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Laut,einer Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." in ihren fortgesetzten Veröffentlichungen über die Reichsfinanzreform ist die Aufhebung der Fahr- kartensteüer und die Wiedereinführung der bil ligen Ortsportotaxe in Aussicht genommen. Gegen die GaSsteuer erhebt die frxikonserva- tive „Post" erhebliche Bedenken vom kommunal politischen, landwirtschaftlichen, industriellen und zuletzt vom nationalen Standpunkte aus. DaS preußische Abgeordnetenhaus vertagte sich am Schlüsse vergangener Woche bis auf weiteres. Der Präsident wird die nächste Sitzung bekannt geben. DaS Preisgericht zur Entscheidung über die Zuerkennung der Preise in der vom Berliner Verein für Luftschiffahrt als Bevollmächtigten deS deutschen LuftschisferverbandeS am 11. Oktbr. veranstalteten diesjährigen Ballonwettfahrt um den Gordon-Bennett-PreiS der Lüste ist am Sonn abend in Berlin zusammengetreten. An der Sitz ung nahmen teil Geheimer RegierungSrat Prof. BuSley, Oberstleutnant Moedebeck, Hauptmann Hildebrand, Fabrikbesitzer Riedinger als Preis richter, Rechtsanwalt Eschenbach als Syndikus. Der erste Preis wurde zuerkannt dem schweizeri schen Ballon „Helvetia", Führer Generalstabs- oberst Schäck, der zweite Preis dem englischen Bal lon „Banshee", Führer Dunville, der dritte Preis dem belgischen Ballon „Belgica", Führer GeertS. O e st e r r e t ch - U n g a r n. Die Session der diesmal zu Budapest ver sammelt gewesenen österreichisch-ungarischen Dele gationen ist am Sonntag 'wieder geschlossen wor den. Noch am gleichen Tage reiste der Kaiser Franz Josef von der ungarischen Hauptstadt, wo er die letzten Wochen über residierte, nach Wien resp. Schloß Schönbrunn zurück. Auf dem Wiener Staatsbahnhofe empfing Oberbürgermeister Lue ger an der Spitze des Gemeinderates den greisen Monarchen. Er hielt eine Ansprache an ihn, in welcher er den Kaiser als. den neuen Souverän von Bosnien und der Herzegowina begrüßte und erklärte, daß die Wiener Bevölkerung für den Frieden sei, aber auch stets bereit sein werde, Gut und Blut für die Ehre und die Integrität des Reiches einzusetzen. Der Kaiser dankte in einer kurzen Ansprache für die Begrüßung und schloß mit den Worten: „Es freut mich, daß die Aus dehnung der Souveränität auf die Okkupations länher dxn Beifall der Wiener gefunden hat. Ich hoffe, daß sich die Angelegenheit mit Gottes Hilfe ruhig und friedlich gestalten wird." Wie terllmtet, gedenkt Oesterreich auf die Boykottierung österreichischer Waren in Serbien nächstens mit einem Einfuhrverbot serbischen Fleisches nach Oesterreich-Ungarn zu antworten. Balkanhalbinsel. Die Pforte hat sich endlich in ihrer Stellung nahme zu der projektierten Balkankonferenz schlüssig gemacht. Wie aus Konstantinopel gemel det wird, nimmt die Pforte in ihrer Antwort auf die Einladung zur Balkankonferenz bedin gungsweise die Konferenz an, verlangt jedoch, daß das Programm streng beschränkt wird, daß auf ihr nur die zwei Fragen der Stellung Bos niens und der Herzegowina, sowie die bulgarische Angelegenheit verhandelt werden dürfen. Bezüg lich Bosniens und der Herzegowina wünscht sie ferner, daß die Signatarmächte in eine Unter suchung darüber eintreten, welchen Beitrag diese früheren türkischen Provinzen