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Mittwoch, 26.« Mai. 196S. Per sächWe LWler. Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. A»tStlatt Grschttnt jed« Werktag abend« für de» folgend« Lag und kostet ttnfchließlich der Mittwoch« und Smmabrnd« erschet» ^chm-Belletri stifche» Beilage- bet Abholung viertel» isthrltch » SV bei Austrlkmg in« Hau« 1 u« 70 Htt all« Postanstaltm 1 50 «l exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kost« 10 «l Nummer der ZritungSpreidliste 6587. der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinfpektio» und des Kgl. Hauptzollamtes z« Bautzen, fowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. KerrrsprechfteS« Rr. LS. Bestellung« »erd« bei all« Postanstaltm de« deutsch« Reiche«, für Bischofswerda und Umgegend bet unser« Aetttmgrbotm, sowie in der SeschkstSstell« diese« Blatte« angmommm. Schluß der Beschstft«ftrllr Abend« S Uhr. Drebm-fe-kr-fte* A«hr-«rg. Inserate, welche tn diese« Blatte die weiteste Berbreiwng Md«, «erd« bi« vorn». 10 Uhr angmommm, großer« und komplizierte Anzrigm tag« vorher, und kostet di« »iergrspaltme Korpu«zrile IS die ReNamezrile 36 Beringster Jnsrratmbetrag 40 Für Rückerstattung eingesandtrr Manuskripte us». > keine SewShr. Kr-ita-, »en 28. Mai 1S0V, v-rmittag- /.« Uhr findet für die Stadt Bischofswerda die Pferdemufterung auf dem Sreum«ritte hier statt. Die Pferdebesitzer haben ihresämtlichen zu musternden Pferde vorzuführen. Sie erhalten noch besonderen Gestellungs befehl, dessen Inhalt sie genau zu beachten haben. Bischofswerda, am 24. Mai 1909. Der Stadtrat. Oeffeutliche Zustellung. Die Aktiengesellschaft NeustLdter Bank in Neustadt i. Sa. — Prozeßbevollmächtigte: die Rechtsanwälte vr. Peisel und Bretschneider in Bischofswerda klagt gegen den Steinbruchsbesitzer Aritz Walter Eck, früher in Niederneukirch wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts unter der Behauptung, daß der Beklagte im Mai 1908 unter Annahme der Klägerin anerkannt habe, aus Geschäftsverbindung ihr 2700 Mk. mit Zinsen brs zu S vom Hundert schuldig zu sein und daß er ihr wegen dieses Betrages mit Zinsen bis zu 5 vom Hundert seit dem 1. Mai 1908 an den ihm gehörigen Grundstücken Blatt 46 des Grundbuchs für Niederneukirch halbe Freihufe und Blatt 831 des Grundbuchs für Niederneukirch mitbelastungsweise eine SicherungShypothrk bestellt habe, mit dem Anträge auf Verurteilung des Beklagten, der Klägerin 200 Mk. aus den Grundstücken Blatt 46 des Grund buchs für Niederneukirch halbe Freihufe und Blatt 831 des Grundbuchs für Niederneukirch zur Vermeidung der Zwangsversteigerung und Zwangs verwaltung dieser Grundstücke zu zahlen und die Kosten de« Rechtsstreits zu tragen, das Urteil auch für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Die Klägerin ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Bischofswerda _ auf den 10. Juli 1909, vormittags 9 Uhr. Der «erichtsschrewer de- «Snigttche« Amtsgericht- Bischofswerda, am 21. Mai 1909. Uasere kosl-tidoiiiieiileii, die das Abonnement für den Monat UULU noch nicht erneuert haben, bitten wir, dies nunmehr sofortbei dem zuständigen koslamt oäe? vriettrLger z« bewirken. Nur bei umgehender Bestellung kann darauf gerechnet werden, daß in der regelmäßigen Zustellung des „Lscdllillcdell VrrSdlers" keine Unterbrechung eintritt. Englische Gespensterseherei. Die Engländer sind seit einiger Zeit von einer wahren Furcht vor einer drohenden In vasion der Deutschen in England befallen worden, welche Furcht sich in den törichsten Phantastereien äußert. So machte ein Gerücht die Runde durch alle englischen Blätter, wonach deutsche Dampfer mit Truppen an Bord heimliche Versuchsfahrten nach englischen Flußmündungen hin unternommen haben sollten, welche Nachricht trotz ihrer hand greiflichen Unwahrscheinlichkeit in weiten Volks-- kreisen jenseits des Kanals Glauben fand, selbst in den Schichten der Gebildeten. Sie veranlaßte sogar «ine Interpellation im Unterhause, wobei regierungsseitig diese ganze Geschichte allerdings mit dem gebührenden Skeptizismus behandelt wurde. Dann wieder wollten viele Leute deutsche Luftschiffe gesehen haben, welche nächtlicherweile an verschiedenen Punkten Englands aufgetaucht sein sollten, natürlich zu Spionagezwecken. Und in der Tat, die Beobachter hatten wirklich etwas gesehen, aber es waren keine Luftschiffe, sondern einfach Luftschiffmodelle des bekannten Luftschiff, fabrikanten Spencer, die nachts mit einer Spiritus lampe versehen, zu Experimenten in die Höhe gelassen wurden! Das Tollste