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1908 ««ar >eln« Nummer >S in seinen Wurzeln sondern sie flicht einer einsicht-vollen und gierung, hem mit den Wogen «danke de- ,m«v Der Kampf gegen das Polentum. Da» preußische Abgeordnetenhaus hat am Sonnabend die sogenannte Ostmarkenvorlage, »eiche zum Schutze de» Deutschtum» in Posen und Westpreußen die bekannten Enteignungsmaß- nahmen vorschlägt, gegen die Stimmen de» Zentrum», der Freisinnigen und der Polen definitiv angenommen. Allerding» muß nun noch da» Herrenhau» sich mit der Vorlage be schäftigen, indessen steht nicht zu bezweifeln, daß auch die preußische Pairtkammrr den von der Regierung geplanten neuen Maßregeln -egen da» Polentum schließlich zustimmen wird. Die selben haben der preußischen Regierung schwere Vorwürfe znd Anklagen feiten» der Opposition». Parteien eingetragen, jene ist geradezu der bru talen Vergewaltigung-Politik gegenüber den Polen bezichtigt worden, und selbst in den Rechen der regierungsfreundlichen Parteien konnte man ernste Bedenken gegen da» oorgeschlagene Ent- eignung-verfahren nicht unterdrücken. Die Ost markenvorlage ist denn auch im Abgeordneten hause erst nach Beseitigung erheblicher Schwierig- festen und in «esentltch abgeänderter Form auf Grund eine» Kompromisse» zwischen den natio nal«! Parteien, welches ^i« Höchstgrenze^ für den zu enteignenden Grundbesitz in Posen und West- preußen auf 70000 Hektar» festsetzt, unter Dach und Fach gekommen, und sie wäre vielleicht ge scheitert, fall» nicht die Regierung dem abge schlossenen Kompromiß zugestimmt hätte. Vom rein menschlichen Standpunkte au» mag man nun die Enteignungspolitik der preußischen Regierung gegen die Polen al» hart und brutal verurteilen, aber vom nationalen Standpunkte au» betrachtet, «scheint die Sache denn doch in einem anderen Lichte. In dem erbitterten Ringen zwischen Deutschtum und Polentum in den Ostmarken de» Reiche» handelt r» sich um nicht» mehr und nicht» weniger al» um nationale Existenzfragen, und diese wiegen noch wett schwerer, att rein wirtschaftliche Fragen. Da» Deutschtum in der Provinz Pesen vor allem kämpft jedoch tatsächlich um seine nationale Existenz, immer rücksichtsloser und herausfordernder tritt dort da» Polentum auf, und schon lärmst steht sich da» Deutschtum in den östlichen Gauen Preußen» und de» Reiche» in diesem Kampf in die Defensive gedrängt. Da ist e» geradezu Pflicht einer einsichtsvollen und weitschauenden Regierung, hem mit den Wogen der polnischen Hochflut hart ringenden deutschen BolkSwm mit der Machtfülle de» Staate» zu Hilfe zu kommen, zu verhindern, daß die all polnische Prqpaganda im deutschen Osten all mählich einen Pfahl in da» Fleisch de» deutschen Reichikjlrper» schiebe, der ihn in Zetten der Not direkt an einer freien Bewegung hindern könnte. Schon jetzt gibt e» ja nicht mehr allein im Osten eine Polengefabr, sondern sie gibt sich mehr und mehr auch in anderen retten de» Reiche» zu erkennen, wie z. v. in Westfalen, wo die au» dem Osten eingewanderten polnischen Arbeiter und Bergleute sich zu einer kompakten Raffe zusammenzuschließen besinnen; selbst im Herzen Deutschland», in der Mark Brandenburg, ist ein allmähliche» Anschwellen de» polnischen VrvölkeruNgSelemente» zu konstatieren. Dem gegenüber find für Preußen und da» Reich die energischsten Abwehrmaßnahmen geboten, und »mn nun mit solchen in da» persönliche Recht de» Einzelnen eingegrtffen wird, Witz die» un leugbar durch da» neue EnteignungSgesetz für Posen und