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4» ck- Eckartsau, 5. November. Der heutige erste Jagdtag nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. Kaiser Wilhelm war vom WaidmannSheil sehr begünstigt. Während der drei Vormittagstriebe brachte Se. Majestät mehrere starke Hirsche zur Strecke. Beim Dejeuner, das im erzherzoglichen Jagdzelt um die Mittagszeit serviert wurde, war der Kaiser, erfreut über die günstigen Jagdresul- Frankreich. Der deutsch-französische Zwischenfall von Casa blanca, welcher infolge der Balkanereignisse in den Hintergrund des politischen Tagesinteresses gedrängt worden war, meldet sich jetzt wieder. Laut einer Meldung aus Paris hat die deutsche Regierung an die französische Regierung die Forderung gestellt, sie solle sich zunächst wegen des Auftretens ihrer Beamten in Casablanca gegenüber dem deutschen Vizekonsul entschuldigen, ehe die ganze Sache, wie geplant, vor ein Schieds gericht gelange. Es ist noch nicht bekannt, wie sich die Clömenceausche Regierung zu diesen deutschen Forderungen stellt; offenbar droht sich aber die Casablanca-Affäre bedauerlicherweise erneut zu verschärfen. Die Gerüchte, es sei in dieser Ange legenheit zu einer erregten Auseinandersetzung zwischen dem Fürsten Bülow und dem französischen Botschafter am Berliner Hofe, Cambon, gekom men, werden jedoch als unbegründet bezeichnet. Die französische Presse nimmt in der Casa blanca-Affäre eine sehr unfreund liche, zum Teil drohende Haltung ge- gen Deutschland ein. Die Forderung, daß Frankreich erst um Entschuldigung bitten müsse wegen de- Angriffs auf den deutschen Konsular beamten, bevor ein Schiedsgericht die internatio nale Stellung der Fremdenlegionäre behandeln könne, wird entrüstet zurückgewiesen. Der Kon- flikt hat sich ohne Frage verschärft. Petitionen zu erledigen, zu denen keine Wort meldungen vorliegen, und dann die Sitzung zu vertagen, um den Fraktionen Zeit zu gewähren, Beratungen über die politische Lage zu pflegen. Es gelangten nun eine Reihe von Petitionen zur Erledigung, worauf das Haus einen Antrag des Zentrumsabgeordneten Spahn auf Vertagung ab lehnte. Den Rest der Sitzung füllte dann die Er örterung weiterer Petitionen aus. Am Donners tag beriet der Reichstag die Vorlage über die Au tomobilhaftpflicht in erster Lesung. Eingegangen sind im Reichstag von neuen gesetzgeberischen Materien bis jetzt die soeben in ihrem Inhalt bekanntgewordene Vorlage über die Reichsfinanzreform und das Weingesetz, außer dem verschiedene Interpellationen, darunter die sowohl von den Nationalliberalen, als auch von den Freisinnigen, ferner von den Konservativen, der Reichspartei und den Sozialdemokraten einge brachten Interpellationen, welche sich sämtlich auf die Veröffentlichung des Kaiser-Interviews im „Daily-Telegraph" und die hierdurch geschaffene Lage beziehen. Darüber, wann die Beantwortung dieser letzteren Interpellationen seitens des Reichskanzlers erfolgen wird, liegen einstweilen widersprechende Meldungen vor. Neuerdings heißt es, diese Antwort sei erst für Montag oder Dienstag zu erwarten. Jedenfalls wird von der Ar- der Erwiderung des Fürsten Bülow und von ihrer Aufnahme im Reichstag wesentlich die weitere Entwickelung der entstandenen kritischen inneren politischen Lage mit abhängen. Es wird sich aber wohl bald entscheiden müssen, welche Mit glieder des Auswärtigen Amtes, vom Reichskanz- ler selber ganz abgesehen, eigentlich der Krisis zum Opfer fallen werden. — Der nationalliberale Abgeordnete Bassermann