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Tage-latt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmmmschaft, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. : den Großmächten aber auch <wmd« sür de« ftlgmden r«> und und Sommdends äsche^ »«dm-Lrllrtritztschr» Beilage* bei Abholungviertrl- ilttzrllch 1 bö chrt Zustellung tu» Haus 1 Ä 70 betallen Postauftalteu Ltz extlustv« vestellgrld. Einzelne Nmmkem kosten LV st- Hummer der Arttmrgllpretsltstr Sö87. Die skandalöse Lage für den europäischen Frieden. Seit einem halben Jahre spielen die Serben in dreister Weise mit dem europäischen Frieden, sie schüren fortwährend hie Geister zum Kriegs brände und zum Kriege bis aufs Messer gegen Oesterreich-Ungarn, und dabei läßt die serbische Regierung dann und wann in offiziellen Noten Mären, daß Serbien an keinen Krieg denke und keinerlei Maßregeln für die Mobilmachung seines Heeres getroffen habe. In dieser Minzen Art und Weise liegt ein solches frivoles Sprel mit der Ruhe eines ganzen Erdteiles, daß es beinahe un begreiflich iH daß die Großmächte den Anmaßungen Serbiens noch keilt End« bereitet haben, denn es steht doch fest, daß keine europäische Großmacht den Krieg wegen der Regelung der orientalischen Streitigkeiten will. Im letzten Stadium, ist Serbiens stoch einUsseyspiel, destn bhld wird berichtet, daß Seichitst^chie Mitschläge der Großmächte und besonders Rußlands hinsichtlich der Beilegung seines Sttei.eS mit Desterreich - Ungarn ange- nommen. habe, und baust heißt eS wieder, daß ein 'strbffcher Ministtrrat beschlossen habe, daß Serbien auf Gebietsansprüche und die Forderung einer selbständigen Regierung für Bosnien und Herzegowina mcht verzichten könne. Dazwischen wird aber wiederum berichtet, daß Serbien nur zum Scheine und gegenüber seinen nationalen Heißspornen diese Forderung aufrecht erhalte, in Wirklichkeit aber auf Gebietsansprüche verzichtet habe oder doch verzichten werde. Ja, sind denn die Großmächte und überhaupt die europäischen Staaten dazu da, um durch serbische Anmaßungen und Poffenspiele an der Nase herum geführt zu werden! — Wie kommt eS überhaupt, daß Serbien nicht schon längst zur Ruhe gebracht worden ist! Serbien hat nach Beendigung des letzten russisch-türkischen Krieges, obwohl es sich in seinem letzten Kriege mit der Türkei nicht als Sieger gezeigt hatte, drei wichtige türkische Bezirke als Gebietszuwachs erhalten, und dieses «Anwachsen des serbischen Gebietes hat die Serben offenbar dazu veranlaßt, Großmachtsgelüste tundzugebm, und nun auch Bosnien zu fordern, oder falls dies nicht möglich sein sollte, für Bosnien die Selb ständigkeit zu verlangen. Wer gibt Serbien eigent lich das Recht zu solchen unverschämten Forde rungen? Das kann doch nur der serbische Größen wahn und die panslavisttsche Hetze zusammengebraut haben, daß Serbien Ansprüche auf das bosnische Gebiet habe. Nun gibt es allerdings in der Ent wicklung der kleinen Staaten zum Großstaate auch noch ein anderes Mittel zur Vergrößerung, das ist die Mächtpolitik und der Krieg. Diese Machtpolitik kann aber Serbien Oesterreich gegen über nicht auSspielen, denn das wäre Wahnsinn, da ein Kleinstaat gegenüber einem Großstaate niemals Machtpolitik treiben kann, eS sei denn, der Kleinstaat habe einen anderen Großstaat als Bundesgenossen. Rußland, welches eine Zeitlang als der heimlich« Bundesgenosse Serbiens galt, hat sich aber doch der Friedensaktton der Groß mächte in bezug auf die serbische Streitfrage ange schlossen. Will sich also Europa nun nicht vor der ganzen Welt blamieren, so