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^«L«. ' Dienstag, 3. November. 1d08 Der sächWe ZrMer, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Lag und last« einschließlich der Mittwoch« und Sonnabend« «rschei. nmden.Brlletristtschrn Beilage* bei Abholung viertel- jlihrlich 1 uk SÜ «s, bei Zustellung in» Hau» 1 7V «», bei allen Postanstalten 1 SO «1 exklusive Bestellgeld. Einzeln« Nummern kosten 1V «l- Nummer der Aeitung»prri»üstr S587. Aernsprechsteve Nr. SS. Bestellungen werden bei allen Postanstaürn de« deutschen Reiche«, sür Bischofswerda und Umgegend bei unseren Zeitung-Koten, sowie in der BeschÜftSstel'e diese« Blatte angenommen. Schluß der Geschüst-stelle Abend» 8 Uhr. Dreinndsechzigßter Jmhrgasq. Inserate, welche in diesem Blatte die weitest« Verbreitung finden, werde» bi« vorm. Ist Uhr angenommen, größere und komplizierte Anzeigen tag« vorher, und kostet dir viergespaltene KorpuSzeiie 12 <->, die Reklamezeil« 25 Geringster Jnseralenbelrag 40 Für Rück-rstaiwng eingesandter Manuskripte usw. keme Gewähr. wt« des Unternehmers Philipp in Löbair wird in der Zeit vom S. bis 1^. d. M. Aufreiß- bez. Walz ¬ arbeiten auf der Staatsstraße zwischen RothnauSlitz und Wölkau, sowie auf den Komm.-Wegen zwischen Wölkau und Schmölln vornehmen. Bautzen, am 2. November 1S08. Königliche Amtshauptmannschast. DarraerStag, de» 5. November IVOS, vormittag- S Uhr, sollen in Oberrreuktrch folgende Gegenstände als: 80 Scho» LeiuemSaru gebl, Line Nr. 35 RovenSberg Blauz u. s. w. gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Gasthof zur Krone. Bischofswerda, am 30. Ostober 1908. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Mit dem Schlüsse des Jahres 1908 haben verfassungsmäßig aus dem Stadtverordneten'Kollegium auszuscheiden die mit Wohnhäusern angesessenen Bürger Herren Richard Richter, Heinrich Gräfe und Hermann Schneider, sowie die unansässigen Bürger Herren Hugo Schneider und Bruno Bürger. ES sind daher drei mit Wohnhäusern ansässige und zwei unansässige Bürger zu wählen. Zur Wahl ist Dienstag, der 10. November IVOS, von uns anberaumt worden und werden hierdurch alle stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt aufgefordert, an gedachtem Tage in der Zeit von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags im hiesigen Ralhaussaale ihre Stimmzettel, auf welchen die Namen von drei angesessenen und zwei unangesessenen Bürgern so zu verzeichnen sind, daß über deren Person kein Zweifel obwalten kann, persönlich in die daselbst aufgestellte Wahlurne einzulegen. Bischofswerda, am 28. Oktober 1908. Der Stadtrat. Biehmarkt in Pulsnitz: Dienstag, den W. November. —- , Ursprungszeugnisse sind mitzubringen. Deutsches Reich. Die Kundgebung Kaiser Wilhelms über seine freundschaftlichen Gesinnungen und Bestrebungen für England und das englische Volk, wie sie so eben vom Londoner „Daily Telegraph" in Form einer Unterredung des Monarchen mit einem noch nicht bestimmt festgestellten Gewährsmann ver öffentlicht worden ist, ruft natürlich in allen politischen Kreisen Europas Interesse und die mannigfachsten Kommentare hervor. Die hie und da zunächst aufgetauchten Zweifel an der Authen tizität der Veröffentlichungen des Londoner Blat tes können nicht mehr festgehalten werden, hat doch das offiziöse Wolfffche Telegr. Bureau selber die Unterredung sofort aus dem „Daily Tele graph", wenn auch.etwas abgeändert, wiederge geben. Tief bedauerlich bleibt aber auf jeden Fall diese jüngste Auslassung des Kaisers, denn schon zeigt es sich, daß sie nicht im entferntesten die offenbar von ihrem erlauchten Urheber erhoffte Wirkung haben wird, die öffentliche Meinung Englands dellt Kaiser freundlicher zu stimmen. Jtn Gegenteil, die Freundschaftsversicherungen deS Kaiser für England haben jenseits deS Ka nals fast durchgängig eine recht unwirsche, übel wollende Aufnahme gefunden, wobei von den Blättern vielfach hervorgehoben wird, daß die Friedens, und Freundschaftsbeteuerungen des Kaisers mit der offiziellen deutschen Politik in starkem Gegensätze stünden. Unfreundlich oder hämisch klingen auch die Kommentare der Presse iw den meisten anderen Ländern Europas zu den Veröffentlichungen im „Daily Telegraph". Be sonders aber in Frankreich haben letztere unge mein peinlich berührt und verstimmt, weil die Aeußerungen des Kaisers ein grelles Schlaglicht auf die zur Zeit des Burenkrieges bestandene Ab sicht Frankreichs werfen, im Verein mit Rußland Deutschland zu einem gemeinschaftlichen Einschrei ten gegen England zu animieren. In Anbetracht der noch fortdauernden französisch-englischen En tente empfindet man natürlich jenseits der Vo gesen diese Enthüllungen doppelt peinlich, und dies gerade jetzt, wo diq offizielle Politik der Republik eine Schwenkung von der Seite Eng lands ab hinüber zu