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N,-.- .1 'N K' / Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Köthen, 15. April. Im Kreiskrankenhause sind 25 Personen unter BergiftungSerscheiaungea erkrankt. Eine ist bereits gestorben. Würzburg, 15. April. Bon dem Stück- güterzuge 1922 entgleisten gestern bei der Ein fahrt in dir Station Steinach bei Rothenburg aus bis jetzt unbekannter Ursache die Lokomotive und 3 Wagen. Ein Wagenwarter und eia Brem ser sind leicht verletzt. Die Materialbeschädigung ist unerheblich. Der D-Zug 88 erlitt 17 Miaute» Verspätung. München, 15. April. Der Universitäts professor Dr. Haug, «in bekannter Spezialist für Ohrenheilkunde, ist, wie die „Münchn. Neuesten Nachrichten" melde«, gestorben. KarlSruhe, 15. April. Der Großherzog ist, wie die „Karlsruher Zeitung" meldet, unter geringer Erhöhung der Körpertemperatur an Bronchialkatarrh erkrankt. Die Krankheit nimmt einen normalen Verlauf. ES werden aber einige Tage Bettruhe und weitere Schonung erfordert lich sein. - - Köln, 15. April. Der „Köln. Ztg." wird aus New-Jork telegraphiert, daß in Guayaquil eine Verschwör««, tze-e« t>e« WWdKW Msar^ entdeckt w«rde. Zahlreiche Verhaft««,r« w«rdr« voraenommen «öl«, 15. April. Der Berliner Vertreter der Köln. Ztg." erfährt bezüglich der nnSlön- dischrn vlättermeld«nge« von eine« hentsch-fran. zösischru Zwischenfall, daß die deutsche und die französische Regierung i« der Krage der Marok kanische« Mi«e«konzesfionea ebenso wie i« au. dere« wirtschaftlichen Angelegenheiten freund schaftliche Kühlung «nterhalte«. Der Schritt de» dentschen Konsuls in Kez bezog sich auf dir Kest- steüuug der Tatsache, daß der Sultan seinerzeit der deutsche» Firma Mannesmann gewiss«Zusiche rungen gemacht habe. Nach Erlaß des auf Grund der Akte von AlgefiraS international festzustrllen- den Bergwerksgesetzes kaa« dann erst die recht- liche Gültigkeit von Mineakonzessionen festgestellt werden. An den Plänen der Firma Mannesmann find auch Angehörige anderer Staaten beteiligt. Trier, 15. April. Eia zwischen Wirbels- kirche» und Hangard verkehrender Automobil omnibus stürzte gestern einen Abhang hinab und wurde zertrümmert. Boa den 35 darin fitzende« Hüttenarbeitern erlitten 32 Beinbrüche, Kopf verletzungen und Verstauchungen. Wien, 15. April. Ja Albanien ist eiq Auf- stand auSgebröchen. Die Albanier, unter Füh rung BehilinäcS, planen einen Angriff auf die Städte Priftina, Prizrem und Mitrowitza. Die serbische Regierung teilte den Vertretern der Mächte mit, daß sie sich in anbetracht der Notwehr gezwungen gesehen habe, die Garnison von Risch nach Wranja und die an der Drina ausgestellte» Truppen nach der Sandschakgrenze zu dirigiere«. Paris, 15. April. Der Ministerpräsident Clömeneea« empfing gestern den deutschen und den russischen Botschafter. - Paris, 15. April. Nach einer Touloner Meldung stellten mehrere Mitglieder des Ma- rineuntersuchungsausschusses fest, daß in den Ma rinekrankenhäusern es an Arzneimitteln, Ver bandszeug und an Wärterpersonal mangele, eS wurde konstatiert, daß die infolge der Kata strophe auf der „Jena", „Couronne", „Latouche" und „Tröville" verbrauchten Arzneimittel «nd Verbandsstoffe bis heute nicht ersetzt werden koun- ten. „Petit