in der Gespenster seherei der Engländer hat jedoch ein Ingenieur geleistet, welcher behauptet, an einem bestimmten Punkte Englands eigentümliche Töne vernommen zu haben, die von Bohrungen in der Tiefe herzu- stammen schienen, und das konnten doch nur die hinterlistigen Deutschen gewesen sein, die dem unglücklichen Albion nun gar durch Bohrungen von unten beikommen wollen! Selbstverständlich spukt auch in England die Behauptung von der fortwährenden Verstärkung der deutschen Flotte weiter, so daß man in breiten Schichten der britischen Nation eine entsprechende Verstärkung der britischen Flotte fordert. Die englische Regierung ist denn auch daran, ihr ursprüngliches Flotten bauprogramm abzuändern: anstatt vier Dread noughts modernsten Typs, deren Bau für die nächsten Jahre geplant war, sollen nunmehr gleich acht solcher erstklassiger Schlachtschiffe auf Stapel gelegt werden. Es bedarf keiner besonderen Versicherung, daß dieses sich in so sonderbaren, ja lächerlichen Formen zeigende Zittern der Engländer vor einem Ueber- fall ihres Landes von deutscher Seite aus, zu Wasser wie von der Luft aus, jeder tatsächlichen Begründung entbehrt. Es sind weder deutsche Dampfer mit Truppen an Bord zur Ausprobierung künftiger Landungsversuche heimlich nach der Humber- oder der Severn-Mündung geschickt worden, noch haben sich deutsche Luftschiffe das immerhin gefährliche Vergnügen gemacht, den Kanal zu überfliegen, und nächtliche Spionage zu treiben. Von dem Hirngespinst des englischen Ingenieurs, welcher verdächtige Bohrversuche ge hört haben wollte, soll bester ganz geschwiegen werden! Bis zum Ueberdruffe endlich ist er klärt worden, daß Deutschland gar nicht daran denkt, sich eine der englischen eben bürtige Flotte anzuschaffen, sondern daß eben nur seine Seestreitkräfte streng programmgemäß jene Vergrößerung erfahren, wie sie den wachsenden deutschen Interessen zur See und der Weltmacht stellung des Deutschen Reiches entspricht. Aber alle diese Versicherungen scheinen bei der breiten Maste des englischen Volkes nicht zu verfangen, welches sich immer und immer wieder von Deut ch- land ernstlich bedroht wähnt, und die britische Regierung, die es doch besser wissen müßte, trägt der Gespensterseherei im Lande dabei noch Rechnung, wie gerade auch der Beschluß des Baues von acht Dreadnoughts anstatt von nur 4 beweist. Im Interesse eines aufrichtigen Einvernehmens zwischen England und Deutschland kann diese fortgesetzte grundlose Furcht der Engländer vor einem deutschen Ueberfall per Wasser oder aus der Luft nur höchlichst bedauert werden, und es ist daher dringend zu wünschen, daß in England endlich einflußreiche Männer auftreten, welche ihre Lands leute auf das Unsinnige und dabei doch so Ge fährliche ihrer Gespensterseherei energisch auf merksam machen. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar ist, begleitet von der Prin zessin Viktoria Luise, am Sonntag früh von seiner diesjährigen Mittelmeerreise, sowie den nachge folgten Besuchen an den Höfen von Wien und Karlsruhe und zuletzt in Wiesbaden und Frank furt a. M. wieder im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffen. In diesem ihren bevorzugten Som- merheim werden die Majestäten bis auf weiteres residieren. Am Sonntag nachmittag wohnten der Kaiser und die Kaiserin der feierlichen Eröffnung der neuen Grunewaldrennbahn für Pferdewett rennen bei. Die große Frühjahrsparade der Truppen des Gardekorps vor dem Kaiser auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin ist auf Pfingstsonnabend ange setzt worden. Indessen ist es nicht unmöglich, daß eine Verlegung der Parade auf den vorhergehen den Tag erfolgt, da ein Teil der Berliner Ge schäftsinhaber von der Abhaltung der Parade am Pfingstsonnabend eine empfindliche Geschäfts schädigung für sich befürchtet, weshalb denn auch die betreffenden Geschäftsleute beini Kaiser in einer Depesche um Verlegung der Parade des Gardekorps auf einen anderen Tag petitioniert haben. Der Kaiserpreis und die anderen Ehrenpreise für die Sieger beim Sängerwettstreit in Frankfurt a. M. waren auf einer gedeckten Tafel aufgestellt, welche nach Schluß des Sängerwettbewerbs in den Kai serpavillon vorgeschoben wurde. Während die Preisrichter berieten, empfing die Kaiserin im Empfangssaal hinter dem Kaiserzelt eine Anzahl Damen der Frankfurter Gesellschaft, und der Kai ser unterhielt sich auf das liebenswürdigste mit einer Reihe von Ausschußmitgliedern. Die 2000 Frankfurter Sänger trugen den Chor aus Mo zarts Zauberflöte „O weile, Geistesfriede" vor.