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kohlenwerke. Auch die böhmischen Braun kohlenwerke htzben einen bedeutenden Rückgang ihres Absatzes und schlechte Geschäftslage zu ver zeichnen. Hierbei spricht der Umstand sehr mit, daß auf der Elbe der Wasserstand seit vielen Wochen bei der anhaltenden Trockenheit nur ge ringe Kohlenverfrachtungen zuläßt. Die Trocken heit zwingt auch gegenwärtig die Zuckerfabriken, sehr langsam zu arbeiten, da die Rüben nicht an geliefert werden können. Da nun die große Zuckerindustrie in Nord-Böhmen und bei Magde burg ein Hauptabnehmer der böhmischen Braun kohle ist, leidet deren Absatz ebenfalls. Von Böh- men gingen auf den sächsischen Staatseisenbahnen in den ersten drei Vierteljahren von 1907 3476 000 Tonnen Braunkohle ein, dieses Jahr dagegen nur 3 370 000 Tonnen. Dagegen erhöhten sich die Einfuhren von Braunkohle aus Preußen und Thüringen, sowie die Verfrachtungen sächsi scher Braunkohle auf den sächsischen Staatsbahnen um 164 000 Tonnen. Sie betrugen 3 039000 Tonnen in den ersten drei Vierteljahren von 1908. — Eine Viehzählung für Sachsen ist nach einer Ministerialverordnung auf den 1. Dezember angesetzt, und zwar soll bis auf weiteres in jedem Jahre, für das eine umfänglichere Viehzählung nicht angeordnet wird, am 1. Dezember und, falls dieser auf einen Sonntag fällt, am darauffolgen den Werktage eine beschränkte Viehzählung vor genommen werden. Freiberg. Hier feierten am Donnerstag fünf Bürger ihr 50jährigeS Bürgerjubiläum. Sie wurden durch Ansprachen und Glückwunsch- Diplome der städtischen Behörden durch Herrn Bürgermeister vr. Steudner ausgezeichnet. Zwei von ihnen erhielten je eine Ehrengabe von 50 -4t. Die Jubilars sind Maurermeister, jetziger Pri- vatus Schälzel, die Webermeister Kühne, Eckold und Maultzsch, sowie Schlossermeister Kummer. Briesnitz a. E-, 1. November. Ein verheeren des Schadenfeuer brach in den heutigen Morgenstunden hier aus und zerstörte die weitbe kannte Dachfalzziegelfabrik von Nötzold zum größten Teil. Der Schaden wird auf über 1/. Million Mark geschätzt und 170 Arbeiter sind brotlos geworden. 15 Feuerwehren aus der näheren und weiteren Umgegend bemühten sich, dem Feuer Einhalt zu tun. Der Besitzer des Eta blissements befand sich bei dem Ausbruche des Brandes auf einer Geschäftsreise in Berlin. Leipzig. Der Senatspräsident des Reichs gerichts, vr. Freiherr von Bülow, ist zum Kaiserlichen Wirklichen Geheimen Rat mit der Bezeichnung Exzellenz ernannt worden. Leipzig. Eingebrochen wurde in der Nacht zum Donnerstag in ein Fabrikkontor in der Hohen Straße und der Tresor des Geldschrankes gewaltsam erbrochen. Daraus war eine Mappe mit 1500 gestohlen worden. Der Dieb wurde in einem daselbst beschäftigten 21 Jahre alten Handlungsgehilfen aus Niederböhmersdorf er mittelt und festgenommen. Der größte Teil des Geldes wurde in zwei Verstecken vorgefunden. Leipzig, 3. Novbr. In ihrer Wohnung in der Windmühlenstraße 21 sind gestern der 61jährige Schriftsetzerinvalid Georg Oskar Friedrich und seine 60jährige Ehefrau ermordet worden. Ihren Lebensunterhalt verdienten sich die alten Leute durch Abvermietung an Schlaf burschen. Als diese vormittags zur Arbeit gingen, verließen sie das Ehepaar noch lebend. Als mit tags einer von ihnen nach Hause kam, fand er sämtliche Türen verschlossen. Ein Zimmer wurde