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V 44 'M» «erden/ — Soweit da» sächsische Kk^»,»««.. Hofprediger Keßler wird bereit» m nächster Zeit von Pot»dam nach Dre»den übersiedeln. Ihm ist eine au» 20 Zimmern bestehende freie Woh nung nebst einem Gehalt von IS000 Mk. zur Verfügung gestellt worden. Die Proteste der sächsischen Geistlichkeit lassen ihn anscheinend gänzlich kalt. 82L. Dre»den, 13. April. KreiStier- schau gesichert. Zur Kreistierschau in DreS- den-Setdnitz, welche am 23., 24. und 28 Mai stattfinden soll, sind nun an 300 Zuchttiere der schwarzbunten Tieflandschläge angemeldet, sodaß die Veranstaltung mithin gesichert ist. In zwischen hat auch da» Kgl. KriegSmtnisterium in entgegenkommendster Weise die Vorführung bez. da» Borreiten von Remonte-, Kavallerie- und Artillerie - Zugpferden gelegentlich der täg lichen Vorführungen der prämiierten Tiere be willigt. Die Remonten werden au» den Remonte- depot», die Reitpferde mittleren Schlage» aus der Militär - Reitanstalt und die Reitpferde schweren Schlage», sowie die Artillerie-Zug pferde vom 12. (1. Kgl. Sächs.) Armeekorps gestellt. Die Anziehungskraft der Ausstellung wird durch diese Vorführung wesentlich er höht werden. Zur Ausstellung von landwirt schaftlichen Maschinen und Geräten haben nam hafte Firmen ihre Beteiligung zugesagt, sodaß auch dieser Teil der Ausstellung voraussichtlich ein wenigstens für die Besucher aus der land wirtschaftlichen Praxis interessantes Bild unsrer Produktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte geben wird. 8. Dresden, 13. April. Ein neues KrebS- mittel. Der bekannte Dresdner Arzt Hoftat vr. wsä. Schurig hat mit der Anwendung des ArsenS bei Krebsleiden besondere Heilwirkungen erzielt. DaS Arsen wurde örtlich bei unoperier baren weit vorgeschrittenem UleruS-Earcinom mit solchem Erfolge angewender, daß nicht nur die erkrankten Stellen vollständig abheilten, sondern auch dauernd dem ganzen Körper Ge- sundung gebracht wurde. Nach diesen guten Erfolgen rät Lr. Schurig nun an, da von den an Krebs erkrankten Menschen, die durch Ope ration von Krebs befreit erscheinen, nach der Erfahrung aber mit großem Prozentsatz nach kurzer oder längerer Zeit Rezidive haben, nach der Operation eine Arsenikkur durchmachen zu lassen, bez. sie mehrere Jahre hindurch, oder wenn sich an einer andren Stelle des Körpers eine geschwollene Drüse zeigt, zu wiederholen. Die ärztliche Wissenschaft verfolgt mit größtem Interesse die weitere Entwicklung dieser Heilmethode. 8. Dresden, 13. April. Bekämpfung der Nonne. Infolge deS energischen Vorgehens der Verwaltungen der bettoffenen sächsischen StaatS- forstreoiere, dem sich auf Anordnung der König lichen Amt-Hauptmannschaften auch die Privat- waldbesttzer angeschloffen haben, sind im Jahre 1907 Schädigungen in dem befürchteten Um fange nicht eingetreten, ebenso ist eine weitere Verbreitung des Falters nicht beobachtet worden. Die im Jahre 1907 von der Nonne befallene Waldfläche betrug auf 48 Staatsforstrevieren etwa 32 000 Hektar. Gesammelt und getötet wurden 82'/, Millionen Falter, Raupen und Puppen. Die Bestände von 2680 Hektar wur den mit Leimringen versehen. Trotz der bereits erzielten Erfolge wird aber auch im laufenden Jahre der Kampf gegen den Nonnenfalter mit allen Mitteln ausgenommen werden. Letzteres gilt auch namentlich für die Prioatwaldungen. 