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Er suchte die nähere Bekanntschaft diese« Frauenzimmers, und erfuhr im Vertrau, en, daß ihr Vermögen in nicht weniger als 68,ooo Thalern bestehe, - wovon sie in kurzer Zeit 21,000 Thaler erheben könne. Das' »Var nun etwas, wornach man lange vergebens gesucht Hatte; mit Wohlgefallen würde dieß Geheimniß entdeckt, und in kurzem beschloßen, baß eine solche reiche Parthie nicht wohl von der Hand zu weisen sey. Bei ferneren Unterredungen wußte die reisende Gräfin ihrer Geschichte immer mehr einen Anstrich von Wahrheit zu geben, so daß sich der Fabrikant fest entschloß, sich ihrer anzunchmen. Die beiden Handelsleute reisten, als ihre Geschäfte abgethan waren, weiter, die Gräfin aber blieb da. Man.ward nun immer näher bekannt, und in der Vor aussetzung, daß der angebliche Rcichrhum wirklich sich finde, versprach man sich die Ehe. Die Gräfin hatte kein Bedenken hierbei und versicherte, dir 21,000 Thaler in kurzem zu schaffen. Es erschien auch bald ein fremder Mann mir schriftlichen Aufsätzen, welche mir 25 Thalcrn eingelöst werden mußten, die der Fabrikant um so eher h rdcisch affte, da er glaubte, der Sache dadurch desto gewisser zu werden. Niemand ahndete einen Betrug, jedoch war die Madame des Fabrikherrn mit der ganzen Begebenheit nicht zufrieden; sie machte Vorstellungen, sowohl ihrem Mann, als auch dem Herrn Sohn, aber alles vergebens. Die Aussicht war zu glänzend, uno in der Meinung, daß alles seine Richtigkeit habe, überlegte man schon, wie das Geld am besten anzuwenden scy.^ Man beschloß, ein Landgut dafür anzuschaffen, und des Wohlstandes halber auch ein fcilstchendes Bctstübchey in^der Kirche zu kaufen. Eine goldene Kette und verschiedene Kleidungsstücke waren der hohen Braut verehrt worden, weil dieselbe bei der heimlichen Abreise dergleichen nicht hatte mitnchmcn können. So verleb« man in der besten Hoffnung mehrere Wochen, ohne daß das Geld angekommen wäre. Endlich in der Mitte des Februars wollte die Zeit dem erwar tungsvollen Bräutigam zu lang werden, und nach vielem Ueberlegen ward beschlos sen, daß beide Verlobte sich nach der Lausitz auf den Weg machen wollten, um das Geld persönlich abzuholen. Der Gräfin mochte freilich bei diesem Entschluß nicht wohl zu Muthe seyn, und das bisherige Hreudenleben schien sich seinem Ende zu nä hern; sie behielt indcß Gegenwart des Geistes genug, und zeigte keine Verlegenheit. Die Reise wurde angetreten, und den 17. Februar kamen beide, die Gräfin und ihr Bräutigam, zu Strohwalde an. Nach der Versicherung der Gräfin wollte sie in der'Mühlc zu Nicderruppcrsdorf 2000 Thaler zu fordern haben. Es wurde ver abredet, daß der Fabrikant in Strohwalde zwei Stunden warten sollte, sic aber, die Gräfin, wolle nach jener Mühle gehen, und dann von da im Wagen zurück kom- n en und den Bräutigam standcemäßig abholen. Die Hoffnung auf viel Geld macht blind und leichtgläubig; eben so gieugs dem Fabrikanten, welcher, wiewohl nicht ohne Bedenken, seine Geliebte allein nach Ruppersdorf wandern ließ. Er wartete in Srrohwalde langer denn vier Stunden, aber es erschien keine Braut, die ihn