Westpreußen geschieht, so wird die» Regierung fürchte , . mit Entschiedenheit zurück. Wetter versicherte Herr v. Bethmann-Hollweg, daß die Regierungen der Einzelstaaten aufrichtig bemüht seien, da» Lo» d« Bergarbeiters zu erleichtern, schließlich riet er von einer reichsgesetzlichen Regelung de» Knappschaftswesen» ab. Der Nationalliberale Osann plädierte für eine Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Bergwerks betriebe, Oberbergtat Meißner wie» verschiedene Angriffe de» Abgeordneten Hub auf die preußi- sche Regierung zurück; gegen Schluß der Sitzung sprachen noch die Abgeordneten Mugdan (fr. Volttp.) und Hoeffel (RetchSp ). Da» prmßtsche Abgeordnetenhau» hat am Sonnabend die Vorlage, betr. da» Enteignungs recht in Posen und Westpreußen, in dritter Lesung -Mop di« Stimmen de» Zentrum», der Freisinnigen und der Polen definitiv ange nommen. Jetzt hat noch da» Herrenhaus seine Zustimmung zur neuen Ostmarkenvorlage zu Men, wo» zweifellos geschehen wird. Die Annahme der Vorlage im Abgeordnetenhaus« erfolgte auf Grund de» von der Regierung gut- geheißenen neuen Kompromisse» zwischen dm Konservativen, Freikonservatioen und Rational- liberalen, welche» alSHöchstgrenre de» zu ent- Menden Grundbesitz,» 70000 Hektar festsetzt. Im übrigen wurde die Vorlage überwiegend «ach dm KommtsstonSbeschlüffm angenommm. Politische Wrltschau. Die Reihe der diesjährigen Winterfestlich keiten am Berliner Hofe ist mit dem am 17. Januar stattgefundenen Feste de» Schwarzen AdlerordenS eröffnet worden. Ihm folgte dann am Sonntag da» allgemeine Krönung»- und Ordensfest nach. Die Sitzung de» Reichstage» vem 17. Januar -amede-woSstälwig-dw^ dtt Debatte über die verschiedenen Interpellationen, welche eine reichs gesetzliche Regelung de» Knappschaftswesen» fordern, ausgefüllt. Eingehend beschäftigte sich der Zentrum»redner Schiffer mit den Mißständen bei der Knappschaft-kaffe de» Ruhrgebietes und schob er dieselben auf da» Konto der zu geringen Beiträge der Bergwerksbesitzer. Der Sozialdemokrat Huö nahm sich der westfälischen Bergleute wärmsten» an und begründete unter Beibringung eine» zahlreichen statistichen Material» da» Verlangen einer einhettl chen gesetzlichen Regelung de» KnavpschaftSwesenS. Regierungsseitig bedauerte der Reichsstaats, sekretär v. Bethmann-Hollweg das Scheitern der Verhandlungen -wischen den Zechenbesitzern des Ruhrgebietes und den Bergleuten Über da» nme Knappschaftsstatut und wie- die Be hauptung de» Abgeordneten Hu», die preußische Rainung fürchte sich vor den BergwerkSbesitzern, -sicherte daß die Regierungen «enterate^ welche ln dtsem Blatte die weiteste Verbreitung Men, werden bi» Montag, Mittwoch und Freitag Kw » Wh» angenommm und tostet dir vieraespaltme LorvurMe 12 Pfg., unter.Eingesandt" 2S Pfg. «eringstrr Jusrratrnbetrag 40 Psg. — Einzeln« Nummer 10 Pfg. Die Gerüchte von einer Spaltung innerhalb der Freisinnigen Vereinigung oder von ihrem beabsichtigten Austritte aus der freisinnigen Fraktionsgemeinschaft werden vom ,B. T." al» unbegründet bezeichnet. Der Großherzog Ferdinand von ToSkana ist in Salzburg in den Frühstunden de» 17. Januar infolge einer Herzlähmung nach längerer Krankheit verschieden; er hat ein Alter von 78 Jahren erreicht. Grobherzog Ferdinand IV. war der Sohn de» 1859 de» Throne» für oer- lustig erklärten Großherzogs Leopold II. von ToSkana. Vermählt war der Verewigte in zweiter Ehe mit Großherzogin Alice, geborenm Prinzessin von Parma, welcher Verbindung acht Kinder entsprossen sind. Der