Deutschland zu machen wol- len schien. Und in Deutschland selbst haben die Aeußerungen des Kaisers fast überall Befremden und Bedauern hervorgerufen, und allgemein ist der Eindruck, daß der ganze Zwischenfall bedenk lich auf das Ansehen Deutschlands im Auslande und auf seine Gesamtpolitik zurückwirken werde. Es ist daher zweifellos unbedingt notwendig, daß die Regierung im Reichstage bei erster bester Ge legenheit eine Erklärung über die fragliche vom Kaiser gewährte Unterredung abgibt; bereits ist denn auch eine Interpellation von konservativer Seite hierüber angekündigt worden. In Berliner unterrichteten Kreisen glaubt man, daß es sich um eine vom Kaiser durchaus nicht gewollte Indis kretion des betreffenden Gewährsmannes han dele, das macht indessen die Sache nicht besser. Als Persönlichkeiten, welche die Unterredung mit dem Kaiser gepflogen haben könnten, werden neben dem bisherigen englischen Botschafter am Berliner Hofe, Sir Fränk Lascelles, noch genannt Lord Weardale, ein nicht mehr aktiver radikaler englischer Politiker, und der ehemalige Botschaf ter Englands am Wiener Hofe, Sir Harare Rum- bold. Unterdessen hat jedoch Lord Weardale die Versicherung abgegeben, er habe die bewußte Un- terredung mit dem Kaiser nicht gehabt. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt unterm 1. November: Ein großer Teil der ausländischen und inländischen Presse richtete wegen des im „Daily Telegr." veröffentlichten Artikels kritische Betrachtungen gegen die Person des Kaisers, wo bei von der Annahme ausgegangen wurde, der Kaiser hätte diese Publikation ohne Vorwissen der für die Politik des Reiches verantwortlichen Stellen veranlaßt. Diese Annahme ist unbegrün det. Der Kaiser hatte von einem englischen Pri vatmann mit der Bitte, die Veröffentlichung zu genehmigen, das Manuskript eines Artikels er halten, in dem eine Reihe von Gesprächen Seiner Majestät mit verschiedenen englischen Persönlich keiten und zu verschiedenen Zeiten zusammen gefaßt war. Jener Bitte lag der Wunsch zu Grunde, die Aeußerungen Sr. Majestät einem möglichst großen Kreise der englischen Leser be kanntzugeben ullb damit den guten Beziehungen zwischen England und Deutschland zu dienen. Der Kaiser ließ den Entwurf des Artikels an den Reichskanzler gelangen, der das Manuskript dem Auswärtigen Amt mit der Weisung überwies, dasselbe einer sorgfältigen Prüfung zu unter ziehen. Nachdem in dem Bericht deS Auswärtigen Amtes Bedenken nicht erhoben worden waren, ist die Veröffentlichung erfolgt. Als der Reichskanz ler durch die Publikation des „Daily Telegr." von dem Inhalt des Artikels Kenntnis erhielt, erklärte er dem Kaiser, er hätte den Entwurf des Artikels nicht selbst gelesen, anderenfalls würde er Bedenken erhoben und der Veröffentlichung wider raten haben. Er betrachte sich aber als für den Vorgang allein verantwortlich und decke die ihm unterstellten Ressorts und Beamten. Gleichzeitig unterbreitete der Reichskanzler dem Kaiser sein Abschiedsgesuch. Der Kaiser hat diesem Gesuch keine Folge gegeben, jedoch auf Antrag des Reichs kanzlers genehmigt, daß dieser durch Veröffent lichung des oben dargestellten Sachverhalts in die Lage versetzt werde, den ungerechten Angriffen auf den Kaiser den Boden zu entziehen. König Friedrich August von Sachsen hat den Grafen Joachim von Schönburg-Glauchau beauf tragt, nach Rom zu reisen, um dem Papst aus Anlaß seines Priesterjubiläums die Glückwünsche des Königs zu überbringen. Die „Nordd. Allg. Ztg." hat mit der Ver öffentlichung des Entwurfes des Reichsfinanz reformgesetzes begonnen, und zwar zunächst mit der des allgemeinen Teiles der Begründung. — Das preußische Abgeordnetenhaus beendigte am Donnerstag die Generaldebatte über die Lehrer besoldungsvorlage und begann die erste Beratung des Pfarrerbesoldungsgesetzes. Oesterreich-Ungarn. Der deutsche Botschafter am Wiener Hofe, Freiherr v. Tschirschky, wurde dieser Tage vom Kaiser Franz Josef in Budapest in längerer Au dienz empfangen. Dem Vernehmen nach hat es sich hierbei um die Erörterung einiger Fragen ge handelt, die mit dem signalisierten Besuche Kaiser Wilhelms beim Kaiser Franz Josef in Schön brunn zusammenhinge». Der deutsche Volksrat für Böhmen hatte mit Rücksicht auf die ungeheuere Aufregung in Deutschböhmen an die Bevölkerung die dringende Mahnung gerichtet, sich zu beherrschen und die Prager Exzesse nicht mit ähnlichen Gewalttaten zu vergelten. Diese Mahnung blieb anfangs nicht ohne Wirkung; als aber aus Prag die Meldung kam, daß dort nun sogar schon am Hellen Tage sie deutschen Studenten von dem tschechischen Mob mit Messern gestochen und mit Knüt teln niedergeschlagen und deutsche Ge schäfte geplündert, deutsche Lehrinstitute mit Stei nen bonibardiert werden, da erweckten diese uner hörten Vorgänge in den deutschen Städten Böh-