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-7 Schon vor dem Zeitpunkte, bei welchem wir jetzt stehen, waren Friebensunter- Handlungen gepflogen worden. Der deutsche Kaiser hakte — wie er in einerKunb- , machung vom i6. Noocmbcr sagt — durch die friedlich lautenden Acußerungcn des franz. Kaisers bewogen, einen Abgeordneten, den Grafen von Guilay, in das franz. Hauptquartier geschickt, um in seinem und seiner Ailiirten Nahmen die nä hern Eröffnungen zu vernehmen, welche dec Kaiser Napoleon machen würde, allein seine Hoffnungen wurden, wie cs dort heißt, nicht erfüllt, ind m man bloß als Grundlage eines, auf wenige Wochen beschrankten, Waffenstillstandes von franzö sischer Seite verlangt hatte, daß die verbündeten Truppen in ihr Vaterland zurück kehren, das Ungarische Aufgebot entlassen, und der franz. Armee Venedig und Tyrol vorläufig eingeräumr werden sollte. In solche Bedingungen — fahrt jene Kundmachung fort — die der Herzstoß der Monarchie und ein Riß in die Ver hältnisse mir allen befreundeten Staaten gewesen seyn würden, hätte der Kaiser nicht . einwilligcn können; denn er könne und werde sich nie in einen Stand der Wehrlo sigkeit zuruckwcrfen lassen, der ihn und sein Volk der gebieterischen Willkühr eines mächtigen Feindes überliefere, und unter solchen Umständen bleibe ihm nichts übrig, als sich mit den großen und noch »»geschwächten Hülfsmitteln, die er in den Herzen, in der Treue und dem Wohlstände seiner Völker finde, an die noch ungeschwächke Macht seiner Verbündeten und reunde anzmchließen. Die Waffen allein konnten also den großen Streit schlichten. Schon seit meh reren Tagen standen die beiderseitigen zahlreichen Armeen in Mähren einander ge genüber. Die russisch östreichische, gegen 90,020*) Mann stark, unter den Generalen Kutuso ff und Graf Buxhövden, stand in engerKantonirung Z Meilen von Ol in ü tz, wo am 18 NsvembcrKaiser Alexander, von seinem Bundsgcnossensnik herzlicher Freude bewillkommet, und selbst vom Kaiser Napoleon in einein verbindlichen Schreiben begrüßt, cingekroffen war. Hier stießen auch die verschiedenen russischen Kolonnen zusammen, deren Vereinigung man lange entgegen gesehn hatte, und die Ankunft der großen russischen Armee, die durch Schlesien herbei zog, war nahe. Am 2. Decembcr, dem Jahrestage der Krönung des franz. Kaisers, erfolgte die merkwürdige Schlacht, welche dem Kriege ein Ende machte. Die Berichte der Kriegführenden Mächte über dieses große Ereigniß sind, wie es so sehr oft der Fall ist, nicht nur in Ansehung der Angaben von der Stärke der beiderseitigen Armeen, und von dem Verluste der kämpfenden Parteien, sondern auch in Hinsicht auf andre bedeutende und unbedeutende Umstände, ganz widersprechend. Wer sich bloß an ei nen Bericht halten wollte, würbe seine Unparteilichkeit in Zweifel bringen, und ge wiß nicht die Wahrheit erhalten. Es bleibt daher für den Erzähler kein Ausweg ') In spätem russischen Berichten, die aber unter sich nicht ganz übereiustimmen, wird die, russisch? Armee nur zu 5v,oc», dl« östreichische zu 25,!X» — meist aus neu avs^ebebem'n Rekruten besuchend — ange geben, ja sogar die ganze vercin'gte Armee nur auf Ü2,rxx> Manu anaeschlagen; was aber der frühem, von östreichischer Teile herrührenven, Angabe von der Stärke der ruff. Armee entgegen A