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los. Der Reichstag beschäftigte sich am Mittwoch zunächst mit der ersten Lesung der Vorlage über die Haftung des Reiches für seine Beamten. Tie vom Staatssekretär des Rcichsjustizamtes, I)r. Nieberding, begründete Vorlage fand im Hause nirgends Widerspruch, selbst die Sozialdemokra ten ließen durch den Abgeordneten Stadthagen ihre Zustimmung wenigstens zu dem Prinzip des Rcgierungsentwurfes ausdrllckcn. Letztere ging schließlich an die schon bestehende Justizkommis sion. Es folgte die dritte Lesung der Novellen zum Gerichtsvcrfassungsgesetz, zur Zivilprozeß ordnung, zum Gerichtskostengesetz und zur Ge bührenordnung für Rechtsanwälte nach. Debatte los fand erstere Vorlage unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung definitiv Annahme, während die Novelle zur Zivilprozeßordnung eine längere Diskussion hervorrief. Dies hauptsächlich infolge eines Zentrumsantrages, wonach bei Streitgegenständen über 300 ein obligatori scher Rechtsbeistand unentgeltlich für Arme ge währt werden soll, sofern auch die Gegenpartei durch einen Anwalt vertreten ist; der Antrag wurde schließlich abgelehnt. Im übrigen geneh migte das Haus auch diese Justizvorlage unver ändert in der Fassung zweiter Lesung, ebenso die Novelle zur Rechtsanwaltsgebllhrenordnung. Zu letzt fand noch die Vorlage betreffs Sicherung der Vaufordcrungen debattelos definitiv Annahme. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Mittwoch die Spczialberatung des Kultusetats fort. — In den zwischen dem Abgeordnetenhaus und dem Herrenhaus entstandenen Meinungs verschiedenheiten betreffs des Lehrerbesoldungs gesetzes wollen die Parteien des Abgeordneten hauses gemeinsam vorgehen, falls es nicht ge lingen sollte, das Herrenhaus zu einer Zurück nahme seiner in dieser Frage von jenen der Volksvertretung abweichenden Beschlüsse zu be wegen. Eine Aufbesserung der Mannschaftslöhnung bei Heer und Marine war von der Reichsregic- rung einem Wunsche des Reichstages entsprechend iin Anschluß an die Besoldungsaufbesserungen für Beamte und Offiziere beabsichtigt. Daneben sollten auch die Kosten für Putzzeug und Reini gungsmaterial auf die Reichskasse übernommen werden. Es war geplant, die hierfür erforder lichen Aufwendungen von rund 20 Millionen Mk. durch einen Nachtragsetat vom Reichstage be willigen zu lassen. Diese Absicht ist einstweilen mit Rücksicht auf die gänzlich ungeklärte Lage der Reichsfinanzreform aufgegeben, so daß der Nachtragsetat einstweilen nicht eingebracht wird. Zu den Gerüchten über den eventuellen Rück tritt des Fürsten Bülow schreibt die „Deutsche Tageszeitung": Die Vermutung liegt nahe, daß der Reichskanzler nm seinen Abschied bitten werde, falls die Reichsfinanzreform endgültig scheitern sollte. Damit wäre aber noch lange nicht gesagt, daß der Rücktritt tatsächlich erfolgen müßte. Das würde doch nur der Fall sein, wenn der Kaiser die Uebcrzeugung hegt, daß einem an deren Kanzler das gelingen würde, was dein Fürsten Bülow bisher nicht gelang. Es wird ober wellige Politiker geben, die irgendeinem Nachfolger des Reichskanzlers mehr Glück und mehr Geschick zutrauen als ihm. Wir wenigstens können uns von einem Kanzlerwechsel durchaus keine Förderung der Reichsfinanzreform verspre chen. Das immer wieder auftauchende Projekt, daß die konservativen Kreise auf den Rücktritt des Fürsten Bülow hinarbeitcn, ist ebenso unnütz wie haltlos. Der verstorbene Fürst von Sondershausen hat auch die Stadt Arnstadt mit außerordentlich rei chen Stiftungen bedacht. 