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schützen und die Ruhe zu erhalten hofften. Auch diese Bitte ward nicht nach Wunsch gewährt. Am Morgen des 7. Septbr. wurden Kanonen und Munitionswagen auf dem , Schloßhofe aufgefahren und der Eingang verschlossen. ' Den Bewohnern der Häu ser, welche dem Schlosse gegenüber liegen, wurde der Rath ertheilt, sich selbst und ihre Habe zu retten. Das Schloß selbst war in solchen Zustand versetzt, daß durch, aus ein Verkehr von Innen mit der Bür gerschaft nicht mehr statt fand. Als nun die Verbindung zwischen dem Schlosse und der Stadt gänzlich aufgehört hatte und Ersteres gleichsam feindlich den bürgerli chen Einwohnern entgegenstand, da er folgte auf den Abend desselben Tages die schreckliche Nacht, welche in der Braun schweiger Geschichte wichtige Ereignisse her- beiführte. Der Anfang geschähe dadurch, daß das grenzenlos erbitterte Volk in den Straßen einzelne Bürger-Patrouillen ent waffnete, darauf aber mit Macht gegen das aufgestellte Militair vordrang, welches in den Schloßgarten zurückwich und so nach nicht geneigt schien, Gewalt anzuwen- den und durch ihre Waffen HNenschenblut zu vergießen. Bald darauf ward das Schloß von der andrängenden Menge er- stürmt, theilweise geplündert und um 9 Uhr in Brand gesteckt. Fürchterlich griff das Feuer um sich, das Mittelgebäude und der rechte Flügel ward in Schutt und Asche verwandelt. Niemand rettete oder machte Anstalt der Flamme Einhalt zu thun, nur die Nebengebäude wurden mög lichst geschützt, das Schloß selbst zeigte den folgenden Morgen den Prospect, wie ihn beigehendes Bild darstellt. Der Her zog Karl war mit genauer Noch, nur von Wenigen begleitet, entflohen, und rettete sich über Minden nach England. Durch solche Entfernung legte sich der schreckliche Volkssturm. Die Behörden versammel ten sich. In Uebereinstimmung der Mi- litairbehörde und der Vürgergarden ward die Ordnung wiederhergestellt und erhalten. Der Herzog Wilhelm von Braun- schweig-Oels (ein Bruder des entflohenen Herzogs Karl) — an welchen zeitig eine Deputation mit einer Addresse abgegangen war, ihn zu ersuchen, einstweilen durch seine Gegenwart die Ordnung zu sichern, traf schon den 10. September in Braun schweig ein. Militair und Bürgergarde, an 6000 Mann stark, befand sich unter den Waffen. Se. Durchlaucht wurden mit dem lautesten Jubel empfangen und Abends die ganze Stadt glänzend erleuchtet. Die vereinigte Landschaft hat Se. Durch laucht eine Addresse überreicht, welche eine ergreifende Schilderung des unter der Re gierung des Herzogs Karl geschehenen Un, rechts und des daraus für das Land her vorgegangenen Unglücks enthält und mit dem Anträge schließt, daß bei der Unmög lichkeit, daß der Herzog Karl die Regie rung des Landes fortsetze, der Herzog Wil helm dieselbe übernehmen möge. Diese Bitte wurde erfüllt und seitdem ist ein neues Leben in die» Staatsverwaltung ge, kommen, und somit auch neue Hoffnung bei den Bürgern erwacht. Den Beschwer den des Landes wird allmählich abgehol fen. Beamte, welche vorher ihre Stellen nie derlegten, traten wieder ein. Unterstützungen an Wittwen und Waisen werden wieder gereicht. Kurz, dem braunschweiger Lande blüht unter der Regierung des edeldenken den Herzogs Wilhelm ein neues Glück. Der Unterthan erkennt dies; allenthalben