächst nach einem nahen Steinbruch, wo man ihm einen Notverband an legte. Die Verletzung stellte sich als sehr schwer heraus, so daß die sofortige Ueberführung Friedrichs ins Ilsenburger Krankenhaus angeordnet werden mußte. Bald nach seiner Ankunft imKrankenhausver- starbDirektorFnedrich. DerErmordete war etwa 40 Jahre alt und von großer Statur. Bis jetzt ist der Täter noch nicht festgenommen. Ein aus Braunlage stammender Schachtmeister, der unter dem Verdacht verhaftet worden war, den Mord ausgeführt zu haben, ist wieder aus der Haft entlassen worden. — Paris. In einem Kabarett spielte sich am Freitag Nacht ein furchtbares Fanliliendrama ab. Der mit Frau und vier Töchtern aus New- Uork zugereiste Amerikaner Anderson erschoß ohne äußerliche Gründe seine älteste Tochter und jagte sich dann selbst eine Kugel in den Kopf. Man glaubt, daß Anderson die Tat in nervöser Ueberreizung begangen hat. — In der Stadt Zephyr in Texas wurden durch einen Cyklon über 30 Personen getötet. Eine Feuersbrunst vollendete das Zerstörungswerk. — Die Geistesgegenwart und Pflichterfüllung eines Weichenstellers. In Lognonsport im Staate Indiana erhielt der Bahnhofsvorsteher der Pen- handle-Bahn am 15. Mai von dem Blockhause Evans ein Telegramm folgenden Inhalts: „Ich bin gräßlich verbrüht und erblindet." Unterzeichnet war das Telegramm mit dem Namen des Block wärters und Signalturmwächters in Evans. Der Bahnhofsvorsteher beorderte sofort eine Güterzug lokomotive mit einem Ersatzwärter nach Evans und diese fand den pflichtvollen Bahnbeamten in trostlosem Zustande vor. Der Beamte hatte sich auf einem Ofen seinen Kaffee wärmen wollen; durch die große Hitze war das Gefäß plötzlich ge platzt, und der kochende Kaffee hatte dem Unglück lichen das ganze Gesicht verbrannt und ihn auf der Stelle geblendet. Da er wußte, daß er seinen Dienst nicht mehr vollführen konnte, so sandte er obiges Telegramm an seine vorgesetzte Behörde. — Oklahoma City. Durch einen Tornado wurden in verschiedenen Teilen des Staates 22 Personen getötet und 50 verletzt. ihm noch schlechter. Ziegner ist ein geisteskranker Mensch und befindet sich zurzeit im Lazarett. Er wird jedenfalls wegen seiner geringen geistigen Qualitäten aus dem Militärdienst entlassen wer den. Das Gericht verurteilte Palme wegen ge meinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung in 1 Falle zu 14 Tagen Gefängnis und den Serge anten Müller wegen Unterlassung einer Meldung zu 5 Tagen Mittelarrest. Dresden, 1. Juni. 12V Sänger der Dres dener Liedertafel und mit ihnen Frau Erika Wedekind traten gestern nachmittag 4 Uhr 15 Min. ab Hauptbahnhof mit Sonderzug ihre Sängerfahrt nach Nürnberg, Friedrichshafen, Konstanz und Basel an. Am 3. Juni erfolgt in Friedrichshafen eine Ovation für den Grafen von Zeppelin. Leipzig. In der Nacht zum 28. Mai sind zwei Räuber in der Erlöserkirche zu Leipzig-Thon berg abgefaßt worden, als sie dort Türen und Behältnisse in der Kirchen-Expedition erbrachen. Es sind ein 37jähriger Bierausgeber aus Körbecke Nainens Steckel und der 27jährige Handlungsge hilfe Stiebritz aus Weiinar; beide sind erst kürz lich aus dem Zuchthause entlassen. Vor kurzem haben die beiden Räuber, wie sich ergeben hat, einen Einbruch in diHJohanniskirche verübt und dort 200 Mk. erbeutet. Leipzig. Ergriffene Kirchenräuber. Durch die Aufmerksainkeit eines Schutzmanns gelang es, inmitten der Nacht 2 gefährliche Einbrecher dingfest zu machen. Der Beamte nahm in der Erlöserkirche in L.- T h o n b e r g einen Lichtschein und Geräusch wahr. Er ließ daraufhin noch weitere Schutzleute von der Polizeiwache herbei holen. Mit deren Hilfe war es möglich, die Spitz buben, die durch ein Fenster flüchten wollten, fest- zunehmen. Sie hatten sich mittels Nachschlüssels Eingang verschafft, mehrere Türen gewaltsam er brochen und in der Kirchenexpedition verschiedene Behältnisse geöffnet. In den beiden Verhafteten wurden ein bereits mit acht Jahren Zuchthaus vorbestrafter 37 Jahre alter Bierausgeber und ein ebenfalls schon schwer bestrafter 27jähriger Handlungsgehilfe festgestellt. Nach den Ermitte lungen haben die Ergriffenen vor kurzem bereits