Volltext Seite (XML)
. Au kirnst für die Volttwittschast einen hohen wert erlangen kann. Hieran- «cklärt sich da- lebhafte -Interesse, welche» da» Publikum an diesem Gegen stände nimmt, und die Aufregung, welche die zu nächst beteiligten Kreise ergriffen hat. Angesicht» Lieser Tatsache ist mit der naheliegenden Gefahr Lu rechnen, daß sich Spekulanten in ihrem alleini gen Privatinteresse der Sache bemächtigen und dadurch dem Gemeinwohle unermeßlichen Schaden Lusügen. Die Staatsregierung hat sich daher vor die Frage gestellt, ob der gegenwärtige Stand der ^Gesetzgebung eine ausreichende Gewähr dafür biete, daß die fraglichen werte eine gemeinnützige, die Wohlfahrt de- Lande» fördernde Verwertung in dem Maße finden, wie es die Allgemeinheit zu wünschen berechtigt ist. Diese Frage war zu verneinen. In dieser Erkenntnis schlägt die Regie rung den Ständen eine Abänderung de- gelten den Berggesetzes vor, worüber die Stände dem nächst eingehend beraten werden. Vermischtes. — Wie weit ist der Schulweg? Die Zeitschrift für Gesundheitspflege macht interessante Mittei lungen über den Schulweg, den die preußischen Volksschulkinder zurückzulegen haben. Nicht Meniger als 210 7S8 preußische BolkSschulkinder -Haben einen Schulweg von mehr al» 2'/, icm. Die -Kinder müssen also bei ungeteilter Schulzeit «inen Weg von mehr als 6 dm, bei geteilter Schul zeit mehr als 10 dm täglich zurücklegen. Daß Hierin ein großer Uebelstand liegt, ist unverkenn bar, aber der Fortschritt in dieser Beziehung ist -sehr langsam. Die erwähnte Zahl stammt aus Lem Jahre 1906. 1891 wurden aber 217 389 Schulkinder in Preußen gezählt, bei denen der »Schulweg übermäßig weit war. DaS bedeutet also in 15 Jahren nur eine Abnahme von beiläufig "7000 Kindern, denen eine Verkürzung des Schul weges zugute gekommen ist. Nach Ansicht der "Deutschen Schule ist eS die Begründung Hon kon fessionellen Zweigschulen, welche dem Fortschritte Hinderlich ist. Dadurch wird nämlich der Vorteil 'wieder wettgemachk, den sonst die allmähliche Ver richtung de» VolkSschulnetzeS im natürlichen Ver lauf der Dinge mit sich bringen würde. — Der Rechnungsabschluß de» Mitteldeutschen BuudeSschieheu», das diese» Jahr in Gera abge- 'Halten wurde, hyt einen kleinen Ueberschuß er geben, obwohl der Festzug mit Musik allein etwa 10000 gekostet hat. — Eine Demonstration vor der Schlächter- Herberge. Am Freitag abend veranstalteten etwa 800 SchlSchtergesellen vot in einer in der Muläck- fftraße inBerli «befindlichen Schlächterherberge «ine Demonstration, die sich gegen den daselbst Mahnenden Sprechmeister der Schlächter-Innung Dräebevt richtete; die Demonstranten schlu gen mehrfach die Fensterscheiben ein, be schimpften mehrfach die Schutzleute und bewarfen ste mit Steinen. Die Schutzleute mußten mit Hlanken Masten vorgehen. Erst verstärkter Poli- Heimannsthaft gelang eS, die Ansammlung zu zer streuen. Fünf Personen wurden verhaftet. — Die Kaffe her Güterabfertigung des Bre vier Bahnhofs ist iü der Nacht zum Sonnabend, vm 24000 -^.beraubt worden. Der DiÄ hat die Passe mittels Nachschlüssel» geöffnet, die Summe Herausgenommen und die Kasse wieder verschlos sen. Da» Geld war zu Lohnzahlungen bestimmt. Vom Täter hat man noch keine Spur. — Der falsche Kriminalgendarm, der vor eini gen Tagen in Unterbach (Kreis Düffeldorf) dem katholischen Pfarrer unter der Vor- fpiegelung, ee sei PolizLibeamter, eine Kaffette rnit 700 Mark Inhalt entwendete, ist am Mitt woch in der Nähe vor» Düsseldorf verhaftet worden. Er nannte sich Karl Lelhoffund war .zuletzt in Mattingen wohnhaft. Man fand in seinem Besitze noch fast die ganze Summe. — Wie vr. Vock sei« erste» Honorar für da» „Buch vom gesunde« ««d kranke« Mensche«" er- Hielt. Im „Franllrnberger Lagchlatt" bringt des sen Redakteur Herr Ern st Rößberg folgende "Erinnerung au» einer Erzählung de» verstorbenen 'Leipziger Buchhändlers Eduard Strauch: ES war 1852, die „Gartenlaube"' war im Ent stehen begriffen. Ihr Urheber, der Buchhändler Ernst Keil aus Leipzig, hatte im LandeSge- sänguiS zu HubertuSburg, wo er infolge seiner Teilnahme an den 49er Ereignissen, insbesondere seiner literarischen Tätigkeit für seinen freimüti gen „Leuchtturm" in Hast saß, beim matten Licht «iner glimmenden Zigarre — die Bergüüstigung Le» Rauchen- war ihm geworden — da» Pro- «ramm zu einem neuen volk-tümlichen Blatt ent worfen. Mitarbeiter wollte er au» allen Gebieten Le» Wissen» gewinnen und e» fiel -er populären He Erzähler. G«tt» ». Persönlichkeit Keil» nicht schwer, Männer zu fin den, die in ihren Kreisen Autorität waren. Da fanden fich zusammen vr. Hoffmann, Roßmäßler, vr. Bock, Temme, Stolle und viele andere Männer von gutem NamenSklang und am 1. Januar 1853 erblickte die „Gartenlaube" da» Licht der Welt. Einer der fleißigsten Mitarbeiter, und zwar auf dem Gebiete volkstümlicher Medizin, war Pro fessor vr. Bock. Seine Artikel in der „Garten laube" zündeten und erweckten Aufsehen — war man e» doch bi» dahin gar nicht gewöhnt, daß die Ergebnisse der ärztlichen Wissenschaft volkstüm lich dem weiten Publikum dargeboten wurden! — Und das verstand Bock so, daß, nachdem eine An zahl seiner Aufsätze in die Welt hinausgegangen waren, der Verleger Ernst KeU ihn einlud, den bisher behandelten Stoff in Zusammenhang zu bringen und weiter zu einem abgeschlossenen Buche zu gestalten. Bock zögerte nicht, zumal Keil daS Risiko für daS Erscheinen de» Buche» selbst über nahm. Nun erschien — allerdings noch lange nicht in dem äußeren Umfange wie die späteren Aus gaben — 1854 erstmalig „Bocks Buch", zwei Worte, in denen sich Bock» joviale Persönlichkeit und sein Wissen verkörperten, — förmlich Ver schlungen von der damaligen deutschen Leserwelt, die noch nicht durch sich überstürzende Literatur produkte übersättigt worden war. DaS gab für den Verleger guten Erfolg, er wollte — ein echter deutscher Mann — aber auch Bock an den Erfolgen schon der ersten Auflage redlich teilnehmen lassen — der gute Doktor Bock brauchte es auch; denn er hatte fich in Kohlenwerksspekulationen einge lassen, die aber sehlschlugen und Bock recht in Ver legenheit brachten. Da fand Keil an dem Manne seine» Vertrauens, dem dieser Tage verstorbenen Buchhändler Eduard Strauch, einen Helfer zur Ausführung eine» originellen Planes der Gewinnbeteiligung. Weihnachten nahte — 1854 oder 1855 war es — Keil ließ durch seinen „Strauch" beim Buchbinder eine Atrappe bestel len, einen großen Kohlenblock darstellend. In diese schwarze Atrappe wurde blankes Silbergeld hin eingefüllt, so viel wie Keil als Anteil Bocks an den Erfolgen des Werke» berechnet hatte. Daß