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»eichtet der Verein an alle Bauherren, Fuhrwerk- befitzer und die Aufsichtführenden bei dem Baue die dringende Bitte, nach Möglichkeit zu verhüten, daß bei dem Sbfahren der auSgeschach- teten Erde re. von den Pferden nicht, wie e» leider allzu ost geschieht, übergroße Leistungen verlangt werden. Am sichersten wird dies da durch geschahen, wenn, wie die» auch an vielen Orten polizeilich vorgeschrieben ist, Bohlen, starke Bretter oder Knüppel auf die Fahrbahn gelegt werden, die ein Einsinken der Räder in den Boden verhüten und eine leichtere Abfuhr gestatten. Venn die Räder in den Boden eingesunken find, müssen sie durch Wegschaufeln der Erde frei gelegt werden. Sind trotz dieser Hilfsmittel die Lasten noch zu schwer, so muß Vorspann genommen werden. Sehr anzuerkennenderweise begegnet man neuerding» oster» den richtigen Maßnahmen, daß die Bauherren kontraktlich bei Abfuhr der Erde rc. und auch bei Anfuhr de» Baumateri als eine schonende Behandlung der Pferde verlangen. Bernstadt. Tollwut bei Pferden. Vor einigen Tagen verendete bei dem Gutsbesitzer Ernst Buder in Altbernsdorf ein einjähriges Fohlen. Bon Herrn Tierarzt Tempel in Bern stadt und Herrn Bezirkstierarzt Bucher in Löbau wurde Tollwut festgestellt. Bei Herrn Buder ist schon Anfang dieses Jahres eine gute Mutterstute und ein zweijähriges Fohlen verendet. Den jetzigen Fall glaubt man bestimmt mit dem damals gemeldeten eigenartigen Vorkommnis, daß sich eines Morgens im Dezember v. I. ein fremder Hund im Stalle befand, in Zusammenhang bringen zu müssen. 8. Dresden, 10. April. Die Gewerbeförderung im Königreich Sachsen. Das Königreich Sachsen steht in bezug auf seinen Gewerbefleiß und auf seine vielseitige industrielle und gewerbliche pro duktive Tätigkeit mit an erster Stelle in der Welt. Abgesehen vyn der Roheisenerzeugung, die wegen dauernder Unrentabilität aufgegeben werden mußte, ist in Sachsen fast jedes Gewerbe vertreten, das technologisch und wirtschaftlich rentabel erscheint und positiven Gewinn verspricht. Im letzten Jahre wurden in Sachsen rund 700000 Arbeiter in 25000 Fabriken und gleichgestellten Anlagen beschäftigt: die handwerksmäßig betriebenen An lagen sind hierin nicht inbegriffen. In der in dustriellen Arbeiterschaft sind 208000 weibliche Arbeiter und 23000 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren vorhanden. Kinder unter 14 Jahren werden im Königreich Sachsen rund 2400 beschäftigt. Die Folge der Jndustriealisierung der verschiedensten Gewerbezweige ist ein unverkenn barer Rückgang des Handwerks und des soge nannten gewerblichen Mittelstandes. Die im Handwerk ausgebildeten Gehilfen drängen vielfach der Industrie zu und beschleunigen somit den so oft beklagten Untergang des Handwerks. — Die sächsische Staatsregierung betrachtet die Förderung des gewerblichen Mittelstandes als eine wichtige Aufgabe des Staates. Zu diesem Zwecke bestehen besondere Landesgesetze und Verordnungen. Auch die auf großzügiger Grundlage von Prof. Hund hausen-Dresden an der technischen Hochschule ge schaffene deutsche Maschinen-Lehrausstellung be deutet eine wichtige Förderung des Gewerbestandes in Sachsen. Ferner wird seitens des Ministeriums des Innern das gewerbliche Genossenschaftswesen eifrig gepflegt. — Die wichtigste Art der Gewerbe förderung ist zweifellos das