zur allgemeinen türkischen Staatsschuld zu leisten hätten. Be ratungen über Kompensationen anderer Staaten, sowie über Artikel 61 (Reformen in Armenien) und 23 (Kreta) des Berliner Vertrages lehnt die Pforte entschieden ab. — Der bulgarische Handels minister Liaptschew und Protokollchef Miltschew aus dem Ministerium des Auswärtigen sind in Konstantinopel angekommen, um als Delegierte der bulgarischen Regierung die Verhandlungen mit der Pforte über die Anerkennung der Unab hängigkeit Bulgariens zu führen. — Der serbische Minister des Auswärtigen, Milanowitsch, ist auf seiner politischen Europareise aus London in Paris eingetroffen. Rußland. Zum Verlaufe der serbischen Sondermission in Petersburg werden noch immer lediglich Neußer- lichkeiten berichtet. So waren am Sonntag, wie eine Petersburger Meldung besagt, die serbischen Prinzen Georg und Alexander, sowie der serbische Parteiführer Pasitsch und die übrigen Personen deS kronprinzlichen Gefolges zum Frühstück beim Kaiser geladen. Spanien. Die Königin Viktoria von Spanien sieht wie der einem freudigen Ereignis entgegen. Bekannt lich ist der Ehe de» jungen spanischen Königs- paareS bis jetzt ein Prinz entsprossen. Ma,pk^o, . Zur marokkanischen Angelegenheit liegt wieder einmal eine Meldung aus Tanger vor. Sie be sagt, daß sie -als Pärteigänger deS bisherigen Sultans Abdul Ast» bekannten'KaidS MtUgi und Si «tssa, selbst Wenn Abdul Mi» da» ihm ayge- bptene Sultanat Nicht annehmen-sollte, entschlos sen seien, die Unabhängigkeit Süd-Marokko» zu proklamieren. Die Sache Mulay HafidS würde dadurch einen schweren Schlag erfahren, dessen Rückwirkung sich auch iN Fetz bemerkbar machen würde. ! '. i. - > Friedrichshafen, 2. Novbr. Der Zeppelin I. unternahm heute einen neuen Aufstieg. Um 2 Uhr 30 Min. wurde der Ballon au» der Halle ge zogen. In den Gondeln nahmen Platz: Gtaf ZeppeUn, Herzogin Wer», die Tochter des Graf«» Zeppelin Gräfin Hella, der Hofmarschall der Her zogin und eine Hofdame. Da» Luftschiff beschrieb zunächst einen Bogen, flog dann landeinwärts, kehrte zurück und fuhr über da» Schloß hinweg in der Richtung auf die Stadt Friedrichshafen. Bald darauf kam e» nochmals zurück- kreuzte über dem Schloßturm und über der Manzeller Werft und nahm seinem Kur», in der Richtung aus dse Insel Mainau. Die ganze Fahrt dauerte nur Stunde; um 3'/. Uhr wurde die Landung glatt vollzogen. .. ...... S a ch s e p. Dresden, 3. Novbr. Se. Maj. der König unternahm am Sonnabend mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Evpst Heinrich und -en Prinzessinnen-Töchtern einen Ausflug nach der Bastei. — Das König!. Hoflager wird heute Dienstag von Pillnitz nach Dresden Verlegt. Bischofswerda. November. Der Monat No vember hat begonnen. Gin-- und Nebelmonat nannte ihn Karl der Große. Unsere Bezeichnung November datiert noch von dem Kostender der alten Römer her. Da bei ihnen das Jahr erst mit dem März anfing, hielt dieser Monat die neunte Stelle inne. Gar manches mahnt in ihm an Len Tod. Darum scheint er selbst -en Dahistgeschie- denen geweiht: Die Katholiken feiern am zweiten Tage desselben Monats den Gedenktag Aller seelen, an dem die Verstorbenen durch besondere Gebete und reichen Schmuck ihrer letzten Ruhe stätten geehrt werden. Die evangelische Kirche hat den Totensonntag