Parisien" schreibt unter Hinweis auf die bisherigen Ergebnisse der Untersuch«», über die Kriegsmarine, die vielen Hundert MiMoue«, die das Land freiwillig bewilligt habe, um seinen Rang als Seemacht zu behaupten, seien Afolge^ der Verschwendung in einen wahren Abgrund ge fallen. Man dürfe sich nicht mehr begnügen, daß die Ergebnisse der Untersuchung lediglich zu einer parlamentarischen Erörterung führen. Frank reich habe genug davon gelesen «nd gehört. Es sei Unerläßlich notwendig, daß diesmal a«S de» Feststellungen der MariaenntersüchuagSkommis- sion praktische Folgerungen gezogen werden. Diese Maßnahmen dürften nicht hindern, daß auch die in der Vergangenheit begangenen Fehler geahndet werden. Mailand, 15. April. Caruso beabsichtigt, sich hier einer Operation der Stimmbänder zu unterziehen. Venedig 15. April. Zum Tee Sei den deut schen Majestäten an Bord der „Hohenzollern" wa ren gestern die hier anwesenden italienischen Pa lastdamen geladen, zur Abeudtafel die Spitzen der italienischen Zivil- und Militärbehörden, Reichs- kanzler Fürst Bülow «nd Botschafter Graf MoutS. Rach der Tafel wurde den Majestäten von einer Musikkapelle, die auf einem reich illuminierten Prahm die „Hohenzollern" umkreiste, eine Sere- nade dargebracht. Neben der Kapelle der „Hohen zollern" spielte abwechselnd mit dieser eine ita lienische Kapelle. Die Insassen von einigen hun dert die Kaiseryacht umfahrenden Gondeln brach ten den Majestäten lebhafte Huldigungen dar. Die Ufer Ware« bengalisch beleuchtet. ZarSkoje Selo, 15. April. Der Kaiser empfing gestern den japanischen Prinzen Kuui nebst Gefolge. An einer anschließende« Früh stückstafel beim Kaiser nahmen der Prinz, di« beiderseitige« Gefolge und der Minister des Arn- ßern teil. Der Kaiser verlieh dem Prinz«« de« St. AudreaSorden. PeterSburg, 15. Aprile Die Untersuchung gegen den ehemaligen Direktor des Polizeidepar tements Lepuckin ist beendet. Heute wird dem Angeklagte« eine Kopie der Anklageschrift über- reicht werden. Mexieo, 15. April. Wie aus den Minen- lagern von Lolardeua in der Provinz Coalhuila gemeldet wird, entstanden dort am vergangenen Sonnabend infolge des Verbots einer religiösen Prozession ernste Unruhen, bei denen das HawS Vermischtes. — Die Schließung mehrerer großer Säle in Berlin steht für die nächste Zeit bevor. Im Laufe der letzten Jahre sind in Berlin wohl ein Dutzend größerer Etablissements entstanden. Da durch ist eine Ueberproduktion an großen Sälen eingetreten. Die Jahresmieten schwanken zwi schen 30 000 bis 150 000 die bei dem wirtschaft lichen Niedergange nicht wieder hereingebracht werden konnten. Der Umsatz an Bier war meist verhältnismäßig gering, die Zahl der Vergnü gungen kleiner als früher. In Fachkreisen wer den diese Stätten jetzt „Erbbegräbnisse" genannt. Sobald die warme Witterung einsetzt, alles in die Umgebung Berlins strömt und die großen Säle und Restaurants in der Stadt verwaisen, werden mehrere von ihnen die Pforten schließen müssen, wenn die Oekonomen einem vollständigen Ruin vorbeugen wollen. — Zur Zuchthausrevolte in Brandenburg wird dem „Lokalanzeiger" gemeldet: Am ersten Osterfeiertag wurden, wie es bei schönem Wetter üblich, die Fenster der sogenannten „minder wertigen Abteilung", in