aufgebrochen. In diesem lag mit zertrümmertem Schädel der Ehemann, in einem Hinterzimmer, gleichfalls tot, die Ehefrau. Aus Blutspuren ist zu schließen, daß letztere vom Vorderzimmer in das Hinterzimmer geschleift worden war. Sämt liche Behältnisse waren erbrochen, Geld und Schmucksachengeraubt. Die Bluttat ist zweifellos vormittags 9 Uhr verübt worden, da die unter dem Ehepaar wohnenden Leute um diese Zeit zwei schwere Fälle von Gepolter gehört hat ten. Kurz nach Entdeckung der Tat weilten der Oberstaatsanwalt, ein Staatsanwalt, der Chef der Kriminialabteilung und der Direktor deS Instituts für gerichtliche Medizin, Professor Kockel, am Tatorte. Letzterer stellte fest, daß die beiden Leute durch Schläge mit einem schweren Instrument auf die Schädeldecke getötet worden find, wobei sich der Täter stark mit Blut besudelt haben muß. Auf dem Treppengeländer fand man zahllose Blutspuren, die vom vierten Stockwerk bis in das erste Stockwerk hinunterführten. Don dem Täter fehlt noch jede Spur. Chemnitz. Maßregelung eines Arz tes. Der von der Tätigkeit der Ortskrankenkasse auf 3 Jahre ausgeschlossene Arzt vr. meä.B oes - ser hat bei der dem Rat der Stadt Chemnitz vor gesetzten Behörde Einspruch gegen diesen Beschluß erhoben und verlangt, daß 8 in dieser Angelegen- heit in Frage kommende Ratsmitglieder ihrerseits auf 8 Jahre vom Amte suSpend irrt werden. — Im Krematorium sind im Mo- nat Oktober 1908 46 Einäscherungen er folgt. ES waten 32 männliche, 14 weibliche Per sonen. AuS Chemnitz stammen 19, von auswärts 27. Seit der Inbetriebnahme (16. Dezember 1906) fanden 914 Einäscherungen statt. Aus dem Bogtlandr. Infolge der anhalten den trockenen Witterung macht sich nicht nur in niederen, sondern auch in den höheren und wald reichen Gegenden ein Wassermangel fühl bar. Ein ergiebiger Regen ist dringend notwen dig, wenn nicht der Wassermangel bedrohlichen Charakter annehmen soll. BorSdorf. Am Freitag abend brach in dm Hauptarbeitsräumen deS großen Dampfsägewerks Bäßler L Bomnitz Großfeuer aus, das infolge deS leicht brennbaren HolzmaterialS schnell um sich griff. Der Hauptsägeraum mit den großen Sägegattern war binnen kurzer Zeit voll- ständig ausgebrannt. Einen benachbarten Schuppen, in welchem die zugeschnittenen Hölzer aufgestapelt lagen, vernichteten die Flammen ebenfalls in kurzer Zeit. Vom Landtag. Dresdm, 2. Nov. Heute verhandelte nur die Zweite Kammer. Zunächst berichtet Abgeord neter Hähnel namens der Finanzdeputation über Kap. 91 (mit Ausnahme von Titel 23) deS ersten Nachttags zum Staatshaushaltsetät für die Finanzperiode 1908/09, UniverMt Leipzig bett. Abg. l)r. Vogel trat warm für eine Gehaltsauf besserung der außerordentlichen Professoren der Universität ein und bat, sich auch der Privat dozenten anzunehmen. Staatsminister vr. Beck schloß sich dem an und wies darauf hin, daß es das Bestreben der Regierung sei, auch Unbemittelten die Möglichkeit zu geben, als Lehrer an der Uni versität zu mitten. Anderseits wie« er darauf hin, daß die Regierung zurzeit nicht in der Lage sei, den Privatdozenten eine feste Besoldung zu gewähren, da die Tätigkeit eines Privatdozenten als Vorbereitungsdienst aufzufässen sei. Abg. vr. Zoephel bat, diejenigen Dozenten, die durch ihre Tüchtigkeit die Bedeutung eines ordentlichen Pro fessors erlangt hätten, durch die an den Universi täten