muß eS Serbien zur Rühe bringen, oder wenn dieses ehrgeizige Völkchen nicht hören will, es durch Oesterreich züchtigen lassen. Oder sollte Rußland dennoch im geheimen Serbien unterstützen und zum Kriege ««stacheln? — Dann stände Europa allerdings S-r«fpr-chft-ü- Nr. S«. Besiillungm werden bei allen Postanstallen de» deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZeitungSboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte« angenommen. Schluß der Geschäftsstelle Abends 8 Uhr! Lrettrrrdsech-igfter Jahrgang. Inserate, welche ln diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bi« vorn». 10 Uhr angenommen, aräß« und komplizierte Anzeigen tag« vorder, und kostet die virrgrspaltene Korpu»zrue 12 die Reklamezrile 30 Geringster Jnseratenbetrag 40 Für Rückerstattung eingesandtrr Manuskripte usw. ' keine Gewäbr vor einer furchtbaren Kriegsgefahr. Daß Ruß land, welches kein Geld hat und dessen Heer sich in einem schlechten Zustande befindet, aber gerade jetzt einen großen Krieg mit Oesterreich und unter Umständen auch mit Deutschland anfangen will, das kann man auch nicht recht glauben. ' O Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat wieder einmal einen Aus flug stach der deutschen „Wasserkante" unter nommen. Auf demselben verweilte der hohe Herr zunächst in Wilhelmshaven, wo er am Dienstag mittag der feierlichen Vereidigung der Marine rekruten der Nordseestation beiwohnte. Am nächsten vormittag vollzog der Kaiser verschiedene Be sichtigungen. Später nahm er beim Stattonschef Admiral v. Fischet das Frühstück ein, zu welchem u. a. auch der Grobherzog von Oldenburg und Prinz Heinrich von Preußen Einladungen er halten hatten. Abends erschien der Kaiser zu einem Bierabend im Offizierskasino. Am Donners- ttm ifwMittag begab er sich mit dem Linienschiff ^Deutschland" nach Helgoland nnd^ "verweilte ^da selbst brS Freitag nachmittag, worauf die Rück reise nach Berlin über Bremerhaven und Bremen erfolgte. Zwischen dem Kaiser und dem Könige von Italien hat ein Depeschenwechsel anläßlich der jüngsten Hochwasserkatasttophe in Deutschland stattgefunden. König Viktor Emanuel drückte im Hinblick auf dieses Elementarunglück dem Kaiser in einem sehr herzlich abgefaßten Telegramm sein Beileid aus, worauf Kaiser Wilhelm ebenfalls auf telegraphischem Wege bewegt dankte. Der deutsche Kronprinz läßt durch seinen Hof marschall eine Erklärung in der Oeffentlichkeit in der Angelegenheit der Radbodspende abaeben. AuS dieser Klarstellung geht hervor, daß der Kronprinz das Verfügungsrecht betreffs der von ihm veranstalteten besonderen Sammlung von ca. 360000 Mark für die Hinterbliebenen der Verunglückten von Radbod nicht mehr besitzt, weil er es dem von ihm empfangenen Arbeiter- auSschuffe der Zeche übergeben hat. Mithin können irgendwelche Ansprüche an den hohen Herrn in der Richtung einer Haftbarmachung desselben für die Verteilung der Gelder nicht mehr geltend ge macht werden. Die in der Frage der Reichsfinanzreform ent standene Krisis harrt noch immer der entscheiden den Lösung. Freilich steht auch noch nichts vosittves betreffs des Steuerkompromiffes zwischen den Blockparteien fest. Ueber seinen Inhalt wird jetzt bekannt, daß die Bundesstaaten bis 1914 jährlich 100 Millionen Mark entrichten sollen, welche durch Besitzsteuern aufzubringen sein würden. Die auf die einzelnen Staaten ent fallenden Beträge dürfen nur durch allgemeine Steuern auf Einkommen, Vermögen oder Erb schaften realisiert werden. Als Ersatz für Ein kommens- oder Vermögenssteuer kann auch eine ErttagSsteuer von Grund- und