82L. Dresden, 13. April. Verlegung deS VerbandStageS. Infolge der Verlegung deS Dresdner Bogenschützenfestes (Vogelwiese) hat die Abhaltung des Schützenfestes in Copitz bei Pirna, um eine Woche hinauSgeschoben werden müssen. Mit Rücksicht auf diese uner wartet eingetretenen Verhältnisse ist der dies jährige Verbandstag deS Verbandes der Sächsi schen Saalinhaber auf den 2S., 26. und 27. August verlegt worden. Der VerbandStag findet in Pirna statt. 82L. Dresden, 13. April. Aufgehobene Militärverbote. Außer dem über den Gast hof .Hohenzollern' zu Altoschatz verhängten Militärverbot ist jetzt auch da» über da» Hotel .Zum Schwan' in Hartha bet Waldheim ver hangene Militärverbot von der Köntgl. Kreis hauptmannschaft aufgehoben worden. Leipzig, 12. April. Einen amüsanten Zwischen fall gab eS dieser Tage bet einem Ktrchenexamen mit Konfirmandinnen in einem der Vororte Leipzig». Der examinierende Pfarrer kam unter anderem auch auf den bekannten Spruch aus der Bergpredigt zu sprechen: .Wachet und »eigen. Die Zahl der Nachtfremden belief sich im gleichen Monat auf 587 Personen, von denen 321 (466 Nächte) in den hiesigen Hotel» und Gasthöfen und 231 (466 Nächte) in der Herberge zur Heimat übernachteten. — Der heute hier adgehaltene Viehmarkt war trotz deS ungünstigen Wetters gut besucht. Der Vieh auftrieb bestand au» 85 Pferden, 52 Rindern, 102 Läuferschwetnen- und 232 Ferkeln. Der Gesamtumsatz war ein günstiger, er bezifferte sich auf zirka 28 000 Mk. — Heute vormittag fand in der hiesigen Schule die Entlastung der Konfirmanden statt. Morgen Montag soll die Aufnahme der neueinttetenden Schüler voll zogen werden. Die Aufnahme der neueinttetenden Fortbildungsschüler erfolgt jedoch erst Donners tag, den 23. April. — Aus Anlaß der Konfir mation veranstaltete der hiesige Evangelische JünglingSverein am Sonntag abend im hiesigen Gesellschaftshause einen kirchlichen Gemeindeabend. Dtttelsdorf, 11. April. Die ersten Schwalben haben sich hier eingefunden. Sie suchten ihr beim hiesigen Gutsbesitzer Reinhold Ebcrmann befindliches alte- Heim wieder auf. 8. Dresden, 12. April. Der König und seine Leibgrenadiere. Anläßlich deS gestrigen 25jährigen Jubiläums seines Eintritts in das Leib-Grenadier. Regiment hielt König Friedrich August, nachdem er kurz zuvor bestimmt hatte, daß die 1. Kompagnie des Leibgrenadierregiments Nr. 100 fortan die Bezeichnung .Leib-Kompagnie' zu führen hat, an die Grenadiere folgende An sprache: .Grenadiere! Ich bin heute zum Regi ment gekommen, um mit Ihnen gemeinschaftlich und mit zahlreichen alten Kameraden die Wieder kehr desjenigen Tages zu feiern, an dem ich vor 25 Jahren zum aktiven Dienst in mein Leib-Grenadier-Regiment eingetreten bin. Seit dieser Zeit habe ich stets mit Liebe an den Grenadieren gehangen, habe manche fröhliche Stunde hier beim Regiment verlebt, habe dann als Brigade-Divisions-Kommandeur und al» kommandierender General stets zum Regiment gehalten, war stolz darauf, L la auito derselben zu stehen und dann als König sein Chef zu werden, und werde auch immer bis zum letzten Tage den Grenadieren angehören. Ich hoffe aber auch, daß das Regiment in allen Zeiten stets den guten Ruf der Grenadiere hochhalten wird, sodaß es nicht nur dem Namen nach Leib-Regiment ist, sondern auch in der Tat sich stets als erstes Regiment