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Die bekannten Gegenvorschläge, welche Ruß land in der mazedonischen Reformfrage auf die Dorschläge/EnglandS gemacht hat, haben jetzt auch die Zustimmung Deutschlands gefunden, nachdem sie vorher bereits von Oesterreich- Ungarn, Italien und Frankreich gebilligt worden waren; England sttzt also in dieser Angelegen heit auf dem JsolterscheMel. Im österreichischen Abgeordnetenhause kam «S am Freitag wieder einmal zu heftigen Aus einandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen wegen der Sprachenfragr. ' Hierbei griff der radikal« Tscheche Choc den Statthalter von Böhmen wegen eine» angeblichen GeheimerlafseS über den Gebrauch der Amtssprache bei der Prager Statthalterei in unerhörter Weise an. — Die Session de» ungarischen Reichstages ist am 10. April geschloffen worden. Doch beginnt bereit» am 29. April eine neue Session. Der Pariser Polizei ist wieder einmal «in Anarchistenfang geglückt. Sie verhaftete drei bekannte Anarchisten, al» sie gerade auf einem Handwagen Dynamitpatronen, Zündschnur und Zünder, «erborgen unter andren Gegenständen, transportierten. Man vermutet, daß eS sich um Vorbereitungen zu einem anarchistischen Anschläge für den 1. Mai handelt. General d'Amade, der französische Expedition»- chef in Marokko, hat jetzt im Pariser .Journal Offieiell' einen Bericht zur Zurückweisung der fortgesetzten Behauptungen von einem über flüssigen Gemetzel der (ApeditionStruppen unter einer Anzahl marokkanischer Frauen und Kinder, sowie unbewaffneter Marokkaner am IS. März erscheinen lassen. Aus dem Bericht erhellt, daß auf persönlichen Befehl d'Amade» die um da» Zelt de» KaidS Bunuada» gescharten Frauen, Kinder und waffenlosen Leute von einem arabisch sprechenden Offizier in Sicherheit gebracht wurden, al» die Franzosen einen Bajonettangriff auf die kämpfenden Marokkaner unternahmen. Der Be richt erklärt ferner, d'Amade habe keineswegs die Niederbrennung des gesamten marokkanischen Lagers angeordnet, sondern nur 300 bi» 400 Zelte den Flammen überliefern lassen. Der mit der Reorganisation der mazedonischen Gendarmerie betraute italienische General ist zum türkischen DtvistonSgeneral ernannt worden. Offenbar sucht die Pforte durch diese Ernennung Einfluß auf die Maßnahmen jde» Generals zu gewinnen. Dem König Eduard war es in der englischen Presse sehr verübelt worden, daß er gerade jetzt, angesichts der Veränderungen im englischen Ministerium, außer Landes weilt, in Biarritz. Dem gegenüber wird jetzt von Londoner offiziöser Seite aus versichert, König Eduard habe den Besuch von Biarritz nur infolge des ernsten Rates seiner Aerzte wegen der Jnfluenzaanfälle unternommen, unter denen er mehrere Jahre lang in jedem Frühling zu leiden hatte. — Im Befinden des ehemaligen Premierministers Campbell-Bannerman macht sich keine Besserung bemerkbar, der Patient ist fortwährend sehr schwach. Der Anarchistenprozeß von Barcelona macht noch immer von sich reden. Zwei Kaufleute, welche der Verhandlung gegen den Haupt angeklagten Bull in einer der letzten Sitzungen beigewohnt hatten, erkannten in Bulls Mutter die Frau wieder, die kurz vor der Bomben explosion in dem Hause Rambla de FlorreS jenes HauS verließ. Die Bekundung beider Zeugen macht in ganz Spanien das größte Aufsehen. In der nordamertkanischen Union gehen die Vorbereitungen für die Präsidentenwahl weiter. Die in Boston versammelte republikanische Konvention des Staates Massachusetts nahm «ine Wahlparole zugunsten einer sofortigen Tarif revision an. Während die Kandidatur de» Krieg-Minister» Taft, um Streitigkeiten zu ver meiden, nicht ausdrücklich in die Wahlparole aus genommen worden ist, spricht sie doch aus, daß die Mehrheit der Delegierten anerkanntermaßen seine Nomination wünsche. Der Politik Roosevelt» wird in der Wahlparole rückhaltslo» zugesttmmt. In Fez scheint ein Umschlag der Volks stimmung zugunsten de- rechtmäßigen Sultans Abdul Ast» eingetreten zu sein. Au» Tanger wird wenigsten» gemeldet, daß in Fez eine Ver schwörung zugunsten de» Sultan» Abdul Ast» bestehe. Ein Teil der Ulema» habe in einer geheimen Versammlung die Frage beraten, ob der Koran gestatte, die von der Bevölkerung im Januar beschlossene