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Gunstbezeugung, wenn man einer Dame die Schlittschuhe anschnallen durfte, und sie belohnte dieje Mühe auf der Stelle durch einen Kuß. Allein diese Familiarität hat aufgehört. Doch giebt es noch immer viele Damen, welche dixsce Vergnügen lieben; auch alle Bäuerinnen und Bewohnerinnen des Landes, fahren auf Schlitt schuhen. Man siehe oft dreißig Personen hinter einandr, nehmlich fünfzehn junge Pursche, jeder mit seinem Mädchen, die sich bei der Han- halten^ Die erfahren sten und geschicktesten sind an der Spitze, oder beschließen den Zug, die schwächeren nimmt man in die Mitte. So werden die Uncrfahrnen von den andern mit fortge- jvgrn, und die regelmäßige Bewegung dieser langen Reihe, giebt einen eignen, und angenehmen Anblick. Um Kindern und Frauenzimmern an den Annehmlichkei ten der Eisfahrt Theil nehmen zu lassen, hat man kleine Schlitten erdacht, die auf langen eisernen, vorn gebogenen Stäben, statt der Kufen stehn Der Man« oder Liebling, steht auf Schlittschuhen, hinter diesem Schlitten, die gewöhnlich für ein oder zwei Personen Platz haben, und schiebt sie schnell vor sich her. Man hat auch Kähne, io — 15 Huß lang, die Maste und große Secgel führen, und gleichfalls auf großen Schlittschuhen ruhn Die Gewschindigkcit dieser Schlitt schuhkähne, wenn der Wind in ihre aufgcspanntcn Seegel stößt, übertrift alle Vorstellungen; sie scheinen über das Eis zu stiegen, in weniger als einer Viertel- stunde legt man eine Meile zurück, und oft eine Viertelstunde in zwei Minuten. Holland ist ganz mir Kanälen durchschnitten, auf welchen man sich eines Fahrzeugs, der Trcckschuyte, bedienet. Ein Treckschuyt ist ein bedecktes, in zwei Zimmer abgetheiltee Boot, von welchem das Hintere Theil, Roef genannt, be quemer als das vordere, bas Ruim, ist. Im Roef haben bisweilen 8 bis 12, im Ruim 40 bis §0 Personen Platz Dieses Fahrzeug wird von einem einzigen Pfer de gezogen, und legt in einer Stunde pünktlich eine deutsche Meile zurück Die Bewegung des Treckschuyts ist so gleichförmig, daß man darinn sehr bequem lesen und schreiben kann. Der Raum, wo man nur zwei Reihen Bänke, und die Fen sterlöcher mir Leder behangen findet, ist für den gcringern Theil der Reisenden und für das Gepäcke bestimmt. Der Roef aber, der doppelte Thürcn hat, und in welchen man nicht durch die Fenster einzusteigen braucht, ist ein artiges Zimmer- chcn, mit gepolsterten Sitzen und Glaefenstern, und oft mit Gemählden und Spiegeln verziert Der Thüre gegenüber ist ein Hängetlsch, nebst einem Spiegel, «in Paar Spucknäpfe und Wandleuchter. Das Steuerruder steht an der Thüre des Roefs, und am andern Ende eine Art Mast, über dessen Spitze ein langes Seil läuft, das ans Ufer zu dem Pferde reicht Die mehrcsten Treckschuyten sind bläulich angestrichcn Die von Amsterdam nach Utrecht fahrenden sind die schön sten. Für einen Hollander ist ein Treckschuyt das angenehmste Fahrzeug, das sich denken läßt. Hier raucht und schläft er, wie er gerade Lust hat, und wird weder durch die Bewegung des Schiffes rrschüttcrt, noch durch die Schnelligkeit der Fahrt beunruhigt. Er weiß bis auf den Pfennig, wie viel ihm die Reise kosten wird,