zeigen wird.' 82L Dresden, 13. April. Stellung, nähme der mittleren Justizbeamten zur Novelle über dieZioilprozeßreform. Der Verein der mittleren Justizbeamten im Land- gerichtsbezirke Dresden nahm in einer im „Carola- garten' abgehaltenen Versammlung Stellung zur Novelle über die Zioilprozeßreform. Nach langen Ausführungen des Gerichtsinspektors Claus er klärte sich die Versammlung mit dem Entwurf der Novelle einverstanden, weil derselbe 1. für die Allgemeinheit nicht zu unterschätzende Vorteile mit sich bringe; 2. die Kollegialgerichte und durch die Vereinfachung einiger das Verfahren be treffender Vorschriften und durch Ueberweisung verschiedener Geschäfte an den Gerichtsschreiber auch den Einzelrichter entlaste, 3. den Wirkungs kreis deS Gerichtsschreibers insofern erweitern, als dem Gerichtsschreiber solche Geschäfte, die dieser zwar schon bisher auch selbständig vor bereitet, über die aber hoch immerhin die maß- gebende Entscheidung dem Richter zustand, nun mehr zur eigenen Entschließung übertragen würden. Es wurde sodann darauf htngewiesen, daß die mittleren Justizbeamten durch ihre bisherige Tätigkeit bewiesen hätten, daß sie recht wohl be fähigt seien, auch noch weitere bisher dem Richter vorbkhaltene Dienstgeschäfte zu übernehmen. Der Verein wurde beauftragt, dahin zu wirken, daß 1. das gesamte Mahnverfahren in die Hände deS Gerichtsschreibers gelegt werde; 2. einzelne Geschäfte deS Vollstreckungsgerichts, insbesondere die Pfändung und Ueberweisung von Forderungen und sonstigen Rechten, entweder dem Gerichte schreiber oder den» Gerichtsvollzieher übertragen werden und 3. eine Aenderung der AmtSbe- zeichnung „GerichtSschretber" herbeigeführt werde. Hierauf wurde folgende Resolution angenommen: .Die in Dresden versammelten mittleren Justiz beamten im Landgerichtsbezirke Dresden begrüßen die von ort Reichsregierung etngebrachte Vor- läge über Abänderung der Zivilprozeßordnung ynd der damit zusammenhängenden Reichsgesetze besonders al- im Interesse de» rechtsuchenden ' Pttbltkuchii liegend und sprechen weiter die Bitte achk, zu erwägen, ob nicht auch da» gesamte Mahnverfahren dem Gerichtsschreiber und ein- M/U» dMHWWDUUo M. zelne Geschäfte d«S Vollstreckungsgericht», in», besondere di« Pfändung und Ueberweisung von Forderungen und sonstigen Rechten, dem Gericht», schreiber oder dem Gerichtsvollzieher übertragen werden können, sowie weiter, ob sich nicht der Ersatz de» AmtSnamen» .Serichtschreiber' durch eine dem Worte dieser Stellung mehr entsprechende Bezeichnung ermöglichen ließe/ Dresden. Die Königlichen Hofrheater sind bi» mit Sonnabend geschlossen. Am Sonntag (1. Osterfetertag) werden die Vor stellungen wieder ausgenommen und Voraussicht- lich wird im Opernhause am Sonntag Webers Oberon, am Montag Der fliegende Holländer, von Wagner, im Königlichen Schauspielhaus« am Sonntag Faust erster Teil, am Montag Kriemhild» Rache von Friedrich Hebbel gegeben. 