Absetzung Abdul Ast» wieder rückgängig zu machen. Berlin, 10. April. Der Kaiser hat der Großherzogin von Baden den Luisenorden mit der Jahreszahl 1813/14 verliehen. Auf seine Nordlandreise scheint der Kaiser auch in diesem Jahr« nicht verzichten zu »ollen, wenn sich die Nachricht de» .Hamburger Fremdenblatte»" bestätigt, daß die Lotsen Kaffer Wilhelms in Bergen, zwölf an der Zahl, den Auftrag erhalten haben, in den ersten Tagen de» Juli in Kopervik dienstbereit zu sein. Berlin, 12. April. In der heut« statt gehabten Sitzung de» Gesamtvorstande- de» deutschen Flottenverein- wurde nachstehende Resolution ohne Widerspruch angenommen: .Gemäß 8 2 seiner Satzungen ist der deutsche Flottenverein ein Verein, der zweck-,Schaffung einer starken Flotte vaterländische Aufgaben zu verfolgen hat, und über den Parteien und Kon fessionen steht." Nachdem die drei anwesenden Mitglieder des alten Präsidiums die Erklärung abgegeben hatten, daß sie unter den jetzigen Verhältnissen eine Wiederwahl nicht annehmen könnten, wurde der Antrag der thüringer Landes verbände auf Wiederwahl de- alten Präfidtum» abgelehnt, und eine Kommission zur Vorbereitung der Wahl de» neuen Präsidium- grwählt. Dünkirchen, 12. April. Da- Segelschiff .Jacque- Cartier', da« für «ine Kreuzfahrt in den nördlichen Polargewässtrn geschartert ist, hat heute vormittag seine Au-reise angetreten. Lemberg, 12. April. Heute nachmittag gab ein Mann auf den Statthalter Grafen Potocki, während er Audienzen erteilte, drei Revolver schüsse ab, wodurch dieser tödlich verletzt wurde. Lemberg, 12. April. Der Statthalter Graf Potocki ist um 3>/. Uhr gestorben. Der Täter, der verhaftet worden ist, ist ein ruthenischer Student, namens MizoSlaw Sjezyn-ky. Er war Hörer der Philosophie im 3. Jahrgange an der Lemberger Universität und hatte sich wegen Er langung einer Stellung zur Audienz, gemeldet. Kurz nachdem er da» Audienzzimmer betteten hatte, hörte man drei Revolverschüsse. Die herbei eilenden AmtSdiener fanden den Statthalter tödlich verletzt vor. Er war am Kopfe, Armen und Beinen verwundet. Für kurze Zeit erlangte er das'Bewußtsein wieder und wurde mit den heiligen Sterbesakramenten versehen. Am Sterbe lager weilte die Familie de» Statthalters, Landmarschall Graf Badeni, Erzbischof BilczewSki, Weihbischof BandurSki, KorpSkommandant Graf Auersperg, der Bürgermeister von Lemberg, die beiden Vizepräsidenten der Statthalterei und der Vizepräsident de» Landesschulrat». . Rom, 12. April. Reichskanzler Fürst Bülow mit Gemahlin, begleitet von dem Gesandten v. Flotow, ist hier eingelroffen. Am Bahnhofe waren zur Begrüßung erschienen Donna Laura Minghetti, Fürst und Fürstin Camporeale, der Generalsekretär de» Ministerium» des Aeußern Bollati, das Personal der deutschen Botschaft und der preußischen Gesandtschaft und andre. Paris, 12. April. Der Unterstaatssekretär des Krieges CHSron verfügte den Ausschluß von dreißig Lieferanten von den Lieferungen und Verkäufen für das Kriegsdepartement, weil sie den Truppen verdorbene Wurstwaren geliefert oder zu liefern versucht hatten. Paris, 12. April. Wie aus Ain Sefra gemeldet wird, hat eine Kolonne von tausend Mann Colomb Bechar in der Richtung auf Talzaza verlassen und eine zweite Kolonne ist im Begriff von Ber Guent nach Casablanca aufzubrechen. Diese Maßnahmen bezwecken, die Grenze von Fort Assa nach Talzaza gegen einen Ueberfall der Harka zu sichern. Pari», 12. April. In SureSneS wurde heute eine Büste Emil Zola» enthüllt. Minister präsident Clemenceau hatte zu der Feierlichkeit einen Vertreter gesandt. E» sprachen mehrere Redner. Während der Reden wurden von einer Anzahl junger Leute mehrfach Rufe auSgestoßen, die sich gegen Zola richteten. 