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1S«S Freitag, 23. Aprü. Q00tl- i« >5 Gewährung einer Verfassung für die Türkei , bei dem Bemühen, sich die alte absolute Stellung wie der zu erringen, hat ihn nun sein Schicksal er reicht, welches schwerlich irgendwo Bedauern Her vorrufen wird. Zum Nachfolger Abdul Hamids ist dessen um 2 Jahre jüngerer Bruder Mohamed Reschad Es- fendi ausersehen, der ja schon bislang die Würde des offiziellen Thronfolgers bekleidete. Seine Proklamierung zum Sultan wurde gleichzeitig mit der Bekanntgabe des Thronverzichtes Abdul Hamids spätestens für diesen Donnerstag erwar tet. Mohammed V., welchen Namen der künftige Beherrscher der Osmanen annehmen will, ist am 3. November 1844 zu Konstantinopel geboren, steht also im vierundsechzigsten Lebensjahre. Er ist General des Heeres, ohne daß er jemals mili tärisch hervorgetreten wäre. Seine Erscheinung ist recht stattlich, aber sein mit einem Schnurr bart geziertes Gesicht hat keinen allzu intelligen ten Ausdruck, und in seiner ganzen Haltung spricht sich eine phlegmatische Teilnahmslosigkeit oder Blasiertheit aus. Er hat niemals Europa besucht und keine besonderen Interessen, keine starken Sympathien oder Antipathien an den Tag gelegt. An geistiger Bedeutung steht er zweifellos hinter seinem Bruder Abdul Hamid zurück. Man hatte in Europa eine Zeitlang geglaubt, Prinz Reschad begünstige sehr nachdrücklich die liberalen Ideen, aber diese Auffassung war wohl nur dadurch ent- standen, daß die Jungtürken seine Kandidatur so entschieden unterstützten. Letztere jedoch taten dies offenbar hauptsächlich nur in der Annahme, daß er unter allen zur Thronfolge berechtigten Agna ten des bisherigen Sultans der am leichtesten auf dem Throne zu lenkende sein würde. Ob nun mit der Proklamierung eines neuen Sultans die jüng sten Wirren in der Türkei zu Ende sein werden, daS wird sich ja bald zeigen; jedenfalls wird man aber erwarten dürfen, daß der Thronwechsel am goldenen Horn wenigstens keine europäischen Er schütterungen zeitigen wird. Nach den neuesten Mitteilungen aus Konstanti nopel ist die Absetzung deS Sultans wieder un- Der Kaffenvorftand E Leich, Vorsitzender. ixe Tue tscklsn nsckv Vf" L r». oiodt Mrantisrt Lorvar- 0c- 4,7b koetigonz. 71. wahrscheinlich geworden, da der Scheich ul Islam sich gegen die Absetzung erklärt hat, und auch der Marschall Mahmud Schewket Pascha, der Kom mandierende des dritten türkischen Armeekorps, die Abdankung des Sultans als unwahrscheinlich bezeichnet hat. , in Mn zgsn psbirisg von ngen rWorÄsver - «« Isler, tteänrüze r äer Stoll gen vini, grösseren Deutsches Reich. Das Kaiserpaar unternahm am Dienstag früh, wie aus Korfu berichtet wird, einen längeren Spa ziergang von Schloß Achilleion aus. Nach der Rückkehr ins Schloß nahm der Kaiser die Vor träge der drei Chefs der kaiserlichen Kabinette entgegen. Bei der nachgefolgten Frühstückstafel bei den Majestäten waren Freiherr v. Wangen heim nebst Gemahlin, sowie die Kommandanten der „Hohenzollern", der „Hamburg" und des „Sleipner" die Gäste des Kaisers. — Der Kreu zer „Hamburg" ging im Laufe des Dienstag von Korfu nach dem kleinasiatischen Hafen Mersina ab, um den Schutz der Deutschen in Mersina und Adana besser auszuführeu, als dies der alters schwachen kleinen „Loreley", dem zu gleichen Zwecke bereits früher von Konstantinopel nach Mersina entsandten'deutschen Stationsschiffe, mög lich sein würde. Bekanntlich sind zum Schutze der deutschen Reichsangehörigen in der Türkei bei den jetzigen Wirren auch die Kreuzer „Lübeck" und „Stettin" nach den orientalischen Gewässern be ordert worden, wo sie zunächst auf Korfu Station nehmen werden. Der Handelsvertrag zwischen dem Reiche und Portugal wird vom Bundesrate nächste Woche beraten und alsbald dem Reichstage zugehen. Infolge der allgemeinen Misere ist der deut sche Außenhandel recht geändert. Amerika sandte uns 1907 rund 