herrschenden Grundsätze aber rin Ordinarium nicht erhalten könnten, den ordentlichen Professoren pekuniär gleichzustellen. Abg. vr. Bogel trat nochmals für die Privatdozenten ein, während Abg. vr. Brückner gegen feste Besoldung derselben Stellung nahm. Hierauf nahm die Kammer ein stimmig die Anträge der Deputation an. Endlich berichtete Abg. vr. Seetzen namens der Finanz deputation über die Errichtung eines Neubaues für das Gymnasium zu Plauen. Abg. Günther hofft auf tunlichste Beschleunigung des Baue» und bittet die Staatsregierung, bei Vergebung der Bauarbeiten die ortsangesessenen Handwetter zu berücksichtigen. Die Kammer nahm hierauf ein stimmig den Antrag der Deputatton an. Das sächsische Gesetz über die Gewinnung und Verwertung des Radiums. 8. Dresden, 3. November. Die sächsische Staatsregierung hat nunmehr, nachdem die vor läufigen Untersuchungen an verschiedenen Stellen Sachsens über das Vorhandensein von radioak tiven Wässern ein äußerst günstige» Resultat er geben haben, den Ständen den Entwurf deS be- reitS angekündigten neuen Gesetzes über die Ge winnung und Verwertung deS Radiums vorlegen lassen. Das neue Gesetz enthält eine Fülle inter- essanten Materials, die Radiumgewinnung und -Verwertung betreffend, aus der wir das wichtigste und wesentlichste in folgendem mitteilen: Die Produktion von Uranerzen in Sachsen, zusäM- mengestellt seit dem Jahre 1870 bi» Ende 1906, belief sich auf nur rund 100 t. Gleichwohl ist dieses Vorkommen für Deutschland insofern von einer besonderen Bedeutung, weil Uranerze da selbst nirgends so verbreitet find, als im sächsischen Erzgebirge. ES darf wohl auch vermutet werden, daß das Ausbringen Sachsens an Uranerzen etwas größer gewesen sein würde, wenn deren radioaktive Eigenschaften früher erkannt worden wären. — Außerhalb Sachsen» finden sich in Deutschland, soweit bi» jetzt bekannt, Uranverbin dungen nur in untergeordneten Mengen an wenigen Stellen im Schwarzwalde, im Riesen- und Fichtel gebirge. T - Vorkommen der Uranerze in Sachsen ist im wesentlichen beschränkt auf die Gänge der Kobalt-Silber-Formation. Ihr Auftreten ist aber auch auf diesen Gängen nur ein so meter weise», daß e» sich nicht lohnte, einen besonderen Bergbau darauf zu treiben. Bisher wurden di» Uranerze nur als Begleiter der Silber-, Kobalt- und WiSmuterze nebenher mitgenommen. — Sie durch besondere Versuchsbaue aufzusuchen, war unregelmmähigen und vereinzelten Vorkommens halber, und da der Urangehalt der Erze einen be sonders hohen Wert nicht darstellte, ausgeschlossen. Nachdem jedoch nunmehr -en Uranerzen durch die Erkenntnis ihrer radioaktiv«» Eigenschaften ein allgemeines Interesse entgegengebracht und an nehmbar dadurch ihre wissenschaftliche Verwert- barkeit steigen wird, erscheint eS nicht ausgeschlos sen, daß das Privätkapital bergmännische Betriebe auf einigen der zahllosen Gänge der Johanngeor- - genstädter, Lnnaberger, Marienberger oder Schneeberger Reviere zur Gewinnung von Uran erzen behufs Verwertung ihrer radioaktiven Ei genschaften, wenigstens versuchsweise wieder auf nehmen und in bereit» verliehenen Trubenfeldern Bergbau, speziell zur Gewinnung der Uranerze, betteiben wird. — Im Freiberger Bergtevier ist ein besonderer Bergbau auf Uranerz nicht zu er warten, da der daselbst jahrhundertelang umge gangene und jetzt noch in Betrieb befindliche