Volltext Seite (XML)
Wage zu Ar. 165 des sächsischen LrzMers. Bischofswerda, dea SS. Oktober ISV8. n»«si»i»«ii»«ii!nnnu«»u»»nin»«:k««»nn:!« U> °uf dm „LSchsischen «rzSHIrr-, W-Iche- — täglich erscheint — für den Monat November werden von allen Postämtern und Landbriefträgern, sowie den Austrägern und Zeitungs boten jederzeit entgegengenommeu. Mn Probe-Abonnement für diesen Monat ist besonders -u empfehlen. 7 Inserate habe« großen Erfolg. Im Schatten der slawischen Frage. Die gefährliche Unruhe in Serbien, die auf fällige Reife des serbischen Kronprinzen nach Petersburg und dessen Empfang durch den Zaren Nikolaus, und dann vor allen Dingen die wüsten und fanatischen Angriffe der Tschechen auf die deutschen Studenten in Prag, sowie auch die Feindseligkeit der übrigen slawi schen Natiönchen in Oesterreich gegen die Deutsch- Oesterreicher zeigen die gefährliche Erscheinung, daß sich mit den orientalischen Wirren auch die grobe slawische Frage regt, sie einst Rußland zu lösen unternommen, und als seine große Mission im Orient bezeichnet hat. Die Tumulte der Tschechen in Prag gelten daher nicht nur dem Deutschtum, sondern die sind auch gegen die österreichische Regierung selbst gerichtet, denn die Tschechen ziehen heimlich mit den Serben au einem Strange und träumen mit diesen von dem großen slawischen Weltreiche. Dieses Weltreich der Slawen ist nun allerdings nach menschlichem Erntessen und nach dem vernünftigen Urteile aller Staatsmänner ein Unding und eine Unmöglich kett, denn abgesehen davon, daß die flämischen Völl« sich selbst in eine ganze Anzahl Staaten und Parteien und selbst in zwei Konfessionen spal- ten, gibt es ja auch gegenwärtig gar kein einziges slawisches Reich, welches die Macht und vor allen Dingen auch die überlegene Kulturkraft besäße, alle Slawen unter einen Hut zu bringen. Prak tisch genommen hätte der Versuch der Gründung eines großslawischen Reiches doch auch nur dann einen Sinn, wenn alle Slawen, also auch die Tschechen, die Polen, Slowenen, Serben, Bosnier und Kroaten, russisch werden wollten. Diese Ab sicht besteht aber bei den genannten slawischen Völkerschaften gar nicht, denn sie wollen ihr bis- chen Freiheit durchaus nicht an den Kaiser von Rußland abtreten. Auch würden die Großmächte eine derartige Vergrößerung Rußlands in Eu ropa unter keinen Umständen dulden, und das armselige und verrottete Rußland, welches weder militärisch, noch politisch, noch finanziell einen Hund unter dem Ofen hervorlocken kann, vermag die große slawische Mission auch nicht zu voll bringen. Deshalb gleicht das Geschrei und der Lärm in Prag und Belgrad und in anderen kleinen slawischen Städten dem Gekläff kleiner bissiger Hunde, die mehr durch ihren Lärm als durch ihre Zähne ihrer Umgebung zu imponieren versuchen. Mit der ganzen slawischen Bewegung laufen allerdings auch eine ganze Anzahl Ränke spiele und politische Stänkereien parallel. Denn ohne Zweifel suchen Rußland wie England auS dieser Bewegung für ihre Stellung im Orient zu gewinnen, und es bleibt vor allen Dingen die Aufgabe Oesterreichs, mit Ruhe und Festigkeit sich nicht von dem klaren Ziele abdrängen zu lasten, seine Grenzen nach der orientalischen Seite hin zu konsolidieren und für alle Zukunft die Südslawen in Bosnien und in der Herzegowina seinem Reiche einzuverleiben. Für diese Politik dürfte Oesterreich im Rate der Großmächte noch genug Unterstützung finden, denn sie entspricht dem FriedenSbedürfnisse Europas. Oesterreich kann auch diese seine Politik als über den Par teien und den slawischen Natiönchen stehend offen- herzig hinstellen, denn wenn Oesterreich unter seinen Untertanen wohl etwa 15 Millionen Sla wen besitzt, so sind doch die übrigen Untertanen Oesterreichs und Ungarns Deutsche und Ungarn, und die Slawen haben nicht einmal die Mehrheit. Die große slawische Frage wird daher hoffentlich bald wie ein wüster Traum von der politischen Tagesordnung wieder verschwinden. Sachsen. Bischofswerda, 