Volltext Seite (XML)
' . E Bis Ende Oktober sind wir zur kostenlose» Liefermrg de» Blatte» gern bereit. Lel«phO« «r. »». ^WW auf den „GSchstschev Ep-SWr", welcher oestellungen allen Postämtern und Landbriefträgern, sowie den Anrträgerü u«d Aeit«n-S« boten jederzeit entgegengenommen. M« Probe-Abonnement für diesen Monat ist besonder» zu empfehlen. Inserate habe« -ratzen Erfolg Oesterreich- U n g a r a. Der österreichisch-montenegrinische Zwischen fall, den die vorübergehende Verhaftung de» montenegrinischen Spezialgesandten am Belgra der Hof, de» PenerqlS Vukotitsch, in AgraW dar stellt, hat da» Wiener Kabinett veranlaßt, schleu- nigst sein lebhaftes Bedauern dem Fürsten SWo- lauS und^ der montenegrinisch«, Regierung auf. diplomatischem Wege - aussprechen zu lassen. Ob der fatale Zwischenfall hiermit al» erledigt zu betrachten ist, dies bleibt noch abzuwarten. . Frankreich.. Im Elysöe zu Pari» fand am Donnerstag rin Ministerrat statt. Präsident FallitzreS unterzeich nete in dem Honseil die Ernennung Picards zum Marincminister. Picard wohnte alsdann dem Ministerrat bei, der sich mit der Frage der Lage»- ordnung im Parlament beschäftigte. Man darf einigermaßen gespannt darauf sein, wie sich der neue Marineminister anlassen wird: bislang hüt wohl niemand gerade ihm, dem Direktor der Pariser Wettausstellung von 1960, besondere Fähigkeiten für die Marine zugetraut. - 2!^ ! L'2 - * schlossen sich nun die übrigen anwesenden Fürst lichkeiten — noch 30 an Zahl — an. Beim Ein tritt der hychfürstlichen Herrschaften in die Ka pelle erscholl daS vom Domchor vorgetragene Dop pelquartett auS Mendelssohns „EliaS" „Denn er hat seinen Engeln befohlen . . . ." Nachdem das Brautpaar am myrtengeschmückten Altar Auf stellung genommen hatte, sang die Gemeinde ein gemeinschaftliches Lied, worauf der Oberhofpre- diger Dryander den Trauakt vornahm. Im Augenblick des Ringwechsels erscholl der Salut der im Lustgarten aufgestellten Geschütze. Gebet und Segen folgten, ein weiterer Gesangsvortrag des Domchors beendigte die erhebende kirchliche Feier: unter den schmetternden Fanfarenklängen des „Wilhelmus von Nassauen" verließ der Hoch zeitszug die Kapelle wieder und ging dem Weißen Saale zu. Unterwegs erfolgte die Beglückwün schung der Neuvermählten durch die Fürstlichkei ten im Ausbau der Bildergalerie. Im Weißen Saale fand nun die große GratulatiönScour vor dem jungen fürstlichen Paare, statt. Ihr reihte sich im Rittersaale die königliche Zeremonientafel an. Bei ihr brachte der Kaiser einen herzlichen Trinkspruch auf das neuvermählte Paar aus. Der historische „Fackeltanz" im Weißen Saale und die Zeremonie der Strumpfbandverteilung be schlossen die Vermählungsfeierlichkeiten. Schließ lich reisten Prinz und Prinzessin August Mlhelm nach Schloß Hubertusstock ab, vom Kaiser bis zum Bahnhofe geleitet. Der „Vorwärts", das Zentralorgan der deut schen Sozialdemokratie, hat soeben die Bestim mungen der geplanten Reichs-Elektrizitäts- und Gassteuer veröffentlichen können. Es ist kaum zweifelhaft, daß der Entwurf dieses neuen Steuer- gesetzes auf unreelle Weise dem sozialistischen Moniteur zugegangen ist, daß aber keine Mysti fikation bei dieser Veröffentlichung vorliegt, dies gibt die offiziöse „Nordd. Allgem. Ztg." ausdrück lich zu. Den bezüglichen Mitteilungen des „Vor wärts" ist zu entnehmen, daß die Steuer für elektrische Kraft und Gas mit 5 Prozent des Ab- gabepreises, jedoch nicht über Pfennig pro Kilowattstunde, angesetzt ist. Im weiteren ent hält der Entwurf unter seinen näheren Bestim mungen auch solche über