sollte sehr scharfe Aeuße- rungen über die Amtsführung des Fürsten Bülow getan haben. Herr Bassermann dementiert jetzt aber diese Behauptung sehr entschieden. Deutsches Reich. Der Kaiser war vom Mittwoch abend bis Sonnabend nachmittag der Jagdgast des ihm persönlich befreundeten österreichisch-ungarischen Thronfolgers, des Erzherzogs Franz Ferdinand, auf dessen Schloß Eckartsau in Niederösterreich. Von dort begab sich dann der Kaiser weiter nach Schloß Schönbrunn zu dem schon angekllndigten Besuche des Kaisers Franz Josef. Die neueste Be gegnung Kaiser Wilhelms mit dem greisen Herr scher Oesterreich-Ungarns spiegelt zunächst die innige persönliche Freundschaft wider, welche die beiden Monarchen ja schon seit langen Jahren umschlingt, daneben aber bekundet das Ereignis erneut die unerschütterliche Fortdauer des engen Bündnisverhältnisses zwischen ihren Reichen, das gerade jetzt angesichts der Balkankrisis wieder erhöhte Wichtigkeit und Bedeutung erlangt. Man barf es als zweifellos betrachten, daß in der Un terredung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef die Vorgänge im europäischen Süd osten zur Erörterung gelangen; ob es jedoch hierbei zu irgendwelchen neuen politischen Verein barungen oder sonstigen Abmachungen kommen wird, das muß noch dahingestellt bleiben. Im Zeichen der noch keineswegs erledigten Bülow-Krisis hat der deutsche Reichstag seine seit vergangenen Mai vertagt gewesenen Verhand- lungen am Mittwoch nachmittag wieder aufge- nommen. Die Tagesordnung dieses ersten Sitzungstages des Reichsparlamentes nach seinen langen Sommerferien entsprach indessen keines- weg» der im Hause herrschenden gespannten Er- Wartung der Dinge und der starken Besetzung des HauseS, denn es standen nur Petitionen zur Be ratung. Zunächst entspann sich eine kleine Ge- schäftSordnungSdebatte, welche durch den Antrag -eS Abgeordneten Fürsten Hatzfeld (Reichs partei) hervorgerufen wurde, vorerst jene hr. llftn- :üer so» »Hilfe Lio. eB dein U da- 4nir «Mt Iran sod. Ausführung -es Reichsvereinsgesetzes Die Ankündigung öffentlicher Versammlungen zur Erörterung politischer Angelegenheiten kann für sämtliche Orte des Amtsgerichts bezirks Bischofswerda in den Bischofswerdaer (Neukircher) Nachrichten erfolgen. Bautzen, am 29. Oktober 1908. Königliche Amtshauptmannschaft. Freitag, de« IS. November 1908, nachmittags S Uhr, sollen in Bischofswerda 1 Glasfchrank und 1 Regulator gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Königl. Amtsgericht. , Bischofswerda, am 6. November 1908. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Ortskrankenkasse Putzkau. Sonntag, den 15. November, nachmittags ' -4 Uhr, im Erbgericht z« Oberpntzka« statt Schluß der Präsenzliste 4 Uhr. -WU Tagesordnung: 1) Wahl der Revisoren zur Prüfung der Jahresrechnung 1908. 2) Ergänzungswahl dec ausscheidenden Vorstandsmitglieder. Hierzu werden alle stimmberechtigten Kassennntglieder und deren Herren Arbeitgeber eingeladen. Ptttzka«, den v. November 1908. Akk BlltfitzkN-t. Ang. Lehmann. Biehmarkt in Pulsnitz: Dienstag, -en 1i>. November. BTT' Ursprungszeugnisse sind mitzubringen. 1S08 7. November Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis vorm. 10 Uhr angenommen, gröbere und komplizierte Anzeigen tags vorher, und kostet die viergespaltene KorpuSzeile 12 «>, die Reklamezeile 25 -l Geringster Jnseratenbetrag 40 ->. Für Rückerstattung eingesandter Manuskripte usw. keine Gewähr. Kernsprechstelle Nr. LS. 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