28. Oktober. Bei der gestrigen letzten Ziehung der 5. Klasse der Kgl. Sächs. Lan deslotterie fiel die Prämie von 300 000 -F nebst dem 20000 -^-Gewinn auf die Nr. 32 521 in die Kollektion des Herrn Gustav Brettschneider in Großenhain. Bischofswerda, 28. Oklbr. Der Gau Xl Königreich Sachsen der Deutschen Motorfahrer- Vereinigung e. V. Sitz München, veranstaltet Sonntag, -en 1. Novbr., eine Propaganda fahrt (Sternfahrt) von Dresden nach Bautzen (Hotel Weintraube) mit folgendem Programm: Von Vormittags 11 Uhr ab Empfang der Fahrer. '/,1 Uhr gemeinsame Mittagstafel und Preisver- teilnng. 3 Uhr photographische Aufnahme der Teilnehmer, hierauf Besichtigung der Stadt. Für Gaumitglieder sind Beteiligungspreise ausgesetzt.. Alles Nähere ist aus dem Motorfahrer zu ersehen oder durch die Gaugeschäftsstelle, Kaufmann Kleemann, Dresden 10, Gerichtsstraße 15, zu erfahren. Gäste herzlich willkommen! — Zur Frage einer Bereinigung der bestehen de« Kurzschriften wird dem „Dr. Journal" vom Vorsitzenden des Deutschen Stenographenbundes, Herrn Professor Pfaff, Darmstadt, mitgeteilt, daß daS Material zur Herbeiführung einer Einheits stenographie einen außerordentlichen Umfang an genommen hat, der es erforderlich macht, eine fach kundige Bearbeitung stattfinden zu lassen, bevor über die Vereinheitlichung selbst in Beratung ein getreten wird. Der Zeitpunkt der Verhandlungen, denen zunächst eine Verständigung unter den Re gierungen voraus gehen müßte, läßt sich bei der Menge des zu bewältigenden Stoffes noch nicht absehen. Jedenfalls ist kein Grund zu der An nahme vorhanden, daß die Angelegenheit nicht mit vollster Objektivität vorbereitet und durchge führt werden würde. Insbesondere entbehren alle Andeutungen, daß die eine oder die andere der be stehenden Kurzschriften in einseitiger Weise sich das Uebergewicht zu sichern trachte, völlig der Begründung. Versuche dieser Art würden bei dem festen Entschluß der maßgebenden Stellen, wenn irgend möglich, eine allen Interessen entsprechende loyale Einigung herbeiführen, von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt sein. Kemnitz O.-L. Die schwer st eKartoffel dürste Grundstücksbesitzer Ku Hing geerntet haben. Dieser hat bei der voriges Jahr einge führten Sorte „Eldorado" neben anderen großen Exemplaren eine dabei, die 1200 Gramm wiegt. 8. Dresden, 28. Oktbr. Kammerherrvon Arnim f. Wie wir bereits berichteten, erhielt der König!. Kammerherr Curt v. Arnim auf einer am Sonnabend von König Friedrich August der- anstalteten Hofjagd von unbekannter Seite einen Schuß in den linken Arm, als er sein Gewehr in Anschlag hielt. Schwerverletzt brach der Kammer herr zusammen. Der König, welcher in der Nähe seinen Stand hatte, ließ sofort die Jagd abbrechen und eilte zu dem Verletzten hin, ihm seine Teil nahme ausdrückend. Der hinzugeholte Arzt vr. Lahnke auS Wermsdorf legte dem Verwundeten einen Notverband an, worauf derselbe mittels Bahre in die Wohnung des Genannten Arztes ge bracht wurde. Der König begab sich mittels Auto mobils zunächst in das Kgl. Jagdschloß Werms dorf und von dort auS zu Fuß gleichfalls in die Wohnung des Arztes, wo er längere Zeit ver weilte, um daS Ergebnis der ärztlichen Unter suchung abzuwarten. Nach Beendigung derselben, die eine schwere Schußverletzung des rechten Hand gelenks und der rechten Schulter des Kammer- Herrn ergab, reiste der König mittels Sonder- zugeS nach Dresden zurück. Der Verletzte wurde später in die Diakonissenanstalt nach Dresden iibergeführt. Hier hat sich nun das Befinden deS Angeschossenen verschlimmert. Die zweite ärzt liche Untersuchung ergab, daß der Schrotschuß auch die Lunge getroffen hatte. In der Nacht zum Dienstag ist der Kammerherr seinen schweren Verletzungen erlegen. Er hat nur ein Alter von 47 Jahren erreicht und war mit einer Gräfin Kielmannsegg verheiratet. Ueber der ganzen Affäre fchwebt noch ein geheimnisvolles Dunkel. Niemand weiß, woher der Schuß, der dem Kam- merherrn den Tod gebracht hat, gekommen ist und wer eigentlich der Urheber gewesen ist. Es ist fest- gestellt worden, daß v. Arnims Gewehr sich nicht entladen hat. Zur Zeit des Unglücks war die Dämmerung noch nicht angebrochen. Es wird wohl der gerichtlichen Untersuchung Vorbehalten bleiben, die Ursache des Jagdunfalls festzustellen. 