gewerbliche Schulwesen und man kann behaupten, daß Sachsen in bezug auf feine vielseitigen gewerblichen technischen Fach schulen das interessanteste Land der Welt ist. Es gibt wohl kaum einen gewerblichen Zweig in Sachsen, für den nicht die Möglichkeit einer be sonderen Aus- und Weiterbildung durch Fach schulen besteht. Es sind u. a. zu nennen die Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz, die Technikums in Mittweida, Riesa und Hainichen, die Ingenieurschule in Zwickau, die drei Kunstgewerbe, schulen in Dresden, Leipzig und Bautzen, die fünf staatlichen Baugewerkenschulen in Chemni^Dresden, Leipzig, Plauen und Zittau, 26 Web-, Wirk- und Posamentierschulen, die Spitzenklöppelschule zu Schneeberg, 7 Schifferschulen, 2 Bergschulen zu Freiberg und Zwickau, 9 Heizer- und Maschinisten unterrichtskurse, 2 Heizerschulen und 98 gewerb- liche Fachschulen. Für einzelne Gewerbe unter stützt das Ministerium Fachschulen, so z. B. die Deutsche Schlosserschule in Roßwein, die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte, die deutsche Fach schule für Blecharbeiter und Installateure in Aue, die Deutsche Fachschule für Drechsler und Bild schnitzer in Leipzig, die Deutsche Müllerschule in Dippoldiswalde und die Deutsche Fachschule für Schuhmacher in Siebenlehn. Die Gewerbelehrer Sachsens find mit rund 600 Mitgliedern zu esnem verband« sächsischer Gewerbeschullrbrer vereinigt. Bon ben Fachschulen entfallen auf Dresden 25, auf Leipzig IS und auf Chemnitz 7. Die ge samt« Gttverbeförderung Sachsen» untersteht dmn Ministerium de» Innern und erfordert jährlich rund 1800000 Mark. Leipzig. Dicht bei dem in der Nähe Leipzig» gelegenen Naunhof, einem Orte, der von großen Waldungen umgeben, und daher schon lpnge bei den Leipzigern al» Sommerfrische sehr beliebt ist, wird auf einem am Walde gelegenen Terrain von der Leipziger Ortskranken kasse ein Erholungsheim errichtet wer den, das 40 bi» 50 nervösen und blutarmen Pa tienten Aufnahme gewähren soll. Zwickau. Der Konservative Verein für Zwickau hat beschlossen, für die diesjährigen Landtagswahlen ftir Zwickau-Stadt Herrn Land richter Krähe, für Zwickau-Land Herrn Bergdirektor Richter als Kandidaten aufzustellen. Bon national liberaler Sette ist für Zwickau-Stadt Herr Bau amtmann Baer, von freisinniger Seite für Zwickau- Stadt der bisherige Landtagsabgeordnete Herr Bär als Kandidat aufgestellt worden. Zwickau. Der hiesige Rat hat den Berkaus von Seefischen wieder einstellen lassen. Zum Selbstkostenpreis sind während des Winterhalbjahres 28'/, Zentner Seefische abgegebei» worden. Sozial- Revolution in Sicht? Wer nach Beschwörung der augenblicklichen Kriegsgefahr eine Zeit verhältnismäßiger Ruhe auf politischem Gebiet für Karwoche und Oster- tage erhofft hatte,, scheint sich betrogen zu sehen. Denn plötzlich kommen von jenseits des WaSgauS besorgniserregende Nachrichten. Der Karren der französischen Republik, der in den letzten Jahr zehnten erst langsam, dann schneller und immer schneller die schiefe Ebene zum Radikalismus hin abgeglitten war, nähert sich mit unheimlicher Ge schwindigkeit dem Abgrund des sozialen Umstur zes. Dort Regierung und Parlament, hier das mit dem Proletariat sich verbündende Heer der Beamten, das sich arg vernachlässigt fühlt und der Regierung nun den tzigeneü Willen aufzwin gen will. Als dritte Gruppe die „Reaktionäre", d. h. die um ihr Hab und Gut besorgte Bourgeoisie, weiter die offenen oder heimlichen Anhänger der Monarchie, dann das Heer, dessen Offizierskorps in seiner Mehrheit bis heute legitimistischen und napoleonistischen Idealen ergeben blieb. Endlich der Klerikalismus mit dem Imponderabilien sei nes gewaltigen Einflusses, namentlich auf die französische Frauenwelt. Die Furcht vor der Reaktion hat die Republik mehr und mehr nach links gedrängt. Die unge zählten Arbeitsbienen des französischen Mittel standes in ihrem Fleiß, ihrem bewundernswerten Spartrieb haben je und je der gerade am Ruder befindlichen Regierung, zumal wenn sie durch schöne Worte und kleine Gefälligkeiten ihrer Eitel keit schmeichelte, ihre Wahlhilfe geliehen. Frei lich darf man an ihre persönlichen Interessen nicht tasten. Die französische Republik mit ihren So zial-Radikalen an der Spitze hat deshalb, so selt sam es klingt, weder bisher eine gesunde Sozial politik in die Wege geleitet, noch sich um ihre Un terbeamten treu gekümmert, noch auch nur die längst geplante Einkommensteuer eingeführt. ClSmenceau ist ein Gratwanderer zwischen kapitalistischer und sozialistischer Wirtschaftsord- nung, wie Barth oder v. Gerlach bei uns. Als Journalist war er der radikalste der Radikalen und schmeichelte den Machtgelüsten des Prole tariats in unerhörter Weise. Als er Minister präsident wurde, erkor er sogar einige in der Wolle gefärbte Sozialdemokraten zu seinen Kollegen. Jetzt aber sollen dieselben Leute die Autorität des Staates gegen die Stürmer und Drängers die sie zu erschüttern suchen, verteidigen, daS Ansehen und die Gerechtsame von Regierung und Parla- n enr gegen eine Beamtenschaft, deren Mitglieder eS ab lehnen, sich als Staatsbeamte zu fühlen, und in, Staate nur den Arbeitgeber erkennen, mit dem sie genau so wie jede andere Arbeiterorganisation, ihre rücksichtslosen Lohnkämpse auSkämpfen wol len, bis der eigene proletarische Machtwille die legitimen Gesetzgeber mürbe gemacht hat und zu Kreuze kriechen ließ. Darf man sich Wundern, wenn lauter und lauter schon im Lande der SckreckenSruf sich erhebt: „Die Republik ist in Gefahr." „Revolution ist in Sicht?" Mit sehr ernster Aufmerksamkeit wird die Welt, wird namentlich der deutsche Nachbar die Dinge, die da in Frankreich nur zu bald kommen werden, zu beobachten haben. WaS sagen aber zu dem allen jene Politiker vom Schlage doS „Berl. Tagebl.", die seit Jahr und Tag nicht müde die Entwicklung det französischen Republik mit ihrem immer ausgesprocheneren Radikalismus al» vorbildlich anzupreisen und zu mahlten, das deutsch« VoÜ solle, zumal in LuSnühung der trü ben Novemberereignisse, die Gelegenheit am Schopfe fassen, um die „Dolttherrschaft" aufzu richten und die Fürsten-, die Käisergewalt -n einem bloßen Schatten herabzudrücken? Eine nette BolkSherrschast da», wo der seine» Amt»- eide» vergessende Beamte und der Revolutionär sich die Hände reichen, um dem au» stetesten Wah- len hervorgegangenen Parlament den eigenen Machtwillen durch Generalstreik aufzuzwingen! Gewiß, wir können kein versklavte» Volk ge brauchen, sondern fordern Freiheit de» Volkes, so weit da» Volk für diese rttf ist. Kein Staat aber besteht ohne Autorität. Sie gilt'» darum zu schützen, und wo e» not tut, zu stärken. Unsere Fürsten und unser Kaiser samt dem deutschen Heer und dem von welschen