in diese Zeit verlegt mit all sei nen sinnigen, frommen Gebräuchen. Aber nicht nur dem Schmerze und der Trauer sollen wir uns im November hingeben. Drinnen im Zimmer beim wärmenden Ofen und der leuchtenden Lampe soll Gemütlichkeit und Freude herrschen. Da sammeln sich die Fämilienglieder wieder um den Familientisch. Da wir- geplaudert und ge lacht, als ob es keine Novemberlaune gäbe. Fester knüpfen sich die Bande von Herz zu Herz. Die Eltern können dem Lallen ihres Jüngsten nicht genug lauschen, während die älteren Kinder schon ganz vernünftig Frage- und Antwortspiele üben oder über ihre Schularbeiten grübeln. Auch beginnt jetzt die Geselligkeit wieder. Der glän zende Ballsaal mit seinen tanzlustigen jungen Menschen läßt eitel Fröhlichkeit und Lust auf kommen. Einladungen zu Diners, Soupers, Kränzchen usw. geben Gelegenheit, alte Bekannt schaften aufzufrischen und neue anzuknüpfen. Die Theater und Konzertsäle haben Hochsaison, und interessante Vorträge und Veranstaltungen sorgen dafür, daß es an Anregungen nicht fehlt. Wo die Natur nur wenig zu bieten vermag, da treten Verkehr und Kunst an ihre Stelle und sie beide be scheren uns ost mehr als genug des Schönen und der Abwechslung! Bischofswerda, 3. November. Theater im Schützenhaus. Wie bereits bekannt, wird das Bautzener Stadttheater am Donnerstag, den 5. November, sein erstes Gastspiel absolvieren und bringt gleich eine Operetten-Novität, die noch weit größeres Aufsehen als die Lustige Witwe, gemacht hat, nämlich „Die Dollarprinzessin", Operette in 3 Akten von Leo Fall. Mit einer prachtvollen Kostüm-Ausstattung wird dieses melodiöse Werk auch hier in Szene gehen und sicherlich denselben großen Erfolg erzielen, den eS überall davontrug. Mit einem durchaus guten, aus 40 Künstlern be stehenden Personal, worüber das Ensemble ver fügt, ist es möglich, gediegene Aufführungen zu erzielen. In Bautzen ist sowohl Bresse wie Pub likum des Lobes voll und daher dürfen auch wir dem interessanten Gastspiel mit Spannung ent- Mobiliar ". Doch die Hauptsache »err Kritiker kann srch's nicht der modernen Lehrerschaft eins angehängt werden. Und wie schön macht gegen sehen, Billett sind berestS : vy« im Vorverkauf bei Herrn Kaufmann Clemens Löhnert am Markt zu haben. Aucb weOew.' Dutzmdbilltt^ ausgegeben,, die iMviWÄHau» Bischofswerda. L Nop. Der in Gchön- btunn wohnhaften Waldarbeiterin ^Caroline Wil helmine verw. -Fichte murde heuie nachmittag an RatSstellr von. Herrn Bürgermeister Kr.-Lange für ihre' seit 1S75 geleistet« ttSneÄrbeit hi Mdt. . Forste das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit überreicht. . -l. Bischofswerda, 3. Nov. Gestern nachmittag gegen 5 Uhr brannte i« benachbarten Gold bach oie Wirtschaft deS Steinarbeiter» Strohbach, be stehend auS Wohnhaus und angebauter Scheune, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Dii zum Löschen sehr großer Wassermangel herrschte, ist «» hauptsächlich oer Windstille zu danken; daß die gegenüberstchendrn beiden Wrrtschaften von dem Feuer verschont hlicken. Sämtliches würde gerettet.', Der Besitzer soll versichert haben. