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Et« schwerer GchiffSunfall hat sich bekanntlich ander Südastküste des uordamerikanischen Staa te» Massachusetts bei der Insel Nantucket ereignet. Der Paffagierdampfer „Republik" der White- Star-Linie wurde von dem italienischen Dampfet „Florida" in dichtem Nebel angerannt und er hielt ein so große» Leck, dah er schnell voll Wasser lief. Schiff und Mannschaft waren wahrschein lich verloren gewesen, wenn nicht der Elektriker Jack BinnS, der den Funkenapparat zu bedienen hatte, mit Ruhe und Geistesgegenwart nach allen Richtungen Depeschen aufgegeben hätte, in denen er von der Notlage der „Republik" Mitteilung Maskenball nicht so befriedigt war, wie ich eigent lich erwartet hatte. Die blaue Maske wollte mir nicht aus dem Sinn ; ich wollte, ich mutzte er fahren, wer sie war! Diese kleine zierliche Ge stalt und die feurigen schwarzen Augen würde ich überall wiedererkennen, dachte ich. So schlotz ich endlich die Augen mit dem festen Vorsatz, mich von nun an in die Lohendorfer Ge- sellschast zu stürzen und nicht eher zu ruhen und zu rasten, bis ich sie wiedergesundcn hätte. Aber eS kam anders. Während der nächsten Tage liehen mich ernste Besorgnisse um einen meiner Patienten kaum an etwa» anderes, als an meine Pflichten denken, und bald danach muhte ich selbst das Bett hüten. Ich lag lange Zeit an einem gastrischen Fieber schwer krank danieder; dieses hatte mich so her untergebracht und sa entkräftet, dah ich auf stren gen Befehl eines meiner Kollegen, sobald die Jahreszeit eS erlaube, nach Bad Lharlottenbrunn reiste, um mindestens zwei Monate dort zu bleiben. Ich zählte zu den ersten Badegästen. Anfang» war eS so leer und still da, dah ich Zeit und Muhe hatte, viel, sehr viel an meine blaue Maske zu denken— ja, wohl mehr, als meiner Gemütsruhe zuttäglich war. Meine von der eben Lberstüüdenen Krankheit noch etwa» an gegriffen« Gesundheit mochte wohl mit schuld machte. Die Telegramme riefen noch rechtzeitig Hilfe herbei. Mehrere Dampfer, allen voran die „Baltic", eilten nach der Unfallstelle, und so ge lang e», die Passagiere, mehr al» 400 an der Zahl, und die 300 Köpfe starke Mannschaft, bi» auf vier Personen, die bei dem Zusammenstoß tödliche Verletzungen erlitten hatten, zu retten. Während die „Florida" glücklich New-Uork erreichte, konnte der vom Zolldampfer „GraSham" in» Schlepp tau genommene Dampfe» „Republik" den Hafen nicht mehr erreichen. Unsere Karte zeigt den Ort, wo er gesunken ist. Vie blaue Marke. Humoreske vott I. Pi a. (Fortsetzung au» Nr. 30.) In den nächsten zwei Stunden amüsierte ich mich köstlich und fast ausschließlich mit ihr; und seltsam, fast schien e», al» wäre sie ganz allein ohne jegliche Begleitung, ohne irgend eilten älteren Herrn oder Dame da, die e» für ihre Pflicht gehalten hätten, sich einmal um ihre Schütz befohlene zu kümmern. Nun, ich war nicht böse darüber und sie schien sich auch gern an meiner Unterhaltung genug sein zu lasten. Nur, wer sie war, sagt« sie mir nicht, so sehr ich sie auch darum bat. „Nun, bald ist e» 12 Uhr", tröstete ich mich, »da wird demaskiert, dann werde ich ja sehen, wer meine reizende Polin ist". Denn dah sie ebenso hübsch sein muhte, wie sie munter und liebenswürdig war, daran zweifelte ich keinen Augenblick Bald sollte ich aber erfahren, dah sie neben all ihren Tugenden auch recht boshaft sein kvnrite; denn plötzlich, kurz vor der Demarkierung war sie von meiner Seite verschwunden, ohne dah" e» mir gelungen wäre, sie wieder zu entdecken, Ob wohl ich bi» gegen drei Uhr blieb. Die schöne P-lin hatte e» mir wirklich angetan, sie allein war schuld daran, bäh ich schließlich, i»ls ich mich endlich zur Ruh« legt«, doch von d«m sein, dah mein Auge sie sich — je länger ich an sie dachte — immer reizender, immer besttickender vorstellte, bi» sie mir schließlich al» Ideal weib licher Anmut und weiblicher Liebenswürdigkeit vorschwebte. Wenigstens wenn ich jetzt als wür diger gesetzter Ehemann und Vater von zwei munteren aufgeweckten Knaben und einem kleinen süßen Töchterchen, dem ganzen