Streikgelüsten glück licherweise noch unberührten deutschen Beamten stand, dem besten der Welt, sie find samt deutsch« Sitte und deutschem Pflichtbewußtsein die Stützen der Autorität. Sehen wir zu, daß ihrer keine in deutschen Landen zermorsche! H B e r « i f ch t e ». — Die Nacht- und Dauerfahrt de» Reich»- luftschiff» vom Dienstag zum Mittwoch war auf Befehl des Kriegsministeriums an getreten, unr die Vorbereitungen dazu waren mit besonderer Sorgfalt getroffen worden- Während seines Aufenthaltes in München hat Gaf Zeppe lin dem Prinzregenten von Bayern «klärt, daß er bald sein neues Luftschiff „2. 5" fertiggestellt haben werde, das voraussichtlich seine erste grö ßere Reise nach Norden, wahrscheinlich noch Ber- lin unternehmen werde. Graf Zeppelin hat in den letzten Tagen von üb« 20 deutschen und außerdeutschen Städten Einladungen zu einem Besuch mit seinem Luftschiff „2. 1" «hal ten. Graf Zeppelin hat alle Einladungen mit der Begründung abgelehnt, daß d« „2.1" Eigen tum des Reiches sei und ihm keinerlei selbstän dige Verfügung darüber mehr zustehe. In den Manzell« Werkstätten erhofft man für dieses Jahr die Fertigstellung von mindesten» drei neuen Zeppelin-Lustschiffen. — Reiche Beute machte« Einbrech«, die nacht» jn das Handfchuhlag« von Steindorff jn Berlin, Dircksenstraße 46, eindrangen. Die Diebe ver schafften sich mit Hilfe von Dietrichen, Stemm eisen und Nachschlüsseln Eingang zu den Lag«- räumen. Sie suchten sich große Posten an Herren- und Damenhandschühen aus und packten die Beute in große Tücher ein. Die bestohlene Firma ist durch die dreiste Bande um 9000 ge schädigt worden. — Eine hübsche Leistung haben die Berliner Polizeihunde Wied« aufzuweisen. Vor einigen Tagen wurde einem adeligen Herrn in d« Hän- delstratze von Einbrechern d« Kraftwagenschup pen mit Nachschlüsseln oder Dietrichen geöffnet. Die Spitzbuben nahmen mehrere gebrauchte, ab« noch gute Reifen im Werte von 800 bis 900 -ck mit. Es wurden nun Polizeihunde angesetzt und diese spürten von der Händelstraße durch den Tiergarten über Straßen und Wege hinweg, bis sie in einem Gebüsch zu scharren anfingen. Man fand bald unter Blättern und Erde versteckt alle gestohlenen Reifen. Die Einbrecher hatten sie ver graben, um sie bei guter Gelegenheit zum Verkauf abzuholen. — Kuh und Ferkel. Im Kuhstall eine» Heindener Einwohners fand die das Melk- geschäft besorgende Hausstau zweimal hinter einander einen Strich deS Euters einer Kuh völlig entleert, während die übrigen Lr« Striche das übliche Quantum Milch enthielten. Da die Kuh sonst keinerlei Krankheitssymptome qufwies, mußte man annehmen, daß irgend ein Unberufen« daS teilweise Melkgeschäst zu seinem Nutzen ausführte. Man stellte sich also, wie die „Hann. TageS-Nachr." melden, auf die Lauer und ermittelte so den Uebeltäter, der sich als ein 12 Wochen altes Ferkel entpuppte, daS, auf den Hinterläufen stehend und sich mit der einen Vor derpfote an der Kuh festhaltend, lustig darauf loS- saugte und sich in dieser Beschäftigung nicht ein mal durch die Anwesenheit der verschiedenen her beigerufenen Zuschauer stören ließ. Bemerkt sein mag noch, daß das Ferkel, um zu der Kuh zu ge langen, zuvor eine zirka 1 Meter hohe Hürde über klettern mußte. — Barbarisch« Aberglaube. Aus d« ober ungarischen Gemeinde Bagas wird ein Borfall mit geteilt, der ein trauriges Zeugnis von dem in dyc