Gebäudebesitz, sowie von Kapital Platzgreifen. Falls die Be träge nicht durch diese neuen Steuern erhoben werden, so sind sie durch Zuschläge zu bereits bestehenden Steuern solcher Art aufzubringen. TS verlautet indessen, daß die freisinnige FrakttostSgemeinschaft diesen Kompromißvorschlägen widerstrebe, und auch über die Stellungnahme der verbündeten Regierungen zu letzteren ist noch keineswegs etwas bestimmtes bekannt. Unter dessen gchen die Beratungen in der Finanz- und Steuerkommission des Reichstages weiter. Am Dienstag lehnte sie mit großer Mehrheit die von der Regierung so begünstigte Nachlabsteuer und weiter den nationalliberalen Antrag auf Ein führung einer Reichsvermögenssteuer ab. Am Mittwoch verhandelte die Kommission über die bekannten Bermittelungsanträge der Abgeordneten v. Gamp (Reichsp.) und Herold (Zentt.) auf Be steuerung des Besitzes mittels des Weges über die Einzelstaaten,' gelangte jedoch noch zu keinem Resultate. In der Debatte erklärten sich die an wesenden Finanzmiuister der Einzelstaaten ent schieden gegen die Anträge. — Unterdessen soll der Finanzkommission der Entwurf eines neuen Branntweinsteuerg setzes zugegangen sein, wie das „B. T." zu melden weiß. Angeblich beseitigt die neue Vorlage die bisherige Maischraumsteuer, er höht dafür die Verbrauchsabgabe teilweise sehr beträchtlich und unterzieht die Brennsteuer behufs ihrer ergiebigen Gestaltung einer einschneidenden Veränderung. Indessen bleibt eine Bestätigung dieser Mitteilungen von zuständiger Seite noch abzuwarten. ^^EaS^preutzifchr Abgeordnetenhaus fetzte auch am Mittwoch die Beratung des Etats des Mini steriums des Innern noch fort. — Zugegangen ist dem Hause eine Novelle zum Stempelsteuer gesetz. Der oldeuburgische Landtag nahm am Mitt woch das neue Schulgesetz, das eine Reform des oldenburgischen Schulwesens bringt, mit 127 ge gen 10 Stimmen an. Die Hamburger Bürgerschaft hat in einer stürmischen Sitzung die freisinnigen und sozial demokratischen Anträge auf die Wiedereinfüh rung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts zur Bürgerschaft abgelehnt. Oesterreich-Ungar«. In Ungarn drohen die Schwierigkeiten mit Oesterreich wegen der Bankfrage zu einer Mini sterkrisis zu führen. Der Bankausschuß des Ab geordnetenhauses hat sich unumwunden für Er richtung einer selbständigen ungarischen Bank ausgesprochen, für welche auch der Handels minister Kossuth eintritt, während Ministerpräsi dent Weckerle aus Opportunitätsgründen den Plan bekämpfte und ein Kompromiß mit Oesterreich befürwortet. Die weitere Entwicklung der Ange legenheit ist mindestens ungewiß. Frankreich. Die französische Deputiertenkammer berät zurzeit die Einkommensteuervorlage des Finanz Ministers Caillaux. Hierbei lehnte die Kammer am Dienstag einen oppositionellen Antrag des Deputierten Magniauds ab, nachdem zuvor Mi nisterpräsident Clemenceau die Vertrauensfrage gestellt hatte. Am Mittwoch genehmigte dann die Kammer Art. 98 der Einkommensteuervorlage mit einem auch vom Finanzminister gebilligten Zusatz betreffs eines Steuernachlasses für Ein kommen bis zu 12000 Francs. Hiermit gilt die gefährdete parlamentarische Position des Herrn Caillaux als einstweilen wieder gefestigt. Balkan Halbinsel. Der Nachrichten-Wirrwarr in der österreichisch serbischen Krisis erreicht allmählich seinen Höhe punkt. Noch dieser Tage war gemeldet worden, Serbien habe, den Ratschlägen Rußlands folgend, beschlossen, seine territorialen Ansprüche in Bos nien fallen zu lassen und die Entscheidung der Großmächte abzuwarten. Plötzlich kommt nun