einen Einbruchsdiebstahl in der Kirchenexpedition einer anderen Kirche im Ostviertel ausgeführt und hierbei etwa 200 -F erlangt. Aus dem Erzgebirge. Im Fichtelberg Hause sind in dem wesentlich erweiterten Wirtschafts gebäude zwei große Schlaffäle mit zusammen 22 Reformbetten eingerichtet worden, so daß für Neber- nachtungen mehr als bisher gesorgt ist. Der große Anbau an das Fichtelberghaus wird Heuer ausge führt werden. Vermischtes. — Amerikanische Schützen. Zur Teilnahme an dein deutschen Bundesschießen in Hamburg sind am Donnerstag gegen 200 Mitglieder der deutschen Schützengesellschaften Amerikas mit dem Lloyddampfer „Main" nach Deutschland abgereist. — Am vergangenen Sonnabend abends wurden 2 Damen in einem Abteil l. Kl. des Eilzuges 19 Köln-Berlin zwischen den Stationen Kamen und Nordboegge von einem Mann überfallen, der während der Fahrt das Abteil bestiegen hatte. Der Täter sprang, nachdem der Zug infolge Ziehens der Notbremse in Bahnhof Nordboegge zum Halten gekommen war, vom Zuge und ent floh in der Richtung auf Pelkum. Auf die Er mittlung des Täters ist eine Belohnung von 1000 Mk. ausgesetzt. — Der Raubmord auf -em Brocken, über den wir schon kurz berichtet haben, hat in dem ganzen Harzgebiet große Aufregung hervorgerufen. In allen Ortschaften der Umgebung des Brockens bildet die traurige Begebenheit das Tagesgespräch. Das Opfer des Attentats, der Direktor Friedrich von« Elektrizitätswerk in Steglitz, war mit seiner Frau am Mittwoch auf dem Brocken eingetroffen. Sie übernachteten im Brockenhotel. Ain Donners tag mittag um 1 llhr schickte sich das Ehepaar an, den Abstieg nach Ilsenburg zu unternehmen. Vor ihnen ging ein junger Mensch, anscheinend ebenfalls ein Tourist, der aber, als sich das Friedrich'sche Ehepaar dem Schneeloch näherte, plötzlich verschwunden war. Ohne Böses zu ahnen, setzte das Ehepaar seinen Weg fort. Als nun Mann und Frau sich eben dem Schneeloche ge nähert hatten, wurden plötzlich auS dem Hinter halt schnell hintereinander drei Schüsse abgefeuert, und schwer verletzt brach Direktor Friedrich zu sammen. Hilferusend eilte Frau Friedrich zurück und dein Hotel zu. Inzwischen stürzte sich der Täter auf den hilflos daliegenden Ehemann und beraubte ihn seiner Brieftasche, die eine Barschaft von 1300 Mk. enthielt. Dann eilte er davon und Repertoir der Kgl. Hoftheater zu Dresden. Opernhaus. Mittwoch: Margarethe. — Donners tag: Die Folkunger. — Freitag: Der Fkeischiß. — Sonn avend: Sizilianische Bauernehre. Der Bajazzo. — Sonn tag: Die Dame Kobold. — Montag: Lohengrin. Schauspielhaus. Mittwoch: Uever unsere Kraft. — Donnerstag: Wallensteins Lager. Die Piccolomini. — ?«reilag: Revolutionshochzeit. — Sonnabend: Ein GlaS Wasser. — Sonntag: Wallensteins Tod. — Montag: Revolutionshochzeit. Abfahrt rnrd Ankunft -er Gisenbahnzügr -am 1. Mai 1VVS ab. Nach Dresden: 4.25, 6.10, 7.23, 9.00, 10.04, 12.56, 3.26, 4.17, 5.54, 6.15, 8.56, 11.01. Von Dresden (Ankunst): 1.31, 7.09, 8.16, 10.12, 1.30, 2.15, 4.08,6.28, 9.06, 9.21,10.40, 11.10. Nach Bautzen: 1.35, 7.14, 8.18, 10.15, 1.33, 4.10, 6.30, 9.09, 10.43, 11.14. Von Bantzen (Ankunst): 4.22, 6.03, 7.21, 9.48, 12.52, 4.13, 6.13, 8.51, 10.55. Nach Kamenz: 7.25, 1.40, 4.20, 9.12. r Bon Kamenz (Ankunft): 7.03, 12.44, 3.21, 8.27. Nach Zittau: 7.18, 10.40, 2.19, 4.37, 9L4, 11.11. Von Zittau (Ankunft): 6.0L, 8.57, 12.38, 8.2V, 5.47, 10.48. „Kufeke" enthält keine Milch und ist daher ein vorzügliches Nährmittel für Kinder, die nur vorübergehend oder überhaupt keine Milch ver tragen können; daher die hervorragenden Erfolge bei Brechdurchfall, Darmkatarrh, Diarrhöe rc., wo Milch lind Milch enthaltende Nahrungsmittel zu meiden sind. MotUttwtf« u, »nutz«» am 29. Mai 19« 9. WO Kilo M. Ps. M. Pf. Hirse 28-bi« 29- Kartoffeln 9 — » 5 69 l 90 Kilo M. Ps. M.Pf. Netzen 2d — bi» 26 — Korn 17 V9 « 18 — »erste 19 — . 29 69 Ha!« 19 69 . 29 40 irbsrn 19 — - 24 — Ferkel 1164 Stück Heu 199 Kilo 7 69 . 8 — Stroh (199k> 416 . 4 69 Butt« 1 Kilo 279 » 296 Natt« l» vl»«v,t»««a». 2Mk. 79Ps.bt«2Mk. 89 P. 4 Stück 12-27 SN. Druck und Lerla- von Friedrich May, redigiert unter Verantwortlichkeit von Emil May in Bischofswerda.