10 Verhaftungen wurden vorgenommen, wovon aber nm 4 auf recht erhalten werden sollen. Schloß Achilleion, 12.April. Zuraestrigen Abendtafel war noch der griechische Kapitän zur See Sadeturi» geladen. Heute früh traf Prinz Oskar mit seinem militärischen Begleiter Major Grafen Soden hier ein und wurde von dem Prinzen August Wilhelm im Automobil au» Korfu abgeholt. Um 10 Uhr fand Gotte»dienst in der Kapelle statt, die schon Kaiserin Elisabeth eingerichtet hat. Zur Mittagstafel war der Militäroberpfarrer Gön» geladen, der den Gotte»dienst abgehalten hatte. Der geheime Legation»rat v. Rekowki wurde zum königlichen Lvr sstchWcha Ur-Ützlvr G-K- H Sachsen. Dresden, 12. April. Se. Maj. der Köm besuchte heute den Götterdienst in der katholischen Hofkirche und machte dann einen Spaziergang. Um 12'/, Uhr fand bei Sr. Majestät Familien tafel statt. Später unternahm der Monarch mit seinen Kindern eine Spazierfahrt und begab sich abends allein im Automobil zur Pirsch nach Moritzburg. Dresden. Staatsminister Or. Graf ». Hohenthal unv Bergen ist vom Urlaub zutück- gekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. — Herr Studienrat Hermann Dünger, Konrektor am Wettiner Gymnasium, ist nach 43 jähriger Tätigkeit in den Ruhestand getreten. Bischofswerda, 12. April. Gestern vormittag fand in der Aula der Schule die feierliche Ent lassung der die Schule verlassenden Schüler und Schülerinnen statt. Es hatten sich hierzu Vertreter der städtischen Behörden, an ihrer Spitze Herr Bürgermeister vr. Lange, die Geist lichkeit, daS gesamte Lehrerkollegium, eine große Anzahl von Eltern, sowie viele Freunde und Gönner unsrer Schule eingefunden. Ein Choral gesang eröffnete den feierlichen, ernsten Akt. Unser allverehrter Herr Direktor Jochen betrat hierauf daS Rednerpult, um den Scheidenden zum letzten Male eine Mahnung mit auf ihren ferneren Lebensweg zuzurufen. Tiefergreifend wirkten seine herrlichen Abschiedsworte und gar wehmütig wurde es dabei manchem der schei denden Schüler und Schülerinnen um- Herz, galt e» doch Abschied zu nehmen von allem dem, wa» ihnen die Kindheit lieb und wert machte, und manche Träne perlte au» den Augen. Wehmütig wird es wohl auch manchem Vater und mancher Mutter in dieser Stunde geworden sein, wenn sie an die Zukunft ihre» Kinde» dachten, da» mit gestern hinaus ins Leben trat. Möchten sich alle Hoffnungen, die die Eltern auf ihre Kinder setzten, voll und ganz erfüllen. Di« scheidenden Schüler und Schülerinnen aber mögen sich das Abschiedswort ihre» lieben Herrn Direktor» tief einprägen al» eine Mahnung für alle Zeiten. Bischofswerda, 13. April. Der Klang der Ktrchenglocken rief am Sonntag unsre Konfirmanden ins Gotteshaus und an dm Altar, wo sie durch Ablegung ihre» Glaubens bekenntnisse» nunmehr selbst daS bestätigen sollten, wa» dereinst bei ihrer Taufe die Tauf zeugen an ihrer Stelle getan. Für die Heran wachsende Jugend ist die Konfirmation ein ernster, wichtiger, heiliger Akt, bei dem da» Innere des Jünglings und jungen Mädchen» ganz und gar beteiligt ist; die Einsegnung schließt einen Lebensabschnitt ab und öffnet ihnen gleichsam eine nme Welt. Mit weihe voller Stimmung im Herzen und ungewohntem Ernst auf den jugendlichen Gesichtem wandelten sie zum Gotte-Hause. Empfanden sie doch, daß sie dieser bedeutsame Schritt au» dem sonnigen Reiche der Kindheit hinausführte in da» Treiben der Wett mit seinen Hoffnungen, seinem er träumten Glück, mit seinen vielerlei Enttäusch ungen, seinen Versuchungen, Entsagungen, Kämpfen und Zweifeln. - >>, q Kammerherrn ernannt. Vormittag rc-—. ,.. Um 4 Uhr nachmittag» empfingen die Majestäten im Achilleion den Besuch de» König», de» Kron- Prinzen und Kronprinzessin von Griechenland und unternahmen später «inen Spaziergang. Madrid, 12. April. Di« Torte» .haben sich bi» zum 20. April vertagt. Athen, 11. April. In der Deputierten kammer entbot heute der Präsident dem Deutsch« Kaiser au» Anlaß seiner Ankunft in Korfu unter dem Bestalle Ler Abgeordneten einen herzlichen Wtllkommeugruß. Belgrad, 11. April. Der König hat heute abend da» Dekret betreffend die Neubildung de» Kabinett» Paschitsch unterzeichnet. Au» dem Kabinett scheiden au» der Minister de» Innern Petrowitsch, der Minister der öffentlichen Arhttten Jovanowitsch und der Krieg»minist«r Putnik. Da» neue Kabinett ist wie folgt gebllv^: Paschitsch. Ministerpräsident und Aeußere», Nikolitsch Unterricht, Patschu Finanz«, Stojano- witsch Handel, Ackerbau und Industrie und interimistisch öffentliche Arbeit«, Trifkowitsch Justiz und interimistisch Innere», General Stepan Stepanowitsch Krieg. Da» Dekret, durch welche» die Skupschtina aufgelöst wird und Neuwahlen angeordnet werden, wird morgen vom König unterzeichnet werden.