SteuerbefteiMgm, die Fälligkeit der-Steuer, Entrichtung der Steuer, Ermittelung des Steuerbetrages, Steueraufsicht u. s. w. Ferner sieht der Entwurf auch eine Be steuerung für elektrische Glühlampen und Bren ner und für Glühkörper zu GaSglühlicht und ähn lichen Lampen vor. Die Strafen für Vergehen gegen das neue Steuergesetz. gipfeln in zwei Jahren Gefängnis!! UebrigenS ist bei dieser Ver öffentlichung im „Vorwärts" zu berücksichtigen, daß inzwischen von den BundeSratSauSschüssen Aenderungen an den Sydowschen Steuerentwür fen und also auch an dem geplanten Elektrizi- täts- und Gassteuergesetz, vorgenommen worden find. .. i > Die Wahlrechtsdeputation der Zweiten sächsi schen Kammer erledigte am Donnerstag in Fort setzung ihrer Beratungen zunächst die noch restie- renden Abschnitte von 8 12 a der abgeänderten Wahlreform-Vorlage. Sie wurden fast unver ändert in der Regierungsfassung genehmigt, wo rauf der gesamte 8 12 a mit zehn gegen acht Stim men zur Annahme gelangte. Weiter wurden die Paragraphen 13 und 14 erörtert und ebenfalls im wesentlichen in der RegrerungSfassung angenom men. Bei der gemeinsamen Beratung von 8 15 und 8 16 trat Vertagung ein. Der Landtagsabgeordnete Goldstein, der kürz lich einen Schlaganfall erlitten hat, ist nach einer Mitteilung der „Leipziger Volkszeitung" an der rechten Hand und am rechten Bein gelähmt. Ob gleich man auf völlige Wiederherstellung hofft, ist es doch ausgeschlossen, daß Goldstein an der - bevorstehenden Tagung des Landtags teilnehmen kann. , - r . . Die Schichauwerft in Danzig hat den von einer englischen Schiffsbaufirma abgelehnten Auftriw zum Bau von fünf russischen KriegS- schiffen angenommen; der Baupreis beträgt rund 40 Millionen Mark. Die Zahlung soll allerdings erst 1911 erfolgen. Engla « d. . Ist» englischen Unterhaus« -ab -er WyiM des Auswärtigen, Grey, Darlegungen -um Stande des PrdjeftrS einer Balkankonferenz. Au» seinen ziemlich diplomatisch gehaltenen Mittei lungen kann man indessen nur soviel mkieymeü, -aß die BerhandlüNgen zwischen den Mächten über daS Konferenzprojekt noch immer schweben. Im übrigen gab sich Mr. Grey in seinen Aus lassungen recht türkenfreundlich, wie die» ja auch der gegenwärtigen Politik England» am Gol denen Horn nur entspricht. ,, > iA Persien.» Zwischen England und Rußland solleN' Ver- handlungen schweben, welche bezwecken, dkpersi- sche Grenzprovinz Aserbeidschap sinter russischen Schutz zu nehmen. Das wäre allerdings ein ge fährlicher Plan, die erwähnte Nachricht darf da her wohl bezweifelt werden. Des Kaiser» Trinkspruch aus da» Brautpaar. Berlin, 22. Oktober. Sobald die'SchM- schusseln von den Tafeln gehoben waren, brachte der Kaiser auf die Gesundheit dtÄ BÄkUt- paareS folgenden Trinksjpruch ajiS: «Ich spreche Euch in unserem Namen und im Namen meines HauseS den herzlichsten Glückwunsch aus. Meine liebe Alix! Du kommst vom meerumflossenen Lande zu unS, nicht als Unbekannte, denn Du hast viehe Wochen Deiner Jugend bei unS verlebt. In verschiedenem Alter, in der frühesten Zeit hat sich zwischen Euch daS Band geknüpft, das zu dem heutigen glücklichen Tage geführt hat. Ich nehme Dich mit offenen Armen aufbei' uns. Mögest Du bei unS der schönen Heimat wenigstens etwas vergessen! Ihr werdet nun Euren HauSstanh be gründ en und da» Leben zusammen be ginnen. Leben heißt arbeiten, arbeiten heißt schaffen, schaffen aber bedeutet wirken für a n dere, für das Vaterland, für unser Voll, Die Stellvertreterin. ! Von Vi liiers de Li sie. Deutsch von F. O. Einstmals erhob sich in Andalusien an der Bie gung