Volltext Seite (XML)
erblickt, der irrt sich. Von der Zunahme des Bauches muß man sich nichts gutes verspre chen, am allerwenigsten ein langes Leben. Das Fett ist eine von den unerkannten Strafen des Himmels, worüber man sich eben so thöricht freuet, als über unerkannte Wohlrhaten betrü bet. Eine harte Haut ist bei den Frauenzim mern eben keine Schönheit; gehört übrigens zu den achten Alkerszeichen. Die hängenden Wangen bedeuten nichts, als etwa steife Amts gesichter. Die wahrsten Alterszeichen liegen im Selbstgefühl. Es ist gut, wenn man sich nach einer starken Mahlzeit wohl befindet, — gut, wenn nicht ein Theil des Körpers gegen den andern trag und schwer ist, — gut, wenn alle feste Theile derb, stark, wohlgebildet und gut proportionirt find, — gut, wenn kein Theil eine widernatürliche Empfindung hat, — gut, wenn nian mit keinen Leidenschaften zu käm pfen, — wenn man eine muntere, weißrothe Farbe und eine gleichmässige Warme des gan zen Körpers h^. Der Wunsch alt zu werden, ist sehr na türlich, wenn auch der Lebensweg trübsalsvoll und beschwerlich ist. Weiter kann aber auch der Wunsch nicht getrieben werden, weil der gegenwärtige Leib nach Bau, Kräften, Anla- gen — der Zerstörung unterworfen ist. Die Knochen werden endlich spröde — die Knor pel hart — die Haut runzlich — die Wangen bleich — die Warme schwindet — Gesicht, Gehör, Geruch. Geschmack nehmen ab, — die Geisteskräfte sinken — der Mensch kehrt zum kindlichen, endlich zum kindischen Wesen zurück, und — stützt vor Alter. - Je schneller der Körper aufgerieben wird, deich schneller bricht das Alter mit seinen Wirkungen, hinein, und je länger diese Wir kungen zurüchg,halten werden, desto langer ist die Lebensdauer. Es muß also wirklich Mit. tel geben, das L-ben zu verlängern, da augen scheinlich der Mittel so viele in Gebrauch sind, dasselbe zu verkürzen. An der Möglichkeit der Lebensverlangerung zweifeln, heißt, an dem Tode der Natur zweifeln, welcher allein das Alter ist. Die untrüglichen Mittel, das Leben zu verlängern oder alt zu werden, liegen nicht alle in der Gewalt des Menschen selbst. Denn wie kann er nun einmal ändern, daß er von gefunden oder kränklichen Eltern geboren, von gesunden oder ungesunden Säften durchgossen, daß er gute oder schlecht« Anlagen und Kräfte bekommen, daß er weise oder unvernünftige Behandlungen, daß er hier Sklave des Vor- urtheils geworden, und dort edel, einsichtsvoll und weise entwickelt ist? Der Ursprung des Geschlechts, die erste Behandlung deS Menschen in der Kindheit, die Uebungen der geistigen und körperlichen Kräfte, — fallen in einen Zeitpunkt, wo der Mensch für sich selbst noch nichts thun konnte, und dennoch entscheidet diese wichtige Periode über ein ganzes Leben? Man nehme hinzu: unreine Luft, unverdauliche und ungesunde NahrungS- mittel, Wärme, Kalte, Bewegung, Ruhe, Klei dung, Federbetten, Unthätigkeit — und man sieht schon die Menschen vor dem siebenten Jahre verdorben. Ein reines Bild wahrer Gesundheit ist zugleich das Bild des glücklichen Alters. Die Lebenselemente: Licht, Luft, Sonne — wirken wunderbar auf die Erhaltung des allgemeinen und des besondern Lebens; ohne diese ist keine Gesundheit, kein hohes Alter möglich. Sie sind es, welche die Kraft des Lebens schüz- zen, erhalten und mehren; wie sie unsichtbar, so nähren sie auch das Unsichtbare, die Le benskraft. In der Lebenskraft ruht die unsicht- bare Erhaltung der Dingo. Sie ist das un sichtbare wirkende Wesen, einem jeden Theil der Schöpfung mwohncnd, oft still schlum- mcrnd, wie im Samenkorn und im Ei; oft le bendig und thatig vor unfern Augen hintre- tend und wirkend, wie im Leben der Pflanzen und Thicre. Was diese Kraft sey? Das werden die Weisen nie aussprechen können, so wenig es noch einem gelang, das Leben zu be ¬ schreiben. ' Siehe, die Lebenskraft ist welche über und unter dir die Welten wälzt und regiert — welche im Lichte sich auftbut, ^Mkk zu zeigen und die in der Warme den Auf ihres Wirkens ankündigt; die Lebenskraft ist es, wel«