dieser Anteil sehr reichlich auSfiel, hatte Bock vor her nicht geahnt. Christabend wurde genannter Herr Strauch beauftragt, mit einem Markthelfer den kostbaren „Kohlenblock" als einen Glückauf- Gruß des Verlegers Keil in Doktor BockS Woh nung zu bringen und damit den so rasch bekannt gewordenen Schriftsteller zu überraschen. So wurde der „Silberblick", -en Keil seinem Freund Bock übersandte, zugleich ein sinnreicher Trost für die verfehlten Kohlenspekulationen! Bei Bock aber herrschte große Freude üher daS so reiche und da bei eigenartig überreichte Autorenhonorar, und der damals junge Gehilfe Strauch mußte mit Bock auf ferneres Gedeihen des „Buche» vom ge sunden und kranken Menschen" ein ExtraglaS trinken. Gediehen ist daS Buch allerdings zu gro ßer Bedeutung und Ansehen in allen deutschen Landen. — So hat eS der nun verstorbene Herr Strauch demVerfaffer dieserZeileneinsterzählt — ob dieseEpisodeinweitereOeffentlichkeitgedrungen ist, weiß ich nicht. Aber gewiß wird mancher diese kleine Skizze gern lesen, die von gemütvoller Auffassung geschäftlicher Dinge in älterer Zeit einen Beweis gibt. — Juwele« im Werte von eiuer halbe« Million Mark gestohlen. Nach Mitteilung der Hamburger Kriminalpolizei hat ein Diamanten händler aus Kopenhagen Juwelen im Werte von einer halben Million Mark im Hotel Hamburger Hof zur Aufbewahrung übergeben, welche in der Zeit von 11 bis 12 Uhr mittags gestohlen wurden und zwar-aus dem für Aufbewahrungszwecke be stimmten Geldschranke, zu dem nur die Hotel leitung und die Wertsachenbesitzer die Schlüffe! haben. — Toulon, 1. November. An Bord des Panzer schiffe» „B>r ennuS" find 60 Matrosen unter Bergt ftüngSerscheinungen erkrankt. Der SchiffSarzt hat eine Untersuchung der ver wandten Nahrungsmittel angeord.net. . — Explosion. Eine Kiste mit der Aufschrift Spezereiwaren explodierte auf dem Bahnhof in Le Breüil bei Jfföire. Zwei Bahnbeamte wurden getötet und mehrere verletzt. Die Kiste, deren Explosion den Tod zweier Bahnbeamten verursachte, enthielt, wie die Untersuchung ergab, nicht Dynamit, sondern Feuerwerkskörper, die an einen Kaufmann versandt worden waren und durch einen unglück lichen Zufall zur Entzündung gebracht wurden? — Eine gewaltige Feuersbrunst, durch die eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, hat — wie erst jetzt bekannt wird — in Südrußland gewütet. Dem „B. T.' wird darüber berichtet: Die abgelegene Stadt Sterlitamak im Gouvernement Ufa ist vor mehreren Tagen bei starkem Winde bis auf den Grund niedergebrannt. Insgesamt sind 526 Wohnhäuser, 7 Schulen, mehrere Kirchen und ein Hospital für Frauen ein Raub der Flammen geworden. Auch eine Holz brücke wurde eingeäschert. Der Schaden beträgt zwei Millionen Rubel — Die Königin Alexandra vo« England leidet seit einigen Jahren an einer Schwerhörig keit, welche die Unterhaltung mit ihr sehr schwierig macht. Jetzt ist nun aus Nordamerika ein neuer Hörapparat angelangt, der ihr die Unterhaltung ohne Hilfe des lästigen Hörrohrs und der Ohr trompete ermöglichen soll. Der Schallüberträger dieses sinnreich konstruierten Apparates läßt sich in den Falten der Robe verbergen, während die dazu gehörige Batterie sich bequem in einer Tasche üttterbringen läßt. Für die Unterhaltung bei Tische ist ein besonderer Apparat hergestellt