300 000 -/( erhält die Karl-Marienstiftung zur Unterhaltung von Klein- kinderbewahranstaltcn, zür Einrichtung von Haushaltungsschulen für schulpflichtige und kon- ficrmierte Mädchen, sowie zur Pflege von Wöch nerinnen und zu ähnlichen Zwecken. Außerdem errichtete der Fürst in seinem Testament eine Stiftung von 200 000 für die im Marienstift untergebrachten Kinder aus dem Fürstentum, 150 000 bestimmte er zur Unterstützung von Witwen solcher Arbeiter, die in staatlichen Be trieben des Fürstentums, im Forstfach, Straßen bau, als Lohnschreiber usw. beschäftigt gewesen find. An den nationalen Friedenskongreß in Chicago hielt Botschafter Graf Bernstorff eine Ansprache, iil der er Deutschlands Friedensliebe feierte. Man bezeichne in den Vereinigten Staaten den Deutschen Kaiser gern als Kriegsfürsten, aber als Herr der größten Armee der Welt habe er in den 21 Jahren seiner Regierung noch keinen Krieg ge führt. Erst jüngst in den Tagen der Balkan krisis sei die ganze Macht Deutschlands in die Der sächsische Erzähler, «eite L Wagschale des Friedens geworfen worden, und damit seien alle kriegerischen Absichten, wo solche bestanden hätten, zerstoben. Nach den Abendblättern betragen die Zeich nungen auf die angebotencn 800 Millionen Mark- Anleihe insgesamt 1502 Millionen Mark. Hier von entfallen auf die 4 Proz. Reichsanleihe 430, auf die 4 Proz. Preußischen Konsols 402, auf die 31/2 Proz. Reichsanleihe 343 und auf die 3^ Proz. Preußischen Konsols 321 Millionen Mark. Die Sperrzeichnungcn betragen 474 und die Schuld- buchcintragungen 220 Millionen Mark. Im Herzogtum Sachsen-Meiningen hat sich für die bevorstehenden Landtagswahlen eine anti sozialdemokratische Blockgemeinschaft der Kon servativen, des Bundes der Landwirte, der Natio- nallibcralen und der Freisinnigen gebildet. In der südchinesischen Grcnzprovinz Jünnan sind zwei junge deutsche Forschungsreisende, vr. Schmitz und vr. Brunhuber, von feindseligen Ein geborenen am oberen Salwinfluß ermordet wor den. Nähere Nachrichten über diesen tragischen Vorgang liegen noch nicht vor. Holland. Königin Wilhelmina und die neugeborene Prinzessin befinden sich nach Berichten aus dem Haag fortdauernd Wohl. Die beiden Kammern des holländischen Parlaments versichern in ihren Glückwunschadressen an die Königin sie der un wandelbaren Treue und Ergebenheit der nieder ländischen Nation. Oesterreich-Ungarn. Tie Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Ungarn betreffs der Forderungen der Ungarn wegen einer eigenen Notenbank usw. drohen eine Verschärfung zu erfahren. Wenigstens heißt es, in der Wiener Hofburg habe kurz vor der Ab reise des Kaisers Franz Josef nach Pest eine mehr als cinstündige Unterredung zwischen ihm und dein Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand iiber die ungarischen Fragen stattgefunden. Bei dem bekannten antimagyarischen Standpunkt des Thronfolgers nimmt man es als möglich an, daß er in der Unterredung mit seinem kaiserlichen Oheim seinen Einfluß gegen die ungarischen For derungen geltend gemacht habe. Italien. In den römischen Regierungskreisen hat der Beschluß der österreichischen Regierung, die österreichische Flotte durch den Bau von vier oder fünf Drcadnougths zu verstärken, unangenehme Empfindungen geweckt. Bereits heißt es, auch Italien wolle nunmehr zum Bau von Dread noughts schreiten, und zwar sollen gleich neun bis zehn solcher Panzerschiffe