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« — ma» sich statt des unmäßigen Aufwandes bry den Mahlzeiten, der niemand zu gut« kommt, oft die reinere Freude bereiten könnte, einer armen Familie aufzuhelfeu. In der Schreckensperiode der französischen Revolution lebten in Bretagne zwey Schwestern Desille, die eine Mutter von vier Kindern, die andere ehrlos. Sie leb ten dort ruhig und ungekränkt von den Gewaltthätigkeiten Robespierres und seiner Gchülfen. — Aber auf einmal störte ihre Ruhe ein Vcrhaftsbcfehl, nach welchem dreyßig Verdächtige nach Paris gebracht werden sollten. Unter diesen war auch die unvecheyrathete Iphigenia Desiile. Sie ward dem Kreise ihrer Freunde entrissen und nach Paris geführt. Bey dem Verhör legte man ihr einen Brief „Desilla" unterzeichnet vor, welcher Bekanntschaft mit einem Königlichgesinntcn verrierh. „Ist die ferne Bekanntschaft Verrath?" fragte sie. — Nicht was aus dem Brief folge, sondern ob du ihn anerkennst, fragen wir. — „Wohl kenne ich den Brief", sprach sie entschlossen; doch eh' ihr verurkheilt, gebt mir einen Verthcidigcr. Man gab ihr den edeln Chauvean. — Als er sie den folgenden Tag im Kerker besuchte, fragte sie ihn, ob der Brief etwas Verdächtiges enthielte. Nichts erwiederte er. Aber in den Revolutions- Zeiten — „Ich verstehe. Mein Entschluß ist gefaßt. Vcrtheidigen sie mich, und Sie werden es vielleicht desto kräftiger thun, wenn sie überzeugt werden, daß das, was die Tyrannen Schul- nennen, nicht auf mir haftet. Aber schwören Sie mir, von den Umständen, die ich Ihnen eröfnen will, keinen Gebrauch machen zu wollen". „Ich begreife sie nicht; aber ich schwöre es". Wissen sie denn, nicht ich, meine Schwester schrieb den Brief, der uns den Tod drohet. Kein billiges Tribunal kann uns verurtheilcn; aber geschieht cs, so will ich für meine Schwester sterben. Ich bin so glücklich, ledig zu ftyn; aber ihre vier unerzogene Kinder bedürfen noch sehr ihrer Mutterp siege, besonders in unsern unglücklichen Zeiten". Chauvean stand bewundernd da. Er sah die seltne Entschlossenheit der Heldin und wagte es nicht, sic zur Aendcrung ihres Entschlusses zu bewegen, noch vor dem Bluttribu- nale seinen Schwur zu brechen. Das hohe Gefühl der Unschuld erhöhte seine Be redsamkeit, aber Iphigenia ward verurkheilt. Sie starb mit der Entschlossenheit, mit der sie sich dem Tode geweiht hatte. Ein schönes Exempel zu dem Sprüchwort: Fleiß belohnt sich selber! giebt ein Landmann, Namens Kurt aus Landersleben in Thüringen. Dieser thätige Mann hat auf 5^ Morgen bergigren Landes, da« die Kosten der Beackerung nicht abwarf, seit i6 Iahren rogo Stück Obstbäume angepflanzt, welche jetzo den größten Ge winn ihm einbringen. Sein Nachbar hatte ebenfalls 24 Morgen solches Land,