82L Dresden, 13. April. Preußens Einfluß auf die sächsische Landeskirche. Hofprediger KeßlerS Wahl zum Pfarrer der LukaSkirche. Die Wahl de» Potsdamer Hof- Prediger» Keßler zum Pfarrer der LukaSkirche in Dresden beschäftigt fortgesetzt die sächsische Geistlichkeit. DaS .Kirchenblatt' schreibt weiter: .In politischen Tageszeitungen wie in kirchlichen Blättern wird an dieser Wahl sehr Herde Kritik geübt. Die Wahl selbstist ordnungsgemäß vollzogen, ja der Kirchenvorstand der LukaSparochie soll dem neuen Pfarrer sogar da» Gehalt auf 15000 Mk. erhöht haben, um sich diese bedeutende Kraft zu sichern. Da Keßler allein in Vorschlag gebracht worden war, gab eS keine leidtragenden Kon kurrenten wie sonst bei Stellenbesetzungen, aber wohl viele getäuschte Hoffnungen, denn solche fette Pfründen sind rar und daher sehr begehrt. Unser Stellenbesetzungsverfahren zeitigt eben Verbitterung und Erbitterung und schädigt die Amtsfreudigkeit vieler oft auf lange Zeit. WaS in Dresden jetzt vielen zum AergerniS geworden ist, ist auch in andren Städten, z. B. Zittau und Zwickau, Chemnitz und Meerane vorge kommen. Die Vorschläge und Wahlen tragen den Stempel deS Willen» zur Macht, der un- entwegt das Ziel erstrebt. Bei der Wahl Keßlers werden die laut gewordenen Klagen be gründet, nicht nur unter Hinweis auf das ma terielle und moralische Moment, sondettt auch unter Betonung des speziell sächsischen. Selt- samerweise wird da» wichtigste Moment de» kirchlichen Bekenntnisses meist ganz übergangen. ' Unsre Landeskirche hat manchem Nichtsachsen wie Harleß, Ahlfeld viel zu verdanken und etwa» frisches Blut zur Auffrischung kann nicht- scha den. DaS Prinzip der Anciennität und de» Aufrückens ist wohl recht einfach und bequem, aber weder gesetzlich festgelegt, noch von allge meinem Wert. Aber die Verpreußung, welche jetzt als Schreckgespenst grell beleuchtet wird! Ja wir schwimmen schon lange im preußischen Fahrwasser. Die Union, in welcher die Gegen sätze der Bekenntnisse als ausgeglichen gelten, ist ja die Sehnsucht nicht nur linksliberaler Männer. Der Kaiser erstrebt eine evangelische Reichskirche und begünstigt alles, was zur För derung dieses Gedanken» dienen kann. Je größer der Einfluß Preußen» an den maßgebenden Stellen, desto eher wird Sachsen für die ge plante Einigung der deutschen Landeskirchen zu haben sein. Geh. Kirchenrat vr. Pank hat in der Synode erfolgreich sich für den synodalen Ausbau der Eisenacher Kirchenksnferenz verwandt und auch den Vorsitz in der freien kirchlichen Konferenz in Leipzig 1904 geführt. Bis jetzt haben freilich alle Unionsbestrebungen ein kläg liches Fiasko gemacht. Die Zentralstelle für das evangelische Deutschland hat den Plan eine» Kirchen- und VolkStageS aufgeben müssen, die Synodalbewegung hat eS nur zu der Der- sammlung in Worms gebracht, und der Plan einer wahrhaft volkstümlichen Gesamtoertretung der deutsch-evangelischen Kirche durch eine geord nete Vertretung der synodalen Elemente, durch welche der Deutsche Evangelische KirchenauSschuß auSgebaut werde, ist längst zerronnen. Die Leipziger freie kirchliche Konferenz ist bereit stillschweigend begraben. DaS .Evangelische Deutschland', welches mit den größten Hoff nungen und Ansprüchen auf den Schauplatz trat, hat nach kurzer Lebensdauer sein Erscheinen etnstellen müssen und den völligen Mißerfolg konstatiert. — Wer in Dresden preußische Inter essen vertritt und begünstigt, ist kein Geheim- ni». Wie groß dieser Einfluß ist, zeigt die Wahl Keßler», welcher in Dresden, wie man hört, Fuß fassen soll, um später einen der wich tigsten Posten der sächsischen Landeskirche ein- zunehmen. Wenn er in Preußen gelernt hat, wie man eine Landeskirche nicht regieren soll, könnte er der sächsischen Landeskirche zum Segen