denen geistesschwächere Sträflinge interniert sind, geöffnet, um frische Luft zuzulassen. Die Sträflinge benutzten die Gelegenheit und trieben auf den nach der Havel gelegenen Fenstern Unfug, indem sie die Bor- überfahrer anriefen und hänselten. Als ein Auf seher dies bemerkte, schloß er die Fenster. Dies war das Signal zur Unbotmäßigkeit. Die Sträflinge zerschlugen die Fenster und konnten erst nach vieler Mühe überwältigt werden; einige Haupträdelsführer mußten in Eisen gelegt werden. — 31/2 Millionen Differenz bei einer Sub mission. Bei der Submission für die Vergebung eines neuen Tunnels durch den Königsstuhl in Heidelberg, in einer Länge von 2487 Meter, lautete — bei 15 eingelaufenen Offerten — das Höchstangebot der Tiefbau- und Eisenbetongesell- fchaft München auf 6 870172,02 «ck, das niedrigste der Firma PH. Hol-mann L Co., Frankfurt a. M. auf 3 289170-ck. — Durch Mißhandlung gestorben. Al» in der Landesirrenanstalt Steinhof bei Wien, die eine der größten und besteingerichteten Europas ist, einer der Kranken, der 32jährige Paralytiker Georg Feig!, in der Nacht unruhig wurde und deshalb in Leintücher eingewickelt werden sollte, mißhandelten die damit beauftragten Wärter den Kranken derart, daß er starb. Bei der Staatsanwaltschaft ist Anzeige erstattet worden. — Der Diamantenschwindler Lemoine, der im vorigen Jahre geflüchtet und in eontumaciam verurteilt worden war, ist gestern Mittwoch in Paris verhaftet worden. — Zur Verhaftung des Diamantenschwindlers Lemoine wird weiter ge meldet, daß Lemoine sich nachts hier ziemlich un geniert in verschiedenen BergnügungsetablissementS auf dem Montmartre Herumgetrieben hatte. Seit seiner Flucht im Juni vorigen Jahres hat er wiederholt seinen Aufenthaltsort gewechselt. So lebte er in Konstantinopel, Wien, Triest und zu letzt in London, wo er, wie er behauptet, ver schiedene Male mit seinem Prozeßgegner Wernher zusammengetroffen sei, der ihn aber nicht erkannt habe. — Die Verhaftung eines Machen Mörders. In Baku ist ein langgesuchter aus Sibirien ent- klohencr Sträfling Namens TumbuliS festgenom men worden. Er hat nach eigenem Geständnis 40 Morde und zahlreiche andere Verbrechen verübt. Seine Methode bestand gewöhnlich da rin, daß er seine Opfer betäubte und dann er mordete und beraubte. Bei seiner Arretierung fanden die Polizisten bei ihm ein großes Messer und mehrere Flaschen, die eine betäubende Flüssig keit enthielten. — Ein gesetzliche» Verbot des Trinkgelder wesens. Ein soeben erlassenes neues Strafge setz des Staates Washington verbietet das Fordern und Anbieten, Empfangen und Geben von Trinkgeldern in den Hotels und CafSs. Alle Angestellten der letzteren, sowie die in ihnen ver kehrenden Gäste machen sich fortan eines straf rechtlich geahndeten Vergehens schuldig, wenn sie gegen diese Bestimmung verstoßen. — Die muti gen Staatsmänner von Washington dürfen jeden falls den Ruhm beanspruchen, das erste Gesetz die ser Art geschaffen zu haben. — Die Niagarafälle gefroren. Aus New- Dork wird gemeldet: Zum zweitenmal in diesem Winter sind die Fluten des Niagara zu Eis er starrt und das Brausen und Toben der fallenden Wassermassen ist verstummt Die Ursache für diesen außerordentlichen Zustand ist darin zu suchen, daß