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i§»,Ooo ^hlr. Eme vollständigere Lebensbeschreibung dieses merkwürdigen Man, vcs in mit dem Titel: Auron Rindenschwendcr bei Hrn. Solbria in Lcivua ae- druckt, und wird bei den meisten Buchbindern für 6 gr. verkauft. s u Ehrlichkeit. In Oranienbaum ohnweit Petersburg, lebte noch vor wenigen Jahren eine alte neunzigjährige Frau, von Geburt eine Deutsche, aus Hollstein. Diese besaß als Eigenthum ein Häuschen, worinncn fremde Schiffer einkehrccn und gün stigen Wind abwarreren, und zog davon ihren nothdürftigcn Unterhalt. Einst bcwirthcte sie auch vier Schiffer, von denen drei Engländer und einer ein Holländer war. Unter andern Gesprächen kam die R«.de auch auf den Ort; die Engländer lobten ihn, und tranken auf sein Wohlergchn ihr Glas Rum Hm sprach der Holländer mit einer krausen Mine, ich weiß daran nichts zu loben; Mich hat das verzweifelte Nest 700 Rubel gekostet. (Ein alter Rubel ist i thlr 4 gr. sächsisch, ein neuer Rubel r thlr i gr.) Wie lo? fragten die Engländer. I cr- wiederte jener, ich hab einmal in der Trunkenheit in einer hiesigen Schenke einen Beutel mit Silbrrmünze liegen lassen. Wir waren ichon auf den hohen Meere, wo bei dem günstigen Winde an keine Rückkehr zu denken war, als ich von dem Rausche zu mir selbst kam und mein Geld vermißte. Dahier, fügte er hinzu, habe ich zum traurigen Andenken noch das Per chafr, womit der Beutel versiegelt war. Bei diesen Worten, Mich die alte Wirthin, die während des Gesprächs ruhig in einem Winkel gesessen hatte, herzu, und besähe aufmerksam das Petschaft. I nu, sagte sie: Er kann ja wohl noch einmal wieder bekommen, was er verlohcen hat! — Wieder bekommen? versetzte der Holländer mit höllischem Lachen, hahaha! Da müsie ich ni vt so alt geworden >eyn, wenn ich mir das sollte in den Sinn kommen lassen. Nein, nein Mutter, so ehrlich ist die Welt nicht! uud noch dazu bedenkt nur, ists nun volle sieben Jahre her — Er setzte noch einen tüchtigen Fluch auf sein Mißgeschick hinzu, forderte noch ein Glas, und wollte den erneuerten Ver druß über seine» Verlust in Rum vertrinken. Während nun die vier Herrn mit schwatzen und trinken beschäftigt waren, gieng das Mütterchen stillschweigend aus der Stube, und kam bald mit einem schweren Beutel mühsam herein geschlichen. „Nun sieht er, sagte sie zum Hollän der, die Ehrlichkeit ist doch so rar nicht in der Welt, als er glaubt," und setzte den Beutel vor ihn hin, der mit eben dem vorgczeigtcn Petschafte versiegelt war. Indem nun der erstaunte Holländer ihn hastig aufriß und sich an dem Anblicke seines Schatzes weidete, erzählte die Alte umständlich, wie sie vor sieben Jahren nach Abgang eines Schiffes, den Beutel in der Gaststube gefunden, ihn in ihren Schrank gesetzt, und die ganze Zeit her vergebens gewartet habe, daß sich Je mand dazu melden sollte: wie sie während dieser Zeit oft von Mangel gedrängt