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Lieder mit Pianofortebegleitung, gesungen von Frau Gutheil-Schoder. a) Kinder des Glücks von Gustav Gutheil. Sorglosen Lächelns Die Lippen geschürzt, Fröhlich die blühenden Wangen geröthet, Tanzen wir Kinder des Glücks Uns’re sonnigen Pfade dahin. Rosenkränze Und schimmernde Bälle Werfen wir uns Und den Fremdlingen zu. Wer uns begegnet, Dem huscht es wie Gold Ueber das sinnende Antlitz. Auf weichen Armen Trägt uns das Weib, Süss von Küssen Duftet die Luft. Unser Wort Ist Gesang Und Gesang Uns’re Antwort. Fallen uns Feinde an, Schütten wir lachend Klingende Blitze Ueber sie aus. Aber dem Urfeind Kommen am liebsten wir Raschen Entschlusses Selber zuvor. Wir sind der Welt Unschuldigster Sinn, Wir sind die Erntenden Mühsamer Saaten. Sorglosen Lächelns Die Lippen geschürzt, Fröhlich die blühenden Wangen geröthet, Tanzen wir Kinder des Glücks Uns’re sonnigen Pfade dahin. Morgenstern. b Volksliedchen Wenn ich früh in den Garten geh’, In meinem grünen Hut, Ist mein erster Gedanke, Was nun mein Liebster thut. von R. Schumann. Am Himmel steht kein Stern, Den ich dem Freund nicht gönnte. Mein Herz gäb’ ich ihm gern, Wenn ich’s heraus thun könnte. Wenn ich früh in den Garten geh’, In meinem grünen Hut, Ist mein erster Gedanke, Was nun mein Liebster thut. Pr - Rückert. c) An eine Aeolsharfe von J. Brahms. Angelehnt an die Epheuwand Dieser alten Terrasse, Du, einer luftgebor’nen Muse Geheimnissvolles Saitenspiel, Fang’ an, Fange wieder an Deine melodische Klage! Ihr kommet, Winde, fern herüber. Ach! von des Knaben, Der mir so lieb war, Frisch grünendem Hügel. Und Frühlingsblüthen unterweges streifend, Uebersättigt mit Wohlgerüchen, Wie süss bedrängt ihr dies Herz! Und säuselt her in die Saiten, Angezogen von wohllautender Wehmuth, Wachsend im Zug meiner Sehnsucht, Und hinsterbend wieder. Aber auf einmal, Wie der Wind heftiger herstösst, Ein holder Schrei der Harfe Wiederholt mir zu süssem Erschrecken Meiner Seele plötzliche Regung, Und hier — die volle Rose streut geschüttelt All’ ihre Blätter vor meine Füsse. Eduard Mörike.