heftige Stürme riesige Eisschollen aus dem Eriesee in den Niagara-Fluß trieben, Schicht häufte sich auf Schicht und blockierte den Rand der Fälle, so daß das von hinten nachdrängende Wasser bis auf 40 Fuß stieg und nach allen Seiten hin entwich. Die ganze Gegend oberhalb der Fälle wurde dadurch unter Wasser gesetzt, namentlich haben die elektrischen Anlagen sehr ge litten. Im ganzen wiid der Schaden bereits auf fünfzehn Millionen Dollar berechnet. Das Schlimmste wird jedoch noch befürchtet. Sollte sich ein neuer Sturm auf dem Eriesee erheben und noch größere Eismassen den Fluß hinab treiben, dann wären alle Brücken, die jetzt schon gefährdet sind, verloren und mächtige Fabrik anlagen und Hotels, sowie zahlreiche Ortschaften wären der Vernichtung gewecht. Dreine vertreten waren, die verfügbaren Setter zur Bekämpfung des Kurpfuscherunwesen» zu ver wenden. Die Gruppe hat 9048 Mitglieder, 821 mehr al« im Vorjahre; e» verbleiben ihr bei 709 Mark Subgaben 243 M. Kassenbeständ und 541 Mark al» Prießnitzfond». Plauen. Der Flugtechniker Max Schüler in Chemnitz hat eine Flugmaschine konstruiert, die hier ausgestellt ist und eifrig besichtigt wird. — Der 14jährige Konditorlehrling Petzoldt wurde von einem Unbekannten an geschossen. Das Geschoß mußte durch Operation entfernt werden. — Ein noch nichtswürdigerer Bubenstreich ist wahrscheinlich von demselben Burschen am Montag ausgeführt worden. Der Bursche schoß auf ven aus Plauen fahrenden Reichenbacher Zug. Das Geschoß zertrümmerte das Abortfenster und prallte an dem Porzellan der Toiletteeinrichtung ab. Die Reifenden leben in Aufregung. Tannenbergsthal. (Zum Raubmord.) Dir Mordtat geschah auf dem Wege von Jägersgrün nach Boda. Nach der erfolgten ärztlichen Fest stellung hatte der ermordete 32jährige Fabrik arbeiter Franz Maniel, allgemein bekannt als „Bodefranz", 18 Stiche im Hals, Rücken, Kopf und Armen. Die beiden Halsschlagadern waren durchschnitten. Die Hirnschale war zerschmettert. Der oder die Mörder müssen blindlings mit einem scharfen Messer auf den Mann gestochen haben, nachdem sie ihn durch einen schweren Schlag auf den Hinterkopf betäubt hatten. Dem Ermordeten ist alles Geld und sein neuer Hut geraubt worden. Die Taschen waren herausgezogen. Nach der Tat hat der Mörder sein Opfer an den Bodabach geschleppt, bis dorthin gingen Blutfpuren. Die Kirchgänger fanden die schrecklich zugerichtete Leiche. Der Ortsteil Boda liegt abseits von allem Ver kehre. Dort wohnen nur drei Familien. Der oder die Täter müssen ganz genau gewußt haben, daß Franz Maniel mit feinem Arbeitslohn dort vorbei mußte. Der Weg von Tannenbergsthal nach Boda beträgt eine Viertelstunde und wird höchst selten von Fremden betreten. Der Weg führt durch Wald, an der Seite plätschert der Bodabach. Das Fleckchen Erde bildet eine Welt für sich. Die Mordtat kann nur 200 Schritte vor der Wohnung Maniels ausgeführt worden fein, denn Maniel ist von feinem jüngeren Bruder von der Wohnung aus gesehen worden. Trotz fieberhafter Tätigkeit ist es noch nicht gelungen, den ruchlosen Verbrecher ausfindig zu machen. Die König!. Staatsanwaltschaft Plauen hat eine Belohnung von 300 Mark auf sachdienliche Wahr nehmungen zur Ermittlung des Täters aus geschrieben.