Berg bau mit Sicherheit ergeben hat, daß Uranerze dort nur fo selten und sporadisch verteilt auf treten, daß eS ausgeschlossen ist, zu ihrer Auf suchung und Gewinnung Betriebe mit Aussicht auf Erfolg einzuleiten. — DeS weiteren ist festge stellt worden, daß Nieder in den über den alten Oberwiesenthaler Bergbau verhandenen Akten, noch in literarischen Notizen ein Nachweis da rüber vorhanden ist, daß durch den Oberwiesen thaler Bergbau jemals Uranerze in größeren Mengen gewonnen worden sind. Auch da» zahl reiche sächsische Mineralvorkommen bergende Werner-Museum der Bergakademie Freiberg be^ sitzt keine Uraniyinerälien von Oberwiesenthal. Die montan-geologischen Verhältnisse in Oberwie senthal schließen nun zwar ein Vorkommen von bezahlbaren Uranerzen daselbst nicht aus; der Mangel jeder Nachricht hierüber beweist aber immerhin, daß ihr Vorkommen nur ein unterge ordnete» sein wird. Hätte Man daher auf den Gängen von Oberwiesenthal ohne wettere» einen Bergbau behufs Gewinnung von Uranmineralien eröffnen lassen, so hätte man ohne jeden Anhalt , und nur dem blinden Zufall vertrauend, irgend welche der alten Stollen aufgewältigen müssen. ES wären dann voraussichtlich ohne Erfolg erheb liche Geldmittel vergeudet worden. Sind doch im Zechengrund auf sächsischer Seite nicht weniger als 18 verschiedene Stollen vorhanden, von denen man einen oder mehrere hätte willkürlich in Ar beit nehmen müssen. Auf österreichischer Sette find außerdem noch 4 Stollenmundlöcher bekannt. — Man hielt eS daher für geboten, vor Aufnahme irgendwelcher bergbaulicher Arbeiten zunächst die Stollenwässer und einige Ouellwässer äuS der Gegend von Oberwiesenthal und verschiedener anderer Orte auf ihre Radioaktivität untersuchen zu lassen. Zv diesem Behufs ist das Bergamt er mächtigt worden, aus den Mitteln des Anna- berger Bergbegnadigungsfond» ein zur Feststel lung der Radioaktivität geeignetes Instrument, ein Exnersches, nach Elster und Äeitel verbesser tes Elektroskop, ein sogen. Fontaktoskop, anzu schaffen. Der Professor der Bergakademie Frei berg, Schiffner, wurde beauftragt, die Untersuch ungen vorzunehmen. Ausgedehnt wurden diese Untersuchungen auf da» Gebiet von Oberwiesen- thal, Wolkenstein, Johanngeorgenstadt, Schwar zenberg und Geher, sowie auf da» Eibenstocker Granitmasfiv. ES sind dabei nicht weniger al» 73 Wässer auf ihre Radioaktivität untersucht wor den. Die Untersuchungen find noch nicht abge schlossen, sondern werden fortgesetzt. Bereits jetzt aber steht schon so viel fest, daß die Wässer ver schiedener Orte tatsächlich eine beachtliche Radio aktivität besitzen und daß nicht allein Bergwerks wässer, sondern auch Tagewässer radioaktiv find. Von dem Ergebnisse der mit den erschrotenen Wässern anzustellenden Untersuchungen wird der Fortgang der Arbeiten abhängen. Einen Berg bau zur laufenden Gewinnung von Uranerzen zu eröffnen, ist, gegenwärtig wenigsten», nicht die Absicht. — Au» vorstehenden Darlegungen, so be sagt der Gesetzentwurf weiter, ergibt sich, daß die Gewinnung und Verwertung der Radioaktivität gerade für da» Königreich Sachsen von ganz er heblichem Interesse ist. Denn wenn auch alle Fragen Nach dem Wesen und der Wirkung de» Radinm». noch nicht völlig geklärt find, so steht doch fest, daß diese» Element schon jetzt für die Wissenschaft eine große Bedeutung hat und tn der