Ebenbilds meiner lieben süßen Marie — wenn ich jetzt an mein ge radezu wahnsinnige» Verhalten zurückdenke, kann ich eS mir nur damit erklären und — einiger mähen entschuldigen. Doch ich will nicht vorgreifen. Da ich aber bereit» verraten habe, dah auch ich zu den Mil lionen und Milliarden gehöre, die in die Netze gingen, die zarte weibliche Hände für sie auSge- breitet hatten, will ich auch weiter verraten, dah diese» Schicksal mich in Bad Tharlottenbrunn er eilte. Dort lernte ich Marie, meine jetzige Gat tin kennen. Sie war mit ihrer Mutter, der Frau Kommerzienrat Donat au» D ... da. Ihr net te», muntere», einfach liebenswürdige» Wesen und ihr liebe» Gesicht mit den sanften dunkelblauen Augen und dem nußbraunen Haar fesselten mich bald so, dah ich die blaue MaSke doch endlich ver gab; und al» wir nach sechswöchigem täglichen Beisammensein voneinander schieden, steckte ich Marie einen glatten Goldreif an die linke Hand und hofft«, sie noch vor Ende de» Jahr«» al» Sachse». Bischofswerda, 8. Februar. — Lest die OrtSpresse! Unter dieser Spitzmarke enthalten die „Bautzner Nachrichten" die nach- folgenden, sehr zutreffenden Ausführungen: Seit, einiger Zett macht sich mehr denn je in unserer^ Stadt die auswärtige, namentlich aber die Groh- stadtpresse breit, und e» ist tief bedauerlich, dah sich immer wieder Leute finden, die diese Propa- 'M ganda unterstützen, indem sie auswärtige Blätter 1 abonnieren und — die Fälle find durchaus nicht vereinzelt — ihre heimische Zeitung abbestellen. § Neuerdings hat nun wieder hier eine solche Mas- senpropaganda für eine grosse Dresdener Zeitung eingesetzt, und wir erachten eS darum als unser« Pflicht, auf die Nachteile hinzuweisen, die darau» ! notwendigerweise entspringen. Wenn eS schon Z einerseits moralische Pflicht eines jeden Einheimi- i schen ist, in erster Linie die Ortspresse zu bechjck- fichti^en, denn sie ist es, die für die heimisches Interessen einttitt und sozusagen Freud und Leid mit der Einwohnerschaft teilt, so liegt doch der Schwerpunkt der entstehenden Nachteile ganz wo anders. Und zwar ist es der Mittelstand und alle die kleineren Handwerker, Geschäftsleute und ; nicht minder auch die Gastwirte, die ein auher- - ordentliches Interesse daran haben, daß die OrtS- presse, und zwar nur diese, in erster Linie Berück- ; sichtigung findet. Denn Hand in. Hand mit dieser H Massenpropaganda von seiten der auswärtigen H Presse geht die Geschäftspropaganda, die die Konsumenten n a chderGrohstadtlockt. L Daß sich die Bevölkerung dabei ins eigene Fleisch I schneidet, liegt wohl auf der Hand, und die An- W sicht, daß das Handwerk goldenen Boden habe, U wird dadurch immer mehr zur haltlosen Phrase. H Wer die OrtSpresse unterstützt, der fördert auch / die heimische Industrie und besonders das kleine F Handwerk, daS gerade in der jetzigen Zeit schwerer H denn je um seine Existenz zu kämpfen hat. Da- rum ist es Pflicht eines jeden Einwohners, der grundsätzlich nur eine Zeitung liest, aus den ge- nannten schwerwiegenden Gründen einzig und allein nur die OrtSpresse zu unterstützen. Er er- füllt damit nicht nur eine schöne und dabei eigent lich selbstverständliche Bürgerpflicht, sondern er trägt direkt bei zum Wohle weitester Bevölke- 7 rungSkreise unserer Stadt. Es ist kein übertrie bener Lokalpatriotismus, noch viel weniger eine . - einseitige Interessenvertretung, sondern eine so- ziale Forderung im besten Sinne, wenn von dieser Stelle auS die eindringliche Mah- l nung an alle heimischen Bevölkerungskreise er- I geht: Laßt die Massenpropaganda der Grohstadt- r- presse und lest die OrtSpresse! H — vll. Abschliehuug von Lehrverträgen. Da die von der Gewerbekammer zu Zittau mit Ge- A nehmigung des König!. Ministeriums erlassenen H Vorschriften zur Regelung des Lehrlingswesens D von solchen Handwerkern, die einer Innung nicht § angehören, aber Lehrlinge halten, noch immer H nicht genügend befolgt werden, sehen wir uns ver- anlaht, um dieselben vor Benachteiligung und ; Strafen zu bewahren, auf folgende Bestimmungen H aufmerksam zu machen: Der Lehrvertrag ist Z