modernsten Typs ge- baut werden. Und das alles trotz der italienisch österreichischen Bundesbrüderschaft! England. Der Liberale Vottomley wies im Unterhaus darauf hin, daß drei serbische Offiziere, die er namentlich bezeichnete, und die an dem Königs morde beteiligt gewesen, jetzt Adjutanten König Peters seien, und richtete an den Minister des Aeußern die Anfrage, ob im Hinblick auf das Ab kommen, das seinerzeit zur Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritan nien und Serbien geführt hätte, Vorsorge getrof fen sei, daß der britische Gesandte in Belgrad in seiner dienstlichen Eigenschaft nicht mit diesen Leuten in persönliche Berührung zu kommen brauche. Sir Edward Grey erwiderte, daß ihm in bezug auf die genannten Offiziere nichts be- kannt sei, und daß die Erneuerung der diploma tischen Beziehungen Großbritanniens zu Serbien ihr Gutes gehabt habe. Er schlage deshalb vor, nicht unnötigerweise von neuem diese Frage zur Erörterung zu bringen. Türkei. Die Sensationsgerüchte von der Auffindung wichtiger politischer Dokumente, die für einen fremden Herrscher kompromittierend seien, in der geheimen Schatzkammer des Ex-Sultans Abdul Hamid erweisen sich als unbegründet. Persien. Der Schah von Persien hat dem Lande wieder einmal die Verfassung zurückgegeben. Hierzu dürfte ihn weniger die revolutionäre Bewegung in Persien, als die Besetzung von Täbris durch die Russen bewogen haben. Nach dem Wieder abzug der Russen von dort — vorerst scheinen sie sich allerdings in Täbris häuslich einrichten zu wollen — werden wohl auch die reaktionären Ge lüste des Schahs wieder hervortreten. ISE» Sachsen. Dresden, 7. Mai. Se. Maj. der Könia ift ,n Begleitung des Generaladjutanten v. Müller und des Kämmerers v. Criegern heute vormit. tag 11 Uhr 30 Min. nach Tarvis abgereist Bischofswerda, 7. Mai. Der Bann der Unae- w'ßheit, der auf all' den Tausenden Spielern der Sächsischen Klassenlotterie lag j» gebrochen, und so viele stille Hoffnungen sind wie- der einmal zu schänden geworden. DiePrämie ist heraus, und zwar als glatter 400 000 ^-Gx. winn. Die Kollektion B i s ch 0 f f-Dresden die schon so manchen recht beträchtlichen Gewinn' ein- heimsen durfte, hat den Schlag gemacht. Sic war im glücklichen Besitze der Nummer 33545, auf d,e der letzte große Gewinn einschließlich der Prämie gefallen ist. Es freue sich jeder, der an der Glücksnummer seinen Anteil hatte, und sei er noch so bescheiden gewesen. Die übrigen aber mögen sich trösten — bis zum nächsten Durchfall. »ifch-fswerda, 7. Mai. Fünfzigjähriges Berufs 1 ubrlaum. Herr Buchdruckereibesitzer Paul Monse in Bautzen, Besitzer der Bautzner Nachrichten, kann am morgenden 8. Mai auf eine fünfzigjährige Berufstätigkeit zurückblicken. Der Jubilar, der stets das Bestreben hatte, der Firma mit voller Hingebung zu dienen, hat es verstanden, ihr zu dem Rufe zu verhelfen, den das Geschäft am Platze und in der ganzen Lausitz genießt. Wir beglückwünschen den geehrten Herrn Kollegen aufs herzlichste. 