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt- An auswärtigen Spritzen waren erschienenrFrankenthal, Großdrebnitz, Kleindrebnitz, Rammenau, Geiß mannsdorf, Weickersdorf ynd Bischofswerda; erstere beiden erhalten die Prämie. Infolge Mangel an Bespannung rückte die hiesige Sprche sehr spät ab. Das Gerücht, HaßPerjonen hierbei gekommen seien, bestätigt sich nicht. - vir. 3. Bischofswerda, 2. Nov. Der Wahr heit eine Gasse!— Die letzte Mittwoch-Nr. dieses Blattes - enMK Seite 3 styter SLWMe dieses Blattes enthält Säte 3 üntar! , Mitteilung der „Sächs. Evana. Korrespondenz" üb« die 15. Hauptversammlung des SiaM. Lehrervereins zu Zwickau, welche — s«d eigenartig anmutet. Nicht nur, daß den betreffende Kritiker des „EinleitungS"-Vorwitzes diesen ohne weiteres als „erstm Hauptvortrag" ausgibt, sondern er bringt eS auch -fertig, ihn auf, Grund der ihm bekannten—Disposition zu verur teilen und — erbauliche Nummwendmaen -für vte Lehrer anzuschließen. Dabei ist die Disposition nicht einmal richtig, bez: ausführlich chtzegeben; denn sie lautet z: B. für dm 2. Teil nicht, auch Nicht bloß: „LoS von Schranken der Autorität, um alle Kräfte zur vollen Entfaltung zu bringen!", , sondern wörtlich: „Zieht Schranken der Au torität, «in Raum- zu gewishM ^ MtvMuitz aller Kräfte! )Los vow überrnSchtlger oder ü nb erechtigter AütÄfitätl Die Dähn ster sEc alle Kräfte!" Ist das nicht etwas gqnz andres? Und überhaupt: Ziemt es einem gebnveten Manne, über einen Vortrag zu urteilm, den er weder ge hört noch gelten hat? Ist ein solches Verfahren wissenschaftlich, ist es christlich? Dazu werden die 3 Forderung^» des Vortragenden, deren Be gründung, Inhalt und Begrenzung dem Korre spondenten vollständig unbekannt find, im Hand umdrehen zu der Verdächtigung verdichtet: „Ist das wirklich die brennende Frage unserer Lehrer schaft, daß sie von allem möglichen los kommt?" Hier geht mir's mit mehr Recht als dem Artikelschreiber: „Man greift sich an die Stirn und fragt - kommt noch. Der Her: verbeißen: Es mutz ! sich dass Man braucht ja nur zü schreiben: „Wir würden sehr gern einmal in einer solchen Versammlung die große Losung hören: Hin zu Christus." Nun weiß es das Volk, daß die bösen Lehrer von allem möglichen reden, nur nicht von Christus. Ist ein solche« Vorgehen nicht geradezu unerhört, umsomehr als man mit Bestimmtheit behaupten kann, daß auch dem Berichterstatter be kannt sein mußte, mit welchem Ernste und mit welcher Begeisterung 2 Tage lang gerade in Zwickau über die Frage beraten worden ist: Was kann die Schule tun, das uns Lehrern höchste Erziehungsziel zu erreichen, im Kinde die Ge sinnung Jesu lebendig zu machen? Und noch unbegreiflicher wird das Vorgehen der Mll, wenn sie sich 2 Zeilen weiter selbst berichtigt und sagt: „Wir glauben nicht, daß der Zwickauer Rämer die denkende Lehrerschaft Sachsens hinter sich hat. Diese schätzt das Wort ihres großen Meisters viel zu hoch: Lasset sie halten, ja halten alles, was ich euch befohlen habe." Ja, warum denn dann der Lärm, warum die Verlästeruim? Die Aufklärung bringt, diesmal 4 (!) Zeilen weiter, den Schlußsatz: „Gott schütze sie (die Schule! I.) vor unheilvoller Neuerungssucht und pietätlosem Größenwahn." Auf diesen letzten schmählichen Angriff wollen wir dem Herrn Be richterstatter der 8LL heute noch keine Antwort geben. Sie würde den Umständen nach schroff sein müssen. Aber eine Versicherung und einen Wunsch wollen auch wir nicht unterdrücken: Bor