1,3 Milliarden, 1908 aber nur 1,2 Milliarden. Wir sandten nach Amerika 1907: 652 Mill., 1908 aber nur 507 Millionen. Ruß land sandte 1907: 1 Milliarde, 1908 nur 900 Millionen. Unsere Ausfuhr nach Rußland stieg von 420 auf 434 Millionen. Englands Ausfuhr nach Deutschland sank von 976 auf 696 Mill., un- Die Abdankung des Sultans Abdul Hamid. Das gewagte Spiel, welches Sultan Abdul Hamid durch den kaum zweifelhaft von ihm ver anlaßten reaktionären Putsch der Truppen deS Konstantinopeler Korps behufs Beseitigung des reformfreundlich jungtürkischen Regimes getrje- bm, hat er infolge der siegreichen militärischen Gegenaktion der Jungtürken verloren und mit seiner Abdankung bezahlen müssen- Zwar stellten es verschiedene private Nachrichten auS Konstan tinopel als möglich hin, daß sich Abdul Hamid durch Zusicherungen und Zugeständnisse an die Jungtürken vielleicht noch einige Zeit auf dem Throne werde behaupten können, indessen ist hieran angesichts der Erbitterung, welche sein wankel mütiges und verräterisches Verhalten bei den Jungtürken gegen ihn hervorgerufen hat, wohl kaum noch zu denken. Ja, Abdul Hamid wird am Ende noch froh sein müssen, wenn eS ihm nicht an den Kopf geht, wenn ihm seine siegreichen Geg ner stillschweigend die Flucht in irgendein Exil gestatten, worüber ja die weiteren Meldungen vom Bosporus Aufschluß geben werden. Abdul Hamid hat beinahe W Jahre auf dem Throne der Khalifen gesessen, den er im Sommer 1876 bestieg, als Nachfolger seines unglücklichen Bru- derS Murad V., den er nach nur mehrmonatiger Regierung als angeblich unheilbar geisteskrank nach dem Palaste von Tschiragan am Bosporus schaffen und bis zu seinem 1904 erfolgten Tode in strengem Gewahrsam halten ließ. Länger als ein Menschenalter also hat Abdul Hamid die Herrschaft über das morsche OSmanenreich ge führt» von dem unter seiner Regierung noch wei tere Stücke Ostrumelien, Cypern, Kreta, Bos nien und die Herzegowina, sowie Gebietsteile von Kleinasien — verloren gingen, während daneben die innere Zersetzung des Reiche» trotz mancher Anläufe zum Besseren immer weitere Fortschritte machte. Wiederholt versuchte er es, sich als mo dernen und Reformen zugeneigten Herrscher auf- »»spielen, aber es war alle» nur Matte, auch die . 1U vsr- I'srbsll >«« ksias > tu dsrux iLO, °.7S, K L - -Lil 3- - 8? ? 5L « ssL statt, wozvallestimmberechtigten Kafsenmitglieder, sowie deren Herren Arbeitgeber hierdurch eingeladen werden. Schluß der Präsenzliste Uhr. Tagesordnung: 1) Vortag und Richtigsprechung der Jahresrechnung. 2) KaflengeschäftlicheS. Grsßharcha«, den 21. April 1909. Z. > " v> o. u , ' findet Smnttug, »ri 3. «ei IMS, »ch». 4 Uhr, i« «afthof za« Kyffhiiuser in Emtzhartha« er sächW FrMr, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. ^d« «Belletristischen Beilage- bei Abholung viertel- lUrlich 1 iS bei Anstellung in» Hau» l u» 70 »ei allen Postanfkät« l SO exklusiv« Beprllgeld. Uiuzelnr Stummem losten 10 Nummer der Zetttmg»prtt»listr SL87. Kerafprechftell« Nr. M. Bestellungen werden bei all« Postanstalten de« deutsch« Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bet unser« ZeituugSbotm, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte» angenommen. Schluß der «esch»st»stelle Abend« S Uhr. Lredmdsechrigstsr Jahrgang. Inserat«, welch« in diesem Blatte di« w«ttrste Srrbrritung Md«, werdm bi» vorm. 10 Uhr angenomwm, größer« und kompliziert« Anzeigen tag» vorder, und kostet di, viergespaltme KorpuSzeile l2 «1, die Reklamezeil« S0 4 Grrürgstrr Jnseratenbettag 40 Für Mckerstattung «ingesandter Manuskripte usw. kein« ««währ. n- auf das Amtsblatt: den täalich erscheinenden „Sächsischen Erzähler", für die Monate Mai und Juni werden zu dem Preise von 1 Mark von allen kaiserlichen Postanstalten, Landbriefträgern, in der Expedition dieses Blattes, sowie von * unseren Zeitungsboten angenommen. 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