8 Bischofswerda, 7. Mai. Fe st genommen wurde gestern mittag von der Polizei ein 29jäh- rrger ans Bautzen gebürtiger Anstreicher Namens Artur Paul Sauermann, welcher bei einer hiesigen Familie unter betrügerischen Angaben einen Geldbetrag erschwindelte. In der Ge fangenenzelle untergebracht, unternahm -erselb- einen Selbstmordversuch, indem er versuchte, sich die Pulsadern zu öffnen und sich außerdem an der linken Brustseite mehrere Stiche beibrachte. Der herbeigerufene Arzt ordnete seine Ueberführung ins hiesige Stadtkrankenhaus an, welche'als bald mittels Krankentransportwagens vorgenom men wurde. — Die bald beginnende Zeit der Maiblumen gibt Veranlassung, erneut darauf hinzuweisen, daß sowohl der Stengel als auch die Blüte dieser so herrlich duftenden Blumen einen starken Giftst 0 ff besitzen, der Blausäure enthält. Man vermeide daher besonders, die Blumen zwischen den Lippen zu tragen, da die kleinste Rißwunde unförmlich anschwillt, sobald der Saft der Blume in sie eindringt. Ebenso werfe man die abge- blüten Blütenkelche nicht auf die Höfe, wo Ge flügel umherläuft. Schon öfters ist beobachtet worden, daß besonders junge Hühner und Tauben nach dem Genüsse dieser Blumen verendeten. Fer ner sei noch erwähnt, daß man Maiblumen nur pflücken darf, wenn sie voll aufgeblüht sind, da kerne grüne Knospe von Maiblumen im Wasser- glas jemals aufblüht. -Nach den vorläufigen Auszählungen im Konrgl. Statrstrschen Landesamt betrug im Jahre 1908 im Königreich Sachse« die Zahl der Ehr- schlreßungen rund 39 300 (38 602), die de Kinder 139600 und die der Sterbefälle 80000 (79 916); auf 1000 Einwohner kamen 8,4 (8 4) Heiraten, 29, 8 (30,5) Lebendgeburten und 17,8 Sterbefalle. Die hier in Klammern bei gefugten Zahlen sind die endgültigen des Vor jahres 1907. Die genannten BevölkerungSvor- gange haben sich demnach im Jahre 1908, wenn man sie an der geschätzten mittleren Einwohner zahl mißt, in der bei den Eheschließungen seit dem Anfang -es neuen Jahrhunderts, bei den Gebur ten und Sterbefällen aber schon seit über 2 Jahr- zehnten fast von Jahr zu Jahr beobachteten Rich tung weiterentwickelt, die durch unveränderte Herratshaufrgkert bei rückgängiger Geburten- und Sterbeziffer gekennzeichnet ist. In ihrem Ergeb- mS fuhrt diese Entwicklung dahin, daß Sachsens starke natürliche Bevölkerungsvermehrung, die in der letzten Zeit 70- bis 80 000 Köpfe jährlich be- trug, sich wenn auch etwas verlangsamt fortsetzt, aber mehr durch die Wirkung verlängerter Le- benSdauer der einzelnen und dadurch bewirkten langsameren Wechsels der Generationen als wie früher infolge starken Ersatzes der Gestorbenen durch Neugeburten. — Znm diesjährigen Herbftmanöver wird preußischen und sächsischen Eisenbahntruppen m der Großenhainer Gegend ein größerer Bahn- bau zur Ausfuhruna kommen. Der Bau soll in Weißig beginnen, bei Nünchritz über die Elbe und dann auf den linksseitigen Höhen weiter bis nach Luga und Roitzschen geführt werden. Hier wird d»e Triebisch überbrückt und dann die RVI Lahnlinie bi der Lieferung Unterhandlu» r. Großhai soll im ben Rusikaus ein Doppelq» Lehrerge gütigst zuges tafelkonzerte fall aufgeno sind im Du Lortrage gel jamen Herr, Aufführung 8 Elstra wo alle Far Königs Ra befindet sick Grundstücks! seinen 7 < Korporal (Ui Prinz Albert bis 1865, n dienten 1. I 17er Ulanen, 5. beim 10L und 7. jetzt diesem Schi Kamenz, ein Maure gestern oben Versammlm beschäftigten Stimme bes einzustellen, beruht in nehmern ges von 36 ar setzung der Stunden. <! lichen Bau von fünf B 200 Arbeit hatte die 1< Sebnitz. Blumen von zustänt richt zu Ml öffnung dei räten Selm burkersdorf Sebnitz in verdienten Pirna, sov aus den be stattgefund, nähme und lers Mülle übrigen H stattlichen s Fachschule s der Handfl Güte der wirken. H Obergeschoß und zerfäl -ende Abi ersten Iah anschließen Pirna, vom Sonw Polizei gestalt, das und Gastv - Der E I ten Tager am Mittw wenige Ze 8. 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