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che dir Schöpfung durchzittert, daß du ihre -pulse vernehmest, und sie in deinem Herzen zählest, ihre Schlage, damit enthüllt werde des Lebens großes Rathsel, welches in der niedern Schöpfung so klar und so verworren, so ver- worren und so klar vor deinen Augen liegt. Diese Kraft ist der Odem Gottes, gefes selt an jede irdische -Materie, und je geringer und unwürdiger die Materie, uni so geringer der Stand des Lebens. Jedes Ding lebt ein anderes Leben, als das der übrigen Dinge. Aber die Kraft, welche lebe, und das Leben, welches kräftig ist, können wir nicht weiter darstellen; es ist unsichtbar und wohnt in ei- nem unzugänglichen Heiligthume. Wir sollen es bewahren, das Leben, in irdischen Gefäßen. Wie das Gefäß beschaffen, so gestaltet sich die Kraft. Ist der Leib ein schlechtes Ge fäß, so wird die Kraft bald verfliegen. Se het da, ihr Menschen, warum es Noth thut, das Oel zu sparen, daß die Lampen am Abend noch leuchten und in der dunkeln Mitternacht stunde noch Licht geben? Wo sind die Weisen und Klugen, die den köstlichen Schatz aufbe wahren, um sich seiner zu freuen, wenn des Hauptes Haare silbern am Scheitel wehen, bie Augen dunkel sind und die Hande zittern wollen? Damit die Lebenskraft nicht zu früh wei che und die festen Theile nicht zu früh erstar ren, ist nörhig, den Körper mit Flüssigkeiten zu versehen, weil das Alter an Säften keinen Ueberfluß hat. DaS Wasser gehört zu den Freundinnen des Lebens und auch des Alters: da aber das Alter ein Hinneigen zur Kindheit ist, so ist Milch dem Alter zuträglich, wie dem Kinde, und zuträglicher als Wasser: denn sie nährt, erweicht, lindert, besänftiget, verzö gert die Erstarrung und erhalt lange die Flam- me des Lebens. Alle Speisen und Getränke, die keine Schärfe führen, sind die Nahrung des Alters. Wie vor dem 50. Jahre mehr Früchte dienlich sind zu Gemüsen, so nach dem 50. mehr Fleisch und unter diesem die qesundern Sorten. Ganz vorzüglich ist der alte unverfälschte Wein, sparsam und als Arznei genossen, der sinkenden Lebenskraft Hülfe zu leisten. Es ist das ein zige Product in der Natur, welches mit Weis heit zur Verjüngung des Menschen angewandt werden kann. In der Kraftaufzehrung muß man selbst einige künstliche Pause machen, um rin hohes Alter zu erreichen. Solche Pausen sind daS Fasten. Nicht etwa um dem Körper den Er- satz zu entziehen, sondern zu verhüten, daß sich der Vorrath nicht zu sehr Häufe, und daß das Gemärh munterer, der Appetit starker und die Lebenskraft lhatiger werde. Das Fasten der römischen Kirche wurde in weiser Absicht geboten; aber, wegen der Fische und Eier, ist es kein medizinisches, obschon dem Alter sehr zusagendes. Die Kraftspeisen sind überhaupt stark nährende Dinge, womit man dem Alter glaubt wohl zu thun, welches doch nicht der Fall ist. Sie beschleunigen vielmehr die Anstrengungen der Lebenskraft und in dem Grade, worin diese Beschleunigung vor sich geht, läuft die Uhr des Lebens selbst ab. Chocolade, Eier, Kraftsup pen, Leckerbissen — sind nur Mittel, dem Alter Gewalt anzuthun; alles, was dasselbe erhalten soll, muß sanft, milde und gelinde seyn, und mit Mäßigkeit genossen werden. Was kann dem Alter mehr nützen, als der Lebe nsmagn etismus? wird man sa gen, und ich könnte hinzusetzen, daß der edle Fürst von Dalberg durch den Selbstmagne- lismus über 80 Jahre alt wurde,' und nie ei- neu Arzt gebrauchte. Aber, um so zu leben und so alt zu werden, wie dieser Weise, muß man so weise, so mäßig und so tugend haft seyn, wie er. Auch die Kunst, sich selbst zu maynetisiren, wie er, möchte Von den We nigsten zu erlernen seyn. Wer sich im Aller magnetisiren lassen wollte, nm älter und starker zu werden, der müßte von einer jungen, kräftigen, wohlwollenden und lheilnehmendenPcrson verschiedenen Geschlechts magnetisirt werden, und dann wäre dennoch zu fürchten, daß — nichts gewonnen würde, wenn auch eine solche Person zu finden wäre, welches aber sehr schwer ist. Wir haben der Milch erwähnt, welche in sich den Lebensma« gnetismus tragt, als thierisches Product,wenn solche frisch gemolken und genossen wird. Eben so wohlthätig wirkt die Milch alS