einer bergigen Straße ein Kloster der Fran ziskanernonnen vom dritten Grad. Es lagen viele Klöster ringsumher und eines wachte auf das andere, und doch ruhte auf diesem die beson dere Verehrung, die in jenen Zeiten jedes große Kreuz über einem Portal auf sich zog,' von dem zweimal am Tage ein Glöckchen hallte. An die mächtige Mauer schmiegte sich eine tiefe Kapelle, deren eine geschlossene Pforte mit drei Stufen auf die große Straße ging. Ringsherum reiche Ebenen, duftende Bäume, grünende Vegetation in den Gräben, Einsamkeit und Staub auf der Straße. An einem Herbstabend, zur Zeit als die Däm merung alle Starrheit löste, begab eS sich, daß in der Kapelle ein junges Mädchen kniete. Sie trug die Kleidung der Novizen, und ihre Züge waren von einer süßen und rührenden Schönheit. Sie kniete vor der. Nische eines Pfeilers; vom Ge wölbe hing eine einsame goldene Lampe und er hellte die gesenkten Lider, die offenen, von Anmut strahlenden Hände einer Madonna, einer himm lischen Mutter in der Haltung der demütigen Magd. Von der Straße drangen durch die Scheiben hindurch die frischen und tönenden Klänge eines SerenadensängerS; die Akkorde einer cordovani- schen Mandoline begleiteten dieSfimme. Schmach tende Worte, brennend in Leidenschaft, in Ver wegenheit, in Jugend kamen in der Kirche bis zur Schwester Natalia, der knienden Novize, die die Stirn auf ihre über die Füße der Madonna gelegten Arme beugte und mit verzweifelnder Stimme sagte: „Madonna, siehst du eS, wie ich klage, wie ich zu dir flehe, daß du mir nicht alles Mitleid ver schließt? Hilflos und voll tiefer Angst nur fliehe ich von hier. Dein heiliges Bild ist immer in allen meinen Gedanken. O keusche Königin, wirst du Erbarmen haben mit einer, die in sündiger Liebe die Schwelle des Heils verläßt? Hörst du seine Stimme? Sie fleht mich an, sie klingt glüh end und treu. Wenn ich nicht komme, stirbt er. Ich kann nicht länger ihm, der mich so liebt, jeden Trost versagen. Du, die weiß, ob ich dich liebe, Madonna, die weiß, daß mein Glück darin be stand, jeden Abend hier zu dir zu beten, verzeih mir! Da nimm meinen Schleier, da dm Schlüssel zu meiner Zelle, zu deinen Füßen lege ich sie zurück. Ich kann nicht mehr .... ich ersticke seine Stimme .... sie lockt mich zu ihm hin .... leb Wohl, leb Wohl!" Starr, schwankend, ohne dm Mut die Augen zu erheben, legte Schwester Natalia den heiligen Schlüssel und den Schleier zu dm Füßen der blauen Madonna mit dem milden, lichtverklartm Gesicht hin — auch sie hatte die Augen gesenkt. Dann, an den Pfeilern einen Halt suchend, er reichte sie das Portal und, wieder^nüch einem Mo ment, öffnete sie eS. Sie stieg die Stufen hinab und fand sich auf der Straße. Sie erstreckte sich weit, in der Klarheit eines vollen Mondes, der daS Feld beleuchtete. „Juan!" rief sie. Bei diesem Ruf tauchte ein Kavalier, em jun ger Herr, mit dem Profil de» Herrschers, mit Augm, die vor Freude glühten^-auf und vom Pferde springend, hüllte er die, die endlich zu ihm gekommen war, in seinen Mantel ein. „O Natalia", sagte er. Er hielt sie in seinen Armen geschloffen, al» er auf dem Pferde saß und sie brachen eilig nach dem ritterlichen Schlosse auf, dessen Türme dort unter dem Monde im Schatten lagen. * * * Sechs Monate der Liebe, entzückender Reis« durch Italien, nach Florenz, nach Rom, nach Vene dig folgten sich wie ein Feiertag. Er war voll Lust, sie ost voll Nachdenken: die Liebkosung« ihres feurigen Entführers, betörend und in d« Taumeln der Leidenschaft gegeben, waren nicht die, die die Unschuld ihres Herzens gehofft hatte«