worden, der auf die Tafel gestellt und durch ein Blumen arrangement verdeckt wird. Drähte, die von hier aus unter dem Tisch entlang laufen, sollen der Königin ein Gespräch mit den Tischgenossen er möglichen. Drahtnachrichten und letzte Meldungen Berli«, 3. November. Auf Anregung de» Oberpräfideute«, der die Vertreter der städtische« Behörde« uad aller Berliuer Turuvereiue für gestera zur Konferenz geladen hatte, sollen in Berli« all« Bereinigungen, die sich die Förderung der körperliche« Ausbildung zur Aufgabe gestellt haben, zu gemeinsamen Handeln vereint werde«. Berlin, 3. November. Die letzte UebuugS- fahrt de» Parseval-Ballous ist auf heute ver schob«« Word««. Lirgnitz, 2. November. Die 39jährige Gattin de» Frauruarzte» vr. Schultz begoß sich mit Petroleum und zündete es an. Sie verstarb nach qualvollem Leiden. Magdeburg, 3. November. Gestern nach mittag stieg der Ingenieur Grade mit seinem Flugapparat zum ersteumale auf. Der Apparat erhob sich aufaug» 1'/, Meter und flog 50 Meter weit. Beim dritten Versuche stieg er uach «iue« Anläufe von 100 Metern bis z« 8 Meter Höhe nud durchflog 60 bi» 70 Meter. Durch Schwan kungen kam der Apparat zu einer allzuschnelleu Landung, wobei eine Schraube und die rechte Flügelspitze brachen. Erf » rt, 2. Nov. Ja der köaigl. Gewehrfabrik find umfangreiche Diebstähle an Gewehrteilen auf- gedeckt worden. Bi» jetzt wurden ein Depot-Vize- feldwebel, ein Gewehrfabrikarbeiter und ein au»- wärtiger Agent verhaftet. Weitere Verhaftung«« stehen bevor. Annaburg, 2. November. Gegen 150 Zöglinge de» Militär-Knabeninstituts und der Unteroffizierschule sind an DiphtheritiS und Mandelentzündung erkrankt. Sonneberg, 2. November. DaS Portal der romanischen Kapelle des Kloster» Landheim in Oberfranken, aus dem 12. Jahrhundert ent- stammend, ist für das Berliner Museum äuge- kauft und darauf der Abbruch sofort begonnen worden. Hamburg, 2. November. Der durch einen Polizeihund gestellte Knecht Hütscher in Trems büttel hat die Ermordung des Händlers Walther eingestanden. Wie», 2. November. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, haben heute vorbereitende Schritte zur Lösung der Ministerkrisis begonnen. Für den Fall der Neubildung des Kabinetts durch Frhrn. von Beck spricht man von der Ersetzung des Ministers Geßmann durch den Prinzen Aloi» Lichtenstein, vo« dem Eintritte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses Weißkirchner und vo« der Heranziehung eine» Mitgliedes deS Herren- Hauses. Wenn die Lösung der Krisis bi» zum 17. November nicht gelingen sollte, würde der Zu sammentritt des ReichSrateS verschoben werden. Bern, 2. November. Die Stadt Lansanae schrieb an den GenrralstabSobersteu Schack, er möge al» Ausgangspunkt de» nächstjährigen Gor- don-Bennett-Rennen» die Stadt Lausanne wählen. Belgrad, 2. November. Von maßgeben der Stelle wird mitgeteilt, daß die Mitglieder der Gkupschtina telegraphisch zur Teilnahme an einer morgen stattfindenden sehr wichtigen, wahrschein- lich geheime« Sitzung aufgefordert wnrden, i« der die Regierung Aufklärung über die politische Lage und über ihr Vorgehen geben wird. Belgrad, 2. November. Wie vo« zustä»- digrr Seite gemeldet wird, hat dir serbische Re- gierung auf die ihr vo« de« Vertreter« Eng land», Rußland», Frankrrich» uni, Italien» gr-