älteste Sohn de» Großherzog» Ferdinand ist der jetzige einfach bürgerliche Leopold Wölfling, die älteste Tochter ist die vielgenannte Frau Toselli, die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen. Der zweite Sohn de» verstorbenen Großherzog», Erzherzog Josef Ferdinand, hat nunmehr den grobherzoglichen Titel angenommen, doch heißt e», Kaiser Franz Josef beabsichtige, den Titel eine» Großherzog» von Toskana nicht weiter führen zu lassen. Die Beisetzung de» verewigten Großherzog» Ferdinand erfolgt am 22. Januar in der Kapuzinergruft zu Wien. Ueber den Gesundheitszustand des Papste» waren in letzter Zeit wiederholt beunruhigende Gerüchte aufgetaucht. Hierzu schreibt jetzt die .Corrispondenza Romane", daß sich infolge der Rauheit der Witterung ein leichter Gichtanfall eingestellt hat. Um sich zu schonen, habe der Papst in den letzten Tagen keine besonderen Audienzen gewährt, doch habe der Gichtanfall schon wieder nachgelassen, sodaß man die Wieder aufnahme der Audienzen erwarte. Der allge meine Gesundheitszustand de» Papste» sei aus gezeichnet. Der italienischen Regierung ging au» London die Nachricht zu, daß in dem Kampfe vor Lugh Hauptmann Bongiovanni gefallen, Hauptmann Molinari verwundet und gefangen sei. Lugh werde von Segre mit dem Reste der Besatzung gehalten. In der französischen Deputiertenkammer gab e» am 17. Januar ein Vorspiel zu der an gekündigten Marokko-Interpellation de» Herrn Jaurö». Letzterer interpellierte über die dem General d'Amade erteilten Weisungen, worauf der Ministerpräsident ClSmenceau und der Minister de» Auiwärtigrn Pichon antworteten. Ptchon erklärte hierbei, daß die französische Marokkopoltttk durch die neuesten Ereignisse in Marokko keinerlei Aendemng erfahren habe. Zuletzt sprach sich da» Hau» mit 367 gegen 197 Stimmen für den Vorschlag der Regiemng au», den 24. Januar für die Beratung der JaurSschen Interpellation über Marokko festzu setzen. Mit dieser Interpellation soll eine zweite, von Rtbot angekündigte Interpellation wegen Marokko» verbunden werden. Uebrigen» wird von Pariser^, offiziöser Seite au» versichert, Frankreich denke nicht an die Einberufung einer neuen Marokko-Konferenz. Zu den durcheinanderschwirrenden Gerüchten über geheimnisvoll« diplomatische Verhandlung«, betteff» der Ostsee wird jetzt von Petersburg au» erklärt, daß hierbei der - - - - elausum", de» geschloffenen Meere», nicht in Frage komm,. Gegenstand der Verhandlungen bild« im wesentlichen die Aufrechterhaltung de» «Mus guo, sowie da» russische Verlangen bk- tteffend Befestigung der Alandinseln. S«»nfprechft»II« Nr. Bestellungen werden bei allen Postanstalten de» deutschen Reiche», für vischostwerda und Umgegend bet unseren Zrttung-boten, sowie in der Exprd. ds». Bl. angenommen. Aiv«r»»»s»ch»t,ster Aahrganß. bedrohte Deutschtum zu stützen und zu kräftigen, entschuldbar. Die Führer de» polnischen Volke» machen ja au» ihrer preußischen und reichsfeind lichen Gesinnung gar kein Hehl, ihr letzte» poli tische» Ziel bildet unstreitig die Wiederherstellung de» untergegangenen selbständigen Polenreiches, und diese» Ziel könnte nur durch die Demütigung Preußen» und die Zertrümmerung de» deutschen Reiche» erreicht werden. Angesicht» einer solchen Perspektive muß die preußische Regierung alle» daran setzen, da» übermütige Polentum in seine Schranken zurückzuweisen, welchem Zwecke eben auch da» neue Enteignungsgesetz gelten soll — möge dasselbe seine Wirkungen zugunsten einer Stärkung de» Deutschtum» nicht verfehlen! Q