82L. Meißen, 28. Oktobr. Die Glocken weihe des Meißner Domes. Begünstigt durch das herrliche Festwetter fand am Dienstag in der alten Markgrafenstadt Meißen eine bedeu tungsvolle Feier statt; die Weihe der Glocken auf den nunmehr vollendeten Türmen des Meißner Domes, Die Stadt hafte reichen Flaggenschmuck angelegt und girlandengeschmückte. Fahnenmasten zierten die Straßen vom Bahnhof bis zur stolzen Albrechtsburg, in der das Fest der Glockenweihe vor sich gehen sollte. Stundenlang vor Begin» der Feier wogte eine große Menschenmenge vor dem Dome hin und her, die, als der König mit den Prinzen eintraf, in stürmische Hochrufe aus- brach. Das Kirchenschiff war ebenfalls bis auf den letzten Platz besetzt. Weihevoll erscholl das Ge läut der Glocken, die zum erstenmale die Gläu bigen riefen zur gottesdienstlichen Handlung. In der Nähe des Altars hatten sich die Staatsminister vr. v. Rüger, v. Otto, Graf v. Hohenthal, Beck und v. Hausen, die Präsidenten der beiden Ständekammern Graf Vitzthum v. Eckstädt und Geh. Rat vr. Mehnert, sowie die Vizepräsidenten und Mitglieder beider Kammern und eine große Anzahl staatlicher, geistlicher und militärischer Würdenträger aufgestellt. Nach einem vom Dom organisten Siebdrat vorgetragenen Präludium sang der Domchor das 8alvum kae rexem von Löwe worauf Geheimrat Professor Vr. Wach- Leipzig als Vorsitzender des Dombauvereins das Wort ergriff. Redner knüpfte an die Tatsache an, daß am 3. Tage nach der Schlacht bei Mühlberg, am 27. April 1547, die alten Türme des Meißner Domes infolge eines Blitzschlages ein Raub der Flammen wurden und heute zum ersten Male neue Glocken künden die Ehre Gottes, den Men schen zum Frieden und zur Erhebung. Er erinnert an das Aufblühen der Kunst, an die Gründung und den Glanz der sächsischen Landeshoheit, das Entstehen und Emporblühen deutscher Städte. Die vom Markgrafen Heinrich erbaute Burg samt dem Dome seien ein festes Bollwerk gegen die heidnischen Sorben gewesen. Von hier habe sich die Germanisierung und Christianisierung der heidnischen Sorben vollzogen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts zur Zeit der Regierung des Markgrafen Heinrich des Erlauchten sei die da mals noch jugendliche Stadt Meißen emporge blüht. Damals saßen hier die Augustiner-Chor herren. Es sei der gothische Dom entstanden, in dessen Mauern man sich heute befinde. Friedrich der Streitbare und Albrecht der Beherzte haben ihm sein Gepräge verliehen. Im weiteren er innert Redner an das Ringen des Markgrafen tums mit dem Kaisertum. In den Kriegen der friderizianischen und napoleonischen Zeit sei der Dom zum Teil verwahrlost und im 30jährigen Kriege hätten teils die Schweden, teils die Kaiser lichen hier gewütet, so daß die Kirche einem Schafstalle gleich geworden sei. Im Jahre 1839 habe sie einen hochgesinnten königlichen Freund und Förderer im Prinzen Johann gefunden, wel cher die Initiative zum Erneuerungsbau ergrif fen. Im Jahre 1891 sei dann der Dombauverein unter dem Vorsitz des nachmaligen Königs Georg, gegründet worden. Dem verständnisvollen Wohl wollen des Domkapitels, der kräftigen Förderung durch die Staatsregierung sei es zu verdanken, daß trotz aller Anfechtungen die Arbeit dieses Vereins von Erfolg gewesen. 12 Jahre seien ver ronnen, ehe daS gesteckte Ziel erreicht wurde. Dank gebühre aber auch dem Meister deS Erneuerungs baues, Oberbaurat S ch ä f e r - Karlsruhe, der; den Bau so malerisch und dekorativ und in durch- aus harmonischer Gestaltung vollendet, leider aber es nicht erlebt habe, den vollendete» Bau selbst zu sehen, doch wenn er inzwischen auch vom Tode abgerufen worden, sein Werk werde